Für ATARI-Anwender ist der Sommer seit 2 Jahren zu etwas Besonderem geworden. Nicht nur wegen der Sonne, die wir dieses Jahr reichlich gehabt haben, oder dem Urlaub, den man zu Hause auf dem Balkon mit einer ausgewachsenen Palme eines skandinavischen Möbelfabrikanten und einem exotischen Drink in der Hand verbringen konnte oder auch im Bermuda-Dreieck mit vielen Palmen, aber mit genausoviel Platz wie auf dem heimischen Balkon. Nein, nicht nur deswegen ist für den ATARI-Anwender der Sommer interessant, sondern weil sich jedes Jahr, wenn der Sommer zu Ende geht, die Tore der Düsseldorfer Messe für alle möglichen Zuschauer offnen, die die mittlerweile schon etablierte ATARI-Show besuchen möchten.
Und weil dieser Sommer nicht anders war als der Sommer letzten Jahres, wurde vom 25. bis 27. August in der Stadt am Rhein zum dritten Mal die ATARI-Show veranstaltet. Über 35000 Besucher gingen während dieser drei Tage auf der Suche nach Information hungrig durch beide Messehallen. Mit Sicherheit waren in erster Linie die zwei Weltpremieren die Hauptattraktion für die Besucher. Der ATARI TT wurde diesmal in aller Öffentlichkeit gezeigt und ebenso ein schon in absolute Vergessenheit geratenes, vor langer Zeit bereits angekündigtes ST-Modell mit besserer Grafik, der ATARI STE. Aber nicht damit fing alles an. sondern mit dem zuvor im Konferenzraum des Düsseldorfer Hilton.
Was haben ein holländischer Entertainer (nicht Rudi Carrell, keine Panik!), vier holländische Mädchens und der ATARI TT gemeinsam? Stimmt, gar nichts! Das ist auch der Eindruck, der nach der Präsentation der neuen Maschinen am Donnerstag vor der Messe übrig geblieben ist. Eine ungewöhnliche Show mit viel Musik und einem nicht gerade komischen Entertainer waren der Rahmen der ersten öffentlichen Vorstellung (beschränkt auf Fachleute und Händler) der zukünftigen ATARI-Produkte. Es wurde wenig geredet, sondern eher mehr gesungen und fürs Auge gab es nicht nur die zwei neuen Modelle. sondern jede Menge Laserlicht und schöne Beine. Ja, die Beine der 'Four Sisters’, einer Gruppe aus Holland, die der Veranstaltung den nötigen Swing verleihen sollte.
Eine so wichtige Veranstaltung kann nicht ohne all die Leute stattfinden. die in den USA für die Entwicklung sowie Support verantwortlich sind. Jack, Leonard und Sam Tramiel sowie eine nicht gerade kleine Mannschaft an Entwicklern waren anwesend. Nichtsdestotrotz präsentierte Alwin Stumpf die neuen Modelle als wären sie Entwicklungen aus dem gerade eben geschlossenen ATARI-Entwicklungszentrum in Braunschweig. Die Bedeutung des deutschen Marktes, weltweit angesehen, ist mit den Jahren immer mehr gestiegen. So gewinnt die Figur des Geschäftführers von ATARI Deutschland immense Bedeutung.
Nach einer guten Stunde Tanz auf dem Parkett und ebenfalls tanzenden Lichtem auf der Leinwand tauchten hinter einer Wolke von farbigem Rauch und einem ebenso farbenprächtigen Feuerwerk auf einem präparierten Hintergrund die zwei neuen Rechner von ATARI auf.
Die Lichter erloschen langsam, während die fast 300 Gäste wild applaudierten, der holländische Entertainer murmelte etwas in flämisch, während er seinen Champagner trank, und Alwin Stumpf lächelte zufrieden auf der Bühne. Uns trieb der Rauch nach draußen. Die Show war beendet! Es lebe die Show!
Schon am ersten Tag um 9 Uhr, als wir zum Messegelände kamen, sammelten sich die Leute vor den Toren. Als eine Stunde später geöffnet wurde, strömten sie von allen Seiten durch die Korridore. Der erste Blickfang war mit Sicherheit der groß angekündigte ATARI TT, der nur auf dem Zentralstand von ATARI zu sehen war.
Der TT enttäuschte auf den ersten Blick viele Besucher aufgrund seines Äußeren. In einem vielleicht sehr modernen Design untergebracht, sieht er so aus, als hätte man vergessen, einen Deckel anzufertigen. Man ist von dem grauen Kasten weggekommen, stattdessen hat der TT ein wesentlich angenehmeres Cremefarbenes Gehäuse bekommen. Die Tastatur ist jedem Besitzer eines Mega ST genauso bekannt wie die Maus. Ob sich hier etwas ändern wird, war nicht zu erfahren. Da der TT eine Reihe verschiedener Grafik-Modi beherrscht, wird er von Haus aus mit einem VGA-ähnlichen Monitor geliefert. Zur Grundausstattung gehört ebenso ein interner Speicher von 2 MB, eine Festplatte mit 30 MB und das Betriebssystem TOS 030, das kompatibel zum ST-TOS sein soll. Von Unix war nichts zu sehen, und man muß sich bis zur Systems in München im Oktober dieses Jahres gedulden, um Genaueres zu erfahren.
Für uns war der TT keine große Neuheit mehr, da wir (wie andere Kollegen) auf der CeBIT in der Lage waren, diese Maschine zu betrachten. Neu war uns nur das Gehäuse-Design. Ebenso haben wir bereits mehrmals über die neuen Generationen von ATARI-Modellen geschrieben. Seit guten zwei Jahren wird schon über diesen Rechner gesprochen und geschrieben. Gerade deswegen ist es unbefriedigend, daß man nicht erfahren kann, wann dieser Rechner auf den Markt kommen wird, wann wir in der Redaktion ein Exemplar bekommen können, womit wir lange und in Ruhe arbeiten könnten. Durch Probieren und Experimentieren könnte man dann ein gewisses Verhältnis zu dem Gerät bekommen. Im Rahmen dieses Messeberichts und mit all diesen offenen Fragen ist es nicht sehr sinnvoll, weiter zu spekulieren und mehr darüber zu sagen.
Das andere neue Modell, der sogenannte ATARI STE, ist ein ATARI ST, der wohl hauptsächlich für den Spielemarkt gedacht ist. Über ihn ist in diesem Heft noch mehr zu erfahren. Aber nicht nur bei ATARI konnte man alles, was glänzt, bewundern. Bei den 155 Ausstellern, die auf der Messe versammelt waren, gab es eine Menge zu sehen. Setzen wir unseren Rundgang fort.
Wie bei anderen Rechnern ist die Menge der Peripheriegeräte, die von Fremdanbietern hergestellt werden, sehr groß. Von einzelnen Floppies bis zum exotischen Emulator wird alles mögliche als Zusatz für den ST angeboten. Und weil mittlerweile das Angebot so groß geworden ist und die Ansprüche der Anwender gewachsen sind, bemühen sich fast alle Hersteller um mehr Professionalität ihrer Produkte.
Der Markt für Festplatten scheint immer noch vielen Firmen interessant genug, um sich auf dieses Feld zu wagen, obwohl auch hier schon Preiskämpfe ausgefochten werden. Darüber freut sich der Anwender, den Einkaufs- und Marketingchefs der beteiligten Firmen aber macht das bereits einige Kopfschmerzen. Wie auch immer, dies ist ein mitleidsloses Geschäft, und mit guten Ideen kann man auch noch auf einem so heiß umworbenen Markt erfolgreich sein.
Die recht junge Firma protar, Ableger der unter Mac-Usern etwas bekannteren formac - etwa setzt auf Solidität: Ihre Festplattenserie (20 bis 180 MB. 998 bis 3998 DM) zeichnet sich durch leise Lüfter und schnelle Platten, ein stabiles Gehäuse und eine in GEM eingebundene Software aus. 12 Partitionen pro Platte und die Autobootfähigkeit sind wir bereits gewohnt. Schreib- und Paßwortschutz schon weniger. Besonderer Gag: Beim Hochfahren meldet der Treiber die Laufwerk-Icons des Desktops selbst an! Auf ihrer Messepremiere zeigte protar auch eine Wechselplatte für 2498 DM und sogar eine magnetooptische Platte für den ST: 620 MB faßt das 998 DM teure Medium, auf dem das eingebaute Sony-Laufwerk im Mittel innerhalb von 90 ms jede Spur findet. Die Platte kostet - halten Sie sich fest - im Moment samt Medium noch 11998 DM. Bis die Magnetooptik also für Sie und mich erschwinglich wird, kann es noch ein wenig dauern. Immerhin wurde endlich deutlich, daß diese neue Speichertechnologie die Entwicklungslabors verläßt und verfügbar wird. Vom Videoprozessor TI3406I getrieben, stellt der entspiegelte 19"-Großbildschirm von protar 1280x1024 Punkte bei einer Wiederholfrequenz von mehr als 70 Hz dar. Kostenpunkt: 4298 Mark. Alles in allem also für eine so junge Firma ein recht imposanter Einstieg.
