Wenn man über Computernetzwerke spricht, meint man meistens ziemlich aufwendige und vor allem teure Steckkarten und Software. Daß es auch anders geht, zeigt die Firma Computer Mai in München mit ihrem Datenbankprogramm dBMAN.
Dieses Programm ist an sich schon netzwerkfähig. Es beherrscht File- und Recordlocking, eine notwendige Einrichtung, um zu verhindern, dass zwei verschiedene Nutzer gleichzeitig denselben Datensatz verändern. Allerdings handelte es sich bei der getesteten Version von dBM AN-Network nicht um ein Netzwerk im herkömmlichen Sinne.
Vielmehr wurde hier für den ATARI die preisgünstigste Lösung eines "Netzwerkes" verwirklicht, mit einem großen Preisvorteil, aber auch vielen kleinen Fußangeln. Das Paket enthält neben einem extrem dünnen Handbuch drei Verbindungskabel für einen Masterrechner und zwei Datenstationen sowie je eine Diskette pro Rechner. Es lassen sich aber auch mehr Stationen in das Netz einbinden, wenn man die entsprechenden Kabel besorgt.
Das Handbuch beschränkt sich im wesentlichen auf die Erklärung und Demonstration der verwendeten Verfahren anhand von dBMAN-Quellcodeauszügen und eine Lizenzvereinbarung und bezieht sich in der zum Test vorliegenden Version hauptsächlich auf die alte Version 4 von dBMAN.
Die mitgelieferte Software besteht aus einer dokumentierten Beispielanwendung für das Netzwerk und einem kleinen Hilfsprogramm zur Vergrößerung des MIDI-Puffers. So, jetzt isses raus. dBMAN-Network verwendet den MIDI-Port des ST zur Vernetzung. Damit ergeben sich automatisch einige Probleme. In dBMAN, das für die Verwendung auf verschiedenen Rechnern vorgesehen ist, gibt es zwar Möglichkeiten, Daten über diese Schnittstelle zu senden und zu empfangen, aber die oben erwähnten Mechanismen zum Datenschutz sind nicht mehr wirksam. Außerdem ist die MIDI-Schnittstelle verhältnismäßig langsam, weniger als 40 kBaud im Vergleich zu bis zu 2.5 MBaud bei LANs wie z.B. Novell.
Bei dBMAN-Network handelt es sich, wie bereits erwähnt, nicht um die Netzwerkversion von dBMAN, die bisher nur für PCs und UNIX-Systeme verfügbar ist, sondern vielmehr um eine Demonstration, wie man mit dBMAN eine akzeptable "Netzwerk"-Lösung erstellen kann. Der Trick beruht hierbei auf der Definition eines Protokolles, nach dem ein Master mit seinen Datenstationen Daten austauschen kann.
Entsprechend einem herkömmlichen Netzwerk können mehrere Benutzer die gleiche Datenbankdatei unter dBMAN nutzen. Diese befindet sich auf der Festplatte (die sollte es schon sein) des Masterrechners. Im Gegensatz zu normalen Netzwerken werden aber das Programm, nämlich dBMAN, und die Datenbankprozedur nicht vom Master in die Datenstationen geladen, sondern direkt auf diesen Stationen von Diskette.
Verbunden sind die Rechner über MIDI-Kabel zu einem Netzwerkring. Dabei istes möglich, dass ein Rechner, der in den Ring eingebunden ist, nicht für die Datenbankanwendung verwendet wird. Es darf also z.B. eine Textverarbeitung laufen. Allerdings müssen alle Rechner im Netz eingeschaltet sein. Der Master muss als erster Rechner gestartet werden.
Die Rechner kommunizieren über ein Token-Verfahren, der Master schickt abwechselnd an jede Datenstation einen Abfragecode, um festzustellen ob eine Aufgabe vorliegt, und die angesprochenen Stationen schicken eine entsprechende Antwort. Das Paket enthält ein Anwendungsbeispiel, das ausreichend kommentiert ist, um es einem Programmierer zu ermöglichen, eine eigene Anwendung zu schreiben, die in diesem Netzwerk lauffähig ist.
Die Kosten für ein solches System sind relativ klein. Wie in den meisten Netzwerken braucht man einen 'dedicated Server', was bedeutet, dass der Masterrechner, solange das Netz in Betrieb ist, nur für die Verwaltung des Netzbetriebes benötigt wird, und somit nicht zur Dateneingabe zur Verfügung steht. Ansonsten benötigt man für jeden ATARI, der an das Netz angeschlossen werden soll, nur ein zweiadriges Kabel, mit zwei 5-Pol-DIN-Steckern, wovon einer eine Diode enthält. Solche Kabel kosten nur einen Bruchteil der sonst üblichen Steckkarten oder Verbindungskästen.
Laut Computer MAI darf die Länge des Kabels zwischen zwei Arbeitsplätzen bis zu 50 Meter betragen, was in Büroräumen ausreichen sollte. Es gibt aber von anderen Herstellern Verstärker für die MIDI-Schnittstelle, die diese Reichweite um ein Vielfaches erhöhen können. Das allerdings hat dann seinen Preis.
Für wen lohnt sich nun ein solches Netz? Ich kann es mir gut in kleinen und mittleren Büros vorstellen, wo ein zentraler Datensatz für mehrere Mitarbeiter verfügbar sein muss und wo die Menge der übertragenen Daten 15-20 Bildschirmseiten pro Minute nicht als Dauerlast übersteigt. Das System wird inzwischen in verschiedenen Firmen eingesetzt, und bei Interesse läßt sich bestimmt einmal über eine solche Anwendung berichten.