Wenn der Computer richtig vielseitig genutzt werden soll, dann muH auch auf außergewöhnliche Dinge gedruckt werden. Folien, Aufkleber, Pappe oder viele Durchschlage lassen herkömmliche Drucker häufig streiken. Ob sich Aufkleber lösen und die Mechanik verkleben oder das Druckgut bereits beim Einzug verknickt, Abhilfe kann da nur ein Drucker schatTen, der das zu bearbeitende Material nicht verformt. Und genau so einen präsentiert C.Itoh mit dem Flachbettdrucker C-610.
Aus dem fernöstlichen Hause C.Itoh Electronics gab es bereits vor einigen Jahren (im Computerbusiness vor einer Ewigkeit) einen Flachbettdrucker. An den legendären Riteman wird sich bestimmt noch so mancher erinnern. Doch außer dem Firmennamen und der Flachbettechnik haben die beiden wahrlich nichts gemein. Der C-610 heutiger Tage ist ein 24-Nadler, der neben IBM- auch Epson-Emulation bietet, mit Papierparkfunktion. paralleler und serieller Schnitt stelle und 32 kByte Speicher komplett ausgerüstet ist.
Doch was ist nun das Besondere an der Flachbettechnik? Anhand der Skizzen können Sie die Arbeitsweisen herkömmlicher Drucker und des C-610 vergleichen. Wahrend normalerweise die Papierführung sehr an die Schreibmaschinentechnik angelehnt ist und das Druckgut auf entsprechend verschlungenen Wegen durch den Drucker geführt wird, liegt es beim Flachbettdrucker völlig plan und wird nirgendwo gebogen. Daher ist es z.B. möglich, auf sehr starken Karton zu drucken. Voraussetzung dafür ist allerdings. daß sich der Abstand zwischen Druckkopf und Papier in einem großen Bereich variieren läßt, was der C.Itoh auch zuläßt. Vom Hersteller ist eine maximale Papierstärke von 0,35 Millimetern angegeben, was sich als sehr pessimistisch erwies. Während des Tests bedruckte der C-610 problemlos Papierstapel von 0.8 Millimetern Stärke (das sind immerhin acht Blatt Kopierpapier). Doch schauen wir uns den C.Itoh erst einmal von außen an. Die Bilder zeigen ein etwas ungewöhnliches Gehäuse. Das ist auch nur logisch, denn im C-610 ist alles ein wenig anders. Der Druckkopf fährt zwar auch von links nach rechts, druckt aber von oben auf das darunter liegende Papier. Für den notwendigen Gegendruck sorgt keine Gummiwalze, sondern eine Metallschiene. Demzufolge liegt - oder besser hängt - auch das Farbband in der Senkrechten. Für den Papiertransport sorgen eine Reihe von Transportwalzen jeweils vor und hinter dem Druckkopf. Vorne ist die Auflagefläche fürs Einzelblatt angesetzt. Im hinteren Teil des Gerätes befinden sich unter einer Klappe die Stacheltraktoren für das Endlospapier. So kommt es zu dem eigenartigen Pultgehäuse. dessen Kanten die Designer modisch abgerundet haben. Apropos Design: Bei der Präsentation auf der CeBIT 89 wurde der neue C.Itoh ganz in Anthrazit neben einem schicken Laptop im gleichen Farbton gezeigt. Dabei handelte es sich zwar noch um ein handlackiertes Einzelstück, aber ab Ende August sollen bereits die ersten Geräte im Grau Look bei den Händlern stehen (und das alles ohne Aufpreis!).
