Vom Satzsystem TeX hat man auf dem ATARI schon viel gehört. Das Konzept haben wir in ST-Computer 5/89 [1] vorgestellt und gingen damals auch auf zwei kommerzielle TeX-Pakete ein. Nun gibt es das System auch schon zweimal als Public Domain; die Disketten 250 bis 254 im MAXON-PD-Service stellen eines davon allen ST-Anwendern bereit. Grund genug, die Installation und den Betrieb des Pakets von Christoph Strunk in ST-Computer ausführlich darzustellen.
TeX ist bekannt als ein Satzsystem, das weit über Textverarbeitung hinausgeht und zudem höchste Qualität garantiert. Es ist auf den verschiedensten Rechnern vom ST bis zu CRAY verfügbar und arbeitet unabhängig von der Auflösung der Ausgabegeräte. Alle Dateien sind von System zu System kompatibel, die Standardisierung ist bei kaum einem anderen Programm so konsequent. TeX enthält eine mächtige Programmiersprache und begegnet dem Benutzer per Makropaketen, die die Befehle implementieren, mit denen ein Manuskript ausgezeichnet wird.
Für die Erzeugung von Schriften gibt es ein zweites Paket, METAFONT. Dieses Programm stellt einen Compiler für eine Sprache zur Beschreibung von Buchstaben dar. Der Clou dabei ist, daß die Schriftbeschreibungen unabhängig von Auflösung und speziellen technischen Gegebenheiten in Textform an den Compiler übergeben werden und als Ergebnis ein Bit-Image herauskommt, das den speziellen Anforderungen eines Druckers oder eines Laserbelichters entspricht.
Geschrieben wurde all das von dem amerikanischen Informatiker Donald Ervin Knuth, der mit seinem Programm weltweit eine Gemeinschaft von enthusiastischen Fans begründet hat. Heute sitzt er mit dem Ehrentitel “Grand Wizard of TeX-arcana” im Vorstand der internationalen TeX-Users-Group TUG und entwickelt die Programme weiter. Mit TeX und seinem mehrbändigen Werk “The Art of Computer Programming" hat er sich seinen Platz in der Informatik-Geschichte gesichert.
Die Quellcodes von TeX und METAFONT sind frei verfügbar und könnten von jedermann auf jedem Rechner implementiert werden. Somit ist es auch nicht verwunderlich, daß es TeX als Public Domain gibt. Solche Implementierungen sind auf dem ATARI ST genauso erhältlich wie z.B. unter MS-DOS oder auf dem Macintosh.
Das Paket von Christoph Strunk ist eine solche Implementierung und stellt natürlich ein komplettes TeX-Paket im vollen Umfang dar. Zusätzlich ist jeweils eine komfortable Shell für TeX und METAFONT vorhanden.
Die Installationsprozedur für das gesamte System geht über das einfache Kopieren einiger Dateien hinaus, da TeX etwas komplexer ist als beispielsweise 1st Word. Was brauchen Sie also, um PD-TeX zu benutzen?
Zunächst brauchen Sie eine Festplatte. Man könnte TeX zwar auch mit zwei Diskettenlaufwerken fahren - und es gibt sicherlich Menschen, die das tun -, aber sinnvoll ist das nicht. TeX benötigt Speicherplatz im Megabyte-Bereich und muß beim Arbeiten einiges an Daten herumschaufeln, so daß Sie bei einer reinen Diskettenlösung sicherlich bald den Spaß verlieren. Ein professionelles System - und bei TeX stimmt diese Bezeichnung tatsächlich - braucht eben eine professionelle Hardware, das heißt insbesondere eine Festplatte.
Auf Ihrer Festplatte brauchen Sie Platz. Für eine TeX-Installation ohne METAFONT sollten Sie schon drei Megabyte frei haben; vielleicht kann man das System in zwei MB pressen, geizig darf man aber nicht sein.
Auf der PD-Diskette 250 befinden sich die Programme und die wichtigsten Dateien. Alle liegen hier in geARCter Form vor. ARC ist ein Packprogramm, das Dateien platzsparend in Archiven ablegt. Ein Archiv der Größe 200 kB kann durchaus 400 kB an Daten enthalten, und ohne die Packung würde das System nicht auf fünf Disketten passen. Natürlich sind die Archive für TOS reine Datendateien und keine ausführbaren Programme, so daß vor Benutzung ein “Auspacken" stattfinden muß.
