Gerade in letzter Zeit findet man in jeder Zeitschrift, die auch nur im entferntesten mit dem Thema ATARI zu tun hat, Artikel in Hülle und Fülle über den neuen TT. Wir wollen uns hierbei nicht ausschließen, aber auffällig ist, daß immer wieder besonders das neue Desktop herausgestellt wird. Man könnte meinen, es gäbe für den ST keine andere Alternative, als das normale Desktop zu verwenden...
Daß dem nicht so ist, beweisen schon seit mindestens drei Jahren Programme, die das (oder den) Desktop ersetzen sollen und dabei vieles mehr bieten. Was ist also die Wunschliste eines solchen neuen Desktops? Es soll möglichst keinen Speicherplatz verbrauchen (ich habe da so meine Probleme mit meinem kleinen 1 MB-Rechner, wenn allein ein neues Desktop von meinem ach so knappen 1024 kbytes auch noch 200 kbytes klauen würde), natürlich alles an Komfort bieten, was man sich so vorstellt, und dabei noch leicht zu handhaben sein. Ich möchte Ihnen in diesem Artikel die neueste Version des wohl ältesten Vertreters seiner Klasse vorstellen: Neodesk3.
Ein Leid eines Programmierers, der gerade die neueste Version seines Programmes erstellt hat, ist, daß er mitgeteilt bekommt, was er doch an neuen Features noch hätte einbauen sollen. Um dies dem Programmierer der neuesten Neodesk3-Version zu ersparen und auch, um das Programm so zu verbessern, daß möglichst alle Anwender zufrieden sind, wurden alle Neodesk-Anwender aufgefordert, Anregungen für das nächste Update zu geben. Das Ergebnis ist eine stark erweiterte Neodesk-Version, die fast nichts zu wünschen übrig läßt. Das Wörtchen 'fast' war ja eigentlich zu erwarten, denn mich hatte man leider nicht gefragt....
Das Grundkonzept von Neodesk ist natürlich, wie kann es anders sein, an das Original-GEM-Desktop angelehnt. Bedenkt man. daß wir nun ein Programm vor uns liegen haben, welches uns den Umgang mit unserem geliebten ST im wesentlichen erleichtern soll, so erwartet man eine leichte Handhabung in allen Bereichen. So ähnlich muß Computerware wohl auch gedacht haben, denn die Installation des Neodesk3 verläuft denkbar einfach: Diskette rein, ein paar Fragen beantworten, Computer neu booten, und schon kann es losgehen (Bild 1). An sich sieht ja alles sehr ähnlich aus, aber irgendwie steckt die Schönheit im Detail.
Wie unterscheidet sich denn nun Neodesk vom Desktop? Vom Prinzip her relativ wenig, nur sind sehr viele Dinge gegenüber dem Desktop extrem überarbeitet, erweitert und verbessert worden. Deshalb ist die beste Methode, die Vorzüge von Neodesk durch einen Vergleich mit dem Original-GEM-Desktop hervorzuheben. Zunächst fallen uns in Bild 1 die Fenster auf.