Aufgrund seiner Konzeption ist der C-610 prädestiniert für besondere und schwierige Papierarten- und formate. Fangen wir also an. ihn mit allem möglichen zu füttern. Verschiedene Aufkleberarten machen ihm keinerlei Probleme. Diverse Papierstärken bis hin zum Bastelkarton nimmt er willig an und druckt 'Re-serviert'-Schilder fürs Gasthaus. Quittungsformulare (Hier Gastronomierechnungen sind mit herkömmlichen Druckern nur sehr schlecht zu bedrucken, da sie im Walzendschungel nicht richtig geführt werden, häufig hängenbleiben und bestenfalls schief bedruckt werden. Für den C.Itoh ist das kein Thema. Genau so einfach ist das Bedrucken gefütterter Briefumschläge, deren Stärke bei ‘normalen' Druckern oft zu Problemen führt. Kennen Sie die verstärkten Umschläge für den Versand von Photos, Röntgenaufnahmen etc.? Bisher wurde die Adresse auf einen Aufkleber gedruckt und dieser dann auf den Umschlag geklebt, weil diese dicken Kuverts partout in keinen Drucker gehen. Mit dem C-610 kann nun direkt auf den Umschlag gedruckt werden. Leider ist das momentan noch auf solche für DIN A5 beschränkt, denn die maximale Breite, die der C.Itoh einziehen kann, beträgt 300 Millimeter. Ein DIN A4-Blatt kann also sehr wohl quer liegend eingezogen, allerdings nicht auf der ganzen Breite bedruckt werden, denn die maximale Anzahl druckbarer Zeichen beträgt pro Zeile bei Pica-Breite nach wie vor 80. Mit dem bereits für Anfang '90 angekündigten 136 Zeichen breiten Modell C-615 wird sich das Einsatzgebiet dieser Flachbettdrucker sicher noch erweitern.
Der neue C.Itoh erweist sich als Kraftprotz, wenn man ihn mit Durchschreibpapier füttert. Er schafft ein Original auf normalem Schreibmaschinenpapier und vier Durchschläge auf selbst-durch sch reibendem Papier (siehe Bild). Zum Vergleich: Der NEC P6plus schafft laut Hersteller ein Original und zwei Kopien, aber auch die dritte ist noch einigermaßen lesbar. Einen Pluspunkt kann der C.Itoh hier wiederum für sich verbuchen. Die Blätter werden korrekt durch den Drucker gezogen und nicht gegeneinander verschoben, auch wenn sie nur lose übereinandergelegt wurden. Häufig druckt man ja auf Briefpapier mit Kopf etc., möchte aber trotzdem Durchschläge haben. Die einzelnen Bögen sind also nicht wie z.B. bei Frachtbriefformularen miteinander verbunden. Auch hier zeigt sich der Vorteil der Flachbettechnik.
Der Druckvorgang spielt sich dann immer so ab: Das Papier (ob nun Einzelblatt oder Briefumschlag oder...) wird auf die Fläche vom am Drucker gelegt, links befindet sich ein langer Anschlag, an dem man präzise anlegen kann. Wird das Papier über einen Sensor, der sich unter der Haube befindet, geführt, so beginnt der Drucker, das Druckgut selbst einzuziehen, bis die Position für die erste Zeile erreicht ist. Der Abstand der ersten Zeile vom oberen Blattrand ist übrigens einstellbar. Dann kann der Druck beginnen, während dessen Verlauf das Papier nahezu ganz durch den Drucker geschoben wird. Am Ende der Seite oder beim Befehl ‘Seitenvorschub’ wirft der C-610 das Blatt nicht etwa hinten aus, wo es unweigerlich hinter den Schreibtisch fallen würde und auf ewig verschollen wäre. Nein, freundlicherweise schiebt er es komplett wieder zurück, bis es dort liegt, wo es herkam, nämlich vom auf der Auflage. Es fehlt bei so viel Service eigentlich nur die blinkende Bemerkung Bitteschön' auf dem Display.
Anzumerken bleibt hier lediglich, daß die Bearbeitung sehr kleiner Formate (Diskettenaufkleber) problematisch ist. Der Anschlag links läßt sich nicht so weit in Richtung Mitte schieben, als daß solche Formate korrekt von den Transportwalzen erfaßt würden. Es wäre wünschenswert, wenn der ansonsten gelungene Anschlag (er rastet und verschiebt sich daher nicht versehentlich) in einem weiteren Bereich zu verstellen wäre.
Als Option ist ein automatischer Einzelblatteinzug erhältlich. Mit ihm werden Einzelblätter von hinten zugeführt und vom wahlweise in Face-Up oder -Down Position abgelegt.
Das Bedrucken von Endlospapier ist völlig unproblematisch. Das Einlegen ist leicht, die Traktoren sind gut zu erreichen. Dank Papierparkfunktion braucht man diese Prozedur auch nur alle 1000 Blatt durchzuführen. Auch über diese Funktion braucht kaum ein Wort verloren zu werden: Sie läuft reibungslos. Im Off-Line-Status zwei Tasten drücken, das Papier w ird zurückgefahren. Einen Hebel umlegen, und schon können Einzelblätter verarbeitet werden. Wiederum umschalten, eine Taste gedrückt, und das perforierte Druckgut befindet sich wieder unter dem Druckkopf.
