Auf der NAMM-Show in Los Angeles und der Musikmesse in Frankfurt wurde das neue Sequencer-Programm der Firma Steinberg aus Hamburg unter dem Namen Cubit der Öffentlichkeit vorgestellt. Aus rechtlichen Gründen mußte der Name leider kurz vor der Auslieferung in 'Cubase' geändert werden. Also: Cubase ist der Beginn einer völlig neuen Generation von Musiksoftware. Damit steht das Programm in bester Steinberg-Tradition: Schon der Pro 16 auf dem C-64 und der TwentyFour auf dem ATARI waren bei ihrem ersten Erscheinen der Konkurrenz weit voraus. In ungleich stärkerem Maße gilt dies nun fur Cubase.
Der Autor dieses Berichtes, selbst Musiker, konnte Cubase als Beta-Tester bereits einige Monate benutzen. Meine Begeisterung für das Programm ist beinahe grenzenlos, und das nicht etwa wegen ungeheurer Mengen umwerfender neuer Features oder Möglichkeiten. Cubase ist einfach das komfortabelste, handlichste und flexibelste Musikprogramm, das mir je unter die Tasten gekommen ist. Die Musiker, denen ich während der Beta-Testzeit Cubase vorführte oder zum Testen überließ, teilten ausnahmslos meine Meinung: Cubase ist konkurrenzlos. Manchen mußte ich Cubase mit sanfter Gewalt wieder entreißen...
Cubase-Songs bestehen aus einem oder mehreren (maximal 16) Arrangements. Ein Arrangement kann maximal 64 Aufnahmespuren enthalten. Die Zahl der Spuren liegt aber nicht fest, man erzeugt einfach per Mausklick eine Spur, wenn man sie braucht. Einzelne kurze Aufnahmen auf einer Spur heißen ‘Part’. Eine Spur kann beliebig viele Parts enthalten, die sich auch überlappen dürfen. Es wird immer nur ein einzelnes Arrangement abgespielt. Dabei können aber beliebig viele und beliebig komplexe Strukturen aus anderen geladenen Arrangements mitverwendet werden:
Beliebige Parts innerhalb eines Arrangements können zu Gruppen zusammengefaßt werden. Solche Gruppen können dann wiederum in einer sogenannten Gruppenspur eines beliebigen anderen Arrangements als Einheit arrangiert werden. Dabei ist die Anzahl der Gruppenspuren aber nicht beschränkt, so daß beliebig komplexe Arrangements möglich sind. Wie schon der TwentyFour besitzt auch Cubase einen Mastertrack, der für die Programmierung von Tempo- und Taktmaßänderungen gedacht ist.
Der Trick bei der Sache ist nun die Darstellung der Arrangements auf dem Bildschirm: Jedes Arrangement hat ein eigenes Fenster. Die Fenster sind keine GEM-Fenster, sondern selbst programmierte, die weniger Platz beanspruchen. Ein Fenster zeigt am linken Rand untereinander die vorhandenen Spuren und rechts die in der Spur enthaltenen Aufnahmen. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Daher ein Beispiel in Bild 1. Damit das Ganze auch bei langen Stücken mit vielen Spuren nicht in pausenloses Scrollen ausartet, kann die Darstellung gezoomt werden. Auf diese Art und Weise kann man bis zu 49 Spuren und 150 Takte in Übersichtsdarstellung gleichzeitig sehen. Das andere Extrem zeigt nur wenig mehr als einen Takt wie mit einer Lupe. Das ist manchmal im Zusammenhang mit einer anderen Funktion sehr nützlich: Jeder Part hat einen Namen, wie Sie im Bild sehen können. Statt der Namen kann man aber auch die Midi-Events als kleine Balken anzeigen lassen. Beim Abspielen kann man dann genau sehen, an welcher Stelle ein Event genau aufgezeichnet wurde (Bild 2 und 3).