Das Programm, das diese Arbeit übernimmt. heißt ARC und ist eigentlich weit verbreitet. Sicherheitshalber ist auf der Diskette ein Programm - UNARC, das eine abgemagerte Version von ARC dar stellt und lediglich Archive auspacken kann. Zur Installation von TeX reicht das.
Liegen Sie auf der Partition, auf der Sie ausreichend Platz haben, einen Ordner \TEX im Wurzelverzeichnis an und kopieren Sie alle Dateien der Diskette hinein. Sie haben nun verschiedene Archive, zwei Textdateien und UNARC in \TEX.
Zum Auspacken starten Sie UNARC und geben als Parameter das Archiv PD_TEX.ARC an (UNARC muß die Endung .ARC übergeben werden). Sie werden gefragt, welche Dateien ausgepackt werden sollen, worauf Sie mit “A" für alle antworten. Nun wird das Archiv PD_TEX.ARC ausgepackt, und es entstehen einige neue Dateien in \TEX. Dieses Prozedere müssen Sie auch beim Auspacken anderer Archive durchlaufen. Hat UNARC seine Arbeit beendet, können Sie - um Platz zu sparen die Datei PD_TEX.ARC löschen.
Es befinden sich nun einige Archive auf der Platte, deren Inhalt in jeweils einen Ordner kommen soll. Den Archivnamen zeigt dabei schon der Ordnername an, so gibt es jetzt ein Archiv STYLES.ARC, dessen Dateien in dem Ordner TEX\STYLES abzulegen sind. Sie müssen also einen Ordner STYLES im Directory \TEX erzeugen. STYLES.ARC zusammen mit UNARC dorthin kopieren und das Auspacken starten. Ist das beendet, kann STYLES.ARC und UNARC im Ordner gelöscht werden.
Dieses Vorgehen wenden Sie bitte auf die Archive/Ordner INITEX, STYLES, DEMO, TFM und INPUTS an. Sie haben dann also fünf Ordner angelegt, fünf Archive entpackt und fünf .ARC-Dateien gelöscht. Inzwischen haben sich die Anzahl der Dateien und der Platzbedarf schon erheblich erhöht. Kopieren Sie jetzt die Datei TEX.POO von \TEX nach \TEX\INITEX. Das Original können sie danach natürlich löschen.
Legen Sie nun in \TEX zwei weitere Ordner an: FORMATS und TEXOUT. Dateien brauchen Sie keine hineinzukopieren. das macht TeX im nächsten Schritt selbst: bei der Formaterzeugung.
Was sind Formate? Wie oben schon angedeutet, hat man es bei der Manuskriptauszeichnung nicht unbedingt mit den Befehlen der eingebauten Programmiersprache TeX zu tun. Vielmehr markiert man einen Kapitelanfang mit einem Befehl, der durch ein Makro (aus eingebauten) TeX-Befehlen implementiert ist. Alle diese Makros zusammen ergeben ein Makropaket. Verbreitet ist natürlich die Standard-definition von Donald Knuth, PLAIN. Viel komfortabler ist z.B. LaTeX von Leslie Lamport, und es gibt noch viele andere Pakete wie AMSTeX, PiCTeX oder infoTeX. Jedes dieser Pakete liegt zunächst als eine Reihe von Makrodefinitionen in reinem ASCII-Text vor. Müßte TeX diese jeweils Zeichen für Zeichen einlesen, würde einige Zeit vergehen, bevor ein einziger Buchstabe des eigentlichen Textes gesetzt würde. Da TeX natürlich eine interne Darstellung von Makros hat, liegt es also nahe, die Makropakete komplett in dieser internen Darstellung einzulesen und sich die gesamte Arbeit mit der Erkennung von Befehlsnamen zu sparen.