Wer das Papier immer ein wenig zu weit links einspannt, damit der linke Rand nicht auf der Perforation landet, der muß jetzt umdenken. Denn beim Endlosbetrieb druckt der C-610 auf dem Kopf. Der linke Druckrand ist also - von vom gesehen rechts.
In jedem Drucker steckt ein kompletter Rechner, und Komfort wie Geschwindigkeit hängen vor allem von diesem ab. Denkt man allein an das 'intelligente' Papierhandling, das heute fast jeder Drucker bietet, wird deutlich, welches Maß an Entwicklungsarbeit in diesem unbemerkten Teil der Maschinen steckt. Der C.Itoh bietet gute Hausmannskost: ein in der Preisklasse über 2000 DM schon fast obligatorisches LCD-Display, das sowohl warnt (‘Paper empty’) wie informiert (initial Check’ nach dem Einschalten). Die dauerhaften Parametereinstellungen werden heutzutage auch nicht mehr über DIP Schalter vorgenommen, sondern per Menüeinstellungen getätigt. Dieses Menü wird bei vielen Geräten gedruckt, hier erscheint es auf dem Display. Ferner findet der aufmerksame Betrachter drei LEDs und vier Tasten (die leider recht klein geraten sind) auf dem Bedienfeld des C-610.
Aus der Beschriftung geht bereits hervor, daß die Einstellmöglichkeiten von außen deutlich eingeschränkt sind. Kann man bei anderen Geräten Fonts und Zeichenbreite per Taste einstellen, bleibt beim C.Itoh nur die Wahl zwischen Entwurfsqualität (Draft) und Schönschrift (Letter Quality).
An der Vorderseite des Gerätes befindet sich ein Schlitz. Hier werden Fontkarten eingeschoben, die jeweils einen weiteren Letter-Quality-Font beherbergen. Besitzen Sie bereits einen C.Itoh C-715? Dann können Sie sich freuen: Die Fontkarten passen zu beiden Druckern. Zur Verfügung stehen insgesamt 12 Schriftarten von maschinenlesbarer bis zu Schreibschrift.
Wie bereits erwähnt, besitzt der C-610 serienmäßig eine parallele und eine serielle Schnittstelle. Letztere dürfte zwar fürden Einsatz am ST nicht sehr interessant werden, macht den Drucker aber in Betrieben und Büros universeller einsetzbar. Von größter Wichtigkeit für den ST-Betrieb ist allerdings die volle Epson-Kompatibilität der Drucker. Denn nur wenn der Epson-Grafikzeichensatz (identisch mit dem IBM-Zeichensatz 2) zur Verfügung steht, ist der Betrieb mit den meisten ST-Programmen ohne aufwendiges Schreiben von Druckertreibern möglich. Dabei hat der C-610 auch keinerlei Probleme.
Hat man per Menü die Epson-Emulation gewählt, so steht der bewußte Zeichensatz zur Verfügung. Doch gibt es da eine Einschränkung: Es gibt nämlich einen Befehl, der die Zeichen mit den ASCII-Codes 128-159 druckbar macht. (Im Epson Kursivzeichensatz sind hier Steuerzeichen [1], [2]) Dieser ESC 6 Befehl nun muß jedesmal gegeben werden, bevor der Drucker die Zeichen zwischen 128 und 159 druckt.
Das sei nicht wichtig, sagen Sie? Es ist doch wichtig, denn so ist es nicht möglich, völlig ohne Anpassung wie z.B. vom Desktop aus mit der Funktion ‘Datei drucken’ einen Text mit Umlauten zu drucken. Diese liegen im ATARI- wie im Epson-Grafikzeichensatz im Bereich 129-154. Bei einem richtigen Epson-Drucker sind diese Zeichen immer druckbar, wenn der Graphikzeichensatz aktiviert wurde.
Schade, daß dieses winzige Detail zur Folge hat. daß mit dem C-610 ausschließlich über einen Treiber wie von Wordplus oder Tempus gedruckt werden kann.