Es soll Leute geben, die nicht mehr ohne Maus und Icon schlafen gehen wollen. Ich gebe zu. daß auch ich sehr gerne mit Maus und Icon arbeite, aber alles zu seiner Zeit. So finde ich (Achtung, persönliche Meinung!) die Textdarstellung des Directorys (Disketteninhaltsverzeichnisses) übersichtlicher, während Icons auf dem Desktop eine hervorragende Hilfe darstellen. Sei’s drum, Neodesk bietet für jeden etwas: Das Directory läßt sich als Icon oder als Text darstellen. Jetzt werden Sie sagen, das sei nichts Neues - ist es aber doch, denn Sie können diese Auswahl für jedes Fenster einzeln treffen! Gefreut habe ich mich, daß das Textanzeigen auch mehrspaltig funktioniert, aber: Wer bitteschön bei Gribnif Software (das ist das Software-Haus von Neodesk) kam auf die Idee, die Dateien zeilenweise zu sortieren (siehe Bild 1, rechtes Fenster)? - Ich kann bei dieser Sortierung nichts mehr finden. Wahrscheinlich hat man sich dabei doch zu sehr an das GEM-Desktop-Vorbild gehalten, denn das arbeitet bei Mehrspaltendarstellung genauso chaotisch, wobei es dort sogar der Fall ist, daß man mit dem horizontalen Scrollbalken herumhantieren muß. da ein Teil der Dateien außerhalb des Fensterbereichs liegen. Abhilfe schafft erst beim TT die Funktion ‘Einpassen', die versucht, alle Dateien im vorhandenen Fensterbereich unterzubringen. Neodesk hat dieses Einpassen automatisch mit eingebaut, so daß man, wenn man nach ein paar Stunden Arbeit mit Neodesk wieder in das ST-Desktop zurückkehrt, erst einmal verzweifelt nach den nicht angezeigten Symbolen sucht, bis der Blick auf den horizontalen Rollbalken fällt...Glücklicherweise kann man ja noch die Schriftgröße auf die halbe Größe einstellen (Bild 1, rechtes Fenster), so daß man meist auch mit einspaltiger Darstellung auskommt. Vielleicht hat Gribnif ein Einsehen und ändert in absehbarer Zeit den Sortiermodus bei mehrspaltiger Ausgabe.
Als sehr angenehm ist auch die Zeichengeschwindigkeit zu bezeichnen, da die gesamte Grafik nicht über GEM-Routinen geschieht (Kompatibilitäts-Angsthasen können beruhigt sein - das Programm läuft unter allen Auflösungen auf dem ST und auch auf dem TT!). Wenn auch Computerware der Meinung ist, daß die Geschwindigkeit gleich oder sogar über der Geschwindigkeit des TT liegt, so finde ich dies etwas übertrieben (der 68030-Software-Beschleuniger muß wohl doch noch erfunden werden), aber ein Warten auf das Neuzeichnen der Fenster oder des Desktops artet in keinster Weise in eine Kaffeepause aus - die Ausgabegeschwindigkeit ist angenehm gut. Wo wir gerade bei der Darstellung sind, möchte ich auch kurz die nette Kleinigkeit erwähnen, daß man sich den (Neo)Desktop-Hintergrund selbst gestalten kann. Entweder man legt sich beispielsweise das Bild seiner Freundin (oder des Freundes) immer sichtbar auf den Hintergrund oder verwendet diese Möglichkeit, um eine klarere Darstellung der Aufteilung zu erhalten (beispielsweise wie in Bild 1, in dem verschiedene Farbrasterungen verwendet wurden).
