Edison - Schlaglichter auf die neue Editorengeneration am ST

Noch immer geistert der befremdliche Spruch eines Rezensenten durch die Fachpresse, jeder Mann pflanze in seinem Leben einen Baum, zeuge ein Kind und programmiere einen Editor. Auch die integrierte Programmier- und Entwicklungsumgebung Edison weckt mit dem direkten Namensbezug zum Erfinder der elektrischen Helligkeit Assoziationen zu menschlichen Glanztaten. Die Ironie, die in dem vorangestellten Zitat noch merklich mitschwingt, würde jedoch vor Edison verblassen. In meinem Überblick über die Leistungsmerkmale und -stärken dieses Fullscreen-Editors soll der Leser sowohl mit den Qualitäten von Edison als Programmer's Environment als auch unter dem Aspekt des Einsatzes als Textverarbeitung und für die Texterfassung beim Desktop Publishing bekanntgemacht werden. Die weitreichende Anwendungspalette enthalt eine Vielzahl von Arbeitsschwerpunkten, die mit Edison in Angriff genommen werden können.

Ausgeliefert wird Edison auf einer Diskette, auf der sich die Programmdatei, mehrere Ladedateien für Jobs. Fonts und ein Resümee sowie ein Font- und ein Demo-Ordner befinden.

Man kopiert den Inhalt der Programmdiskette einfach in den vorbenannten Ordner einer Festplattenpartition, und auf geht die Arbeit. Wie die Pulldown- Menüs zeigen, ist Edison voll in GEM eingebunden. Dazu gibt es diverse Dialogboxen zur Einstellung von Parametern. Doch davon später mehr.

Die Zange ist das treffende Icon für dieses Menü. Konvertierungs-Probleme werden spezial behandelt.

Ein Blick auf die Menüleiste beweist, daß wir es hier mit einem GEM-Programm zu tun haben. Nach Aussage des Handbuchautors leistet die GEM-Benutzeroberfläche eine effiziente Dialogführung und verringert die Einarbeitungszeit. Auch ohne könnte der Edison-Benutzer weite Teile des Programmes verstehen oder kurzfristig mit der vielberufenen Trial-and-Error-Technik erarbeiten. Eine Resource-Datei, wie sie bei GEM-Programmen standardmäßig dazugehört, entfällt.

Die Edison.RSC hat man nämlich in das Programm integriert und dabei gutkalkuliert einen Geschwindigkeitsgewinn erzielt. Trotz der vieltalentierten Leistungsfähigkeit kommt Edison bytemäßig mit seinen rund 146K (plus den verschiedenen Ladedateien) im Zwergenwuchs dahermarschiert. Software-Bastler und Autoren ohne Massenspeicher können hiervon nur profitieren.

Beim Ladevorgang werden verschiedene Hilfsdateien aufgerufen. Mit der Datei Edison.FNT kann ein GEM-Zeichensatz eingeladen werden; Edison JNF beinhaltet alle Einstellungen aus den Dialogen und der Menüleiste; die LIN-Datei enthält Informationen zur Linealeinstellung einer Textdatei und trägt deren Namen mit dem Suffix .LIN. Schließlich gibt es eine wenig stabile Resümee-Datei (Fehler: Inkompatibilität mit dem Festplattenbeschleuniger COPYFIX.PRG von Hard&Soft), die den Inhalt einer Textdatei bei Stand des Verlassens archiviert und automatisch beim Programmstart wieder einlädt. Das Resümee ist beim Startvorgang per Shift-Taste zu unterdrücken. Selbstverständlich kann die automatische Sicherung der Hilfsdateien .INF, .LIN und .RSM per Dialogmenü unterdrückt werden. Es können bis zu sechs Dateifenster gleichzeitig geöffnet sein. Interessant ist der Menüpunkt Spezial ... des Dateiauswahlmenüs. Dieser Menüpunkt ist für besonders hartnäckige Datenimporte mit Spezialformaten zuständig. Edison prüft alle Formatangaben, die nicht nach dem ASCII-Standard ausgelegt sind, und lädt anschließend solche Dateien.

Wobei wir beim Wichtigsten von Edison angelangt wären: den Dialogen. Die Dialoge helfen dem Benutzer, sich schnell im Editor zurechtzufinden und mit Edison eine den privaten Zwecken entsprechende Arbeitsumgebung aufzubauen. Eine sehr nützliche Funktion im Menü Bearbeiten ermöglicht das Widerrufen. Die letzte Textmanipulation wird rückgängig gemacht, und es erscheint derText vor seiner Veränderung. In Kombination mit der UNDO-Funktion arbeitet das Widerrufen blockorientiert. Man bedient sich beider Funktionen per Schalter.