Überhaupt wimmelte es - mehr noch als im letzten Jahr - von Großbildschirmen und Grafikkarten. Bei Binnewies & Kammler nennt sich die Karte verführerisch “NEXTscreen" und liefert auf einem Multisync 800x600 Punkte (Wiederholfrequenz 55 Hz), auf einem SM 124 immerhin noch 640x480 Punkte. Die Karte kostet samt Einbau 225 Mark. Zurück zu meinen Lieblingen, den Platten: Auch Binnewies hat eine Festplattenreihe (“NEXT-file” - wie das Jobs wohl findet?) zu bieten (20 bis 85 MB, Preise von 1095 bis 1595 DM), SCSI-Platten allesamt, die durch eigene Software (8 Partitionen) und Hardware-Schreibschutz auffallen. Bei so vielen Platten am Stand, die mich ein wenig ängstlich anblinzelten, hätte ich beinahe die NEXTboard-Tastatur unter meinen Fingern übersehen. Sie wird anstelle der Standardtastatur angeschlossen, soll ein besseres Schreibgefühl bieten (Entschuldigung, ich vertrete eben immer noch die Minderheitsmeinung, daß die Mega-Tastatur ganz und gar nicht abartig schlecht ist) und ist voll "kompabeatle". Für 589 Öhrchen können Sie Ihren Künstlerfingern ein völlig neues Leben bieten. Sollten Sie sich übrigens selbige beim ewigen TOS-EPROM-Wechseln bereits blutig geschunden haben, bietet sich für Sie die “NEXTrombank" für den Mega ST an, auf der zwei Betriebssysteme und zwei ROM-Module Platz finden: umschalten statt aushebeln. 89 Mark kostet dieser Fingernagel/Schraubenzieher/Platinenschoner.
CSH, die Supra-Generalvertretung in Deutschland, vermeldet, daß die Supra-Einbauplatten für den Mega ST nun unter anderem mit Conner-Laufwerken bestückt werden, die sehr leise sind und gerade mal 5.1 Wätter ziehen - selbst für schmalbrüstige ATARI Netzteile kein Problem. Wir werden uns mit diesen Einbauplatten noch zu beschäftigen haben. Neben dem SCSI-Interface von SUPRA und einem Teil der breiten SUPRA-Plattenpalette präsentierte man auch Hayes-kompatible SUPRA-Modems (2400 Baud).
Bei HARD & SOFT A. Herberg war am Messe-Sonntag von einem vom Trubel etwas angeschlagenen Firmenvertreter zu hören, daß man an einem neuen, eigenen Plattentreiber arbeite, der auch zum neuen ATARI-HDX kompatibel sein soll. Im Moment wird allerdings noch die ICD-Software ausgeliefert.
Gleich um die Ecke war die Firma FSE aus Kaiserslautern zu finden. Mit einer eigenen Festplattenserie (32 bis 85 MB, 1298 bis 2798 DM, Autopark. ICD-Treiber) und einer eigenen Wechselplatte zu einem Preis von 1998 Markern (Medium kostet extra, und zwar 298 DM) will das PC-erfahrene Unternehmen die ATARI-Anwender für sich einnehmen.
Die Hauptattraktion der ATARI Messe ’89 war unbestreitbar die Präsentation des ATARI TT. der 32-Bit-Maschine auf Basis des Motorola-Prozessors 68030. Wir fragten einige, die seit langer Zeit auf dem ST-Markt aktiv sind, nach ihrer Meinung über ATARIs neues Flaggschiff.
▲
T Maier (TommySoftware): “Eine interessante Maschine, die ihre Stellung im ST- und Mittelpreismarkt hat und von der zu hoffen ist, daß sie ihren Platz erkämpfen wird.”
▲
U. Eickmann (Eickmann Computer): “Der TT scheint eine interessante Maschine zu sein, die vermutlich ihren Platz im Markt finden wird. Es ist abzuwarten, wie kompatibel sie zum ST ist, damit die Software auch weiterhin läuft. Im Unix-Markt hat der TT sicher in kleineren Bereichen Zukunft.”
▲
H.H. Huth (Application Systems): “Ich gebe meine Meinung dazu ab, wenn der TT ein kaufbares Gerät ist, vorher nicht. Aber natürlich ist es ein äußerst wichtiges Gerät für ATARI. Um zu zeigen, daß Innovation da ist, daß die Leute etwas tun. Genauso, wie von meiner Markteinschätzung her - Mercedes einen SL baut und mehr 190er verkauft, werden sicher bei ATARI durch den TT mehr 1040er verkauft werden.”
▲
P. Noone (C.A.S.H.): “Ich habe mich mit dem TT wenig beschäftigt, weil das System für unsere Zwecke und für unsere Firma relativ uninteressant ist. Ich sehe den TT - anfangs - in der Hauptsache im Universitätsbereich. Für Fakturierungen oder Buchhaltungen in dem Stil wie wir sie fertigen, ist das Gerät zu groß. Da müßten wir uns dann Unix-Systemen zuwenden, Mehrplatzfähigkeit usw. In die Richtung haben wir momentan keine Bestrebungen.”
▲
J. Springer (Bavaria-Soft): “Tolles Design. Was er leistet, wird man sehen.”
N. Eder (Bavaria-Soft): “Der TT ist eine innovative Maschine. Der 68030 wird mit Sicherheit der Prozessor sein, der in der Zukunft in dem Bereich üblich sein wird, in dem jetzt der 68000 vorherrscht. Für unsere Produkte freuen wir uns darauf, denn dadurch wird auch von der Verarbeitungsgeschwindigkeit her einiges geboten."
▼
F. Ostrowski (GFA) “Ich habe ihn bisher nur ganz kurz, ganz flüchtig gesehen."
▼
R. Mollenhauer (Adi): “Die TTs werden bei den Benutzern, die jetzt STs haben, später genauso ankommen, ähnlich dem Fahrschuleffekt. Sie werden den TT als nächsten Rechner avisieren. Es gibt also sehr viele, die wahrscheinlich jetzt schon denken: Es gibt einen TT, dann fang ich schon mit einem ST an. Der TT hat aber heute ja noch keine Aktualität, weil man ihn nicht im Laden kau fen kann. Der TT ist unseres Erachtens eine wichtige Weiterentwicklung, weil die ST-Kunden dadurch den Eindruck haben, daß es von ATARI etwas in der professionellen Linie gibt, einen Nachfolger.”
Dr. Roggenkamp (Rhothron): “Ich halte den TT für eine Maschine, die sicherlich die Produktlinie nach oben hin erweitert und den ATARI für Anwendungen brauchbar macht, die bisher mit dem Mega ST in der unveränderten Form nicht machbar sind.”
▲
C. Kraus (OMIKRON.): "Der ATARI TT wird sicher seinen Weg gehen, wenn er entsprechend von ATARI eingeführt wird. Das Wichtigste ist erst einmal, daß Software auf dem TT entsprechend verfügbar wird. Vorher kann das Gerät sich ganz bestimmt nicht durchsetzen. Es wird jetzt vielleicht von einigen Freaks und von Softwarehausem gekauft. Aber bevor nicht die Anwendersoftware läuft, wird sich der TT nicht durchsetzen.”
▲
A. Södler (OMIKRON.): “Der TT ist eine sehr gute Maschine. Das Problem ist nur: Es gibt ihn und es gibt ihn nicht.”
▼
VORTEX gab bekannt, daß in allen Platten nur noch Controller eines einzigen Typs ausgeliefert würden. Nicht mehr OMTI, auch nicht Adaptec, nur noch Western Digital 1004. Auch Vortex bot einen Streamer namens SIDE-WINDER an. der 150 MB schluckt (3398 DM). Die Vortex-Wechselplatte SIDELOADER (44 MB. 25 ms, die Daten kennen wir zur Genüge) verhalt sich wie die neueste Serie der HDPLUS-Plattcn: Per Tastenkombination kann man die Platte während der Arbeit ausschalten, um die Ohren zu schonen. Optional ist auch ein Zeitintervall einstellbar, nach dem die Platte automatisch ausgeschaltet wird, wenn kein Zugriff mehrerfolgt. Beim nächsten Zugriff wird die Platte automatisch wieder hochgefahren. Hübsch, gell? Im Preis von 2498 DM für den SIDELOADER ist ein Medium und natürlich die Software enthalten, die auch den Medienwechsel unterstützt. Übrigens ist nun auch Vortex mit LANCELOT, einer Ethernet-Karte für den Mega ST, beim Netzwerken dabei.
