Völlig geplättet: Platten von Fremdherstellern im TEST

“Meine Damen und Herren, der Wettbewerb tritt in die entscheidende Phase. Der Favorit hat bereits im Plattenweitwurf und DMA-Kabel-Schnellstecken brilliert - ob er mit einer abschließenden Meisterleistung im besonders spannenden Host-Adapter-Wettessen alle Konkurrenten hinter sich läßt? Wie auch immer, dem Sieger winken zwei Wochen Urlaub in der staubfreien Zone eines größeren Festplattenherstellers...”

Immer wieder höre ich die klassische Frage “Welche Platte soll ich mir denn kaufen?". Um darauf endlich eine fundierte Antwort geben zu können, habe ich mich entschlossen, den Kelch eines weiteren Festplattentests nicht an mir vorübergehen zu lassen. Nicht zuletzt gebe ich damit auch dem Drängen eines mysteriösen Kulmbacher Gönners nach, dessen Identität mir immer noch schleierhaft ist. Nun - nach Wochen des Kampfes - ist es genug: Die Ergebnisse müssen heraus.

Über ATARIs Aktivitäten auf dem Platten-Sektor haben wir Sie in dieser Zeitschrift bereits hinlänglich informiert [1;2;3]. Es ist an der Zeit, auch die vielen Fremdplatten unter die Lupe zu nehmen. Zu beurteilen waren die folgenden Platten:

Einige weitere Platten kamen leider zu spät für den Redaktionsschluß an, darunter Platten von Hard&Soft, Frank Strauß Elektronik, GE-SOFT und Binnewies. Sie werden in einem zweiten Teil dieses Tests zu besprechen sein.

Bevor jede Platte einzeln beäugt wird, soll hier von den vielen Kleinigkeiten die Rede sein, die man beim Test und auch beim Kauf von Festplatten beachten sollte.

Testkriterien

Vielen kommt es bei einer Platte nur auf die Relation von Kapazität und Preis sowie auf die Geschwindigkeit an. Dem kann ich mich nicht ganz verschließen - schließlich kauft man sich eine Platte deswegen, weil die Diskette zu klein und zu langsam wird. Inzwischen hat sich die Nachfrage für ST-Platten deutlich weg von den 20- und 30-MB-Platten in Richtung 40 bis 60 MB bewegt; Platten in dieser Kategorie haben wir darum getestet. Alle Platten kosten unter 2000 DM.

Neben den Primärkriterien Preis, Kapazität und Geschwindigkeit spielen aber noch viele andere Dinge eine Rolle. In den guten alten Pionierzeiten mußte eine Platte laut sein, damit jeder Besucher sie sofort bemerken und seine Bewunderung ob des neuen teuren Spielzeugs ausdrücken konnte. Heutzutage denkt man ein wenig anders darüber. Praktisch alle Festplattenanbieter (bis auf ATARI) werben weithin sichtbar mit dem Prädikat “leise”. Ob das gerechtfertigt ist und welche Nuancierungen von “leise” es gibt, darüber sollte ebenfalls befunden werden. In Ermangelung eines schalltoten Raumes mußte dafür das Ohr des Testers herhalten, das inzwischen in der Branche als Sensibelchen in diesem Punkt bekannt ist. Die Platten wurden nicht in einem Büroraum betrieben, in dem sich jeglicher Festplattenlärm verliert, sondern in zwei eher ruhigen Räumen mit 12 und 17 qm, in einer für Hobbyisten und Semiprofis typischen Anordnung.

Die Lautstärke wird auch durch die Gehäuseart und -form beeinflußt. Plastik oder Metall, das ist hier die Frage. Viele Hersteller haben erkannt, wie wichtig ein gutes Gehäuse ist, und schauen sich beständig nach Neuem, Besserem um - so ist es zu erklären, daß einige der hier vorgestellten Platten mit vorläufigen Gehäusen ankamen, die “bald durch eine neue Gehäuseausführung ersetzt werden”.

Der DMA-Bus des ST ist extrem kitzlig; wer einen ATARI-Laserdrucker besitzt, seufzt hier bestätigend auf. Umso wichtiger ist es, daß die Hostadapter in den Platten sorgsam mit dessen Signalen umgehen. Ich habe das zu prüfen versucht, indem ich die wildesten Plattenkombinationen ausprobiert habe und bei Fehlern auf einzelne Platten zurückzuschließen versuchte.

Zudem mußte sich jede Platte im besonders fiesen ATARI-Laserdrucker-Test bewähren; auch der MS-DOS-Emulator Supercharger mußte für den DMA-Test herhalten. Generell kann man schon einmal sagen, daß der DMA-Bus des ST mehr als vier ACSI-Geräte nicht mehr zuverlässig bedient. Das liegt schlicht daran, daß ATARI die DMA-Signale am Festplattenanschluß nicht gepuffert hat. Die Festplattenhersteller kämpfen damit und bauen eigene Pufferungen in ihre Platten ein; zudem liefern alle Hersteller inzwischen relativ kurze, abgeschirmte DMA-Kabel, damit möglichst wenig Störeinflüsse den schnellen Datenverkehr auf dem DMA-Bus (maximal 15 MBit/s, wir reden hier über HF!) stören.

Immer wichtiger wird den ST-Anwendern die Kompatibilität einer Festplatte und der verwendeten Software. Alle Emulatoren sollen laufen, und auch hardwarenahe Programme sollten damit zurechtkommen. Vor allem letzteres ist ein kitzliger Punkt, weil sich die Art und Ausstattung der Host-Adapter, Controller und Laufwerke doch sehr stark unterscheidet.

Zudem ist es gerade bei Einsteigerplatten wichtig, daß die Installation reibungslos vonstatten geht und alles leicht bedienbar ist; hier spielt auch das Handbuch eine große Rolle. Ein dürftiges Handbuch, das Vorteile einer Platte nicht zu vermitteln vermag, kann einem schon von Anfang an den Spaß daran verderben.

Freilich spielen noch viele andere Dinge bei einer Festplatte eine Rolle: Soft- und Hardware-Maßnahmen zur Sicherheit der Daten etwa, die Bedienungsfreundlichkeit und Vollständigkeit der Software, die allgemeine Verarbeitung, Erweiterbarkeit...

Buswirrwarr

Damit die Fronten geklärt sind, soll hier klar unterschieden werden: SCSI ist nicht ACSI ist nicht ST506/412! Alles klar?

Der ST506/412-Bus stammt von der Firma Shugart und ähnelt dem bekannten Shugart-Bus für Floppy-Laufwerke. Zwei Anschlüsse, einmal 34polig für den gesamten Bus, einmal 20polig für jedes einzelne Laufwerk, sorgen für die Ansteuerung der Plattenlaufwerke; dabei liefert ein entsprechender Controller der ST506/412-Platte noch explizit Step-Impulse, Kopfauswahlsignale und derlei mehr. Die Daten werden seriell Bit für Bit übertragen: bei Platten mit MFM-Aufzeichnung (dazu später) wird eine maximale Bus-Transferrate von 625 kB/s erreicht, bei RLL-Platten 937 kB/s.

Plattenlaufwerke mit ST506/412-Anschluß sind relativ beschränkte Gesellen: Wie sie sich zu formatieren haben, wie sie Defektstellen aussortieren sollen, davon haben sie keinen Schimmer - ein separater Controller muß nachhelfen. Maximal vier Laufwerke sind via ST506/412-Interface anschließbar; sie werden wie beim Shugart-Bus einfach miteinander verkettet (daisy chaining).

Das SCSI (Small Computer System Interface) hat sich bei Mikrocomputern als Peripheriebus durchgesetzt; in der PC-Welt erhebt noch der ESDI-Bus Anspruch auf Konkurrenzfähigkeit, wird aber auch dort immer mehr vom SCSI-Bus bedrängt. Beim SCSI-Bus handelt es sich um einen parallelen Bus; es werden immer 8 Bits gleichzeitig übertragen. Daraus erklärt sich die hohe maximale Transferrate von 1.5 MB/s (asynchroner Betrieb) bzw. 3 MB/s (synchroner Betrieb), wobei der Standard noch Luft nach oben läßt. Real existierende SCSI-Platten nutzen freilich diese Transferraten noch lange nicht aus. Am SCSI-Bus hängen maximal 8 intelligente Geräte mit jeweils maximal 8 Untergeräten.