Ein solches “vorcompiliertes" Makropaket ist ein Format. TeX kann es sehr schnell einlesen und braucht keine 200kB Zeichen einzeln zu verarbeiten. Um diese Formate zu erzeugen, braucht man den ASCII-Text der Makros und das spezielle Programm INITEX. Wenn Sie auf Ihrer Platte im Inhaltverzeichnis \TEX anschauen, sehen Sie dort das Programm INITEX TTP. praktisch den “Vorcompilierer". Klicken Sie das Verzeichnis INITEX auf, sehen Sie die Dateien, die für verschiedene Formate den ASCII-Text der Makrodefinitionen enthalten.
Sie müssen nun die Formate erzeugen. Dazu starten Sie das Programm CTEX, das als Shell für das System später noch wichtig wird. Momentan soll es nur einen bestimmten Arbeitsgang erledigen, den Sie Schritt für Schritt steuern müssen.
Wählen Sie als erstes im Menü “Parameter" den Eintrag “Environment" aus. Es erscheint eine Dialogbox, in der verschiedene Pfade gesetzt werden können, in denen TeX nach Dateien suchen soll. Tragen Sie nun unter “TEXOUTPUTS" den Pfad \TEX\FORMATS ein. INITEX wird nun erzeugte Formate in diesem Directory ablegen. Verlassen Sie die Box per Ok.
Nun können die Formate erzeugt werden. Dazu dient im Menü “TeX-Formate" der Eintrag “Format erzeugen", der INITEX aufruft. Es erscheint eine Fileselectorbox, in der Sie das gewünschte Format anwählen. Sie müssen diesen Vorgang mit den Formatdateien PLAING.INI und LATEXG.INI zweimal durchlaufen. INITEX informiert Sie jeweils durch Bildschirmausgaben, welche Gruppe von Makrodefinitionen vorcompiliert wird.
Warum gerade diese beiden Formate? Nun, PLAIN ist das Standardformat für die Puristen und LATEX das Format für das komfortable LaTeX-Paket. Das “G" zeigt an, daß jeweils spezielle Modifikationen enthalten sind, damit die deutschen Umlaute verarbeitet werden. Da Sie wahrscheinlich nicht ausschließlich anglophile Texte setzen wollen, erübrigt sich die Verarbeitung der englischen Originalformate.
Verlassen Sie die Shell per "Quit”. Im Ordner \TEX\FORMATS müßten nun vier Dateien stehen, wobei mit der Endung .FMT die eigentlichen Format-Dateien bezeichnet sind und .LOG die Protokolle der INITEX-Läufe darstellen. Letztere können Sie sich kurz anschauen und dann löschen.
Die Formate sind also erzeugt und damit können auch alle ASCII-Quellen dafür verschwinden. Löschen Sie also jetzt alle Dateien im Ordner \TEX\INITEX, den Ordner selbst und auch INITEX.TTP. Damit ist auf der Platte wieder etwas mehr Platz. Eigentlich ist das TeX-System jetzt schon fast installiert. Was noch fehlt, sind die Bit-Images der Zeichen und die Gerätetreiber.
Legen Sie nun die Diskette 251 ein. Auf ihr befinden sich die Treiber zur Ausgabe von TeX-Dokumenten auf dem Bildschirm und auf NEC-P6-kompatible Drucker mit einer Auflösung von 180 DPI samt den dazugehörigen Bit-Mustern.
Glücklicherweise gibt es hier keine Archive. Sie müssen lediglich die drei Ordner DVI_DRV, FONTS und P6-FONTS auf die Festplatte nach \TEX kopieren. Bevor Sie das tun, stehen Sie am besten auf und werfen Ihre Kaffeemaschine an, denn immerhin sind 165 Dateien zu bewegen, und das dauert nicht nur einen Moment, eher drei.
Nun gut, all diese Dateien sind kopiert. Sie haben nun Treiber und Images für die Bildschirmausgabe und für Korrekturausdrucke im einfachen Grafikmodus Ihres P6 installiert. Werten Sie die Diskette 251 aus und legen Sie 252 ein. Auf ihr befinden sich Treiber und Images für endgültige Ausdrucke in der höchsten P6 Auflösung von 360*360 DPI. Sie müssen nun zunächst die Datei \DVI_DRV\DVIP6HD.TTP in den Ordner \TEX\ DVI_DRV auf der Festplatte kopieren. Danach bewegen Sie den Ordner P6_HDFNT nach \TEX auf der Platte. Da es sich jetzt um 77 Dateien handelt, können Sie sich getrost wieder eine Weile der Kaffeetasse zuwenden. Nach dem Kopieren müßten Ihre Directories ungefähr wie in Bild 1 aussehen.
