Nachdem TeX auch auf dem ST immer beliebter wird, gibt es jet/t auch eine kleine Sammlung von weiteren Zeichensätzen und Makros auf Disketten des Public-Domain-Services von MAXON (s. PD)-Seiten dieser Ausgabe). ln der kleinen Zusammenstellung finden Sie den Zeichensatz PUNK, die Makropakete MusicTeX und Chemstruct, die LaTeX-Erweiterung epic und Testfont zur Darstellung von Zeichensätzen.
PUNK wurde von Donald E. Knuth entwickelt und in der TUGboat Nummer 2 des Jahrgangs 9 veröffentlicht. Es handelt sich um eine Schrift, die an Graffities orientiert ist und sich gut für besondere Effekte und Überschriften eignet (in Bild 1 in der Bildschirmauflösung natürlich nicht ganz im Original abgebildet). Wollen Sie Ihr nächstes Flugblatt mit dem Aufruf zur Revolution stilecht entwerten, ist PUNK genau das Richtige!
Zuvor müssen Sie allerdings noch METAFONT bemühen, denn auf der Diskette finden Sie nur die Quellen. Wie meistens gibt es einige Dateien, die die Buchstabendefinitionen enthalten, und andere, die die entsprechenden Parameter für einen Font in einer bestimmten Punktgröße und Art setzen, die sogenannten Driver-Files.
Nur letztere gehören in die Hände von METAFONT, bei PUNK handelt es sich um die Dateien PUNK 10, PUNK 12, PUNK20, PUNKBX20 und PUNKSL20. Für jedes Ausgabegerät sind also jeweils fünf METAFONT-Läufe nötig, nach denen Sie jeweils fünf TFM- und GF-Dateien haben. Mit GFTOPK erzeugen Sie noch die Bit- Muster und können dann mit PUNK arbeiten. Vergessen Sie nicht, daß Sie METAFONT natürlich mit dem \mode-Kommando mitteilen müssen, für welches Gerät die Zeichensätze erzeugt werden sollen. Mit dem\magnification-Parameter lassen sich natürlich einfach Vergrößerungen der Buchstaben erstellen.
An dem Schwerpunkt auf 20-Punkt-Schriften kann man schon erkennen, daß PUNK für eine Diplomarbeit in normaler 10- oder 12-Punkt-Schrift nicht geeignet ist. Aber originelle Merkblätter, Ankündigungen etc. lassen sich sehr gut damit erstellen. Besondere Makros sind für die Benutzung übrigens nicht vorhanden. Für LaTeX müssen Sie mit
\newfont{\punkten}{punk10}
\newfont{\punktwl}{punk12}
\newfont{\punktw}{punk20}
\newfont{\punktwbx}{punkbx20)
\newfont{\punktwsl}{punksl20)
die neuen Zeichensätze bereitstellen. Es gibt nun fünf Kommandos, nämlich \punkten, \punktwl, \punktw, \punkt wbx und \punktwsl, die auf die entsprechende Schriftart umstellen. Allerdings werden damit nicht die Zeilenabstände geändert, so daß in Absätzen - beispielsweise mit \punktwbx - die Zeilen zu eng Zusammenhängen. Wer Makros für dieses Problem entwickelt, kann sie gerne über die PD-Sammlung verbreiten!
MusicTeX besteht aus einigen Zeichensätzen und einem Makropaket und kann Noten setzen (Bild 2). Das System wurde von Angelika Schofer und Andrea Steinbach im Rahmen einer Diplomarbeit an der Universität Bonn geschrieben.
Zur Benutzung müssen Sie zunächst die vorhandenen MF-Dateien durch METAFONT schicken. So entstehen die Zeichensätze. mit denen die Noten und die vielen Sondersymbole gesetzt werden. Haben Sie PUNK erfolgreich erzeugt, dürften sich hier keine Schwierigkeiten mehr ergeben.
Als nächstes sollten Sie MTEX.TEX als ASCII-Ausdruck an Ihren Drucker schicken. Es gibt kein besonderes Handbuch; die Erläuterungen zu den Makros sind in den Kommentarzeilen des Makropakets zu finden. Die Beispieldokumente MTEXDEMO.TEX und MTEXINFO. TEX zeigen, daß die Eingabe eines Musikstücks schon etwas kompliziert ist. Notenkenntnisse sind wohl unbedingt nötig. Zur Verwendung in einem Dokument liest das Kommando “\ input mtex” die Makros ein.