“Intelligent” ist hier das Schlüsselwort: Eine typische SCSI-Platte hat den Controller gleich eingebaut und kann von selbst formatieren, auf Defektstellen prüfen, Blöcke lokalisieren und vieles mehr. Das geht soweit, daß SCSI-Geräte auch von selbst aktiv werden und den Bus übernehmen können, also als Initiator eines Transfers agieren. Diese spezielle Fähigkeit des SCSI-Busses macht ihn sogar für kleine Netzwerke geeignet - Firmen wie 3K machen das sogar schon für den ST nutzbar. Beim SCSI-Bus ist es also durchaus denkbar und vorgesehen, daß sich eine Platte und ein Streamer ohne Mitwirken des Rechners unterhalten, um im Hintergrund ein Platten-Backup zu machen.

Um einen Sektor zu lesen, sagt man einer ST506-Platte beispielsweise:

Der angeschlossene Controller filtert dann aus den Rohdaten diejenigen des gewünschten Sektors und schickt sie an den Rechner. Auch alle obigen Arbeiten übernimmt der angeschlossene separate Controller.

Bei einer SCSI-Platte mit ihrem integrierten Controller heißt es nur noch:

Die Platte positioniert automatisch, sucht den passenden Sektor heraus und liefert ihn auf dem Bus ab.

SCSI hat noch viele weitere Vorteile (Sie merken schon, hier schreibt ein Fan); dazu zählen vor allem ein standardisierter und umfangreicher Befehlssatz und eine einheitliche Art und Weise, wie Kommandos einem SCSI-Gerät übermittelt werden. Durch die verkürzten und vereinfachten Wege zwischen Laufwerk und Controller (die Umsetzung über den ST506/412-Bus entfällt) werden in der Regel Kosten eingespart und auch höhere Geschwindigkeiten erreicht.

Welchen Plattenbusstandard unterstützt man bei einem neuen Rechner? ATARI hat sich hier für ein reichlich selbstbewußtes “keinen von beiden” entschieden. Immerhin aber werden die Daten auf dem DMA-Bus des ST parallel übertragen, und auch das restliche Design und das Protokoll (ACSI) ähneln dem SCSI-Bus. Den SCSI-Bus auf den ACSI-Bus zu reduzieren, ist mithin kein großes Problem - allerdings verliert man dabei die schönsten Fähigkeiten des SCSI-Busses wie die Unterscheidung von acht Kommandogruppen (bei ACSI nur noch eine), die Fähigkeit von intelligenten Peripheriegeräten, selbst den Bus zu übernehmen, und vieles andere, was SCSI erst begehrenswert macht. Für die Umsetzung “SCSI zu ACSI” sind die berüchtigten Host-Adapter erforderlich.

Um die ganze Sache richtig fitzlig zu machen, gibt es unter den Hostadaptern auch exotischere Vertreter: Die c’t-Lösung etwa implementiert ein ACSI-inkompatibles Busprotokoll und blockiert damit den DMA-Bus für andere Geräte. Bestimmte Hostadapter erlauben es, vom ST aus den kompletten SCSI-Funktionsumfang zu nutzen (Adapter von 3K, GK-Computer und anderen). Sie stören sich in der Regel auch nicht an anderen ACSI-Geräten, fahren aber trotzdem ein anderes Protokoll, das von vielen Programmen, die nach ACSI-Protokoll direkt auf den Bus zugreifen (pcditto, Plattenmonitore et cetera), nicht verstanden wird.

Mehr zu diesem Problemkreis findet sich in [4].

Wege ins Glück

Bei ATARI-Platten findet man - darum die “längliche” Einleitung - alle drei Busse friedlich vereint: Der ACSI-Bus verbindet ST und Hostadapter der ATARI-Platten. Der Hostadapter setzt die Signale auf den SCSI-Bus der Controller Adaptec 4000A bzw. Adaptec 4070 um; der Controller wiederum übersetzt die Anforderungen des Rechners und des Hostadapters in Signale auf einem ST506/412-Bus, an den maximal zwei dazu kompatible Plattenlaufwerke angeschlossen werden. Diese Lösung findet sich bei den Platten von Digital Data Deicke und Eickmann; das verwundert aber auch nicht, da dies modifizierte ATARI-Platten sind.

Einen noch etwas verschlungeneren Weg geht Vortex: An einem ACSI-Hostadapter hängt das sogenannte Microboard - praktisch ein eigener Rechner mit Z80, RAM und ROM. Am Microboard sind Platten-Controller verschiedener Hersteller angeschlossen, die eigentlich für den PC-Bus (!) gedacht sind; neuerdings findet man meist den Controller WD1004 von Western Digital in Vortex-Platten. An diesen PC-Controller sind wiederum über den ST506-Bus Plattenlaufwerke angeschlossen.

Um trotz der unterschiedlichen Controller Vortex-Platten nach außen hin immer gleich erscheinen zu lassen, setzt das Microboard die unterschiedlichen Befehlssätze der PC-Platten-Controller in einen standardisierten Vortex-Befehlssatz um, auf den man sich bei allen Vortex-Platten verlassen kann. Außerdem ist das Microboard für solch hochintelligente Eigenheiten wie das automatische Parken oder Motorabschalten sowie für die gründliche Initialisierung einer Platte zuständig. Nachteil dieser Lösung: Der Preisvorteil der recht einfach gestrickten PC-Platten-Controller wird durch das Microboard praktisch aufgehoben; zudem laufen die verwendeten PC-Controller nicht mit Interleave 1 wie fast alle anderen ST-Platten - der Grund, warum Vortex-Platten in der Regel zu den langsameren gehören. Interleave 1 bedeutet: Alle Sektoren einer Spur können innerhalb einer Umdrehung eingelesen werden.

Vorteil des Microboard-Konzepts: Im Laufe der Zeit können neue Controller eingebaut werden, ohne daß irgendwelche Programme umgestellt werden müssen. Und zudem kann man durch diese Architektur der Hardware besondere Tricks beibringen - zum Beispiel “weiß” die Vortex-Hardware, wie das Plattenformat des ST aussieht und kann daher einzelne Partitionen schreibschützen.

Die meisten Fremdhersteller sparen sich derart aufwendige Umwege: Ein Host-Adapter setzt die ACSI-Signale für den SCSI-Bus um, an den direkt eine Platte mit integriertem SCSI-Controller angeschlossen ist. Mit zunehmender Massenfertigung der SCSI-Platten ist dieses Konzept preislich konkurrenzfähig geworden. Übrigens arbeitet auch die MEGAFILE 44 so: In ihr schlummert das SCSI-Wechselplattenlaufwerk Syquest SQ555, das sich über einen ACSI-Host-Adapter mit dem ST unterhält. “Echte” SCSI-Platten in diesem Sinne sind die Platten von protar, Lacom, Hard&Soft sowie Flesch&Hörnemann, wobei letztere einen Host-Adapter beherbergt, der zwar nicht 100%ig ACSI-kompatibel ist, dafür aber den kompletten SCSI-Bus zugänglich macht.

MFM und RLL

Um auch das auseinanderzuklamüsern: MFM (Modified Frequency Modulation) ist eine Codierungsmethode, bei der Bits so umcodiert werden, daß aus einer Bitfolge sowohl die eigentlichen Daten als auch ein Takt zu rekonstruieren ist. An diesem Takt kann sich die Plattenelektronik jederzeit neu synchronisieren - kleine Drehzahlschwankungen und Ungenauigkeiten der Aufzeichnung werden so aufgefangen. Natürlich bedeutet das, daß zu den Signalen, die für die Aufzeichnung der Daten-Bits notwendig sind, zusätzlich Taktsignale abgespeichert werden müssen, die Platz rauben. Bei der etwas neueren Aufzeichnungsmethode RLL 2.7 (Run Length Limited) wird für die Taktsignale insgesamt weniger Platz benötigt, so daß die Daten mit einem RLL-Controller dichter gepackt werden können und so mehr auf die Platten paßt - allerdings nur, wenn auch das verwendete Plattenlaufwerk bestimmte Mindestanforderungen erfüllt.

Weil bei RLL 2.7 mehr Daten-Bits auf einer Spur stehen, diese aber nach wie vor in der gleichen Zeit (idealerweise innerhalb einer Umdrehung) gelesen werden, erhöht sich die maximal erreichbare Transferrate auf das Anderthalbfache gegenüber MFM-Platten - RLL-Platten speichern also nicht nur mehr, sondern sind auch fixer.