Im Grafikmodus ist der C.Itoh voll kompatibel zum Epson LQ-800 und bietet somit die maximale Auflösung von 360 DPI waagerecht mal 180 DPI senkrecht. In Signum! steht also nicht die höchste Qualität zur Verfügung, der Betrieb mit 360 x 180 Punkten pro Zoll ist aber unproblematisch. Für den Anfang des nächsten Jahres ist bereits eine Version des C-610 angekündigt, die auch die NEC P6-Grafik mit 360 mal 360 DPI beherrschen und demzufolge C-610 + heißen wird.
…und genau deshalb sollten Drucker auch nicht allzu langsam sein. Die Tabelle zeigt den C.Itoh im Vergleich zu zwei Druckern, die sich momentan großer Beliebtheit im Bereich gehobener Heimanwendungen erfreuen. Es zeigt sich, daß bei Briefqualität der C-610 kein Geschwindigkeitsmeister ist. 37 Sekunden für den Testbrief sind recht lang. Daß die Daten binnen weniger Sekunden abgenommen werden und der Rechner dann wieder zur Verfügung steht, liegt an dem mit 32 kByte recht üppigen Speicher unseres Kandidaten. Eindeutig problematisch ist der Grafikdruck. Und das gleich in zweierlei Hinsicht. Einerseits zeigt der Geschwindigkeitvergleich, daß der C-610 deutliche Probleme mit den Datenmengen hat, die er im Grafikmodus zu verarbeiten hat. Überschreitet die Länge einer (Grafik-) Zeile ein bestimmtes Maß, so druckt er sie in zwei Durchgängen und bedient jedes Mal nur die Hälfte der Nadeln. So kommt es zur untragbar hohen Zeit für den Grafikdruck (der erwähnte C-610+ soll auch schneller werden...).
Andererseits läßt auch die Qualität (siehe Abbildung ‘Grafikprobe1) zu wünschen übrig. Deutlich sind die Versätze in den senkrechten Linien zu erkennen. Und das bei Druck in nur einer Richtung. So manches Konkurrenz gerät druckt sogar bidirektional besser. Wo wir bereits bei Qualität sind. Das Schriftbild ist letztlich Geschmacksache und es stehen - gegen Aufpreis - noch weitere Fonts zur Verfügung. doch wirkt der eingebaute Letter-Quality-Font des C-610 etwas zu dick und wenig elegant (Abbildung ‘Schriftprobe’).
...ist der neue C.Itoh für jeden, der außergewöhnliche Papierformate und -stärken verarbeiten muß. In einer Arztpraxis sollen Rezeptformulare oder Karteikarten bedruckt werden. Der Rechtsanwalt braucht seine Schreiben mit vier Durchschlägen. Der Gastwirt will seine kleine Quittungen drucken. Im Büro müssen die verschiedensten Umschläge verarbeitet werden. All das ist mit dem C-610 kein Problem, gerade hier liegt seine Stärke. Er druckt auf eine DIN A4-Seite satte 66 Zeilen, das ist sehr viel und zeugt von sehr sparsamen Rändern oben und unten. Die beiden Handbücher (eins auf Englisch, die Kurzfassung auf Deutsch) sind durchschnittlich. Auf besondere Anfrage liefert C.Itoh auch die farbfähige Version C-610C. Um das Bild ab/urunden, könnte er ein wenig schneller sein. Das Schriftbild, vor allem aber die Grafikqualität bedürfen dringend der Überarbeitung. Die Bedienung, das Design und die saubere, man kann fast sagen perfekte Papierführung überzeugen dagegen.
IB
[1] 120 Nadeln machen Druck, ST-Computer 7/88, S.169
[2] Gut gedruckt ist halb geschrieben, ST-Computer 4/89. S. 40 ff.
Preise (unverbindliche Empfehlungen lt. Hersteller):
Gerät (beige oder grau): 2200 DM
Einzelblatteinzug: 665 DM
Fontkarte: 98 DM
Farbband: 39 DM
Drucker | LQ-Einzel | LQ-Endlos | Draft-Endlos | Graphik | DIN 32751 |
---|---|---|---|---|---|
C.Itoh C-610 | 0:32/10:47 | 0:18/5:03 | 0:17/1:02* | 37 s | |
NEC P6 PLUS | 0:18/9:10 | 0:18/5:46 | 0:16/0:20 | 34s | |
OKI ML 390 | 5:20/7:53 | 2:20/3:27 | 0:24/0:25 | 28 s |
Der C-610 druckt 180 DPI-Graphik in zwei Durchgängen pro Zeile.
- schlechte Grafikqualität
- schlechtes Schriftbild
- langsam