Voilà - Ihr TeX-System ist komplett installiert mit Treibern für zwei Geräte in drei unterschiedlichen Auflösungen. Schlucken Sie Ihre Tasse leer und setzen Sie sich an den Rechner.
Je nach persönlichem Geschick bei der Kaffeezubereitung zittern Sie jetzt mehr oder weniger und möchten endlich TeX starten. Gut, starten Sie die Shell CTEX erneut (Bild 2).
Sie müssen jetzt die Shell installieren. Als erstes wählen Sie wieder im Menü "Parameter" den Punkt "Environment” an und tragen unter "TEXOUTPUTS” den Pfad \TEX\TEXOUT ein, denn dort soll TeX die formatierten Dokumente und die Protokolldateien ablegen.
Weiterhin braucht die Shell Informationen, unter welchen Pfaden die Systemprogramme zu finden sind. Wählen Sie im Menü "Finden” der Reihe nach die Punkte "DVI-ST”, "DVI-PRN-FAST” und "DVI-PRN-FINE” aus und selektieren Sie in den folgenden Fileselectorboxen die Dateien \TEX\DVI_DRV\DVI2ST.TTP, \TEX\DVI_DRV\DVIP6.TTP und \TEX\DVI_DRV\DVIP6HD.TTP. Damit haben Sie festgelegt, welche Gerätetreiber für welche Ausgabeform aufgerufen werden sollen.
Im Menü "Parameter” können Sie unter "Formatvorgabe” festlegen, welches Format TeX verwenden soll. Tragen Sie in der Dialogbox "LPLAING” für LaTeX oder "PLAING” für das PLAIN-Format ein. Für den Anfang und für die Demo-Dateien sollten Sie mit LaTeX arbeiten.
Die Installation der Shell ist damit abgeschlossen, und Sie können über das Menü "Parameter”, Menüpunkt "Sichern" die Einstellungen abspeichern. Bei jedem Neustart von CTEX werden sie aus der Datei CTEX.INF automatisch geladen.
Jetzt geht's an die Verarbeitung Ihres ersten TeX-Dokuments. Wählen Sie nach Anklicken von "Hauptdatei” im Menü "Finden” die Datei \TEX\DEMO\SAMPLE.TEX an. Die Shell arbeitet nun mit dieser Datei. Durch Anwahl von “TeX" im Menu "Ausführen" wird TeX gestartet und formatiert das Dokument Sample. Dabei entsteht eine Datei SAMPLE.LOG, die ein Protokoll des Programmlaufs enthält, und SAMPLE.DVL, das formatierte Dokument.
War im Menü "Parameter" die Option "Direkt ansehen" gewählt, startet die Shell automatisch den Bildschirmtreiber, falls ein Dokument erfolgreich von TeX verarbeitet wurde. Ansonsten müssen Sie im Menü "Ausführen" den Punkt "Ansehen” wählen.
Der Bildschirmtreiber zeigt nach einiger Zeit die erste Seite des Dokuments SAMPLE.DVI an. Fin Druck auf < Help > zeigt einen Hilfsbildschirm an (Bild 3). Im Treiber können Sie mit den Pfeiltasten nach oben und unten scrollen sowie zur vorherigen oder nächsten Seite im Dokument wechseln < Insert > und < Clr/Home > bringen Sie an den Anfang bzw. das Ende des Dokuments.
Eine bestimmte Seite im Dokument kann nach Eingabe von “s” und der Seitenzahl angezeigt werden. Mit “pM ist die Anwahl einer absoluten Seite möglich. Normalerweise erzeugt TeX natürlich ein .DVI-File, in dem einfach Seite auf Seite folgt. Es ist aber auch möglich, daß in einem Dokument die Seiten nicht geordnet sind oder eine Seitennummer doppelt vorkommt. In diesem Fall hilft die Anwahl einer Seitennummer natürlich nicht unbedingt, man muß die Seite absolut anwählen.