Chemstruct ist ein Makropaket von Michael Ramek. mit dem sich chemische Strukturformeln setzen lassen (Bild 3). Die eigentlichen Makros stehen in der Datei CHEMSTRU.TEX, die Sie in Ihr Dokument per “\input CHEMSTRU" einbinden.
Glücklicherweise ist hier ein extra Handbuch vorhanden. Um es zu erzeugen, verarbeiten Sie CHEMDOC.TEX und drucken das entstandene DVI-File aus. Dort finden Sie die Beschreibung der Makros und eine ganze Reihe von Beispielen, deren Eingabe-Codes im Anhang abgedruckt sind und auf Diskette in den Dateien CHEMF*.TEX stehen. Der Satz einer Strukturformel dauert etwas länger, da die Pfeile und Linien aus dem Punkt-Zeichen zusammengesetzt werden.
Die Picture-Umgebung von LaTeX ermöglicht es zwar, Grafiken zu erstellen, besonders komfortabel sind die Befehle allerdings nicht, epic von Sunil Podar implementiert weitere Befehle und läßt Linien in beliebigem Winkel zu, die auch gepunktet und gestrichelt dargestellt werden können.
Erweiterungen von \multiput sind \multiputlist und \matrixput. Mit ersterem lassen sich jetzt verschiedene Objekte, die in einer Liste übergeben werden, auf regelmäßigen Koordinaten darstellen, \matrixput erweitert \multiput in die zweite Dimension: Ein Objekt kann sowohl in x- als auch in y-Richtung automatisch vervielfältigt werden, \grid schließlich stellt ein Liniengitter dar.
\dottedline, \dashline und \drawline ersetzen das unbequeme \line von LaTeX. Für einen Linienzug müssen nun nur noch die Koordinaten in einer Liste angegeben werden, und die Beschränkung auf bestimmte Winkel entfällt. Gepunktete Linien können optional aus anderen Symbolen dargestellt werden; bei gestrichelten Linien läßt sich das Verhältnis Strich/Leerraum einstellen.
Neben weiteren Kommandos kann \putfile eine Koordinaten liste aus einer Datei einiesen und darauf andere Zeichenbefehle anwenden. Damit läßt sich eine Schnittstelle zu Statistik- oder Rechenprogrammen schaffen.
epic ist ein Style-File und wird bei LaTeX als Option angegeben: “\document style{epic}{book}" Ein kleines Handbuch für epic ergibt PICMAN.TEX nach einem LaTeX-Lauf. Neben der Beschreibung der Makros finden Sie hier auch einige Beispiele.
Da die Linienzüge aus sehr vielen Zeichen zusammengesetzt werden, kann es Vorkommen, daß man mit epic bei einigen Anwendungen an die Speichergrenzen von TeX stößt. Das gleiche würde natürlich auch dann passieren, wenn man mit den normalen LaTeX-Makros komplexere Diagramme erstellt.
Testfont ist ein kleines interaktives TeX-Programm, mit dem Sie einen Überblick zu einem Zeichensatz erzeugen können. Das entstehende DVI-File enthält beispielsweise eine Tabelle mit allen Zeichen, einige Informationen zu den Font-Dimensionen oder Beispieltexte.
Testfont arbeitet interaktiv, d.h. während des TeX-Laufs geben Sie Kommandos von der Tastatur ein. Nach dem Start werden Sie nach einem Font gefragt, der bearbeitet werden soll. Sie müssen hier den tatsächlichen Font-Namen angeben, also beispielsweise PUNKBX10, unter dem der Zeichensatz abgespeichert ist. Es erscheint nun ein Prompt und Sie können sich mit \help alle Kommandos anzeigen lassen. Probieren Sie \samle und \bigtest!
Mit \init können Sie einen weiteren Zeichensatz verarbeiten. \bye oder \end beenden die Verarbeitung von Testfont. TeX schreibt alle Font-Tabellen etc. in die Datei TESTFONT.DVI, die Sie abschließend ausdrucken sollten.
Auf der Diskette finden Sie auch noch FONTBL.TEX, das etwas kürzer ist und auf ähnliche Weise Font-Tabellen erstellt.