Jetzt voll im Plattenfieber, blieb auch EICKMANN Computer nicht von meinem Besuch verschont. Wie bei anderen Plattenherstellern hatte man hier ein Problem, nämlich, auf der hektischen und lauten Messe zu demonstrieren, wie besonders leise die neuen Festplattenmodelle seien. In diesem Falle die Eickmann-Platten der L-Reihe, die es mit 60 und 120 MB Kapazität gibt (2298 und 3298 Mark). Die Lautstärke wird mit weniger als 40 db(A) angegeben, die Transferrate mit 750 kB/s und der Zugriff mit 24 ms. Alle Plattenpreise sind bei Eickmann übrigens kräftig gepurzelt (die EX HO beispielsweise um 500 DM auf 2998 DM). Auch Eickmann Computer macht sich neuerdings der Mega ST-Völlerei schuldig: Die Megadrive-Einbauplatten mit 40 oder 80 MB sollen 970 kB/s umherschaufeln können, und das bei einer Zugriffszeit von 19 ms. Autopark? Klaro. Man arbeitet übrigens auch an neuer Software mit neuen Tricks, aber das ist alles noch sooo geheim...
Mit dem MAC-Disketten schluckenden EXchanger liefen Eickmann Computer einen Beitrag zur prosperierenden Aladin-Welt. Völlig neu ist aber der Eickmann Dispatcher, eine Kombination von Hard- und Software, die - von einem Rechner gesteuert - auf bis zu sechs Monitoren Regieanweisungen und Redetexte ausgibt. Damit eignet sich der Dispatcher ideal für Großveranstaltungen, auf denen an verschiedenen Stellen (Diavorführer, Beleuchter, Redner...) Anweisungen gegeben werden müssen. In Vorbereitung ist auch die direkte Ansteuerung von Lasereffekten vom ST aus Die Software kostet 498 DM. die Hardware zur Ansteuerung von maximal sechs (Monochrom ) Monitoren ebenfalls 498 DM. Auch geeignete Kabel sind bei Eickmann Computer erhältlich.
Ein bisher nur sehr schwer zu fassendes Phantomwesen materialisierte auf der ATARI-Messe dieses Jahres im Diesseits: Der Supercharger soll in kleinen Stückzahlen bereits ab Anfang September an Händler, Presse und erste Kunden ausgeliefert werden. Im Preis von 798 DM sind 512 kB RAM und, durchaus unüblich, MS-DOS 4.01 enthalten. Der Supercharger - lötfrei am DMA-Port des STs anzuschließen - bietet einen Sockel für einen Mathe-Coprozessor sowie Erweiterungsmöglichkeiten für mehr internes RAM. das übrigens dereinst über spezielle Software vom ST aus als RAM Disk nutzbar sein wird. Die ATARI Maus belegt beim Supercharger immer den seriellen Port COM1 des emulierten PCs: daher ist DFÜ-Software auf dem Supercharger nicht lauffähig, man muß dazu schon in den GEM-Teil umschatten. Das immerhin geht sehr einfach: Ein “Hotkey” schaltet direkt zwischen Supercharger- und GEM-Modus um; das Programm im Supercharger wird dabei praktisch eingefroren. Sogar Windows 286 soll auf dem Supercharger laufen, weil der eingebaute V30-Prozessor (ein 8086-Clone von NEC) auch einige 80286-Kommandos beherrscht. Um den am häufigsten gebrauchten Satz von Supercharger-Interessenten zu zitieren: Wurde auch Zeit...
Auf dem Mac-Emulatoren-Sektor war der Spectre GCR bei der Firma Fearn & Music zu sehen. Bei dem GCR handelt es sich um die neueste Version des Spectre 128, mit dem sich jetzt auch direkt schnell Mac-Disketten lesen und schreiben lassen. Als besonderer Gag konnte man an einem Messetag direkt via Fax Fragen an den Entwickler Dave Small stellen.
HYPERCACHE, der 16 MHz schnelle und mit 8 kB Cache-Speicher versehene 68000 für den ST, wurde unter allgemeiner Bewunderung am Stand von pro VME vorgeführt. Eigentlich ist HYPERCACHE ja ein "Abfallprodukt" (Zitat vom Stand) der von proVME entwickelten ST-kompatiblen VME-Bus-Karte, die satte 4161 DM kostet und ebenfalls eine 16 MHz schnelle CPU beherbergt. Intern hat proVME schon eine HYPERCACHE-Version mit einem 68020, die aber nur dann offiziell werden wird, “wenn ATARI ein 68020-kompatibles TOS herausbringt". Eine Steigerung um den Faktor 4 gegenüber dem Normalbetrieb soll mit dieser Karte möglich sein. Übrigens lieferte HYPERCACHE ST bei Benchmark Tests von proVME ein um nur 20 Prozent schlechteres Ergebnis als ein TT. Bei den Benchmark Tests handelte cs sich, laut proVME. um die bekannten Tests der amerikanischen Zeitschrift BYTE. Nicht überliefert ist, ob beim Test auf dem TT dessen Prozessor-Cache aktiviert war. Einstweilen begnügt man sich bei proVME aber mit einer anderen Neuentwicklung namens HYPERCACHE AMIGA (Gemeinheit!), die zwar nur auf 14.3 MHz getaktet wird (doppelter Systemtakt des AMIGA), aber mit 16 statt 8 kB Cache-Speicher ausgestattet sein wird.
Ebenso in Sachen Emulation und Anpassung an andere Rechner präsentierte auf der ATARI Messe die schon bekannte Firma Yellow-Computing ihr neues Interface zwischen dem ST und der Datenbank-Pocket-Rechner-Serie von CASIO SF 7000, SF 7500 sowie SF-800. Mit der neuen Lösung, die unter dem Namen Transfile SF-700 angeboten wird, ist es möglich. Daten, die auf dieser Pocket-Datenbank gesammelt wurden, auf den ATARI zu übertragen, dort zu sammeln und weiterzubearbeiten oder mit anderen Programmen zu mischen. Die erweiterten Daten können selbstverständlich zurück in die CASIO-Rechner übertragen werden. Die mitgelieferte Software beinhaltet einen eigenen Editor, der das Bearbeiten von Datensätzen sehr vereinfacht. Die Daten können sowohl im Standard-Casio-Format sowie im Sharp IQ-7000- und im PSION-Organizer-Format abgespeichert werden.
...und Laboreinsätze verlangen zumeist Bussysteme nach Standards wie IEEE488 oder VME. Erst so ist es möglich, mit Rechnern wie dem ST auf vorhandene Meß-und Steuersysteme zuzugreifen. Zwei Firmen, die in diesem Bereich von jeher sehr aktiv sind, sind IBP aus Hannover und Rhothron aus Homburg.
Die Hannoveraner, die vor allem durch ihren 190 ST, einem ST auf einer Einschubkarte für 19"-Racks, bekannt wurden, zeigten gleich mehrere Neuigkeiten. Der 190 STE ist die rechenstarke Fortsetzung des 190 ST. Er besitzt nun einen 68020 von Motorola anstelle des MC 68000, der zudem mit 16 MHz getaktet ist. Im Unterschied zur PAK68 arbeitet der 190 STE mit 32 Bit-Speicherzugriffen. In das tragbare VMEbus-System wird fortan ein LC-Display eingebaut werden. Damit ist im Gehäuse mehr Platz für Erweiterungen. Die Anwendungen für dieses System: portables Messen, Steuern, Regeln. Auch im 19"-Rack fallen viele Daten an. und somit stellt IBP einen Streamer als Backup-System für Harddisks zur Verfügung.
Bei vielen industriellen Kunden, so war von IBP zu erfahren, konnte man die ST-Systeme bisher nur schwer absetzen, da viele Firmen ausschließlich IBM-kompatible Systeme kaufen. Auch wenn das für den Einzelfall nicht unbedingt sinnvoll ist, erschweren solche firmeninternen Vorschriften das Geschäft. So hat IBP beschlossen, den 190 STX anzubieten. Das ist ein 190 ST, der aber zusätzlich kompatibel zum IBM PC ist. Das System basiert auf dem MS-DOS-Hardware-Emulator ‘PC-Speed' und wird auch mit der zu diesem gehörigen Software ausgeliefert.