Das ausufernde Menüangebot mit Shortcuts

Neben den bei vielen Editoren üblichen und unverzichtbaren Blockoptionen wie Ausschneiden. Kopieren und Einsetzen bekommt man hier einige zusätzliche Features präsentiert, die Edisons Textverarbeitungsqualitäten demonstrieren. Meines Wissens hat allein SCRIPT ähnlich ausgetüftelte Blockfunktionen. Sehr praktisch ist das Verschieben von Textblöcken nach links und rechts, aber auch das Reformatieren des Textblockes linksbündig mit Flatterrand. Rechtsbündig ohne Fiatter-rand mit ausgezeichneter Silbentrennung würde als Wunsch aller Textverarbeiter nachdrücklich an Edisons Adresse gerichtet werden. Ohne diese Fähigkeiten bleibt Edison der flexible Editor, der es zu sein beansprucht, obwohl vieles in Richtung Textverarbeitung weist. Deshalb gibt es hier nur das Angebot <Reformatieren> statt < Formatieren >. Wie sagt man doch? Was noch nicht ist, kann ja noch werden. Und bei Edison in der Version I .Osind bei diesem Leistungsumfang noch Entwicklungsschritte drin. Es gibt zwareinen automatischen Zeilenumbruch, der allerdings nicht mit einer Trennungsdatei verknüpft ist. Der Zeilenumbruch richtet sich nach der Linealeinstellung des rechten Randes und bricht ausschließlich ganze Wörter um. Auf Wunsch läßt sich jeder Text automatisch einrücken. Bei der Texterfassung arbeitet man im Fiießtextmodus. Für manche Aufgaben, wie das Erfassen von Datensätzen, ist die Kennzeichnung der Leerräume zwischen den einzelnen Zeichen mit Tabulator- und Wagenrücklaufzeichen (CR/LF) aufgefüllt. Auf dem Bildschirm erscheinen die Tabulatoren als dicker Punkt. Das Lineal arbeitet mit den sogenannten 'echten' Tabulatoren, d.h. der Zwischenraum zwischen zwei Spalten wird als ein Zeichen ausgefüllt. Erwähnenswert ist auch, daß alle Zeichen des ASCII-Zeichensatzes als Tabulatoren Verwendung finden können.

Eine Speicherplatzanzeige informiert Sie. wann das RAM zum überlaufen kommt. Dann wird eine Garbage Collection fällig. Der Speicher wird vom Datenmüll gereinigt, und es erfolgt seine Reorganisation.

Das Menü Suchen enthält im Menüpunkt Block übernehmen eine sehr effektive Suchbedingung. Immer vor dem Hintergrund, daß Programmierer wie Textbearbeiter von Edison unterstützt werden, lassen sich ganze Textblöcke als Suchkriterien definieren. Hiermit kann man nach sich eventuell wiederholenden Sätzen im Text-File oder nach einzelnen Befehlsketten im Programmcode suchen. Daneben gibt es auch die heule üblichen Suchoptionen wie weiter suchen oder weiter ersetzen.

Das Suchen/ Ersetzen-Menü zeigt deutlich Textverarbeitungsmerkmale.

Mir ist allerdings unverständlich, warum das Suchen-/Ersetzen-Menü nicht mit Wildcards funktioniert, obwohl diese zur Dateisuche, z.B von der Shell, benutzt werden. Insbesondere beim Programmieren, wo nicht wortweise, sondern nach Zeichenketten mit teilweise unbekannten Elementen gesucht wird, würde eine zusätzliche Ausstattung des Suchmenüs mit Suchquantoren einen großen Vorteil bedeuten.

Der Menüpunkt Zeilenende säubern reinigt den Zeilenschluß von überhängenden Tabulatoren mit dem Effekt, daß einige Kilobytes der Speicherverwaltung gutgeschrieben werden. Praktisch für alle Textverarbeiter ist die Funktion der ESC-Taste. Sie organisiert das Zurückspringen auf die letzten zehn Positionen, an denen etwas eingegeben oder verändert worden ist. Viele, aber weniger interessante Funktionen, die Sie hier vermissen mögen, und die die Arbeit mit einem Text-Editor so wertvoll machen, kann Edison allemal.