Fenster verwendet Cubase auch für seine Editoren. Von diesen gibt es übrigens vier:
Der Grid-Editor zeigt die Midi-Daten in einem Raster an, bei dem die Position und Länge aus der grafischen Darstellung ersichtlich sind, die Tonhöhe oder andere Daten des Events aber als Text neben den Events aufgelistet werden (Bild 4).
Der Key-Editor zeigt Tonhöhe, Position und Länge der Noten grafisch an (Bild 5).
Der Score-Editor zeigt eine Aufnahme in Notenschrift (Bild 6).
Der Drum-Editor dient der Edierung von Schlagzeugnoten wie bei einem Drum-Computer (Bild 7).
Überhaupt ist so ein Cubase-Fenster eine praktische Angelegenheit: Die meisten Fenster enthalten eine Darstellung von Midi Daten und außerdem irgendwelche Parameter. In Arrangement-Fenstern gibt es zum Beispiel links die Anzeige einiger Spurparameter und rechts die Anzeige der auf den Spuren aufgenommenen Parts. Zu den Spurparametern rechts gehören außer dem Spurnamen noch der An-/Ausschalter, der Instrumentenname, der Midikanal und das Ausgabegerät (falls zusätzliche Midi-Ausgänge angeschlossen sind). Die meisten dieser Parameter muß man aber nicht ständig sehen, wichtig sind meist nur der Spurname und der Midikanal. Deswegen kann man in Cubase den Arbeitsbereich eines Fensters meist frei einteilen: Wie einen Vorhang kann man die rechte Anzeigefläche über die Parameter ziehen, die im Augenblick nicht interessieren. Dadurch hat man rechts mehr Platz für die Anzeige von Takten. Alle Fenster, in denen sich verschiedene Daten die Fensterfläche teilen müssen, haben so einen Mechanismus.
Cubases große Stärke Nummer eins ist die völlige Trennung der eigentlichen Aufnahme- und Abspielarbeit von den Edierfunktionen und der Bedienoberfläche. Für den arbeitenden Musiker wirkt sich das so aus: Sie können alle Cubase-Funktionen aufrufen, während ein Stück abgespielt wird. Sie können sozusagen bei laufendem Motor in Editoren und wieder hinaus springen. Sie können sogar Arrangements oder andere Daten von Diskette laden oder dort speichern, ohne das Programm beim Abspielen der Midi-Daten zu stören. Auch während der Aufnahme ist diese Arbeitsteilung nützlich: Wie bei einem richtigen Tonbandgerät können Sie mitten in der Aufnahme auf eine andere Spur umschalten, sich bisher eingespielte Noten oder die Harmonien auf einer anderen Spur im Editor ansehen.
Cubase meldet sich mit einem übersichtlichen Bildschirm. Unten sind all die Tasten und Anzeigen, die man auch bei einem Tonbandgerät findet, wie Play, Vor- und Rückspulen, Autolocator, Zählwerke (in Takten und Echtzeit) usw. Oben ist eine Menüleiste. In der Mitte ist viel Platz für die Arrangement und Editor-Fenster. Im ‘Window’-Menü gibt es Funktionen, um mehrere Fenster automatisch auf dem Bildschirm zu ordnen, ähnlich wie im Editor ‘Tempus’. Wenn Sie mehrere Arrangements geladen oder eingespielt haben, werden die Namen der Arrangements unter dem Menütitel ‘Window' angezeigt und können dort auch angewählt werden. Beim Abspielen folgt die Bildschirmdarstellung wahlweise dem Verlauf des Songs, so daß man immer den Teil des Stückes sieht, der gerade gespielt wird.
Stärke Nummer zwei und das Wichtigste an Cubase ist das, was man im DTP-Bereich als 'What-you-see-is-what-you-get‘-Philosophie bezeichnet. So ist das nämlich auch mit Cubase. Man sieht alles, was man macht, man hat immer die volle Übersicht über das gesamte musikalische Material, das man da auf wundersame Art und Weise im Speicher seines Rechners eingepfercht hat.