Betrachtet man ein Neodesk-Fenster (insbesondere den Rahmen), erkennt man ein paar Neuheiten, die man bei einem normalen GEM-Fenster nicht finden wird. Zunächst fällt in der linken oberen Ecke das 'x2' auf. Damit ist es möglich, ein Fenster zu verdoppeln, das heißt, das gleiche Fenster nocheinmal zu erzeugen - eine praktische Sache, möchte man innerhalb einer Partition in verschiedenen Verzeichnissen kopieren. Mit den Pfeilen neben der Info-Zeile kann der obere Text gescrollt werden, falls die Darstellungsbreite des Fensters nicht ausreicht. Links unten findet man ein kleines Icon-Symbol, mit dem man die Textdarstellung in Icon-Darstellung umschalten kann und umgekehrt. Mit dem Feld rechts nebendran lassen sich alle Dateien und Unterverzeichnisse des dargestellten aktuellen Verzeichnisses anwählen. Beim Thema Anwählen von Dateien ist positiv zu erwähnen, daß auch beim Scrollen des Fensterausschnittes die Dateien selektiert bleiben eine Sache, die beim GEM-Desktop ab und zu sehr nerven kann. Fällt Ihnen auf, daß das Fenster durch einen schmalen Balken getrennt ist? Eine tolle Sache ist, daß man ein Fenster in zwei Teilfenster teilen kann, deren Teile beide die gleiche Verzeichnisebene darstellen, die man aber unabhängig voneinander scrollen kann. Dadurch kann man sich beispielsweise ein sehr langes Verzeichnis anschauen, ohne dabei die Unterverzeichnisse aus den Augen verlieren zu müssen; oder es ist ohne ein zweites Fenster möglich, eine Datei, die sehr weit unten steht, in ein Unterverzeichnis zu kopieren, das ganz oben steht. Der Trennbalken kann (fast) beliebig verschoben werden, so daß beliebige Teilungen des Fensters möglich sind. Eine der besten Neuerungen entdecken wir aber im Pfad, der oben im Fenster zu finden ist. Stellen Sie sich vor, sie befinden sich in dem Verzeichnis ‘C:\Programm\Textver\Wordplus\Texte..' und wollen nun in das erste Unterverzeichnis von C, also ‘C:\Programm'. Beim normalen Desktop gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder Sie öffnen ein anderes Fenster und danach das Unterverzeichnis, oder Sie schließen dieses dreimal (interessanterweise benutzt man meist letztere Methode). Nicht so bei Neodesk: Ein Doppelklick mit der Maus auf das Wort Programm, und schon befinden Sie sich im ‘C:\Programm'-Verzeichnis - ein Feature, das ich nicht mehr missen möchte. Schön wäre es nur, wenn man auch noch das Laufwerk hätte ändern können...
Recht praktisch ist, daß Fenster, die sich im Hintergrund befinden, jederzeit durch gleichzeitiges Drücken der rechten Maustaste bedient werden können, ohne sie in den Vordergrund bringen zu müssen. So ganz nebenbei sollte auch noch erwähnt werden, daß normale Dialogboxen bei Neodesk auch nicht so ganz normal sind. Da die meisten Dialogboxen eigentlich immer gerade da aufgehen (in der Mitte), wo sie am meisten stören, kann man sie bei Neodesk einfach dort hinschieben, wo man sie haben möchte.
Während das Verschieben von Dateien beim GEM-Desktop erst ab TOS 1.4 funktioniert, kann man dies unter Neodesk auch unter älteren TOS-Versionen. Da beim Verschieben und Kopieren bei Namenskonflikten nicht nur der Zielname, sondern auch der Ursprungsname umbenannt werden kann und das Ganze natürlich auch mit Verzeichnissen funktioniert, ist es möglich, einen Ordner durch Verschieben umzubenennen (dies ist eine Methode, die auch wirklich von allen TOS-Versionen unterstützt wird - es lebe die Kompatibilität). Als äußerst angenehm empfand ich auch die Tatsache, daß beim Kopieren von mehreren Dateien zunächst einmal soviel Dateien eingelesen werden können, wie in den Speicher passen, und dann erst geschrieben werden - ein Abbrechen ist jederzeit durch UNDO oder CNTRL-C möglich. Neodesk achtet auch darauf, daß keine Dateien auf sich selbst kopiert werden, und vermeidet rekursive Kopiervorgänge.
Wo wir doch gerade beim Kopieren von Dateien sind: Manchmal möchte man über den (gewollten) Umweg einer RAM-Disk eben mal schnell ein paar Dateien kopieren oder in dieser RAM-Disk Dateien für eine kleine Weile aufheben. Eine solche dynamische (oder etwas verständlicher flexible) RAM-Disk finden wir auf dem Neo-Desktop in Form des Klemmbrettes. Dieses Klemmbrett wird aus Speicherplatzersparnisgründen (nicht ohne vorher eine Warnung abgegeben zu haben) gelöscht, wenn man ein Programm startet oder Neodesk verläßt.