Bei neueren SCSI-Platten finden weitere Verfahren Verwendung, um die Transferrate und die Speicherkapazität bei unverändertem Medium zu erhöhen: Die bisher unangetastete Drehzahl von 3600 Umdrehungen pro Minute etwa wird variiert, oder es wird Zone Bit Recording eingesetzt, wobei - abhängig von der Lage auf der Plattenoberfläche - unterschiedlich viele Sektoren auf einer Spur abgespeichert werden.

Kompabeatle oder was?

Eigentlich sollten diese zum Teil erheblichen Hardware-Unterschiede bei Ihnen das Gefühl geweckt haben, daß diese Platten doch gar nicht alle ATARI-kompatibel sein können. Man muß auch als angehender Käufer einer Festplatte einiges Feingefühl für die Werbeaussagen der Hersteller entwickeln; drei Kompatibilitätsstufen sind säuberlich zu unterscheiden:

- kompatibel auf Treiberebene:
Alle Programme, die nur über den Festplattentreiber auf die Platte zugreifen (das tun die meisten), laufen. Das Busprotokoll ist aber nicht notwendigerweise identisch, hardwarenahe Programme schmieren ab. Auf dieser Ebene tummeln sich Billigbauten mit c’t-Adapter, aber auch komplett SCSI-kompatible Host-Adapter. Solche Platten erkennt man in der Werbung oft (aber nicht immer) daran, daß ohne TOS-Änderung nicht direkt von ihnen gebootet werden kann.

- “AHDI-kompatibel”:
Der Original-Treiber AHDI von ATARI läuft mit der Platte. Dies impliziert, daß die Platte über das Standard-ACSI-Protokoll anzusprechen ist und einen bestimmten Mindestbefehlssatz versteht (Blöcke lesen und schreiben, Gerät auf Bereitschaft prüfen u.ä.).

- “ATARI-kompatibel”:
Alle Plattenkommandos der ATARI-Platten SH205, SH204, MEGAFILE 30 und 60 werden verstanden und genauso bedient. Das bieten nur die wenigsten Platten, nämlich die Nach- und Umbauten der ATARI-Platten.

Eine zusätzliche Komplikation: Viele Plattenhersteller haben sich Verfahren einfallen lassen, um mehr als die ATARI-üblichen vier Partitionen auf einer Platte unterzubringen. Diese erweiterten Partitionen erkennt ein ATARI-Treiber nicht, und auch einige Emulatoren haben damit so ihre Probleme. Mit der AHDI-Version 3.0 hat ATARI selbst eine Erweiterung für beliebig viele Partitionen auf einer Platte implementiert; die ATARI-Lösung ist (natürlich) eine völlig eigene und unterscheidet sich von allen bisherigen (siehe dazu [3]). AHDI-kompatibel zu sein, ist damit noch ein Stückchen schwieriger geworden.

Hase und Igel

Um wieselflinke Platten von ihren eher gemütlichen Vettern zu unterscheiden, habe ich alle Platten mit einer neuen Version des Platten-Benchmark-Pakets der “ST-Computer” traktiert [5]. Zu diesem Paket gehören drei Programme:

- CHECKHD:
ein sehr hardware-naher Test, der im direkten Plattenzugriff maximale Transfer-Raten und Zugriffszeiten zu ermitteln versucht.

- TRANSFER:
mißt die Transfer-Rate auf BIOS-Ebene: hier spielen also auch Reibungsverluste im Treiber eine Rolle.

- HDBENCH:
mißt Zeiten für typische Plattenoperationen wie Dateien anlegen, lesen und löschen. Diese Zeiten sind für den täglichen Gebrauch wohl am relevantesten, aber auch am schwierigsten unter fairen Bedingungen zu messen. Mehr dazu in [5].

Bis auf die “La noblesse” von Flesch & Hörnemann, die kein normales ACSI-Protokoll versteht. mußten sich alle Platten zuallererst CHECKHD stellen. So fand ich heraus, was maximal von diesen Platten zu erwarten ist. TRANSFER und HDBENCH zeigten dann, wieviele Verluste man durch Treiber und GEMDOS erleidet und ob die Geschwindigkeit der Hardware sich auch bei typischen Anwendungen bemerkbar macht. Alle Tests liefen auf einem MegaST 2 unter TOS 1.4. Vor allem die HDBENCH-Zeiten können bei anderen TOS-Versionen erheblich abweichen, weil seit TOS 1.4 der Plattenzugriff erheblich verbessert wurde. Generell kann man sagen, daß erst ab TOS 1.4 eine schnellere Hardware so richtig durchschlägt - vorher war bei den Zeiten für den Plattenzugriff der GEMDOS-Overhead dominierend. Für Plattenbesitzer ist TOS 1.4, das muß mal gesagt werden, mehr als empfehlenswert.

Literatur:

[1] “Feste druff", ST-Computer 12/87, S. 26ff

[2] “Klotzen statt kleckern“, ST-Computer 2/89, S. 110ff

[3] “Wechselhaft - Die MEGAFILE 44 im Test”, ST-Computer 9/89, S. 25ff

[4] Brod/Stepper: SCHEIBENKLEISTER II, Eschborn 1989

[5] “Reichlich vermessen”, ST-Computer 6/89, S. 52ff

Flesch & Hörnemann “la noblesse”

Diese Platte ist nicht nur wegen ihres Namens eine Besonderheit. Die Firma Flesch&Hörnemann kommt eigentlich vom AMIGA-Markt und hat dort bereits Erfahrungen mit Platten gesammelt. Nun will man - mit einem speziellen Host-Adapter-Konzept - den ST-Markt erobern.

Herz der “la noblesse” ist der DMA-Adapter MAUDE, der bereits in der Zeitschrift mc vorgestellt wurde. Die Firma GK-Computer hat ihn weiterentwickelt und einen vollständigen SCSI-Controller vom Typ NCR5380 draufgesetzt. Vorteil des Konzeptes: Der komplette SCSI-Funktionsumfang ist über MAUDE ansprechbar, alle Kommandogruppen sind zu erreichen. Darüberhinaus hat man bei F&H und GK-Computer bereits Vorbereitungen für den SCSI-2-Standard getroffen, der dem SCSI-Bus neue Tricks beibringen wird. Darum wirbt man bei F&H für diese Platte vor allem mit dem Attribut “zukunftssicher”.

Der Wermutstropfen: Die Platte verträgt sich zwar mit anderen DMA-Geräten, versteht aber keine normalen ACSI-Kommandos (mit einer Ausnahme, siehe unten). Das heißt insbesondere, daß plattennahe Programme wie pcditto, der Harddisk-Teil des SED oder mein hardware-nahes Benchmark-Programm CHECK HD nicht laufen; darum finden Sie in der Tabelle zu diesem Punkt auch nur geschätzte Werte. An einer Anpassung von PCSpeed und Aladin wird gerade gearbeitet, Supercharger läuft bereits.

Platten, die sich nicht an das Standard-ACSI-Protokoll halten, haben oft Schwierigkeiten beim Autoboot - man denke nur an die c’t-Lösung. Grund dafür ist, daß die Urladeroutine im ROM, die letztlich den Treiber auf der Platte startet, sich darauf verläßt, daß zumindest das ACSI-Kommando READ BLOCK wie erwartet arbeitet; die Urladeroutine verwendet dieses Kommando, um den Block 0 jeder angeschlossenen Platte zu laden. Dieser wird dann daraufhin geprüft, ob er ein ausführbares Programm enthält, das eventuell gestartet wird.

Bild C: Zeiten für das Anlegen, Lesen und Löschen von Dateien

Was also tun? Bei F&H hat man sich folgendes ausgedacht: Auf dem MAUDE-Adapter befinden sich ein EPROM sowie eine Logik, die dem anfragenden Rechner vorgaukelt, im EPROM befinde sich ein per ACSI-Kommando lesbarer Urblock. Dieser wird vom Rechner eingelesen und gestartet; in diesem Block befindet sich nun eine kleine Routine, die aus dem EPROM den eigentlichen Treiber, aber auch andere Programme automatisch starten kann. Man kann sich auch selbst ins EPROM eigene Programme brennen, die man beim Booten von Platte aktivieren will. Vorteile dieser Lösung: Die Platte wird autoboot-fähig. Da der Block 0 nun aus einem EPROM gelesen wird, kann man die Platte zeitgleich mit dem Rechner einschalten und muß nicht warten, bis die Platte ihr morgendliches Räkeln abgeschlossen hat - das EPROM ist ja sofort lesebereit. Und: Der Root-Sektor (Block 0) der Platte ist vor Viren geschützt, wie überhaupt die la noblesse durch ihr etwas vom Standard abweichendes Protokoll vor unerwünschten Schreiberlingen sicher ist, die direkt auf die Platte zugreifen wollen.