Schließlich laßt sich die Seitendarstellung noch mit einem Raster unterlegen, das mit “g” an- und abschaltbar ist. Das Raster kann mit “t” an den oberen und mit ”b” an den unteren Seitenrand ausgerichtet werden.
Den Bildschirmtreiber beenden Sie mit den Tasten < Control-C >, < Undo > oder < Esc >. Danach erscheint wiederum die Shell. Waren Sie mit dem Layout zufrieden. kann das Dokument an den Drucker geschickt werden. Dafür dient der Menüeintrag “Drucken" in “Ausführen”.
In einer Dialogbox können Sie Parameter für den Ausdruck setzen. Dies sind zunächst die Startseite und die Anzahl der zu druckenden Seiten. Die Buttons “Absolut" und “Dokument" wählen aus, ob die Seitenzahlen absolut oder aus dem Dokument gelten sollen. Die Option “Einzeln” läßt Ihnen nach jeder Seite Zeit zum Einlegen eines Einzelblatts. Die dann erscheinende Meldung “< Insert paper >” können Sie mit einem < Return > bestätigen. “Endlos” arbeitet ohne Stopps -gedacht für P6 mit Traktor oder P2200.
“Schnell" setzt die Auflösung auf 180180 DPI. und "Schön" arbeitet mit 360360 DPI, dafür langsam. “Ok” startet den Ausdruck.
Bei der Konfiguration mit einem NEC P2200 kann ein Fehler auftreten. der auch bei anderen TeX-Treibern zu beobachten ist und vom Drucker hervorgerufen wird. Das Handshake zwischen dem ST und dem P2200 arbeitet nicht immer korrekt. Ist der interne Puffer des Druckers voll, wird der Datenstrom vom Rechner nicht richtig angehalten und ein paar Bits können verlorengehen. Folge ist, daß an einigen Stellen der Ausdruck verfälscht wird und die Grafikmuster vertauscht erscheinen. Ursache können auch Defekte an der Druckerschnittstelle des ST sein, da der Anschluß aufgrund fehlender Pull-Up-Widerstände empfindlich gegen statische Ströme beim Berühren ist. Eine Lösung für dieses Problem ist nicht bekannt, festzuhalten bleibt, daß es nicht am TeX-Treiber liegt.
Probieren Sie die Arbeitsläufe mit SAMPLE.TEX und DEMO.TEX aus. Gewöhnen Sie sich durch einen Ausdruck in der höchsten Auflösung auch an die Arbeitsgeschwindigkeit, die bei dieser Qualität natürlich nicht sehr hoch ist.
Die Shell bietet schließlich noch die Möglichkeit, einen Editor einzubinden. Im Menü “Finden können Sie unter "Editor" Ihren Lieblings-Editor auswählen (danach müssen Sie wieder die Parameter speichern).
Die Einträge “Hauptdatei" und "Arbeitsdatei” im Menü “Finden” legen fest, mit welchen Dokumenten gearbeitet wird. Haben Sie nur einen Text in einer Datei, reicht die Auswahl als Hauptdatei. Sowohl TeX als auch der Editor werden dann mit dieser Datei aufgerufen.
Ein großes Dokument unterteilt man aber üblicherweise in mehrere kleinere Stücke, die nacheinander von einem Hauptdokument automatisch eingelesen werden. Dabei ediert man in einer Arbeitsdatei, muß aber nach wie vor die Hauptdatei an TeX übergeben. In diesem Fall können Sie für das Edieren eine Arbeitsdatei in einer File-Select-Box auswählen. Der Editor-Aufruf geschieht mit dem Menüpunkt "Edieren" in "Ausführen".
Einige der Kommandos der Shell können auch über einen Tastendruck aufgerufen werde. Der jeweilige Befehlsbuchstabe steht in den Menüeinträgen.
So, Sie haben jetzt TeX installiert, die Shell eingerichtet und die üblichen Arbeitsschritte durchlaufen. Auf Ihrer Festplatte müßten sich zirka 370 Dateien in 28 Ordnern befinden, die zusammen zirka 2,2 Megabyte Platz brauchen. Sie sind fertig und können mit TeX arbeiten.