Wer sich allerdings zwischendrin einmal ein paar Notizen machen möchte, braucht mit Neodesk keinen Block mehr. Ein Doppelklick auf eine freie Stelle des Desktops - und schon kann man darauf schreiben. Es lassen sich bis zu 1024 Zeichen auf der Schreibtischunterlage unterbringen. Möchte man noch mehr Text, sollte man sich sowieso überlegen, ob es nicht besser ist, eine Textdatei anzulegen... Die Notizen können abgespeichert werden. Leider wird aber beim Verlassen von Neodesk (beim Starten eines Programmes bleiben die Notizen erhalten!) nicht explizit nachgefragt, ob die Notizen abgespeichert werden sollen, aber auch dafür gibt es einen Ausweg (siehe weiter unten bei den Makros).
In vielen Berichten über das neue TT-Desktop wurde die Suchfunktion von Dateien als fantastische Neuerung hervorgehoben. Sicherlich ist dies eine der besten der hinzugekommenen Funktionen. Wenn auch viele Anwender, die ich kenne, der Meinung sind, daß sie immer wissen, wo sich alle ihre Dateien auf der Festplatte finden, so zähle ich mich persönlich zu der kleinen Minderheit, die oftmals nicht weiß (ich weiß, nur das Genie beherrscht das Chaos...), wo gerade die gesuchte Datei steckt. Neodesk3 verfügt auch über eine Suchfunktion, mit der man mehrere Laufwerke oder das aktuelle Fenster durchsuchen kann. Bei einem Treffer kann man weitersuchen, abbrechen oder sich die Datei zeigen lassen. Dazu öffnet Neodesk ein Fenster, rollt es in die richtige Position und selektiert die Datei.
Wenn man dann seine Datei gefunden hat, handelt es sich oft um einen Text oder um ein Bild. Sicherlich ließe sich auf die Namenserweiterung *.txt ein Text-Editor anmelden, der durch Anklicken der Datei automatisch aufgerufen würde, aber Neodesk hat das Anschauen eingebaut, nur mit dem Unterschied zum GEM-Desktop, daß hier auch mal zurückgeblättert werden kann. Das Ausdrucken der Texte ist kein Problem; man braucht nur den Text auf das Druckersymbol zu schieben. Selbst das Ausdrucken von Inhaltsverzeichnissen der Laufwerke ist möglich, wobei man gefragt wird, ob darin enthaltene Ordner auch ausgedruckt werden sollen. Das Anzeigen durch Doppelklick auf die Datei funktioniert sogar mit Bildern unterschiedlicher Formate.
Eine weitere Neuerung in Neodesk3 ist der Sortiermodus von Dateien. In diesem Modus werden die Dateien im aktiven Verzeichnis in der Reihenfolge angezeigt, in der sie physikalisch auf der Platte stehen. Durch Verschieben der Datei läßt sich dann die Reihenfolge ändern. Dies ist besonders für verschiedene Programme im Auto-Ordner wichtig, die dort entweder ganz vorne oder hinten stehen müssen. Natürlich kann man die Dateien auch physikalisch sortieren lassen und unsortiert ausgeben, was erwartungsgemäß schneller geht. Aber ich glaube, daß wir aus diesem MS-DOS-Alter heraus sind, oder?