Besonders die zoombare grafische Darstellung in den Arrangement-Fenstern ist dafür verantwortlich, zusammen mit den Kopierfunktionen, die eine Mischung aus Desktop und Macintosh darstellen: Parts werden innerhalb eines Fensters genauso kopiert wie Dateien auf dem Desktop. Anklicken und an die richtige Stelle kopieren oder verschieben. Anwahl von mehreren Parts: Shift & klick oder Gummiband. Wie gewohnt. Besonders praktisch: Wenn die Zielposition außerhalb des gerade im Fenster sichtbaren Bereiches liegt, scrollt Cubase automatisch, sobald Sie mit der Maus den Fensterrand erreichen.
Zusätzlich gibt es noch einen ‘Cut, Copy & Paste'-Mechanismus, der auf dem Mac in jedem Programm vorhanden ist. Auf dem ST gibt es sowas zum Beispiel bei Wordplus, um selektierten Text auszuschneiden. zu kopieren und einzukleben. Hier sind's halt Noten statt Buchstaben. Praktischerweise funktionieren die gleichen Mechanismen auch in den Editoren. Außerdem kann man auch über alle Spuren eines Arrangements ganze Taktbereiche ausschneiden oder einfügen.
In der Praxis hat sich bei den Beta-Testern gezeigt, daß die Kopierfunktionen so komfortabel funktionieren, daß viele Tester auf die Gruppenbildung zum Arrangieren ganz verzichten. Eigentlich braucht man die Gruppen nur noch für ganz extrem komplexe Arrangements: die üblichen Popsongformen lassen sich genauso schnell per Kopie erzeugen. Natürlich kann man aber auch beide Techniken nach Bedarf mischen...
Selbstverständlich kann man aufgenommene Parts auch per Maus zerschneiden und zusammenkleben. Das funktioniert so: In jedem Fenster verbirgt sich unter der rechten Maustaste ein kleines Pop-Up-Menü mit verschiedenen Tools. Der Cursor erhält die Form des ausgewählten Werkzeuges, das dann mit Klick angewendet werden kann. In Arrangement-Fenstern gibt es außer dem Pfeil zum Selektieren unter anderem eine Schere und eine Leimtube (zum Schneiden und Kleben), eine Lupe (zum Abspielen der mit der Maus überfahrenen Midi-Events in Mausgeschwindigkeit, so eine Art mobiler Tonkopf) und einen Radiergummi zum Löschen von Parts. In anderen Fenstern gibt es der Aufgabe des Fensters entsprechende Tools.
Wie schon der TwentyFour, so besitzt auch Cubase den Cycle-Recording-Modus, mit dem es möglich ist, eine Aufnahme in mehreren Durchgängen sozusagen Stück für Stück zusammenzubauen oder Fehler bereits bei der Aufnahme zu beseitigen. Ungleich eleganter als beim Vorgänger ist die Möglichkeit der Aufnahme auf mehrere Spuren gleichzeitig: Es gibt vier Aufnahme-Kanäle, die man einfach per Maus einer Spur zuweisen kann. Das funktioniert wie Kabelstecken: einfach den Kanal nehmen und auf die gewünschte Spur schieben. Die Verbindung wird dabei mit einer Linie angezeigt. Die Aufnahmekanäle selbst können auf verschiedene Weise mit Midi-Daten versorgt werden: Man kann bis zu drei Midi-Keyboards benutzen, wenn man zusätzliche Midi-Eingänge von bis zu zwei zusätzlich angeschlossenen SMP 24 (ein SMPTE-Synchronizer mit zusätzlichen Midi-In-und -Out Buchsen) verwendet. Auch eine Aufteilung nach Midi-Kanal ist möglich, so daß splitbare Midi-Masterkeyboards effizient genutzt werden können.