CAD, CAM, CAI, CIM und Verwandte sind als Modewörter übrigens völlig out. Angesagt ist - laut Rhothron und ATARI eher CDI. Zu gut neudeutsch: Computer Designed Instrumentation, ein Begriff, der das Gemeinte allerdings nur nebelhaft umschreibt. Rhothron versteht darunter ein integriertes Meßlabor auf Basis eines ST, der um einen VME-Bus erweitert in einem großen 19"-Gehäuse mit bis zu 20 VME-Bus-Karten sitzt. Für dieses Meßlabor sind bisher folgende Module lieferbar: Speicheroszillator, Logikanalysator, Vielkanalschreiber, Frequenzzähler (bis 100 MHz), Rechteckgenerator, Strom/Spannungs-/Leistungsmesser und Temperaturmeßgeräte. Der Clou bei der ganzen Sache ist aber die Rhothron-Software, integriert im rho-softlab. In einem eigenen Desktop können Meßgeräte über Icons angewählt werden: die Ergebnisse von Messungen kommen nicht wie früher per Hand aufs Papier, sondern auf die Platte oder Diskette. Diese Ergebnisse werden mit spezieller Software analysiert und aufbereitet (Regressionsanalyse, Statistik), in Grafiken umgesetzt, mit Versuchsnotizen versehen, per Textprogramm kommentiert und schließlich sogar per DTP-Programm zu einer kompletten Publikation zusammengefügt. Wo früher viele Stationen nötig waren, an denen viele Reibungsverluste auftraten, bleibt heute alles von der Meßwerterfassung bis zur fertigen Aufbereitung in einem einzigen Rechner - unserem guten alten ST eben.
Dazu bietet Rhothron einerseits eigene Software zur Prozeßsteuerung, Meßwerterfassung und Analyse an, andererseits aber auch Standard-Software wie Wordplus, STAD, GFA-Statistik und Calamus zur Aufbereitung. Da Rhothron mit Funktionsbibliotheken zu den VME-Bus-Karten et cetera recht freigiebig umgeht, ist es auch sinnvoll, daß man vom Rhothron-Desktop Programmiersprachen wie GFA-und OMIKRON-BASIC, TURBO-C, ST-PASCAL. Prospero-FORTRAN und Assembler aufrufen kann. Der ST ist bereits jetzt in Wissenschaft und Forschung gut vertreten, und die CDI-Idee sollte das noch fördern. Zumal man bei dieser Lösung nicht nur Zeit und (Konvertierungs-)Streß spart, sondern auch bares Geld.
Mega STs, die Rhothron ausliefert, werden ab sofort serienmäßig mit einer IEEE-488-Schnitt-stelle ausgeliefert. Diese Schnittstelle entspricht dem HP IB-oder IEC-625-Bus und ist damit ideal geeignet, um die exotischsten Meßgeräte auch am ST zu betreiben: man spart sich so immerhin einen vergleichsweise teuren HP-Rechner. Ein auch als Programm lauffähiges Accessory sorgt für die Ansteuerung der Meßgeräte; Funktionsbibliotheken in den oben erwähnten Sprachen werden mitgeliefert.
Rhothron kündigte weiterhin eine Hardware-Erweiterung für den Mega ST an, mit der dieser als 16-Kanal-Analogschreiber brillieren kann; den TT wolle man schon bald mit “über 40“ Karten und der passenden Software unterstützen. Bei dem Gehäuse hat er auch alle Unterstützung nötig...
Genug Hardware? Meine ich aber auch. Verbeugen wir uns zunächst gen BASIC-Mekka: OMIKRON zeigte MORTIMER, ein multifunktionales Accessory, das ab Oktober für 79 DM zu haben sein soll. Die wichtigsten Funktionen: Texteditor, Drucker-Spooler, Tastaturmakros, Virenwächter (auch gegen Linkviren), flexible RAM-Disk, Snapshot, Bilderanzeiger (Bild im Desktop anklicken, und schon wird es einfach angezeigt), Taschenrechner, Plattenwächter (meldet Plattenzugriff, wenn ein angeschlossener Laser ausgeschaltet ist), Diskfunktionen, Plattenparken, Bildschirmlupe. Hapüh, erst mal wieder durchatmen.
Nicht gerade einfach tut sich der ATARI ST im Bereich Schulbildung. Die etwas versteiften Ansichten verschiedener Kultusministerien in verschiedenen Bundesländern sperren sich vor dem Einsatz dieses leistungstarken Rechners im Schulunterricht. Der Einsatz von Rechnern i.allg. wird nicht bestritten« es herrscht aber die Meinung, es müßte ein Rechner sein, der zumindestens so ähnlich aussehen sollte, wie der mit den drei bläulichen Buchstaben. Lehrer, die mit ATARI ST bessere Erfahrung gemacht haben. z.B. in Rheinland-Pfalz oder im Ruhrgebiet. setzen trotzdem den ST ein, und wenn MS DOS-Software vorgeschrieben wird, dann benutzen sie einfach einen Emulator, dann verhält sich der ST, wie es von dem Kultusministerium vorgeschrieben wurde.
Weiterhin haben die Lehrer einen Selbsthilfeverein gegründet, über den der Austausch von Information über Hard- und Software im Schulungsbereich vereinfacht werden kann. Schulte Borbeg, ein Lehrer aus Wickede an der Ruhr, zeigte auf der Messe in Düsseldorf verschiedene Ein-/Ausgabegeräte, die von dieser Gruppe teilweise entwickelt wurden und in vielen Schulen die Grundaustattung für den Unterricht bilden. Wir werden in einem anderen Heft noch mehr über dieses Thema berichten.
Mit drei "Bürolandschaften", die auf dem ATARI-Stand aufgebaut waren, ist es ATARI gelungen, die professionellen Einsatzmöglichkeiten für den ST unter Beweis zu stellen. Zu jeder dieser Landschaften gehörten mehrere Tische, auf denen an jeweils vier miteinander vernetzten Rechnern gearbeitet wurde.
Zum Einsatz kamen die Netzwerke von GTI (eLAN), Biodata (Bionet) und Rhothron (Rhonct). Leider war die optische Aufmachung dieser. eigentlich als Schwerpunkt der Messe konzipierten Büros nicht sehr gelungen. So wurde es den meisten Besuchern gar nicht klar, daß die Rechner vernetzt waren und was dort eigentlich demonstriert wurde. Außer den Tischen selbst erinnerte auch nichts an ein Büro.
Eine dieser Bürolösungen zeigte das Zusammenspiel von 'TechnoCAD’ zur Zeichnungserstellung, 'Calamus' zum Erstellen der nötigen technischen Dokumentation unter Einbeziehung der Zeichnungen und 'Depot' zur Angebotserstellung unter Zuhilfenahme der Stücklisten, die zur Zeichnung gehören. Dieses integrierte System ist keine Fiktion; es ist für einen deutschen Lautsprecherhersteller entwickelt worden.
Netzwerk und damit Büro Nummer zwei zeigte 'MegaPaint II' ‘Calamus' und das neue ‘Word Perfect' beim Zugriff auf einen Laserdrucker und einen gemeinsamen Datenbestand. Dieser wurde von einem ATARI PC5 (einem 386er AT), der sich problemlos in das Bionet einfügt, verwaltet.
Die dritte Tischgruppe schließlich wurde vollständig von Adi bestückt. Über das Netzwerk eLAN von GTI kommunizierten die neuen Versionen von Adimens (3.0) und das ebenfalls modifizierte AdiTalk miteinander.
Für OMIKRON.BASIC (an diesen Punkt werde ich mich nie gewöhnen) gibt es jetzt eine Finanzmathematik-Library (400 Funktionen, 129 DM) und die SQL-Library. SQL ist eine standardisierte Datenbankabfragesprache von hoher Komplexität; für 298 DM sind Sie auch in OMIKRON.BASIC dabei. Der OMIKRON-Assembler (wir reden von der Grundversion) ist bei der Versionsnummer 1.86 angelangt: Der Editor erfreut sich neuer Optionen (Suchen und Ersetzen von Labels mit Wildcards), der Linker beherrscht das DRI-Format, der Assembler hat eine Menüzeile, und das Handbuch ist überarbeitet worden.
Herr Sender von COMPUTERWARE freute sich, die Version 2.05 von Neodesk präsentieren zu können; es hat nun eine Schnittstelle zu Accessories, die in späteren Produkten ausgenutzt werden soll. Außerdem sind die Icons redefinierbar geworden. Um das einfacher zu machen, gab es bei COMPUTERWARE das “Icon Construction Set", kein Programm etwa (auch der Autor dieser Zeilen fiel diesem Irrtum zum Opfer), sondern ein Entwurfsblock für Icons, in dem man nach Herzenslust Bilderchen malen konnte. Ideal für die Kleinkindphasen nach dem fünften oder sechsten Messebier am Abend..
Wie begehrt eine komfortable Dateiauswahlbox ist. belegt die Beliebtheit der ST-Computer-PD-Diskette, auf der die Box des Herrn Patzel zu finden ist. Dieses Zeichen der Zeit hat man auch bei COMPUTERWARE erkannt und bietet den “Universal Item Selector" an, eine große Dateiauswahlbox mit vielen Optionen (Formatieren, Kopieren, Verschieben, Umbenennen, Löschen, Ordner Anlegen, Schreibschutz für Dateien, Dateisuche...), als Programm für den Autoordner. Dieses Programm wird zusammen mit HERMES, einem IMAGIC-Produkt, geliefert, das mir einen alten Wunsch erfüllte: Endlich ein Bildschirmschoner mit Mac-ähnlichem Feuerwerk!