Eine der Forderungen war die leichte Handhabung. Eigentlich sprechen ja schon die grafische Benutzeroberfläche wie auch die Maus für eine leichte Bedienbarkeit. Man kann beispielsweise vier Textdateien über das Lasso anwählen und dann auf einen Text-Editor ziehen. Neodesk startet daraufhin den Text-Editor und übergibt ihm alle vier Namen. Dennoch können Maus und Drop-Down-Menüs auf Dauer etwas hinderlich sein, wenn es um Schnelligkeit geht. Deshalb können fast alle Funktionen direkt über die Tastatur ausgeführt werden. In Bild 2 finden Sie die Drop-Down-Menüs abgebildet und werden feststellen, daß praktisch jede Funktion über die Tastatur erreichbar ist (Die meisten Tastenzuordnungen/Abkürzungen machen sogar einen Sinn, wenn man sich den Menüpunkt ins Englische zurückübersetzt). Beispielsweise das Öffnen des Laufwerks C können Sie durch das zweimalige Drücken der Taste 'C’ (Tastatur-Doppelklick) erreichen. Wem diese Shortcuts, wie man Tastaturaufrufe von Funktionen nennt, nun immer noch nicht reichen, der kann sich Makros erstellen. Damit ist es möglich, häufig benutzte Abläufe auf eine bestimmte Taste zu legen. Sie können so zum Beispiel den Start eines bestimmten Programmes auf eine Funktionstaste oder das Anklicken eines bestimmten Menüeintrags auf eine Taste legen und sodie Menüführung ändern. Ein interessanter Anwendungsfall ist folgender: Sie wollen beim Verlassen von Neodesk immer automatisch die Notizen abspeichern. Dazu legen Sie einfach die Funktion des Notizenabspeicherns auf die Taste Cntrl-Q, die auch dem Verlassen von Neodesk dient. Neodesk wird beim Drücken von Cntrl-Q ab sofort erst die Notizen abspeichern und dann sich selbst beenden gewußt wie!
Eine der besten Funktionen an einem guten Desktop ist, wie ich finde, das Starten eines Programms über ein Icon. Wer schon einmal mit dem Mac gearbeitet hat, weiß, was ich meine. Dazu zieht man das Programm aus dem Directory direkt auf das Desktop (und speichert am besten danach die Konfiguration ab). Das Desktop merkt sich nun den Namen und den Pfad des entsprechenden Programms. Ab sofort können Sie es durch einen Doppelklick auf dieses Icon starten. Das Ganze hat den Vorteil, daß Sie sich einfach die Programme (am besten ein wenig geordnet), die Sie am häufigsten benötigen, auf das Desktop legen und dann direkt, ohne sich durch irgendwelche Fenster arbeiten zu müssen, starten können (Neodesk setzt auch die internen Suchpfade richtig). Hat man sich mal an diese Möglichkeit gewöhnt. möchte man sicherlich nicht mehr darauf verzichten.
So richtig erstrahlen wird jedes Desktop aber erst, wenn zu einem Programm ein schönes und aussagekräftiges Icon gezeichnet wird. Allerdings ist dazu ein Icon-Editor nötig. Schon in früheren Versionen von Neodesk gab es ein solches Programm. Von nun an ist dieser Editor in einer etwas verbesserten Version mit integriert. Ich bin zwar nach wie vor nicht von diesem Icon-Editor begeistert, da ich der Meinung bin, daß das Zeichnen von Icons viel Spaß machen und möglichst gut unterstützt werden sollte, aber seinen Zweck erfüllt er allemal. Da er Ressourcen einlesen kann, die Icons enthalten, kann man Icons auch in den Editor importieren: und wer etwas öfter kreativ sein möchte, kann ja auf den Icon-Editor der ST-Computer zurückgreifen. der als Sonderdisk erhältlich und inzwischen sehr verbreitet ist.
Man könnte zu den Features sicherlich noch eine Menge mehr sagen, doch das würde wahrscheinlich zu weit führen. Dennoch soll nicht unerwähnt bleiben, daß zum Lieferumfang von Neodesk3 drei Accessories gehören. Zum ersten ist dies ein umfangreiches Kontrollfeld, zum zweiten eine Drucker-Warteschlange, mit der bis zu 10 Dateien im Hintergrund aus-gedruckt werden können, und zum dritten der rettende Papierkorb. Das besondere an diesem Papierkorb ist, daß er wieder entleert werden kann, das heißt, man kann gelöschte Dateien wieder restaurieren. Dabei wird so vorgegangen, daß eine in den Papierkorb geworfene Datei zwar im Inhaltsverzeichnis als gelöscht markiert ist, aber die dazugehörigen Sektoren auf der Diskette nicht freigegeben werden, und so die Datei nur scheinbar gelöscht ist. Man kann sich dann später entschließen, die Datei endgültig zu löschen oder sie wiederherzustellen.