Auch die Edierfunktionen wurden gegenüber dem TwentyFour stark erweitert: Die entsprechenden Menüpunkte sind jetzt jederzeit aufrufbar und wirken sich auf die gerade selektierten Parts oder Spuren aus. Wenn man sich in einem Editor befindet, kann man den Wirkungsbereich auch noch weiter einschränken, im Extremfall bis hin zu einigen 'handselektierten’ Events.
Besonders die Quantisierung ist erheblich schneller und vielseitiger geworden: Es geht so schnell, daß man selbst während der Aufnahme quantisieren kann, ohne bei den meisten Parts auch nur eine Unterbrechung wahrzunehmen. Außer der bereits im TwentyFour verfügbaren Standardquantisierung und der iterativen Quantisierung, die große Fehler stark korrigiert und kleine Abweichungen kaum verändert, gibt es noch die Möglichkeit, einen selbst eingespielten Part oder einen 'Groove', ein kleines Rhythmus-Pattern, das in einem speziellen Editor zusammengebastelt werden kann, als Muster für die Quantisierung zu verwenden. Eine ganze Reihe von ‘Grooves’ sind als (veränderbare) Presets bequem in einem Pop-Up-Menü verfügbar.
Auch die Logical-Edit Funktion des TwentyFour wurde stark verbessert. Sie dient dazu, Midi-Events, die bestimmten Bedingungen genügen (z.B. alle Noten, die höher als C3, nicht lauter als Velocity 76 und nicht mehr als ein Achtel von der 1 des Taktes entfernt sind) auf jede erdenkliche Art und Weise zu manipulieren. Es können variable und dynamische Verläufe programmiert, die ‘passenden’ Events verändert, gelöscht, quantisiert, eingefügt oder selektiert werden. Natürlich ist auch diese Funktion sowohl in den Arrangement- wie in den Editor-Fenstern erreichbar. Eine typische (einfache) Anwendung für Logical Edit ist zum Beispiel das Doppeln von Schlagzeuginstrumenten oder die ‘Verstärkung' von Noten, die beim Einspielen zu leise geraten sind.
Die Editoren sind sich in ihrer Bedienung sehr ähnlich: Sie alle zeigen am oberen Fensterrand ihre Bedienungselemente und Informationen über selektierte Events an. Die Bedienungselemente umfassen einige Icons, die sich vor allem mit Single-Step-Aufnahmen und Midi-Input-Behandlung beschäftigen. Rechts gibt es in jedem Editor drei lokale Pop-Up-Menüs, die einigen zusätzlichen Komfort bieten: Das ‘Goto'-Menü dient der Positionierung, ‘Select' der Einschränkung des Wirkungsbereichs der Edierfunktionen und unter ‘Function' finden sich zusätzliche Edierfunktionen, deren Anwendung nur im Rahmen der Editoren sinnvoll ist.
Jeder Editor hat auch (unter der rechten Maustaste) ein Pop-Up-Menu mit speziellen Tools. Ein Radiergummi und die Abhörlupe sind aber in allen Menüs vorhanden.
Eine besonders nützliche Eigenschaft ist auch eine unabhängige Abspielschleife in den Editoren. Beispiel: Sie wollen ein Schlagzeug-Pattern für eine achttaktige Strophe komponieren. Dazu wollen Sie erst einmal in einem Takt ein wenig herumprobieren. Um immer wieder die achttaktige Strophe zu hören, setzen Sie mit dem Autolocator eine Abspielschleife, die die Strophe immer wieder wiederholt. Im Editor können Sie jetzt eine zweite Schleife setzen, so daß von Ihrem Schlagzeug-Pattern immer nur ein Takt wiederholt wird, während Sie aber immer die ganze achttaktige Strophe dazu hören. Wenn Sie mit dem Grundrhythmus zufrieden sind, kopieren Sie den Schlagzeugtakt einfach über die ganzen acht Takte und bauen noch ein paar kleine Veränderungen ein.