Dieser Schutz ist allerdings löchrig: Ein Virenprogrammierer kann sich natürlich spezielle Zugriffsroutinen selbst schreiben oder sich einer eingebauten Direktzugriffsfunktion im MAUDE-Plattentreiber bedienen, die über einen relativen Zeiger in der punptr-Struktur erreichbar ist, einer Struktur, die Plattentreiber beim Start einrichten. Diese Direktzugriffsoption ist mir im übrigen etwas suspekt; ATARI hat einen anderen Weg eingeschlagen, um per Treiber Plattensektoren direkt lesen und beschreiben zu können [4], Glücklicherweise gibt es außer Viren kaum Programme, die sich auf den ATARI-Weg verlassen.

Wie man ein MAUDE-EPROM aufbaut (ein Hilfsprogramm dazu befindet sich auf der Systemdiskette), und wie man die besonderen Optionen des Treibers ausnutzt, darüber gab mir ein getrenntes Handbuch zum MAUDE-Adapter Auskunft. Zusätzlich bekam ich von F&H eine Vorversion eines Gesamt-Handbuches für die la noblesse, die sich allerdings in keiner besprechenswerten Verfassung befand. Wenn Sie diesen Artikel lesen, sollte, laut F&H, das Handbuch fertig sein. Es wird etwa 36 DINA4-Seiten umfassen und neben einer kurzen Übersicht über die Funktion von Festplatten die Anleitungen zu den mitgelieferten Programmen und einen Kurzabriß über den MAUDE-Adapter enthalten.

Ein Problem beim Booten von EPROM: Im ROM-TOS vom 6.2.86 greift die Urladeroutine etwas ungewöhnlich, nämlich nicht ganz ACSI-konform, auf den DMA-Bus zu. Gewöhnlich geht das trotzdem glatt; das MAUDE-EPROM nimmt es aber krumm und will nicht booten. Auf deutsch: Autoboot mit der la noblesse erst ab Blitter TOS.

Wie auch das Handbuch befand sich das Metallgehäuse, in dem die la noblesse bei mir ankam, in einem sehr vorläufigen Zustand, weswegen wir davon auch kein Bild gemacht haben. Neben einem gepufferten DMA-Ausgang bietet die la noblesse einen 25poligen SCSI-Ausgang. Beim Testgerät befanden sich die DIL-Schalter zur Änderung der DMA-Adresse noch im Gehäuseinneren, mit den bekannten Nachteilen. Das ist aber laut F&H nur bei meinem vorläufigen Gehäuse so. An der Vorderfront findet sich (statt einer PowerLED oder ähnlichem) ein Schalter, mit dem man den Zugriff auf die Platte verhindern kann, ohne sie komplett auszuschalten. Praktisch, wenn man schnell mal neue Software ausprobieren will, von der man nicht genau weiß, ob sie koscher ist.

Daß der Root-Sektor vor dem Überschreiben geschützt ist, denken Sie jetzt, ist ja ganz schön, aber was bringt MAUDE mir denn sonst noch außer einem ACSI-inkompatiblen Busprotokoll? Zuerst einmal ist MAUDE ein sehr intelligent aufgebauter Adapter, der zudem so fix ist, daß er selbst der in meiner la noblesse eingebauten SCSI-Platte Seagate ST 296 N die Daten so schnell abnimmt, daß man sie mit Interleave 1 fahren kann. Die ST296N (28 ms mittlere Zugriffszeit und 84.9 MB Kapazität, das nur nebenbei) hat eine maximale Datenrate von 1015 kB, wenn man den Verlust einer Umdrehung beim Zylinderwechsel einrechnet, sind es immerhin noch 870kB/s. Herkömmliche Host-Adapter schaffen diese Übertragungsraten nicht mehr, weswegen bei anderen Platten, in denen ebenfalls die ST296N eingesetzt wird, dieses Laufwerk mit Interleave 2 formatiert werden muß.

Bild B: Minimale, mittlere und maximale Zugriffszeiten
Bild A: Maximale Transferraten, ermittelt mit CHECKHD

Bei der la noblesse läuft die ST296N, wie gesagt, mit Interleave 1, womit der Host-Adapter MAUDE prima zurechtkommt. Allein, der DMA-Bus des ST kommt hier langsam ins Schleudern: Je nach verwendetem DMA-Chip und Gesamtkabellänge am DMA-Bus muß der Host-Adapter den Datentransfer etwas bremsen, so daß man in der Realität nicht immer auf die oben zitierten 870 kB/s kommt. In der Praxis erreichte mein Benchmark TRANSFER je nach verwendetem Rechner und Kabellänge zwischen 750 kB/s und 870 kB/s; diese Erscheinung wurde mir von F&H bestätigt. An meinem MegaST kam ich auch bei sehr kurzem DMA-Kabel nur auf maximal 770 kB/s. CHECKHD, mein hardware-nahes Benchmark-Programm, hätte hier natürlich noch etwas höhere Werte geliefert, lief aber wegen des inkompatiblen Protokolls nicht mit der la noblesse.

Fazit: Die Platten werden inzwischen so schnell, daß der DMA-Bus des ST in Schwierigkeiten kommt. Man kann eigentlich nur hoffen, daß ATARI irgendwann einmal den DMA-Bus und den DMA-Chip für den ST etwas überarbeitet. Gerade beim Hochleistungsrechner TT wird das wichtig werden, doch der hat ja glücklicherweise auch einen direkten SCSI-Anschluß.

MAUDEs hohe Geschwindigkeit ist aber nur der eine Teil der Geschichte. Richtig interessant wird es, wenn man an MAUDE mehrere SCSI-Geräte anschließt. Denkbar sind etwa Kombinationen von SCSI-Platten und -Streamern, die im Hintergrund ohne Beteiligung des Rechners ein Backup anfertigen. Für diese Kombination liefert F&H bereits ein dafür geeignetes spezielles Backup-Programm mit, das den Kopiervorgang anstößt. Ebenfalls plant man bei F&H, Wechselplatte und Platte in einem Gehäuse zu vereinigen, die dann ohne Rechnermitwirkung miteinander kommunizieren können. Das ist eben einer der großen Vorteile des SCSI-Busses: daß alle Geräte, nicht nur der Rechner, von selbst aktiv werden und Transfers steuern können.

Von MAUDE zurück zur Testplatte. Das Seagate-Laufwerk ST296N darin schaufelt die Daten zwar schneller um als die Quantum-Laufwerke, hat aber bei der Zugriffszeit das Nachsehen. Dazu kommt, daß durch die Einschränkungen des DMA-Busses das Seagate-Laufwerk gar nicht richtig ausgereizt werden kann. Aus diesen beiden Gründen ist auch nicht verwunderlich, daß die Benchmark-Daten, die mir HDBENCH beim Anlegen, Lesen und Löschen von Dateien lieferte, nicht besser waren als die Zeiten der Quantum-Laufwerke. Beim Transfer von langen Dateien allerdings ist der Geschwindigkeitsvorteil wieder deutlich spürbar, vor allem, wenn man das Glück hat, einen Rechner zu besitzen, der mit einem kurzen DMA-Kabel der la noblesse die vollen 870 kB/s entlocken kann. Dann wird die la noblesse zur Rakete...

Unglückseligerweise hat das Seagate-Laufwerk einen großen Nachteil: Es ist relativ laut. Sowohl Lauf- als auch Stepgeräusch sind sehr deutlich. Allerdings vernimmt man kein Lüfterrauschen, was schlicht daran liegt, daß kein Lüfter eingebaut ist; laut F&H ist das bei den Konfiguration mit nur einem Laufwerk auch nicht nötig. Zusätzlich ist das Seagate-Laufwerk auf Gummistoßdämpfem gelagert. All diese Maßnahmen konnten aber nicht verhindern, daß ich die Platte zuweilen schon mal ganz gern ausschaltete. Man kann mit dem Geräusch leben, wenn es auch unangenehm ist. Es gibt von der la noblesse auch eine Ausführung mit 46 MB, in der die etwas langsamere, aber auch leisere Seagate ST157N-1 eingesetzt wird (1598 DM). Mit der ST296N-1 ausgerüstet, kostet die la noblesse 1898 Märker - das nur zur Orientierung.