Das besondere an diesen Neodesk-Accessories ist, daß sie direkt mit Neodesk zusammenarbeiten und Daten austauschen. Diese Programmierschnittstelle wird in Zukunft auch veröffentlicht werden, so daß voraussichtlich in Kürze ein Neodesk-Entwicklerpaket zum Preis von 49,- DM erhältlich sein wird. Weitere Neodesk-Accessories, die aber nicht im Umfang enthalten sind, sind CLImax und STeno. CLImax ist ein Befehls-Interpreter, mit dem es möglich ist. Befehle wie ‘copy . a:’ etc. und darüber hinaus aufwendige Batch-Programme mit Schleifenstrukturen zu erstellen und zu bearbeiten. STeno ist ein kleiner Editor. Installiert man ihn als Accessory, kann man Dateien auf das Symbol legen, die dann sofort geladen, im Fenster angezeigt und bearbeitet werden können.
...an Speicherplatz? Bei einem solchen Umfang von Funktionen ist es sicherlich nicht verwunderlich, daß dabei etwa 190 Kbytes des Hauptspeichers ‘angeknabbert’ werden. Ziemlich unangenehm für einen ST-Besitzer mit nur 1 MB RAM. wenn da nicht eine Besonderheit wäre: Neodesk bleibt resident im Speicher, ist aber in der Lage, große Teile des Programms als Speicherplatz bei Bedarf freizugeben. Besonders wichtig für ST-Besitzer mit wenig Speicher ist die Möglichkeit, Neodesk nachladbar zu machen. In diesem Fall gibt Neodesk von den 190k Speicher, die es benötigt, rund 160k wieder an das System zurück, sobald ein anderes Programm aktiviert wird. Diese Funktion läßt sich nicht nur global aktivieren, sondern auch speziell für ganz bestimmte Programme, die viel Speicher benötigen. Dieses Feature ist von großem Vorteil, wenn man auch sagen muß, daß es bei Besitzern ohne Harddisk (oder auch Eprom-Bank) sicherlich keinen Sinn machen wird, da Neodesk immer wieder nachgeladen werden muß - die Nachladezeit ist übrigens ohne Probleme ertragbar!
Ich glaube, daß ich mit diesem Artikel zeigen konnte, daß nicht die Einzelfunktion an sich, sondern die Gesamtheit aller Funktionen die angenehme Arbeitweise von Neodesk ausmachen. Wenn man sich mal an die Möglichkeiten eines solchen Desktops gewöhnt hat, möchte man diese nur ungern wieder missen. Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, daß das Handbuch eine wirklich gute Beschreibung des Programms liefert, und von DTP ist (mal im positiven Sinne) einiges zu spüren. Die Dinge, die ich nicht so gut fand (unübersichtliche Sortierung bei Spaltendarstellung. Icon-Editor...), fallen meines Erachtens nicht besonders stark ins Gewicht, und man kann ohne Probleme damit leben. Nur eine Sache hat Neodesk im Vergleich zum neuen Desktop auf dem TT nicht: Das Kontrollfeld des TT ist in der Lage, nachladbare Accessories zu verwalten, was sicherlich eine ganz tolle Sache ist. Interessanterweise läuft dieses Kontrollfeld aber auch auf jedem normalen ST...und damit auch unter Neodesk. Für mich ist jedenfalls das neue Desktop des TOS 3.0 sicherlich kein Grund mehr, mir einen TT zu kaufen, da die Ablösung des neuen TT-Desktops jetzt schon da ist.
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