Bei der Masse an Funktionen und Optionen, Parametereinstellungen und Bedienungsvorschriften muß man schon die übervolle Angebotspalette von Edison sichten und sortieren, um schließlich einen Eindruck von seiner Leistungsfähigkeit zu haben.

Lassen Sie uns eine weitere Etappe unseres Software-Überblicks absolvieren. Von den Menüs gelangen wir überleitend zu den Dialogen. Die dialogische Benutzerführung von Edison ist ein weiteres Plus. Man hat Dialogboxen konzipiert, die vom gewohnten GEM abweichen und ein wenig an Macintosh-Dialogboxen erinnern.

Wegen der manuellen Einstellbarkeit aller Menüunterpunkte würden das einfache Abhaken eines Befehls oder einfache Parameiereingaben nicht mehr ausreichen. Edison ermöglicht differenziertere Dialoge. Zur Visualisierung des jeweiligen Programmpunktes wurden menüintern sprechende Icons und erklärende Überschriften gewählt. Die Ampel mit der berühmten Drei-Phasen-Schaltung Rot, Gelb und Grün signalisiert dem Anwender beispielsweise, wann gestoppt, aufgepaßt oder losgelegt werden kann. Zur Regelung der Menüfunktionen werden Schalter und Radioknöpfe eingesetzt. Durch Schalter sind mehrere gleichrangige Menüpunkte zu aktivieren oder deaktivieren, wogegen mit Radioknöpfen nur eine von mehreren angebotenen Funktionen bereitgestellt werden kann. Und schließlich fallen bei einigen Menüs noch Text- und Parameiereingaben an, die durch eine typische GEM-Eingabemaske erstellt werden dürfen.

Wird ein Untermenü aktiviert, erscheint es an der aktuellen Mausposition auf dem Bildschirm. Besonders bei Großbildschirmen dürften damit die vielen langen, umständlichen und Zeit kostenden Mauswege der Vergangenheit angehören.

Sicherlich würde die Einzeldarstellung der vielen hilfreichen Dialogpunkte zu weit führen. Das komfortable Arbeiten mit Edison beginnt quasi von der ersten Sekunde an mit dem Einladen einer Textdatei. Nicht nur, daß man (wie schon besprochen) Texte mit exotischen Zeichenformaten bearbeiten kann, Edison erlaubt auch die Voreinstellung von Zeilenlänge, Absätzen und Textblöcken im eingeschleusten Text-File. Man bekommt hier die luxuriös zu nennende Gelegenheit, den Textimport vor dem Ladebeginn auszusteuern. Das kann bei der Zusammenfassung von mehreren Dateien zu einer Listen-Datei sehr von Vorteil sein. Auch bezüglich der Importierung von Datensätzen ist hierin eine nützliche Anwendungsfunktion zu sehen. Zeilenweise numerierte Datensätze können während des Ladevorgangs vorsortieren werden. Vorteil: Dem Benutzer bleibt die Desorganisation von nicht benötigten Datensätzen erspart. Zu allem Überfluß funktioniert die flexible Steuerung des Datenmaterials auch beim Sichern. Der Programmierer bekommt hier Gelegenheit, Programmbibliotheken oder Auszüge aus einem Quelltext beim Lade- und Speichervorgang projektmäßig in einzelne Textmodule zu gliedern.

Edison benutzt eine in seiner Funktionsvielfalt sehr mächtige Dateiauswahlbox. Sie enthält alle Optionen, wie Formatieren, Datei löschen und umbenennen, die man heute erwarten darf.

Wo soviel mit Texten gearbeitet wird und von Texten die Rede ist, darf eine leistungsstarke Drucker-Schnittstelle nicht fehlen. Der Druckertreiber ist standardmäßig für Epson-Nadler ausgelegt. Besitzt man einen Hochleistungs-Printer anderen Typs, fallen einige Manipulationen zur Anpassung des Druckertreibers an. Sofern Ihnen kein Drucker von exotischer Herkunft Fußangeln legt, reicht der mitgelieferte Epson-Druckertreiber weitlich aus, Ihrem Schnell-Picker formschöne Schrift auf weißem Hintergrund zu entlocken. Insbesondere im Hinblick auf den Einsatz eines Laserdruckers muß ein geeigneter Druckertreiber aufgebaut werden, wenn auch das Edison-Handbuch sich über diese Anwendung ausschweigt. Dennoch, der Druckertreiber ist hervorragend dokumentiert. Mit ein wenig Erfahrung bei der Manipulation der Druckercodes (Font-Größen, Zeichenmodi) werden hier Möglichkeiten zur Edierung des individuellen Druck-Layouts präsentiert.