Wer jetzt noch den Schrift-Compiler "METAFONT" benutzen will, muß erneut installieren. Sie brauchen dazu weiteren Platz auf der Platte und dürfen auch wieder Kaffee aufsetzen.
Nehmen Sie die Diskette 253 und kopieren Sie zunächst den Ordner \METAFONT komplett nach TEX auf der Platte. Irgendwelche Archive sind nicht vorhanden. so daß Sie von der Diskette 254 alle Dateien mit der Endung *.ARC zunächst auf die Harddisk nach \TEX\METAFONT kopieren.
Legen Sie jetzt in \TEX\METAFONT einen Ordner INPUTS an und kopieren Sie die Dateien MF_DRIVE.ARC, MF_PARAM.ARC und MF_OTHER.ARC samt einer Kopie von UNARC hinein. Das letzte Archiv brauchen Sie übrigens nur. wenn Sie das METAFONTbook durcharbeiten, denn in ihm befinden sich die Beispiele aus dem Buch.
Das noch in \TEX\METAFONT stehende MF_BASE.ARC kommt in das Directory BASES. Und nun müssen Sie die vier Archive in ihren Ordnern auspacken, was länger dauert und eine Menge Dateien erzeugt. Aus Platzgründen würde ich Ihnen empfehlen, ein Archiv sofort nach dem Entpacken zu löschen, damit nicht schon während des nächsten UNARC-Laufs die Platte voll ist. Abschließend müssen Sie noch MF.POO nach BASES kopieren.
Ähnlich wie bei TeX gibt es auch bei METAFONT Formate, die ebenfalls erst erzeugt werden müssen. Starten Sie dazu C_MF.PRG. Wie in C_TEX müssen Sie unter “Environment” in “Parameter” Suchpfade setzen. Geben Sie für “MFOUTPLTS” und “MFBASES” jeweils \TEX\METAFONT\BASES an.
Es gibt wieder ein spezielles Programm zur Erzeugung von Formaten: IniMeta-Font. Klicken Sie den Eintrag “IniMeta-Font finden” in “Base-File" an und wählen Sie in der Fileselectorbox die Datei \TEX\METAFONT\INIMF.TTP aus. Damit weiß die Shell, welches Programm die Formate erzeugt.
Es gibt zwei Formate, die zu erzeugen sind: CM und PLAIN. PLAIN ist wieder um eine Standarddefinition, und CM ist für die Erzeugung der Standardschriften speziell angepaßt. Sie müssen jetzt den Eintrag "Base file erzeugen" im gleichen Menü zweimal anwählen und so die Dateien \TEX\METAFONT\BASES\CM.INI und \TEX\METAFONT\BASES\PLAIN.INI verarbeiten. Dabei entstehen in BASES jeweils Dateien mit den Endungen .BAS, die eigentlichen Formate, und .LOG. die Protokolldateien.
Damit ist METAFONT installiert. Sie können jetzt im Ordner BASES alle Dateien bis auf ATARI.MF, PLAIN.BAS und CM.BAS löschen. Auch das Programm \TEX\METAFONT\INIMF.TTP wird nicht mehr benötigt. Sie haben nun in dem METAFONT-Ordner fast 1,5 MB in ca. 180 Dateien und 3 Ordnern. Bild 4 zeigt, wie Ihre Directories ungefähr aussehen müßten.
Zur Arbeit mit METAFONT muß schließlich noch die Shell installiert werden. Es gibt wiederum Suchpfade unter “Environment” in “Parameter” einzustellen. Setzen Sie “MFINPUTS" auf \TEX\METAFONT\INPUTS und - durch Komma getrennt - \TEX\METAFONT\BASES. “MFOUTPUTS” bestimmt, wo die erzeugten TFM- und GF-, sowie die Protokolldateien abgelegt werden sollen. Wählen Sie hier \TEX\METAFONT oder - nach Anlegen eines weiteren Ordners - \TEX\METAFONT\TFM. Die Formate sucht METAFONT nach dem Pfad “MFBASES", tragen Sie hier \TEX\METAFONT\BASES ein.