Ein weiterer Leckerbissen bei der la noblesse: Eine Echtzeituhr ist auf der MAUDE-Platine integriert. Zwei Programme werden mitgeliefert, die diese Uhr auslesen und setzen; die Uhrzeit kann natürlich als BIOS/GEMDOS-Zeit übernommen werden.

Die Installation der la noblesse vollzieht sich in zwei Schritten: Ein Programm, MHFMT2, dient zum Formatieren und zum Test auf Defekte. In einem zweiten Programm wird partitioniert; dabei läßt sich neben den üblichen Partitionsparametern (Kennung, Größe) auch die Cluster-Größe einstellen. TOS 1.4 unterstützt ja nun auch größere Cluster. Eine Besonderheit: Die Partitionen legt das Partitionierprogramm auf Zylinderanfänge, so daß der Zugriff auf die wichtigen Verwaltungssektoren besonders beschleunigt wird. Die Bedienung der beiden Installationsprogramme ist allerdings nicht so besonders gelungen. Denn erstens wäre es sicher nicht falsch gewesen, beide Programme zu kombinieren, und zweitens hat sich der Autor der Programme beim Partitionieren eine etwas ungewöhnliche Handhabung einfallen lassen. Zum Glück formatiert und partitioniert man nur selten.

Eine Überraschung erlebte ich, als ich den Laserdrucker von ATARI anschloß: Nichts ging mehr. Ob das an meinem Testgerät lag, an meinem MegaST oder generell an der la noblesse, war nicht mehr zu erfahren. Der Entwickler des MAUDE-Adapters empfahl, eventuell in die ACK-Leitung einen 100-Ohm-Widerstand einzubauen.

Der Festplattentreiber kann nicht, wie andere Vertreter seiner Gattung, von verschiedenen Partitionen booten - er besteht stur darauf, nur von C: booten zu wollen. Das ist eigentlich sehr schade, zumal wenigstens das Booten der Autoordner-Programme wirklich sehr einfach auf andere Partitionen umzuleiten ist. Andererseits bietet die Software der la noblesse einen kleinen Leckerbissen namens CONFIG.PRG. Dieser Tausendsassa kann die Pufferliste erweitern, die GEMDOS intern zur Beschleunigung der Diskettenzugriffe anlegt; es beseitigt zudem das 40-Ordnerproblem. Außerdem wendet es einen cleveren Trick an, um aus dem Autoordner der Boo-Partiton heraus das Environment für das DESKTOP und damit für alle daraus gestarteten Programme zu setzen. In diesem Environment befindet sich unter anderem die Variable PATH, die festlegt, wo das AES Resource-Dateien sucht. Diese Variable nämlich wird im ROM bis dato falsch gesetzt.

Ein weiteres kleines Progrämmchen namens FLOPSEL verhindert, wenn man es in den Autoordner stellt, das Nachlaufen des Laufwerks A:, wenn man von Platte bootet, ein Problem, das vor allem Benutzer des ATARI-Treibers kennen. Warum man diese winzige Routine (wenige Bytes) allerdings nicht in den Treiber mitintegriert hat, ist mir nicht ganz klar.

Die la noblesse ist also eine Platte, die ein neues Konzept verfolgt. Die beschriebenen Kompatibilitätsprobleme mögen manchen abschrecken, aber immerhin bietet die la noblesse in der getesteten Ausführung bisher unerreichte Transferraten, die Lösung des leidigen Einschaltproblems sowie die Möglichkeit. beliebige SCSI-Platten anzuschließen. Besonders interessant sind natürlich die Pläne von F&H, Platten mit einem SCSI-Streamer oder einer Wechselplatte auszustatten, die dann ohne Beteiligung des Rechners Backups anfertigen.

Weiterhin spricht für die la noblesse das günstige Preis/Leistungsverhältnis (1898 DM für 85 MB). Indes, die Software scheint in einigen Punkten noch unfertig. Nützliche Kleinigkeiten wie Backup-Software (das mitgelieferte Tape-Backup-Programm dient ja nur der Übertragung auf Streamer) et cetera muß man sich zusätzlich besorgen.


Lacom Sd 400

Die LACOM SD-400 ist eine von zwei Platten in diesem Test mit dem SCSI-Laufwerk Quantum Prodrive 40S. Das Quantum-Laufwerk glänzt durch einige bemerkenswerte (offizielle) Kenndaten:

Daß sich diese Eigenschaften nicht nur gut anhören, sondern sich auch in der Leistung niederschlagen, läßt sich an den Ergebnissen der Benchmarks ablesen: Die Übertragungsraten sind mit knapp 780 kB/s beeindruckend; der mittlere Zugriff wurde mit 24 ms gemessen. Im GEMDOS-Test (siehe auch Bild C) schlagen diese Hardware-Daten ebenfalls positiv durch.

Das abgebildete Metallgehäuse wird nach Auskunft von LACOM auf der Rückseite noch etwas verändert werden, so daß man die DIL-Schalter zur Einstellung der DMA-Adresse leichter erreicht; das fiel beim Testmodell etwas schwer. Das Gehäuse weicht leicht vom üblichen Mega-ST-Format ab, es ist etwa drei Zentimeter tiefer und bietet so etwas mehr Platz im Inneren. Dort ist alles sehr sauber aufgebaut; man findet einen außergewöhnlich kleinen Host-Adapter und eine davon abgetrennte Platine, auf der die Thermosteuerung des Lüfters untergebracht ist. Demnächst will man bei LACOM die beiden Platinchen miteinander vereinigen, so daß noch etwas Platz eingespart wird. Netzteil, Lüfter und Laufwerk sind so angeordnet, daß reichlich Platz für ein Zweitlaufwerk vorhanden ist. (Das Netzteil kam mir übrigens von der la noblesse her sehr bekannt vor.) Die Aufrüstung ist auch ausdrücklich vorgesehen; man kann bei LACOM dazu die Anschlußkabel für den internen SCSI-Bus bestellen. Dieser ist übrigens auf einem 50poligen Stecker an der Gehäuserückseite herausgeführt.

Dank der Thermoregelung des Lüfters und des flüsternden Quantum-Laufwerks ist die LACOM-Platte sehr leise, noch etwas leiser meiner Meinung nach als die Platte des direkten Konkurrenten protar. Nur noch die Eickmann EX60L ist ähnlich zurückhaltend.

Der Host-Adapter der LACOM-Platte hat zur Zeit noch ein Problem mit dem Supercharger, dessen DMA-Schnittstelle noch nicht so hundertprozentig sauber ist (außerdem ungepuffert). Nach Auskunft der Firma LACOM arbeiten die Supercharger-Entwickler daran, diese Schwierigkeiten auszumerzen. Wer sich schon einen Supercharger gekauft hat, schaut allerdings in die Röhre, wenn er MS-DOS auf der LACOM SD installieren will. Alle anderen Emulatoren tun ihren Dienst aber klaglos, auch OS-9 soll laufen.

Betrachten wir noch ein wenig die Software:
Die ist recht umfangreich. Neben dem Notwendigen (Installationsprogramm, Treiber) findet man auch das Nützliche (Backup-Programm) und das Luxuriöse (ein paar PD-Programme. die bei der Plattenarbeit helfen). Das Installationsprogramm hat zur Zeit noch eine Macke: Das Formatieren der Quantum-Platte ist dort nach gerade zwei Sekunden abgeschlossen - das kann ja nicht ganz sein. Tests am protar-Laufwerk zeigten, daß dort das Formatieren wirklich gestartet wird; ich muß also annehmen, daß beim Laufwerk in der LACOM-Platte etwas nicht richtig eingestellt war. Da die Platten wie alle anderen auch schon fertig formatiert und partitioniert ausgeliefert werden, ist das zwar keine Katastrophe, sollte aber doch schnell behoben werden.

Das Partitionieren läuft ab wie gewohnt. Unbequem ist nur, daß man die Größe nur per Mausklicks und nicht direkt eingeben kann. Ansonsten ist die Installation recht einfach, die Software nimmt viel Arbeit ab. So wird nach dem Formatieren zum Beispiel automatisch der (schnelle) Defekttest gestartet.