Das Menü Druckformat zeigt deutlich Edisons Tendenz zur Textverarbeitung.

Zweckarchitektur: Edisons Fileselector. Unschön anzuschauen. Praktisch bei der Arbeit.

Es ist sehr aufwendig mit Funktionen bestückt, die eine produktive Textgestaltung überzeugend wirken lassen. Immer wieder schön ist es, Manuskripte mit blattweisen Überschriften zu versehen oder Kommentare an das Seitenende zu hängen. Edison bietet jeweils eine einzeilige Beschriftung der Kopf- und Fußzeile. Zeilenränder und Zeilenabstände lassen sich ebenso einstellen wie verschiedene Papierformate oder Schrifttypen. Es braucht auch kein Nachteil zu sein, daß die Druckerschnittstelle auf die Portierung von ASCII Zeichen ausgelegt ist. Man hat also die Wahl zwischen den drei hinlänglich bekannten Schriftarten Pica, Elite und Micro sowie die Umschaltoption zwischen NLQ- und Draft-Modus. Variable Zeichenabstände, also Proportionalschriften, bereiten Edison kleine Schwierigkeiten. Man hat deswegen den Radioknopf speziell zur Berechnung der Zeichenabstände eingerichtet.

Besser als so manche Dateiverwaltung leistet Edison die Sortierung von Textpassagen. Mit dieser Funktion lassen sich Exportdateien aus Datenbanken bearbeiten. Der Sortiervorgang organisiert sich nach folgendem Prinzip. In der Referenzzeile blockt man einen Prototypdatensatz, legt den datensatzspezifischen Zeilentrenner fest und definiert anschließend das Kriterium, nach welchem sortiert werden soll. Bis zu drei Kriterien werden bei der Sortierung unterstützt. Die UNDO-Funktion stellt den anfänglichen Zustand wieder her, wenn die Sortierung nicht den Erfordernissen entspricht. Das Sortieren der privaten CD-Sammlung stellt mit dieser Funktion, wie das Handbuch betont, kein Hindernis dar.

Es war soviel von Edisons Textverarbeitungsqualitäten die Rede. Nun, das ist die eine Seite des Editors. Die andere Seite, das Volk der Programmierer (wechselweise Staatsbürgerschaften sind erwünscht), wird mit einigen aufregenden Features unterstützt. Mit der Zahlenumwandlung besitzt Edison ein Dialogfeld, das einem das Be- und Umrechnen von Zahlencodes abnimmt. Praktisch jedes darzustellende Zeichen ist in die bekannten Zahlensysteme Octal, Binär, Hexadezimal umzuwandeln.

Bevor es an die Zahlenumwandlung geht, baut man bekanntlich den Quellcode unter Einhaltung der Syntaxkonventionen einer Programmiersprache auf.

Die Eingabe von Befehlen und Schleifen oder besonders häufig wiederkehrenden Ausdrücken kostet in der Regel Zeit, die man für andere Dinge gebrauchen könnte. Edisons Klammerblock erlaubt die Definition von bis zu zehn Klammerausdrücken in einer Programmierumgebung. Der jeweilige Klammerausdruck wird als Block behandelt. Einfache wie kompliziertere Klammerschachtelungen können leicht auf Klammerfehler getestet werden. Allerdings werden jeweils nur Klammerausdrücke auf einer Stufe, also 0 oder (), geprüft. Per Doppelklick auf das erste Element von Schleifen, Kommentaren, Strings etc. markiert man den Gesamtblock. Klappt diese Funktion nicht, muß irgendwo ein Klammerzeichen zur Kennzeichnung des Blockendes fehlen.

Text- und Listendruck mit Komfort

Edisons Etikette: Editor mit integrierter Entwicklungsumgebung, signalisiert, daß man sich für die Einbindung und Kontrolle von Programmierabläufen etwas Besonderes hat einfallen lassen. Mit der Belegung entsprechenden Job-Dateien lassen sich ganze Compiler- und Link-Vorgänge steuern. Federführend für die Definition und die Handlungen einzelner Job-Dateien zeigt sich das Shell-Menü. Bis zu vierzig Jobs können in einer Datei definiert sein. Beim Edison-Start wird automatisch der EdisonJOB installiert. Eine Befehlsliste hilft, den Programmjob entsprechend der gewählten Programmierumgebung aufzubauen. Jeder der maximal vierzig in einer Job-Datei definierten Einträge oder Befehle kann einzeln angesteuert werden. Compiler-Läufe können also präzise per Funktionstasten FI-FIO (und in Kombination mit Shift) für die ersten zwanzig Befehlsaufrufe kontrolliert werden. Die restlichen zwanzig werden jeweils per Mausklick im Menü gestartet. Als Beispiel zum Aufbau einer Job-Datei liefert man eine Job-Anpassung des TURBO-C-Compilers mit, die allerdings entsprechend der hauseigenen Hardware-Bedingungen umdefiniert werden muß.