Als Option können Sie im “Parameter”-Menü bestimmen, ob die GF-Dateien erhalten bleiben sollen. Wollen Sie mit GFTODVI vergrößerte Kontrollausdrucke der Zeichen erstellen, muß die Option gesetzt sein.
Nun müssen wieder die Systemprogramme festgelegt werden. Wählen Sie nach “MetaFont" im Menü “Finden" in der File-Select-Box \TEX\METAFONT\MF.TTP aus. Als “GFtoPK” muß \TEX\METAFONT\GFTOPK.TTP gewählt werden. Abschließend muß noch das Format vorausgewählt werden. Nach Anklicken von “BASE file" in “Finden" können Sie “&PLAIN” oder "&CM” wählen. Verwenden Sie letzteres für die Erzeugung der Standard sch ritten, das PLAIN-Format für die Arbeit mit dem METAFONTbook. Alle Einstellungen sollten Sie nun per “Speichern" in “Parameter" auf die Platte schreiben.
Nun zur Arbeit mit der Shell (Bild 5). Sie sehen die große Box auf dem Desktop. in der sich die Namen der verschiedenen Zeichensätze befinden. Jeder einzelne läßt sich per Maus selektieren. Alle ausgewählten Fonts kann die Shell dann automatisch erzeugen.
Zuvor müssen natürlich noch Ausgabegerät und Vergrößerung gewählt werden. Das Ausgabegerät selektieren Sie im Menü “Device”. Aufgeführt sind die Drucker, deren Charakteristika in ATARI.MF definiert sind. Klicken Sie nach einer Auswahl auf das Feld “Device" im Desktop. Es erscheint eine kleine Dialogbox, die das gewählte Gerät, dessen Auflösung und einen Pfadnamen für die Fonts enthält. Da bei der hier beschriebenen TeX-Installation die Zeichensatzordner innerhalb von \TEX liegen, stimmt die Voreinstellung des Pfads nicht. Für das Gerät “Atari S/W Monitor” z.B. müssen Sie in der Box den Pfad von \FONTS in \TEX\FONTS ändern.
Die zweite Einstellung für die Font-Erzeugung ist die Vergrößerungsstufe. Nach Anklicken des "Magnification”-Feldes auf dem Desktop wählen Sie die gewünschte Vergrößerung in einer Box aus.
Sie können sich jetzt per “Testen, welche fehlen” in “Arbeiten” anzeigen lassen, welche der gewählten Zeichensätze schon im System vorhanden sind und demzufolge nicht mehrerzeugt zu werden brauchen. "Fehlende Fonts erzeugen” startet METAFONT mit allen Zeichensätzen. die angewählt und noch nicht erzeugt sind. Das dauert jeweils eine ganze Weile, Sie brauchen den Vorgang ja aber nur jeweils einmal für fehlende Fonts durchzuführen.
Für verschiedene Font-Sets hat die Shell das Konzept der “Levels”. Ein Level entspricht dabei jeweils einer Font-Selektion auf dem Desktop. Klicken Sie einfach einmal das Feld “Level” an und wählen Sie beispielsweise Level 2. Auf dem Desktop sind nun andere Fonts selektiert. Es gibt insgesamt acht Levels.
Abschließend bleibt daraufhinzuweisen, daß die Arbeit mit METAFONT unbedingt die Kenntnisse aus dem METAFONTbook von Knuth voraussetzt. Sie müssen nicht nur eine neue Programmiersprache lernen, sondern sich auch mit Konzepten der Schriftgestaltung und -beschreibung auseinandersetzen.
Die Erzeugung der Images einer Schrift für ein spezielles Ausgabegerät ist relativ einfach, die Erstellung einer neuen Schrift ist nur etwas für Profis. Wenn Sie - wie bei PD-TeX - alle Schriften vorliegen haben, brauchen Sie eigentlich keine METAFONT-Installation.