Maximal 14 Partitionen erlaubt der Treiber. Wie alle anderen Hersteller plant man auch bei LACOM eine Anpassung an das neue Format, das mit AHDI3.X eingeführt wurde. Die Bad Sector List, die ATARIs HDX zur Speicherung der Nummern von defekten Sektoren anlegt, wird heute schon unterstützt. Der Treiber kann einzelne Partitionen schreibschützen, bei einer Wechselplatte den Wechsel erkennen, das Ordnerproblem beheben und auf Tastendruck Autoordner und (!) Accessories von einer beliebigen Partition booten. Die Methode, mit der das gemacht wird, hat allerdings den Nachteil, daß das Booten von A: erst nach dem zweiten Anlauf klappt. Als einer von wenigen Plattentreibern kann der LACOM-Treiber optional die Daten nach dem Schreiben verifizieren. Für jedes DMA-Gerät kann ein Paßwort festgelegt werden; einzelne Partitionen auf einem geschützten DMA-Gerät werden dann nur freigegeben, wenn man beim Booten das Paßwort richtig eingibt. Statt des DESKTOPS kann auf Wunsch ein Kommando-Interpreter COMMAND.PRG beim Booten gestartet werden, aber ich habe noch nie erlebt, daß das jemand brauchte. All diese Optionen sind sehr einfach aus dem Installationsprogramm einstellbar. Ein zusätzliches Accessory dient dazu, auch während des Betriebs die Einstellungen für Schreibschutz und Verify zu ändern.

Gegen überschriebene Root-Sektoren helfen die Optionen “Save Root” und “Restore Roof’; ähnliche Funktionen gibt es für die Boot-Sektoren der einzelnen Partitionen. Leider kann man zwar zusätzlich noch die Bad Sector List, nicht aber FATs sichern, die eigentlich die kritischsten Regionen jeder Platte sind. Das nur als Anregung.

LACOM liefert ein Backup-Programm namens EASYSAVE mit. Dies allerdings hat mich nicht besonders überzeugt. Auf dem Papier beeindruckt die Funktionsvielfalt: Inkrementelles Sichern, Verzeichnisse nach bestimmten Kriterien ausgeben (auch für die Verwaltung per Adimens zurechtgeschnitten), Dateien logisch und physikalisch löschen, per Batch-Datei automatisch sichern, Dateiattribute ändern, Uhrzeit ändern... Indes: Die Batch-Dateien, die man aus dem Programm heraus selbst erstellen kann und die Listen von Dateien enthalten, die gesichert werden sollen, befindet EASYSAVE beim Wiedereinladen als aus der Art geschlagen und weigert sich, sie einzulesen. Beim Backup wird jede einzelne Datei ins Wurzelverzeichnis der Zieldiskette kopiert, was bedeutet, daß zum Beispiel auf eine normale doppelseitige Diskette nicht mehr als 112 Dateien (Normalgröße des Wurzelverzeichnisses) passen, egal, wie klein sie sein mögen. Zwar wird beim Backup eine Indexdatei mit abgespeichert, die beim Restaurieren dazu dient, auf der Platte die ursprüngliche Ordnerstruktur wiederherzustellen, doch ist das trotzdem ein erheblicher Mangel. Dazu kommt, daß ein kompletter Backup-Vorgang von einer Partition länger dauert, als wenn man per TOS 1.4 die Dateien von Hand auf Diskette oder eine andere Partition schaufelt. Natürlich hat man beim Backup-Programm den Vorteil, daß alles automatisch läuft und man nur ab und an Disketten wechseln muß.

Wie Bild D zeigt, ist die Oberfläche von EASYSAVE zwar üppig, aber doch nicht GEM-konform und meiner Meinung nach etwas unübersichtlich. An einigen Stellen gelang es mir auch immer wieder, das Programm zu verunsichern; beim Backup brach es zuweilen mittendrin ab, bei kleinen Provokationen (schreibgeschützte Disketten, falsche Disketten eingelegt, “Formatieren” einer Plattenpartition statt einer Diskette) meldete das Programm des öfteren einen Fehler, machte noch ein Stückchen weiter und verabschiedete sich dann. Darauf angesprochen, gelobte die Firma LACOM Besserung - man wird sehen.

Bis auf diesen Ausreißer zeigte sich die LACOM-Software von der positiven Seite. Zusätzlich sind auf der Systemdiskette noch einige PD-Programme unterbracht, beispielsweise SAGROTAN, ein Plattenoptimierer, ein Verschlüsselungsprogramm und andere Kleinigkeiten.

Insgesamt: Für 1598 DM bekommt man eine sehr schnelle Platte mit recht umfangreicher Software, bei der allerdings das Backup-Programm nicht sonderlich zuverlässig scheint. Zwei Jahre Garantie sind ein weiteres gutes Argument für die LACOM SD400. Das 70seitige Handbuch führt recht gut in die Programme ein und dürfte auch Einsteigern keine Probleme machen.


Protar 40 DC

Auch die Firma protar aus Berlin setzt das Quantum-Laufwerk P40S ein. Die Geschwindigkeit ist daher mit der LACOM-Platte identisch. Das Gehäuse der protar-Platte macht einen äußerst stabilen Eindruck und erfreut auch ein wenig das Auge; die Aufteilung im Inneren ist dagegen lange nicht so geschickt wie bei der LACOM SD.

Mit einem Zweitlaufwerk wird man also seine Probleme haben. Der Netzschalter an der Rückwand ist hinterleuchtet. An der Vorderfront befinden sich nur eine Aktivitäts-LED, die Zugriffe anzeigt, nicht aber den Einschaltzustand - etwas unpraktisch. Umso praktisch dafür ist die Lösung, die sich protar für die Einstellung der Host-Adapteradresse hat einfallen lassen. Ein Nummernschalter zeigt die DMA-Adresse im Klartext an - endlich entfallen die Fingerübungen auf Mäuseklavieren...

Der Lüfter der protar 40 DC ist zwar gedrosselt und leise, aber nicht thermogeregelt. Im Durchschnitt scheint die protar-Platte daher einen Hauch lauter als die LACOM SD; trotzdem kann man die Geräuschentwicklung als “niedrig” klassifizieren.

Bei der Software hat man versucht, neue Wege zu gehen; deutlich spürt man eine Beeinflussung aus dem Macintosh-Bereich. Eigentlich kein Wunder, denn protar ist ein Tochterunternehmen der Firma formac, die für den Mac schon lange Platten und Peripherie herstellt. Bild E zeigt beispielsweise die graphische Aufmachung der Plattenauswahl im Installationsprogramm.

Das Installationsprogramm MANAGER faßt in einem Programm alles zusammen, was man zur Installation der Platte braucht: Formatieren, Testlesen, Partitionieren, Partitionen löschen et cetera. Einige ungewöhnliche Optionen lassen aufhorchen: Partitionen lassen sich entfernen, ohne daß andere deswegen Daten verlieren; dabei werden Partitionen auf der Platte umgelagert, was ein wenig dauern kann. Beim Partitionieren kann man jeder Partition nicht nur die Größe und die Kennung (“GEM”, “OS9” oder ähnliches), sondern auch die gewünschte GEMDOS-Laufwerkskennung zuweisen; die ergibt sich ja normalerweise aus der physikalischen Reihenfolge der Partitionen auf dem Medium. So kann es theoretisch passieren, daß zwei Partitionen mit der gleichen Laufwerkskennung angelegt werden. Um diese Kollision irgendwie zu regeln, gibt es die Partitionsattribute “fixiert” und “exklusiv”. “Fixiert” bedeutet, daß bei solchen Kollisionen die fixierte Partition angemeldet wird, alle anderen Partitionen mit gleicher Laufwerkskennung aber nicht. “Exklusiv" heißt, daß eine solche Partition nur angemeldet wird, wenn es keine andere mit gleicher Laufwerkskennung gibt.

Viel praktischer ist, daß man jeder Partition getrennt ein Paßwort zuweisen kann, das beim Booten eingegeben werden muß, um darauf zugreifen zu können. Erwähnenswert noch, daß das Programm auch über Tastatur gesteuert werden kann (ALT-Kombinationen), und daß optional Warnungen vor jedem Menüpunkt ausgelöst werden, um Einsteigem etwas mehr Sicherheit zu bieten.