HERMES beherbergt noch weitere Bonbons wie Goodblit (behebt Busfehler bei einigen Blitter-Baureihen), Mausbeschleuniger, Paßwortabfrage beim Booten, Pausefunktion (Rechner wird blockiert, bis wieder das Paßwort eingegeben wird), Speicherlöscher. 50/60-Hz-Umschaltung und Tastatur-Reset. HERMES und der Item Selector kosten zusammen 69 DM
Noch ein Textprogramm! Ah November will COMPUTERWARE das Programm TYPOGRAF gegen jeweils 169 Mause eintauschen (nein, nicht die grauen mit dem Kabel dran). Diese neue Textverarbeitung kennt einen schnellen Editormodus: ein eigenes Desktop mit Papierkorb, Laufwerken und eigener Dateiauswahlbox macht die Bedienung recht einfach. Maximal 20 Texte können parallel bearbeitet werden. TYPOGRAF kann im Text rechnen, alle Tasten frei belegen, im Hintergrund drucken, Breit- und Großschrift auf dem Bildschirm darstellen (natürlich auch kursiv und fett) sowie Stichwort- und Inhaltsverzeichnisse erstellen. Die Texte werden wahlweise auch mit Zeilennummern angezeigt. Serienbriefe sind ebenfalls kein Problem. Man wird sehen - im November. Die ersten Demos auf der Messe waren recht vielversprechend.
gdat zeigte sich ebenfalls umtriebig. GD-Fibu. die "Euro-Finanzbuchhaltung“, bucht in beliebigen Fremdwährungen nach EG Richtlinien: Gewinn- und Verlustrechnung, Bilanz, offene Posten, Kostenstellen und Skontoberechnung sind hier in einem leicht bedienbaren und konfigurierbaren Programm zusammen gelabt.
Für MIRAGE gibt es nun ein multiuser- und multitasking-fähiges ANSI-C: vier Compiler erzeugt wahlweise auch 68020-Code. APL/68000 gibt es nun auch für 68020 samt Coprozessor (PAK-Karte), wodurch APL für Anwendungen interessant wird, in denen allerheftigst Zahlen durch den Prozessor geschleift werden. Das APL/68000 für den Mac bietet gdat übrigens nun auch auf Disketten im ALADIN-Format an. Das MAC APL ist multitaskingfähig.
Besonders stolz ist man bei gdat auf GD-SYS, ein Entwicklungssystem für API-Programmierer. GEM quält Programmierer mit vielen lästigen Arbeiten wie Bildschirm-Redraw und Ereignisbehandlung. Das alles soll mit GD-SYS um einiges einfacher werden. GEM-Fenster können in Felder mit individuellen Scrollbalken unterteilt werden, die schnellen Scroll-Routinen stoßen sich auch nicht mit Großbildschirm. Mitgeliefert werden einige fertige Tools, etwa ein Formatierprogramm oder eine Fileselectbox mit assoziativer Suche. Um gdat zu zitieren: Allein GD-SYS sei schon “ein guter Grund, auf APL umzusteigen"
Auf dem ATARI ST ist jetzt auch eine Portierung des bekannten Simula-Svstems erhältlich. Es handelt sich dabei um eine objektorientierte Sprache, die mit Compiler, Linker, symbolischem Debugger, Schnittstellen zu C, Fortran und Pascal und ausführlicher Dokumentation geliefert wird.
Borland will mir offensichtlich einen meiner Herzenswünsche erfüllen: Anfang nächsten Jahres soll es Turbo-C 2.0 samt dem brandneuen Turbo-Debugger geben, der endlich auch im Source-Code nach Wanzen fahndet. TC2.0 wird eine Option bc kommen, um dem fertigen Programm zusätzliche Informationen für das Source-Level-Debugging mitzuliefern. Weitere Verbesserungen für den Compiler stehen noch nicht lest.
Der Debugger emuliert das gesamte GEM (und ist dabei schneller als das Original), weil GEM selbst nicht reentrant ist. So wird auch das Debuggen von GEM-Anwendungen - auch auf Großbildschirm - möglich: Daß man im Turbo-Debugger plötzlich beliebig viele Fenster öffnen kann, verwundert dann auch nicht weiter. Nur Accessories können aus dem Turbo-Debugger nicht aufgerufen werden. Der Turbo Debugger soll - wie die integrierte TC-Oberfläche - kontextsensitiv Hilfe leisten können: Man klickt also einen Begriff im Programmtext an ("print") und bekommt sofort alle Informationen aus dem Handbuch darüber. Alle 680xx Prozessoren sollen unterstützt werden, also auch der 68030 des TTs. Variablen, Fehler und Zeiger können während des Programmlaufs beobachtet werden. Dabei kann ein Programm komplett durchlaufen werden und an Breakpoints halten, für die komplexe Bedingungen angegeben werden können (C-Ausdrücke, Veränderung von Variablen und Speicherinhalten), oder aber in Zeitlupe per "Animate” begutachtet werden.
Aus gegebenem Anlaß besuchte ich - obwohl eigentlich Spielehasser - auch den Stand von THALION auf dem Ariola-Komplex in Halle 1. Umgeben von Horden von Schulkindern, konnte ich dort Neuentwicklungen begaffen wie "Dragonflight", ein komplexes D&D-Spiel mit Animationssequenzen, "Seven Gates of Jambala”, ein Jump'n'Run-Spiel mit 7 Höhlen und Querlevels, "No Second Prize" (Arbeitstitel), ein futuristisches Rennspiel in sagenhaft schneller 3D-Vektorgrafik, bei dem mehrere Rechner über MIDI und Centronics gekoppelt werden können, zuletzt auch "Chambers of Shaolin", ein Kung-Fu-Kampfspiel. Alle Spiele glänzen durch guten Sound und saubere Grafik.
Auf der Düsseldorfer Messe wurden eine ganze Reihe von Entwicklungen im Hard- und Software-Bereich gezeigt, die die Bedeutung des STs für grafische Anwendungen unterstreichen. Eines der Highlights war die Verwendung des Epson-Farbscanners GT 4000. Dieses Gerät ist ein absoluter Preisbrecher im Scanner-Markt. Für rund 5000 DM bietet er eine Auflösung von 400 DPI bei einer Farbstufung von 24 Bit pro Pixel, also jeweils einem Byte pro Grundfarbe. Nun ist Farbe ja nicht gerade die Stärke des STs und so mußten sich die Entwickler einiges einfallen lassen, um die gescannten Farbbilder auch nur in annähernd vernünftiger Dualität ausgeben zu können. Mit den 256 Farben und der geringen Auflösung, die der ST in seiner niedrigen Einstellung bietet, ist dies nämlich nicht möglich.
In verschiedenen Systemen wurde der Scanner eingebunden, davon ist allerdings der der Firma TmS noch nicht marktreif. Hier hat man zunächst das Programm ’TmS Scandesign' auf Farbbetrieb abgestimmt und ist nun in der Lage, die Grafiken mittels einer Grafikkarte von Matrix oder der MGE von MAXON auf entsprechenden Multisync-Monitoren auszugeben. Die dabei erzielte Qualität ist sehenswert. Nun müssen die Bilder auch zu Papier gebracht werden, dazu dient ein Tintenstrahldrucker von Canon. Der Canon Full Color Printer FP-510 ist in der Lage, mit ebenfalls 24 Bit pro Pixel und einer Auflösung von 160 DPI zu drucken. Noch nicht entschieden ist bei TmS, für welche Grafikkarte man sich letztendlich entscheiden wird, doch muß bis zur Serienreife des Komplettsystems noch kräftig an der Software gearbeitet werden. Diese wird umfangreiche Bearbeitungsfunktionen für die Farbbilder enthalten. Angesprochene Käuferschicht dieses Systems, das komplett mehr als 20000 DM kosten wird, sind Einsteiger im Grafikmarkt, denen andere Lösungen, die es vor allem für den Apple Macintosh gibt, zu teuer sind.
TmS zeigte in Düsseldorf auch die Version 2.5 des Vektorisierungsprogramms ‘TmS Vektor'. Das Update ist erheblich schneller und funktionsreicher als die bisherige Version. Richtig neu aber ist ‘TmS Graphics', ein vektororicntiertes Zeichenprogramm. Dem Grafiker wird es dienen, schnell Entwürfe herstellen zu können, dabei zu verzerren und zu vergrößern, ohne die Verluste pixelorientierter Programme in Kauf nehmen zu müssen.