Selbst die Kenntnis der METAFONT-Sprache reicht noch nicht aus, eine Schrift zu “schreiben”. Schriften haben ihren Wert in der ästhetischen Wirkung, nicht in ihrer technischen Realisierung. In dem Artikel zu seinem Entwurf für eine Schrift namens PUNK beschreibt Donald Knuth sehr deutlich, daß die Inspiration für diese Schrift von Kunstausstellungen und dem Erkennen, keine typographische Möglichkeit zu haben, das Lebensgefühl der Siebziger auszudrücken, herrührte [2]. Schriften sind nicht etwa Bitmaps, sie sind Kunstwerke von hoher handwerklicher Qualität. METAFONT ist lediglich ein Werkzeug, sie auf Rechnern darzustellen.
Wahrscheinlich werden Sie als TeX-Neuling eine Weile mit dem Programm und der Literatur zu tun haben. Sie werden wohl zunächst von TeX’ Komplexität abgeschreckt sein. Viele werden sagen, “das kann ich doch mit SIGNUM! viel einfacher machen”. Aber nach einiger Zeit werden Sie der Faszination dieses Systems erliegen und erste eigene Makros schreiben. Es lohnt sich und Sie werden davon nicht mehr loskommen, der Autor dieses Artikels kann als Beispiel gelten!
Um einen kleinen Blick in die Programmiermöglichkeiten mit TeX zu wagen, verarbeiten Sie doch einmal LIFE.TEX im Ordner DEMO. Der Text bewirkt keineswegs eine Dokumentausgabe, sondern ist eine Implementierung des Spiels Life von Conway. In TeX programmiert läuft alles etwas langsam ab, zeigt aber, wie man mit dem Textformatierer auch völlig andere Dinge treiben kann.
Ich darf Sie schließlich nochmals auf ST-Computer 5/89 verweisen; neben dem dortigen Grundlagenartikel finden Sie in dem Heft auch eine Übersicht über TeX-Literatur [3], die hier nur als Quellenangabe Platz findet.
Sollten Sie weitere Wünsche zu TeX haben, schreiben Sie! Eine Menge von TeX-Quellen ist als Public Domain erhältlich, das reicht von Makropaketen wie PiCTeX bis zu Entwicklungsumgebungen wie WEB. Von diesen gibt es Implementierungen für den ST. Bei wirklich großem Interesse können die Disketten natürlich auch im MAXON-PD-Service erscheinen, und auch Grundlagenartikel in ST-Computer sind denkbar. Wir richten uns nach Ihren Wünschen. Sie müssen diese nur in Leserzuschriften kundtun!
Literatur
[1] Robert Tolksdorf, TeX - Der stille Superstar, ST-Computer 5/89, Seiten 148-154
[2] Donald E. Knuth, A Punk Meta-Font, TUGboat, Vol 9, No2, 1988, Seiten 152-168.
[3] Robert Tolksdorf, TeX-Texte - Bücher zu TeX, ST-Computer 5/89, Seiten 156-158.
Donald E. Knuth:
The TeXbook Addison-Wesley, 1987.
483 Seiten, ca. DM 74.-
ISBN 0-201-13448-9
Leslie Lamport:
LaTeX A Dokument Preparation System,
Addison-Wesley. 1986 242 Seiten, ca. DM 58,-.
ISBN 0-201 -15790-X.
Donald E. Knuth:
The METAFONTbook,
Addison - Wesley. 1986,
361 Seiten. ca. DM 60.-.
ISBN 0-201-13444-6
Helmut Kopka:
LaTeX - Eine Einführung. Addison-Wesley. 1988,
310 Seiten. DM 58,-.
ISBN 3-89319-136-4.
Reinhard Wonneberger:
Kompaktführer LaTeX.
Addison-Wesley, 1987.
141 Seiten. DM 26,80.
ISBN 3-925118-46-2.
Norbert Schwarz:
Einführung in TeX
Addison-Wesley, 1988.
272 Seiten. DM 68.-.
ISBN 3-925118-97-7.
Wolfgang Appell:
TeX für Fortgeschrittene.
Addison-Wesley, 1988
179 Seiten. DM 68,-.
ISBN 3-89319-115-1
Jacques Desarmenien:
TeX for Scientific Documentation (LNCS 236).
J.S. Springer, 1986
204 Seiten. DM 36,-.
ISBN 3-540-16807-9.