Beim Ausstieg aus dem Treiber wird automatisch der Treiber gestartet. Der übliche Reset entfällt also. Der Treiber meldet auch gleich für die angemeldeten Partitionen Icons im Desktop an, ebenfalls eine weitere Erleichterung für den Einsteiger, der nun nur noch “Arbeit sichern” anklicken muß. Überhaupt bietet der Treiber einige Leckerbissen: Nicht nur, daß er auf Tastendruck von beliebigen Partitionen bootet (Autoordner und Accessories) und daß er Icons automatisch anmeldet, er kann auch als TTP-Programm mit Optionen in der Kommandozeile aufgerufen werden. Zu den wichtigsten Optionen zählen “-s” (Bildschirmausgaben auf das Nötigste beschränken), “-a” (nach Durchlauf auf Tastendruck warten) und “-t” (Auswahl von einzelnen DMA-Geräten). Diese neuen Software-Ideen zeugen von Kreativität, die Ausführung von Professionalität; die protar-Software ließ mich während des Tests nicht im Stich. Einziger Kritikpunkt: zusätzliche Hilfsprogramme wie Backup-Programm oder Optimierer sucht man vergeblich - außer Installationsprogramm und Treiber gibt’s nichts.

Eine unproblematische Platte also, deren Software gerade Einsteigem entgegenkommt. (Leuten, die herkömmliche Platten-Software kennen, müssen sich allerdings etwas umgewöhnen.) Das Quantum-Laufwerk ist sehr schnell und leise, zwei Jahre Garantie gibt der Hersteller auf das gesamte Paket. Das alles für 1498 DM. Ich meine: Ein rundes Angebot.


Eickmann EX60L

Die EX60L ist eigentlich eine mutierte MEGAFILE 60, darum sei hier auch auf deren Test in [2] verwiesen. Allerdings hat sich die Firma Eickmann bemüht, die Schwachpunkte der MEGAFILE-Reihe auszumerzen.

Statt der Laufwerke, mit denen ATARI die MEGAFILE-Serie ausstattet, findet man in der EX60L das Seagate-Laufwerk ST 151, das einen recht schnellen Zugriff (offiziell 24 ms) und ruhigen Lauf bietet. Der RLL-Controller Adaptec 4070 der MEGAFILE-Serie, natürlich auch hier zu finden, sorgt für hohe Speicherkapazität (fast genau 62 MB) und fixe Übertragung (650 kB/s mit CHECKHD). Im Gehäuseinneren ist gerade noch genug Platz für ein zweites 3.5"-Laufwerk mit ST506-Bus; der Anschluß ist vorbereitet, wegen einer Platinenänderung der MEGAFILE-Serie und des schwächlichen ATARI-Netzteils allerdings nicht komplett idiotensicher.

Weil Host-Adapter und Controller mit der MEGAFILE-Serie identisch sind, kann die Eickmann-Platte das Prädikat “ATARI-kompatibel” für sich beanspruchen. Das heißt insbesondere, daß alle Emulatoren und auf die ATARI-Serie zugeschnittene Plattenprogramme laufen; ich habe jedenfalls noch kein Programm gefunden, das sich mit der EX60L gestoßen hätte. Laserdrucker, Supercharger und alle Emulatoren funktionieren.

Inkompatibilitäten könnten ja auch höchstens durch den Eickmann-eigenen Treiber von Alfred Schilken entstehen, aber auch dieser ist inzwischen für seine All-Anwendbarkeit bekannt. Neben dem Treiber liefert die Firma Eickmann auch komplette selbstgestrickte Installations-Software, außerdem das Backup-Programm HDU 1.05 von Application Systems Heidelberg, ein Cache-Programm, den Plattenoptimierer “The Optimizer" und das “Virus Filter Set".

Letzteres Programm dient dazu, Programmdateien gegen Dateivirenbefall zu impfen; dem Programm wird dabei ein kleines Codefragment hinzugefügt, das beim Start zuallererst das Programm auf Virusbefall prüft. Man kann auch Boot-Sektoren prüfen, deaktivieren und wegspeichern oder Endungen für ausführbare Programme ändern, alles Maßnahmen, um Viren auf die Schliche zu kommen.

Durch ein sorgfältiges Handbuch fällt “The Optimizer" auf, ein Programm, das fragmentierte Dateien zusammenfügt. Das Programm ist sehr einfach über GEM zu bedienen. Ein Problem aller Optimierer ist, daß sie Daten hin- und herverschieben und dabei recht gefährliche Eingriffe in die FAT machen müssen. Schmieren dabei Programm oder Rechner ab, ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine ganze Partition verloren. Je seltener der Optimierer beim Defragmentieren die Information in den FATs aktualisiert, desto schneller, aber auch unsicherer wird der Vorgang. “The Optimizer" bietet darum drei Sicherheitsstufen: FAT schreiben nach jedem Kopiervorgang, nach jeder abgearbeiteten Datei oder nach jedem abgearbeiteten Unterverzeichnis. Im Test benahm sich der “Optimizer" nicht daneben, mit mehr als 16 MB pro Partition kommt er allerdings nicht zurecht.

Viele Dinge, die heute bei Plattentreibern fast selbstverständlich sind, fand man zuerst im Eickmann-Treiber: das Booten von beliebigen Partitionen ist das beste Beispiel. Wenn allerdings auf der Partition C: Accessories sind, werden die Accessories auch von C: geladen und nicht von der Boot-Partition. Hervorzuheben sind außerdem die Sicherheitsmaßnahmen in der Installations-Software: Root- und Boot-Sektoren sowie die FATs einzelner Partitionen können auf Diskette gerettet werden, so daß die Reparatur beim Platten-GAU viel einfacher wird. Die Defektbehandlung ist gründlich, allerdings wird die von ATARI dafür vorgesehene Bad Sector List nicht dazu verwendet. Ein Accessory hilft beim täglichen Umgang mit der Platte (Parken, Statistik anschauen, im Betrieb auftretende Defekte nachträglich markieren, Schreibschutz für Partitionen. Paßwortfunktion).

Die Eickmann-Software läuft übrigens mit allen ATARI-kompatiblen und mit Vortex-Platten. In der bald erscheinenden Version 5.0 der Treiber-Software soll das neue ATARI-Plattenformat (AHDI 3.0) unterstützt und den vielen Zusatzfunktionen ein Paßwortschutz hinzugefügt werden.

Im Testbetrieb hat sich die EX60L (“L" wie “leise") bei mir als gutmütiges Geschöpf erwiesen; der Geräuschpegel ist so niedrig, daß das Lüfterchen in meinem Mega ST 2 direkt unangenehm dagegen auffällt. Beim Steppen läßt das Seagate-Laufwerk nur ein leichtes Blubbern vernehmen. Das Attribut “leise" hat sich diese Platte verdient. Was mir nicht gefällt: Die DMA-Adresse läßt sich - ATARIs Erbsünde - nur an DIL-Schaltern im Gehäuse einstellen; öffnet man selbiges, gefährdet man seine Garantieansprüche - mal ganz abgesehen davon, daß es einfach unpraktisch ist. (Vor allem für gestreßte Tester, die viele Platten gleichzeitig anschließen.) Daß man nicht unbedingt eine SCSI-Platte kaufen muß, wenn man auf Geschwindigkeit und Gehörschonung Wert legt, zeigt die EX60L.

Einzig der hohe Preis von 2298 DM zu dessen Beurteilung man freilich die mitgelieferte Software in Betracht ziehen muß.


Digital Data Deicke ddd60

Die ddd60 ist eigentlich eine MEGAFILE 30 mit einigen Verbesserungen. Dazu zählt zuvörderst das Seagate-Laufwerk ST277R-1, das laut Datenblatt eine mittlere Zugriffszeit von 28 ms, eine Kapazität von 65.5 MB und Autopark bietet. Außerdem hat man sich bemüht, das Plattengeräusch erträglicher zu machen: Die Verstrebungen des Lüftergitters wurden ausgesägt und durch ein Drahtgitter ersetzt. Der Lüfter selbst ist gedrosselt, ausreichende Kühlung durch eine veränderte Luftströmung aber gewährleistet.

Auf eine Thermoregelung des Lüfters hat man - so die Auskunft von Herrn Deicke - mit Bedacht verzichtet, weil diese Lösungen zwar zuverlässig verhindern, daß sich ein Laufwerk auf mehr als die maximal zulässige Temperatur aufheizt, nicht aber, daß in den Lüfterpausen die Temperatur sehr steil ansteigt und die vom Hersteller maximal zugelassene Anstiegsrate übertrifft. Daran ist sicher etwas Wahres; inwieweit die Thermoregelungen anderer Platten dazu führen, daß maximale Anstiegsraten übertroffen werden, konnte ich nicht nachprüfen. Ich glaube allerdings nicht, daß es durch sorgfältig eingestellte (!) und proportional hochlaufende Thermolüfter zu Problemen kommen kann.