Eine andere Lösung in diesem Bereich, in dem sowohl der Epson-Farbscanner wie der Canon FP-510 Verwendung finden, kommt von Marvin. Die Firma aus der Schweiz hat ein Videofarbsystem entwickelt, dessen Herz eine digitale Videokarte für den ST ist. ‘Chili' - so der Name des Systems - ist in der Lage, Videoeffekte zu erzielen, wie sie bei der Produktion von Werbe- und Präsentationsvideos gebraucht werden. Die Software bietet dabei zahlreiche Möglichkeiten, Video- und gescannte Bilder miteinander zu verbinden. Gespeichert werden die riesigen Datenmengen, die dabei auftreten, auf einer löschbaren optischen Platte. Auch das ist ein Novum am ST. Alles in allem ist ‘Chili' ein Low-Cost-Produkt im Bereich professioneller Genlocks und zielt auf semiprofessionelle Videostudios.
Für mehr Professionalität im Grafik- und CAD Bereich hat wesentlich die Einführung des 19"-Monitors M110 durch die Firma Matrix geführt. Seitdem sind Anwendungen in diesen Bereichen möglich geworden, die bislang Rechnern wie IBM ATs und Apple Macintoshs vorbehalten gewesen waren. Seit ATARI mit dem SM 194 selbst einen 19-Zoller anbietet, herrscht Konkurrenz auf dem Markt der großen Röhren. Matrix zeigte in Düsseldorf den neuen M110L. einen Visa-Monitor, der an die Matrix-Grafikkarte angepaßt wurde und zum Preis von 4200 DM angeboten wird.
Gleichzeitig ist der Preis des 'alten' M110 auf 4600 DM gesenkt worden. Neu im Programm ist ebenfalls der M120, ein 21-zölliger Multisync von Eizo, der in der Lage ist, 256 Graustufen anzuzeigen. Die Grafikkarte C128, die in der Lage wäre, diese Graustufen zu produzieren, gibt es allerdings noch nicht, der M120 wird vorerst mit der bisherigen, rein monochromen Karte ausgeliefert. Die neue soll erst gegen Jahresende serienreif sein. Neben einem Prototyp gab es aber auch schon die technischen Daten zu sehen: 256 Graustufen bei einer Auflösung von 1400x 1024 Pixel. 16 Farben mit 1664x1232 Punkten (ideal für CAD) oder 16 Millionen Farben mit 850x512 Bildpunkten für Echtfarbdarstellung sind die Eckdaten.
Die Firma 3K, die immer noch so heißt, obwohl das mittlere “K" nicht mehr dabei ist, bot den genannten EPSON-Scanner GT4000 zum Messepreis von 4250 DM feil. Einziges Problem: Eine Steuerleitung, die am ST Centronics-Port unbelegt ist, muß nachgerüstet werden. Dazu bietet 3K einen Umrüstservice an, für den der Kunde nur die Portokosten für das Hin- und Herschicken des Rechners übernimmt; Die Garantie bleibt unberührt. Nach der Messe soll der Scanner 4500 DM kosten.
RETOUCHE von 3K ist mittlerweile für seine Künste bekannt (siehe Test in ST-Computer 6/89). Nun wird es mittels eines trickreichen Accessories namens TURB0256.ACC auf Bilder des Digitizers TURBODIZER losgelassen, um bis zu 256 Graustufen zu erzeugen. Ergebnis: Effektiv eine wesentlich höhere Auflösung - man überzeugte mich mit auf Laserbelichtern ausgegebenen Bildern, in denen der Fortschritt deutlich wurde.
Der SCSI-Controller von 3K erfüllt nicht nur die volle SCSI-Norm (alle Kommandogruppen, nicht nur Gruppe 0) und ist damit zum Anschluß beliebiger SCSI-Medien geeignet, sondern macht mit der passenden Software auch eine einfache Vernetzung möglich. Sieben STs mit 3K-SCSI-Controller und ein Massenspeicher können an diesem Netz hängen (Buslänge maximal sechs Meter). Die SCSI-Software verwaltet bis zu 8 Gigabyte in maximal 512 Partitionen, kontrolliert den Medienwechsel und erlaubt ein einfaches Partition-Locking (greift ein Anwender schreibend auf eine Partition zu. darf ein anderer nur noch lesen). Die Programmierschnittstellen sind offengelegt. Mit 399 DM ist man dabei.
‘Every time you try to operate one of these weird black Controls that are labelled in black on a black background, a little black light lights up black to let you know you've done it."
Zaphod Beeblebrox etwas entgeistert über den Bedienungskomfort in einem Raumschiff, entnommen dem “Restaurant at the End of the Universe" von Douglas Adams.
Ein ähnlich aufsehenerregendes optisches Erlebnis erwartete den Besucher am proVME-Stand: Ein schwarz gespritzter SM 124 samt schwarzer Mega-Tastatur, schwarzem Grafiktablett und schwarzem Farbmonitor zog alle Blicke auf sich. Das edelschwarze Design dürfte die Zielgruppe für dieses System einnehmen: Die Grafiker. Das Ganze nennt sich “atelierdigital" und basiert auf einer ST-kompaliblen VME-Bus-Karte, die mit einer VME-Bus-Grafikkarte in einem Towergehäuse untergebracht ist. Die Grafikkarte produziert auf dem Farbmonitor bei einer Auflösung von 800x600 Punkten 256 Farben aus einer Palette von 262144 Farben, hat einen eigenen Videospeicher von 1 MB und einen Grafikprozessor. Die Software ist für zweidimensionale Vektorgrafik ausgelegt (die interne Auflösung beträgt 20000 Linien), soll sehr einfach zu bedienen sein und unterstützt einige Farbeffekte. Zwei lizensierte Vektorschriften werden für Beschriftungen mitgeliefert. Das Ergebnis der Zeichenarbeit kann schließlich für Dia-Belichtungsanstalten verwendet werden. Einschließlich Schulung. Installation und Hotline soll der Spaß 35000 Mark kosten, gegenüber vergleichbaren PC-Lösungen ein attraktiver Preis, wenn man bedenkt, daß das System mit 4 MB Speicher, vier seriellen Ports, zwei Diskettenlaufwerken (3.5" und 5.25”) und einer 85 MB-Platte ausgerüstet ist.
Weiter in der Grafikecke: IMAGIC, bekannt durch ihre Grafikprogramme, die von Application Systems Heidelberg vertrieben werden, war mit einem eigenen Stand präsent. Das GENLOCK VM410 mit sieben Eingängen (PAL/SECAM, RGB, Computerbild) und einem Ausgang (RGB+Sync) erzeugte hier dank einer installierten Videokamera allerlei Mischmasch von Besucherbildern und Computergrafiken. Das GENLOCK von IMAGIC kann zwei Videobilder mit dem Computersignal mischen. Die Genlock-Farbe ist über Drehregler frei wählbar und daher nicht notwendigerweise immer schwarz. Für 4498.- DM kann man sich die Genlock-Karte in den Mega ST einbauen lassen.
IMAGIC bietet aber auch ein Komplettsystem im 19"-Gehäuse an, in dem ein Mega ST und das GENLOCK-Gerät stecken. Dazu wird allerhand Software geliefert, darunter auch ein Grafikprogramm, das auf dem ST 16 aus 4096 (!) statt 512 Farben darstellt - allerdings nur per Interlace-Verfahren. Dieses Grafikprogramm soll demnächst auch bei Application Systems Heidelberg erscheinen. Bleibt noch zu erwähnen, daß das erwähnte Komplettsystem mit maximal 255 anderen Rechnern koppelbar ist, und daß IMAGIC auch einen Videoprinter präsentierte, ein Gerät, das praktisch Video-Sofortbilder schießt. Bei einer Auflösung von 640x580 Punkten und 64 Intensitätsstufen für jede Grundfarbe waren die resultierenden Bilder, die dieser 3-Farben-Thermodrucker (was anderes ist es nämlich nicht) ausspuckte, recht ansehnlich.
Ein weiteres Grafik-Utility zu ‘Signum!’ gibt's von Andreas Pirner aus Berlin. Der Autor von ‘Headline’ und 'Fontmaker’ präsentiert das Programm ‘Convert'. Mit dieser Software ist es möglich, Pixelgrafiken aller nur erdenklichen Formate - sei das vom ST, vom Macintosh oder vom PC - einzulesen und so aufzubereiten, daß sie direkt in Signum!-Dokumente eingebunden werden können. Damit erweitern sich die Fähigkeiten von ‘Signum!’ als kombiniertes Text- und Grafikprogramm wiederum.
Noch ein Malprogramm: Aus Holland kommt die Firma Com-Media, die eine Software zum Aufbereiten großformatiger Pixelgrafiken, wie sie beim Scannen vorliegen, zeigte. ‘Image’ ist in der Lage, je nach Speicherausbau Formate bis zu 6000x4000 Pixel zu bearbeiten.
Ganz ähnliche Aufgaben erledigt das Programm ‘Touch Up' von Jörg Wilhelm. Für 398 DM bekommt der Kunde ein Werkzeug, das in erster Linie zur Nachbearbeitung gescannter Pixelgrafiken dient.