Von Shortcuts, den tastaturgesteuerten Funktions- und Menüaufrufen, war schon die Rede. Wo sehr ausgiebig von Software-Ergonomie und Arbeitserleichterung die Rede ist, dürfen Makros nicht fehlen. Makros fassen ganze Befehlssequenzen in einem Ausdruck zusammen und sind durch eine festdefinierte Tasten kombination zu aktivieren. Edison verwendet einen Ereignisrekorder. Wie bei einem Tonband können mit dem Ereignisrekorder homogene Funktionsabläufe aufgenommen und später wieder abgespult werden. Ob es das Aktivieren einer Job-Datei ist oder die Vorauswahl be stimmter Blockfunktionen, die Festlegung von Klammerausdrücken oder wiederkehrenden Prozeduren der Zahlenumwandlung, wirklich alles kann als Makro erfaßt werden. Man braucht es Edison nur vorzuexerzieren, was Inhalt einer Makroaufnahme sein soll, und einen Tastaturcode festzulegen, unter dem das Makro anzuwählen ist. Mit den Buchstaben Klein-und-Groß-A-Z inklusive der Shift-Taste sind maximal zweiundfünfzig Makrodefinitionen erlaubt. Außer der Fileselectorbox und dem Menü Allgemeine Einstellungen ist quasi das ganze umfangreiche Befehls- und Funktionsangebot von Edison als Makrodefinition erlaubt. Selbstverständlich kann man mit der Makroverwaltung auch ein Sortiment von Textfloskeln zusammenstellen. Das rekursive Aufrufen der Makros, beispielsweise der Suchen /Ersetzen-Funktion oder Wiederholung von Sortiervorgängen, wird ebenfalls unterstützt. Nicht nur in der Handhabung der Makros über Tastaturkürzel, sondern auch bei der Definition der Makrobedingungen beweist Edison sein enormes Talent.

Der elektronische Abakus als Zahlenumwandler

Hier konnten nur einige Hauptpunkte angeschnitten werden, die in Zukunft Programmierern wie Textbearbeitern oder Desktop-Publishern das Arbeitsleben unbedingt erleichtern. Nicht enden darf ich, ohne auf das übersichtlich informierende und sachlich aufgebaute Hand buch zu sprechen zu kommen. Der Handbuchautor klopft Edison für meinen Geschmack zu sehr auf die Schultern. Vermutlich soll das so sein, um die Anwenderschaft von der Qualität und der Ausgereiftheit der einzelnen Programmdetails zu überzeugen. Wer dann die Arbeit mit dem Editor Edison aufnimmt, mag auch verzeihen können, daß Eigenlob stinkt. Edison jedenfalls wird als integrierte Programmier- und Entwicklungsumgebung viele Freunde finden. Die altbewährte und betagte Konkurrenz wird, auch ohne Hardwaredoping, noch um Längen geschlagen. Ausschlaggebend für das positive Resümee sind die vielen und gutdurchdachten Features, die Edison in sich vereinigt. Wer schon Software am TT fahren kann, ist gut dran, denn er darf hardwaremäßig unbeeinträchtigt das selbsternannte Software-Genie zu Höchstleistungen hochpeitschen.

Mit Edison tut man einen direkten Schritt in die Zukunft des editorunterstützten Publizierens, Archivieren und Programmierens. Selbstredend wäre noch zu ergänzen, daß Edison bei der aufgebotenen Funktionsvielfalt ein sehr schnelles Software-Werkzeug ist, das nicht nur eine hohe Scroll-Geschwindigkeit auf die Waage bringt, sondern auch sehr ökonomisch mit der Belegung von Speicherplatz umgeht. Was würde wohl Alva Edison dazu gesagt haben? Software-Käufer werden mit DM 169.- zufriedene Gesichter machen. Schließlich ist Edison keine Software für Leuchten.

Bezugsadresse:
KNISS Soft Adalbertstr. 44 5100 Aachen


Ralf Blittkowsky
Aus: ST-Computer 07 / 1990, Seite 66

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