  La Noblesse LACOM SD400 protar 40DC Eickmann EX60L ddd60
Hardware
Gehäuse: Metall Metall Metall Plastik Plastik
Hostadapter: MAUDE GESOFT/LACOM protar ATARI ATARI
DMA-Bus
durchgeschleift: ja ja ja ja ja
gepuffert: ja ja ja ja ja
SCSI-Anschluß: 25polig 50polig nein nein nein
Targetadresse einstellbar: ja DIPs in Rückwand Nummernschalter DIP im Gehäuse DIP im Gehäuse
Controller: integriert integriert integriert Adaptec 4070 Adaptec 4070
Aufzeichnung: RLL RLL RLL RLL RLL
Laufwerk: Seagate ST296N-1 Quantum P40S Quantum P40S Seagate ST151 Seagate ST277R-1
Kapazität: 84.9 MB 40 MB 40 MB 62 MB 65.5 MB
Köpfe: 6 3 (+1 Servokopf) 3 (+1 Servokopf) 5 (+1 Servokopf) 6
Zylinder: 820 834 834 977 820
Spt 34 variabel variabel 26 26
Sektoren 165851 82029 82029 127010 127920
Autopark: ja ja ja ja ja
Benchmarks
Spur-zu-Spur-Wechsel
offiziell 8 ms 6 ms 6 ms 8 ms 8 ms
gemessen 5 ms 5 ms 5.8 ms 6.5 ms
mittl. Zugriff
offiziell 28 ms 19 ms 19 ms 24 ms 28 ms
gemessen 24.5 ms 24.5 ms 26 ms 35 ms
max. Zugriff
offiziell 70 ms ? ? 44 ms 70 ms
gemessen 36 ms 36 ms 44 ms 63 ms
max. Transferrate 870 kB/s 778 kB/s 778 kB/s 651 kB/s 668 kB/s
ohne Zyl.wechsel 1015 kB/s 778 kB/s 778 kB/s 780 kB/s 780 kB/s
Transfer via Treiber: 769 kB/s 690 kB/s 690 kB/s 625 kB/s 625 kB/s
mit Positionierung: 666 kB/s 670 kB/s 670 kB/s 545 kB/s 545 kB/s
Dateien anlegen: 12s 10.7 s 10.7 s 10.7 s 11.6s
Dateien lesen: 1.7 s 1.2 s 1.2s 1.7 s 1.7s
Dateien löschen: 2.4 s 3.2 s 3.2 s 2.7 s 3.1 s
Geräuschentwicklung
Laufgeräusch: erträglich niedrig niedrig niedrig erträglich
Lüftergeräusch: keines niedrig niedrig niedrig niedrig
Stepgeräusch: laut niedrig niedrig niedrig erträglich
Software
Kopierschutz nein nein nein ja nein
TREIBER
autobootfähig ja ja ja ja ja
AHDIß.O-kompatibel nein nein nein ab V5.0 ja (Original-AHDI)
erkennt Wechsel nein ja ja ab V5.0 ja
Anzahl Partitionen 16 14 14 8, ab V5 bei. bei.
max. Partitionsgröße 16/32 MB(*) 16 MB 16/32 MB(*) 16/32 MB(*), ab V5 bis 2 GB bis 2 GB

Wie auch immer, die Maßnahmen zur Lautstärkedrosselung, die Digital Data Deicke auch separat als “NR Kit” für 49 DM vertreibt, zeigen Wirkung: Der Schwerpunkt des Festplattenlärms verlagert sich vom Lüfter auf das Seagate-Laufwerk, das nicht unbedingt eines der zurückhaltendsten auf dem Markt ist; Steps und Laufgeräusch sind jedenfalls deutlich, wenn auch noch erträglich.

Mitgeliefert wird die Original-Platten-Software von ATARI, also das Installationsprogramm HDX 3.0, der Plattentreiber AHDI 3.01 und das Backup-Programm HDU 1.05 nebst Kleinigkeiten (siehe dazu [3]). Sowohl der größte Teil der Hardware als auch die Software stammen also von ATARI, und so braucht niemand irgendwelche Inkompatibilitäten zu befürchten.

Besonders positiv fallen bei dieser Platte der Preis von 1444 DM (zusätzlich gibt es spezielle Studententarife) und die passable Geschwindigkeit auf. Eine maximale Übertragungsrate von 670 kB/s übertrifft sogar noch leicht die EX60L (das liegt an der unterschiedlichen Kopfanzahl), den mittlere Zugriff habe ich mit 35 ms gemessen. (Eine zweite ddd60 mit dem gleichen Laufwerk meldete bei dem gleichen Test 30 ms, es scheint hier also Toleranzen zu geben.) Dieser im Vergleich etwas langsamere Zugriff führt zu leicht höheren Zeiten beim Anlegen und Löschen von Dateien, bei dem viele Spurwechsel anfallen. Trotzdem kann man die ddd60 getrost als schnell bezeichnen.

Das mitgelieferte ATARI-DMA-Kabel ist mit 50 cm leider zu kurz, um die Platte vor einem 1040 unter einen Monitor zu stellen; man muß die Platte zur Seite drehen; dieses Übel hat die ddd60 mit anderen ATARI-Platten und -Derivaten gemein.

Insgesamt eine einfache Platte, die sich vor allem durch das sehr günstige Preis/Leistungsverhältnis (65 MB für 1444 DM) und die brauchbare Geschwindigkeit auszeichnet. Die Geräuschentwicklung ist erträglich. Allerdings ist die Software nicht sonderlich umfangreich (ATARI-HDX, AHDI, HDU), so daß man sich nach einer Weile sicher weitere Platten-Utilities zulegen wird.

Die Firma Vortex hat ihre Beteiligung an diesem Test kurz vor Redaktionsschluß zurückgezogen.

CB /Jürgen Lock

  La Noblesse LACOM SD400 protar 40DC Eickmann EX60L ddd60
Rootsektorformat eigenes eigenes eigenes eigenes AHDI 3.x
Booten v. ACCs von C: von bei. Part. von bei. Part. von C: (* *) von C:
Booten v. AUTO-Prgs von C: von bei. Part. von bei. Part. von bei. Part. von C:
Ordnererweiterung separates Programm im Treiber im Treiber im Treiber FOLDRxxx
wird abgelegt in EPROM Datei res. Sektoren res. Sektoren Datei
Schreibschutz v. Part. nein ja ja ja nein
Paßwortfunktion nein ja ja ab V5.0 nein
Verify nein ja nein nein nein
Installationsprogramm
Bedienung umständlich (2 Programme) einfach sehr einfach einfach einfach
Konfigurierbarkeit über Parameterdateien über WINCAP-Datei keine Parameterdateien WINCAP-Datei
Defektprüfung ja ja ja ja ja
sonstige Software Lesen/Setzen der Echtzeituhr, Nachlaufhemmer für Floppy, SCSI-Tape-Backup Backup-Prg., PD-Software keine HDU 1.05, Optimizer, Virus Filter Set, HDCACHE, Utility-Accessory HDU 1.05, Parkprogramm, FOLDRxxx, Kaltstarter
Handbuch
Umfang Stil ca. 36 S. 70 S. 34 S.
Stil locker, einfach verständlich locker, einfach verständlich, zu knapp
Programmierhinweise Programme ins EPROM einbinden Rootsektorformat keine Rootsektorformat wenig
Besonderheiten alle SCSI-Funktionen, Booten aus EPROM, Ein-Schalten mit Rechner möglich, Echtzeituhr 64 kB Hardware-Cache, Treiber kann Verify, 2 Jahre Garantie 64 kB Hardware-Cache, Treiber meldet Icons an, 2 Jahre Garantie, einzelne Part, können entfernt werden zus. 2 Handbücher für Optimizer und Virus Filter Set
Kompatibilität
Kompatibilitätsklasse Treiber-kompatibel AHDI-kompatibel AHDI-kompatibel ATARI-kompatibel ATARI-kompatibel
Bekannte Inkompatibilitäten: pcditto, hardwarenahe Programme Supercharger
arbeitet mit SLM804: nein (?) ja ja ja ja
Preis: 1898.- 1598.- 1498.- 2298.- 1444.-

() 32 MB ab TOS 1.4
(
*) Wenn Accessories auf C: sind, sonst auch von bel. Partition



Aus: ST-Computer 12 / 1989, Seite 10

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