‘MegaPaint II’ ist neben ‘Graph-Star’ und ‘SoundMerlin’ die Neuigkeit bei TommySoftware aus Berlin. Die neue Version von ‘MegaPaint’ enthält wiederum einen ganzen Schwung Funktionen, die weit über die eines herkömmlichen Malprogramms hinausgehen. Dazu gehören Vektorschrift, Bemaßungsfunktionen, Lot fällen, Bézierkurven etc. Erhältlich ist ebenfalls eine Erweiterung für den Großbildschirm und eine Netzwerkversion. ‘Graph-Star’ ist ein Malprogramm, das als Accessory in allen GEM-Programmen zur Verfügung steht. Mit ‘SoundMerlin’ stellt TommySoftware eine Sample-Software zur Verfügung, die umfangreiche Sample-Abspiel- und Edierfunktionen besitzt. Das Programm kostet 299 DM und ist kompatibel zu den Soundsamplern Prosound, dem von gdata und dem Sampler aus eigenem Hause.
Die Firma VIP-Design aus Belgien stellte ein Komplettsystem für Grafiker vor, die aus Folien Werbelogos und Schriftzüge fertigen wollen. Der Arbeitsplatz, den VIP-Design liefert, besteht aus zwei Mega STs, einem 19"-Monitor, einem 300 DPI-Scanner und einem Schneide-Plotter nebst eigener Software zum Scannen und Vektorisieren. Der Grafiker hat damit die Möglichkeit, binnen kürzester Zeit aus einer Vorlage geschnittene Folien für Leuchtwerbung, Messebau oder Fahrzeugbeschriftung herzustellen. Obwohl der Gesamtpreis von weit über 50000 DM zunächst schreckt, ist er doch auf diesem Gebiet - verglichen mit der Leistung und der Geschwindigkeit, die die ATARIs bieten - günstig. Aufgrund der großen Nachfrage planen die Belgier, den zentralen Teil, nämlich das Scan- und Vektorisierungsprogramm ‘VIP-1' in einer abgemagerten Version auch einzeln zu vermarkten. Der dabei angestrebte Preis beträgt 380 DM.
Shift stellte einen Zusatz zum pixel- und vektororientierten Zeichenprogramm ‘Arabesque' vor. Das Accessory ist in der Lage, Pixelgrafiken, die Teile einer Arabesque-Zeichnung sind, zu vektorisieren. Das ist möglich, da eine Schnittstelle zwischen ‘Arabesque’ und Accessories besteht, über die auf den Arbeitsbereich des Zeichenprogramms zugegriffen werden kann.
DMC zeigte die Version 1.64 von ‘DynaCADD' das nun Schraffuren unterstützt. Ein besonderes Bonbon sind die Vektorzeichensätze, die mit diesem CAD-Programm bearbeitet werden können. Sie erweitern die Fähigkeiten von ‘DynaCADD' in Richtung grafischer Gestaltung deutlich.
Noch eine Neuigkeit im CAD-Markt kommt von Technobox aus Bochum. ‘Technobox CAD/2’ lautet die korrekte Bezeichnung des weiterentwickelten ‘Campus CAD' bzw. Techno-CAD 1.3.’ (Welche Namensvielfalt!). Beeindruckend ist die Funktionsübersicht, anhand derer sich zeigt, daß die Version 2 doch weit mehr als nur ein Upgrade ist. Präsentiert wurde sie interessanterweise auf einem ATARI PC, denn die Versionen sind für ST und IBM-kompatiblen PC absolut identisch. Einzig die Farbfähigkeit fehlt der ST Hardware. Technobox will mit dem neuen Produkt einmal mehr seine Bedeutung für den professionellen Markt unter Beweis stellen. Für den Hobby-Anwender hört beim Preis spätestens der Spaß auf: 'Technobox CAD/2' kostet 3498 DM.
Bei den Grafikprogrammen ging es nicht nur um Mal- und Zeichenprogramme oder DTP-Anwendungen, sondern auch (für Geschäftsleute ungemein wichtig) um Programme, die in der Lage sind, Präsentationsgrafiken zu erstellen. Ja, Sie wissen schon, diese Balken- und Tortendiagramme, die Ihnen signalisieren sollen, wie gut oder schlecht Ihre Geschäfte laufen. SCIGRAPH von der Hamburger Firma Scilab ist ein Vertreter solcher Programme. Das Programm erstellt vollautomatisch bis zu 24 verschiedene Basisgrafiken, entweder aus bereits vorhandenen Daten oder welchen, die mittels eines Editors eingegeben werden können. Da es sich um Vektorgrafiken handelt, kann man sie beliebig manipulieren. Jede Linie, jede Fläche sowie Texte können bewegt, kopiert oder verschoben werden. Intern werden die Grafiken in einem Raster von 32767x32767 aufgebaut und bei der Ausgabe auf die verschiedenen Auflösungen angepaßt. Beim eingebauten Editor handelt es sich um einen Spalteneditor, der sehr einfach zu bedienen ist und viele Features besitzt, die die Eingabe von Daten sehr erleichtert. Er besitzt zwei eigene Fenster, so daß der Austausch von Daten sehr einfach zu bewerkstelligen ist. Bei der grafischen Ausgabe auf den Bildschirm stehen vier Fenster zur Verfügung, die man nach GEM-Manier vergrößern und verschieben kann. Bei der Ausgabe auf einen Drucker kann der Anwender zwischen 9-Nadel-, 24-Nadel- oder ATARI-Laserdrucker wählen. Bei einem so umfangreichen Produkt ist ein Preis von DM 599.- nicht zuviel.
Auch die MAXON Computer GmbH war mit einem Stand auf der Düsseldorfer Messe vertreten.
Zu sehen war die neue Grafikkarte MGE (MAXON Graphic Expansion). die eine maximale Auflösung von 1280x1024 Bildpunkten hat und max. 256 Farben aus einer Palette von mehr als 256000 Farben darstellen kann. Aber nicht nur für den reinen Grafikbereich. sondern auch für DTP auf Großbildschirmen laßt sich die Karte optimal einsetzen. Für einen Preis von DM 1798, bietet die MGE ein sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis (siehe auch Bericht ST 9/89). Neu war auch der MGP-GAL-Prommer, der ab dieser Ausgabe als Projekt in drei Teilen vorgestellt wird.
Bei Harlekin, dem neuesten Softwareprodukt MAXONs, handelt es sich um ein Accessory, daß 15 Programme beinhaltet: So ist ein schneller Editor, ein Terminkalender, eine RAM-Disk, ein Disk- und ein Speichermonitor, ein Disketten-Utility zum Kopieren und Formatieren u.v.m. enthalten. Für Leute, die es gern kompakt mögen, bietet Harlekin bei einem Preis von DM 129.- für 15 Programme sicherlich das Ideale. Ferner war die neue SoftArt-Reihe zu sehen: Hier konnte man u.a. den MiniEd, einen Editor als Accessory, das Diskettenverwaltungsprogramm Diskstar und das Multifunktionsprogramm Merkur sehen. Doch auch wem die normale Softwarewelt des STs zu teuer war, der konnte sich regelrecht in die PD-Software der ST-Computer wühlen, da es eine kostenlose Messesonderausgabe der PD-NEWS gab, die neben interessanten Berichten über PD-Software die komplette Liste der ST-Computer-PD-Sammlung enthält.
Gedränge am MAXON-Stand... bleibt nach wie vor eines der heißesten Themen. So liefen auch über diese ATARI-Messe zahlreiche Besucher in der Hoffnung, diesmal DAS Programm zu finden, das alle ihre Wünsche abdeckt. Gezeigt wurde einiges, lieferbar ist davon wenig, schauen wir uns die neuen an:
Von Applications Systems aus Heidelberg kommt neben ‘Signum!' nun ein weiteres Textprogramm. ‘Script' findet sein Vorbild bei ‘WriteNow', das auf dem Apple Macintosh läuft. Gleichwohl ist es vom ‘Look and Feel' ein reinrassiges ATARI-Programm. Einige Features: Verwendung von Signum!-Fonts oder den im Druck schnelleren Drucker-Fonts, On-Line-Formatierung des Textes, Fußnotenverwaltung, Grafikeinbindung, verschiedene Zeilenabstände und Fonts sind in einem Text nutzbar. ‘Script' wird voraussichtlich Mitte Oktober erscheinen und kostet 198 DM. Ferner war eine arabische Version von Signum! zu bewundern, die doch die Anpassungsfähigkeit der Heidelberger Software-Schmiede demonstriert.
Nun ist es da: ‘Word Perfect’ erscheint in einer Version für den ATARI ST. Die Version entspricht vom Funktionsumfang her der mit der Nummer 4.1 auf dem PC und heißt folgerichtig auch so. ‘Word Perfect 4.1' ist zwar ein Produkt der Word Perfect Corporation, wird aber von ATARI selbst vertrieben werden. Eine englische Version steht kurz vor der Auslieferung; ab Ende Oktober soll es die deutsche zum Preis von 700 DM geben. Ein erster Blick auf dieses weithin bekannte Produkt bestätigt, daß es sich um keine bloße Anpassung der PC-Version handelt: Das Textprogramm ist vollständig in GEM eingebunden und wird über Maus oder Tastatur bedient. Durch interessante Features wie Spaltensatz oder PostScriptausgabe wird es sicher Freunde auch auf dem ST finden.
Tempus Word fristet weiterhin sein Dasein als Ankündigung. CCD versprachen erste Exemplare wie bereits auf der CeBIT - für die Jahreswende 89/90. Hoffen wir, daß es in den Händen der Entwickler aus Eltville bis dahin zur Serienreife gedeiht.
Lieferbar hingegen ist ‘PKS-Write' von DMC. Die Leute aus Walluf bieten damit nach ‘Calamus Online' das nächste Utility an, das Calamus' Ruf als komplettes DTP-System unterstreichen soll. Das besondere an diesem Texteditor ist, daß er wahlweise als Accessory oder Programm läuft. PKS-Write ist nicht als Textverarbeitung zu verstehen, es läßt auch keine Textformatierungen zu. Alle seine Funktionen sind vollständig darauf abgestimmt, den Text nach der Eingabe mit Calamus weiter zu verarbeiten. Das reicht soweit, daß sogar Format-, Stil- und Font-Anweisungen, also Satzinformationen für das DTP-Programm, mit dem Text eingegeben werden können. ‘PKS-Write' kostet 198 DM.
Eine kleine Attraktion in der Halle I, deren Schwergewicht bei Spielen und Musik lag, war eine Kombination aus ATARI ST und einer Strickmaschine von Brother. Die Brüder Gunther und Dietmar Schröder haben ein Programm entwickelt, mit dem mühelos Strickmuster in den ATARI eingegeben und zu einer Strickmaschine gesendet werden können. Dabei werden zwei Farben (Grundfarbe und Muster) verwendet. Zusätzlich ist das Einlesen von Mustern mittels Scanner möglich. So können binnen kürzester Zeit aus gedruckten Vorlagen fertige Pullover werden. Das Programm 'pro Fashion 2000' kostet ohne Hardware 849 DM.
Bei ADI wurde die neueste Version des Datenbanksystems ‘Adimens ST’ gezeigt, das jetzt die Versionsnummer 3.0 und den Zusatz 'plus' trägt. Wichtigste Neuerungen: Neben Dateien und Verbindungen unter ihnen gibt es den sog. Verbund. In einer Verbundmaske werden Einträge aus verschiedenen Dateien zusammengefaßt. Ein Verbund wird bearbeitet wie eine virtuelle Datei. Kommentare können nun in die Masken eingefügt werden, und endlich ist Mehrfachsortierung möglich. Ab dem 15. Oktober ’89 ist Adimens 3.0 lieferbar. Das Update von 2.3 wird 150 DM kosten, wer sein Adimens vor dem 31.12. '88 gekauft hat, wird von Adi mit einem 'Treuebonus' belohnt und bezahlt nur 100 DM.
Bei Bela schreitet die Entwicklung langsam, aber stetig voran. Der Echtzeit-Codierer STOP läßt sich nun einfacher bedienen und unterstützt maximal 12 Paßwörter. TURBO ST, den Softwareblitter, fanden wir in der Version 1.6 vor - das Ding ist einfach atemberaubend schnell geworden. Während in früheren Versionen nur die GEM-Textausgabe beschleunigt wurde, waren nun einige weitere Teile der LINE-A-Routinen dran. Das Ergebnis: Fenster im Desktop öffnen und schließen sich blitzartig, und in Wordplus läßt sich dieser Text nun fast angenehm schnell schreiben und umherscrollen. Ein Hoch dem Programmierer!
SUMMA, das Handwerkerpaket, nähen sich nach beinahe zweieinhalb Jahren Entwicklungszeit der Perfektion. SUMMA besteht aus einem Texteditor, einer Kundendatenbank und den Artikeldaten; zusammen mit einer Lohnabrechnung und einer Buchhaltung ergibt das ein komplettes Paket für mittelständische Betriebe. Das Programm kommt weitestgehend ohne Kundennummern aus: es hilft bei Angebotserstellungen, Ausschreibungen, Auftragsbearbeitung, Rechnungen und Mahnungen sowie bei der Kalkulation. BELA plant das Paket allerdings erst dann in den Handel zu bringen, wenn die Unterstützung des Anwenders durch geschulte Händler gewährleistet ist.
Weiterhin war 'Multidesk'. ein Accessory, zu bewundern, das es erlaubt, bis zu 32 weitere Accessories nachzuladen und zu benutzen. 'G+Plus' heißt der Ersatz für GDOS, das ja dafür berüchtigt ist, die Bildschirmausgabe des ST zu verzögern. Das Utility verwaltet zusätzlich die Pfade zu den Gerätetreibern und Fonts der einzelnen Programme selbständig, so daß das Booten beim Wechsel zwischen Programmen, die GDOS benötigen, ebenfalls entfällt. ‘Hotwire' ist eine Shell, die im Hintergrund des Desktops auf Tastendruck wartet, um automatisch Programme oder ganze automatisierte Abläufe zu starten. ‘Midimax' schließlich ist eine Hilfe für Midi-Anwender. Wahlweise als Programm oder Accessory zu benutzen, erlaubt es, auf einfachste Weise Befehle an ein Midi-Gerät zu senden. Makros können definiert und auch durch Midi-Ereignisse getriggert werden.
Ein neuer Stern am Midi-Himmel heißt Mopro und kommt aus Holland. Diese Firma zeigte ein System zur Ein- und Ausgabe beliebiger Klanginformationen über den ST. Die Sample-Hardware 'Son' arbeitet mit 16 Bit und einer Frequenz von 44,1 kHz, also voller CD-Qualilät. Das System ist in der Lage, die Daten in Echtzeit auf Harddisk(s), die an den ST angeschlossen sind, zu schreiben. (Vier Minuten Musik belegen ca. 44 MB Speicherplatz). Die dazu gehörende Software 'Solfege' erlaubt das einfache und vielfältige Edieren der eingelesenen Stücke und natürlich die entsprechende Ausgabe. Mit ca. 4400 DM ist dieses System allerdings keine Low-Cost-Lösung mehr.
Die Heilbronner Firma Lighthouse ist bekannt dafür, dem ATARI stets ein neues Äußeres zu verschaffen. Sie zeigte auf der Messe ein Tower-Gehäuse, in dem ein Mega ST nebst Festplatten und Floppy-Laufwerken problemlos Platz findet. Nachdem also der Rechner unter dem Tisch verstaut ist, gilt es, den Arbeitsplatz weiter aufzuräumen. Hier hilft Lighthouse mit einem Monitor-Schwenkarm, auf dem auch die Tastatur eine Ablage findet.
Ab sofort läuft die Firmenabwicklungs-Software 'BSS-Plus' auch im Netzwerk. Bavaria-Soft aus Ottobrunn zeigten auf der ATARI-Messe zum ersten Mal die Netzwerkversion ihres Software-Pakets. Bis zu 20 STs können über die Netzwerke von BioNet oder eLAN gemeinsam auf den Datenbestand eines Servers Zugriff nehmen. Dieser Server kann durchaus auch eine MS-DOS-Maschine sein. Da das gesamte ‘BSS-Plus’-System modular gehalten ist, ist es schwer, einen Preis für eine solche Firmenlösung zu nennen. Trotzdem ein Beispiel: Für ein Netzwerk mit zwei Arbeitsplätzen und einem ST-Server nebst entsprechender Software und kompletter Hardware (Rechner und Netzwerk, aber ohne Drucker) sind ca. 27000 DM zu veranschlagen.
Das waren drei Tage Messe, auf denen es viel zu sehen und zu hören gab. Wie Claus Brod in seinem Editorial schreibt, wäre es für die Menge an Besuchern, den Aufwand und die Vielzahl an neuen Produkten, die jedes Jahr vorgestellt werden, wünschenswert. wenn die Messe mindestens einen Tag länger dauern würde. Vielleicht sehen wir uns nächsten Sommer in Düsseldorf am Donnerstag um 9 Uhr. Bis bald.
In letzter Minute haben wir erfahren. daß ATARI ab Anfang Oktober die lang erwartete TOS-Version 1.4 ausliefern wird. Wer schon einmal das Vergnügen gehabt hat, diese Version auf einem Farbmonitor laufen zu sehen, der kann sicherlich verstehen, warum der offizielle Name von TOS 1.4 jetzt Rainbow-TOS lautet. Rainbow-TOS wird nicht serienmäßig mit den STs geliefert werden, sondern nur quasi als Ersatzteil beim ATARI Händler für DM 198,- verfügbar sein. Da nachträglich noch zwei Fehler gefunden wurden, wird ein Patch-Programm für den Autoordner mitgeliefert werden.
CB/IB/MM/HE