Der universellste Editor für Notendaten ist der Key-Editor. Hier hat man sowohl einen exakten Überblick über die Tonhöhe (mit Hilfe der Klaviatur am linken Rand) als auch über die Länge jedes Events. Wenn mehrere Parts gleichzeitig mit dem Key-Editor bearbeitet werden, sind nur die Events eines Parts schwarz gezeichnet, die anderen bleiben grau. Selektiert man ein Event mit dem Mauspfeil, werden alle Events des gleichen Parts schwarz gezeichnet. So ist die Zusammengehörigkeit auf einen Blick ersichtlich.
Midi-Controller-Daten werden im Key-Editor am unteren Rand dargestellt. Dazu gibt es einen Vorhang, den man beliebig weit über die restliche Anzeigefläche ziehen kann. Hier können dann jeweils die Daten eines Controller-Typs (per Pop-Up wählbar) angezeigt werden. Dafür gibt es auch ein spezielles Maus-Tool: Mit dem Zirkel lassen sich dynamische Verläufe extrem komfortabel einstellen.
Der Score-Editor zeigt Parts in Notenschrift. Einzelne Parts werden dabei sogar in mehreren Zeilen dargestellt, um das Anzeigefenster möglichst optimal auszunutzen. Auch Partiturdarstellung mehrerer Parts ist möglich. Wegen des Zeilenumbruchs gibt es hier keinen Controller-’Vorhang’. Noten können per Maus selektiert und verändert werden, mit den Tools ist auch das Einsetzen und Löschen von Noten und Pausen möglich.
Der Grid-Editor ist vor allem bei der exakten Bearbeitung von Midi-Event-Parametern nützlich, die im Key-Editor nicht so leicht zugänglich sind. Hier tauscht man die grobe Übersichtlichkeit gegen extrem detaillierte Information ein. Ein zusätzliches lokales Menü erlaubt es, ganz bestimmte Events zu filtern, so daß nur dieser eine Event-Typ oder nur Noten einer bestimmten Tonhöhe dargestellt werden.
Der Drum-Editor schließlich dient dazu, auf komfortable Weise Schlagzeug-Parts einzugeben. Dazu gibt es eine sogenannte 'Drummap', die jeder Tonhöhe (bzw. jeder Key-Nummer Ihres Midi-Schlagzeuges) einen Namen, eine Tonlänge, eine Quantisierung und verschiedene Velocity-Levels zuordnet. In einem Raster können Sie jetzt einfach per Maus-Tool Schlagzeugnoten setzen und löschen. Besonders in diesem Editor ist der Vorhangmechanismus wichtig: Die vielen Drummap-Parameter brauchen mehr als die halbe Fensterfläche, tatsächlich benötigt werden die meisten dieser Parameter aber nur einmal, nämlich dann, wenn die Drummap für ein bestimmtes Instrument neu erstellt wird. Später kann man die Parameter einfach mit dem Vorhang überdecken und hat mehr Platz für seine Noten. Zusätzlich gibt es im Drum-Editor noch einen Controller-Vorhang, der besonders für die Velocity-Einstellung in einem Pattern nützlich ist. Auch hier gibt es ein ‘Zirkel'-Tool für dynamische Verläufe.
Cubase kann sehr vielseitig kommunizieren. In Sachen Synchronisation akzeptiert Cubase sowohl Midi-Timecode als auch, mit Hilfe der entsprechenden Zusatzgeräte (SMP-24 oder Timelock), SMPTE-Timecode. Zusätzlich gibt es einen sehr vielseitig programmierbaren Human-Sync-Modus, mit dem man Cubase von einem beliebigen Midi-Keyboard oder Drumpad aus steuern kann. Cubase folgt dabei dem gespielten Rhythmus, kann aber auch Varianten erkennen, ohne aus dem Takt zu kommen.
Um zusätzliche Midi-Aus- und -Eingänge zu erhalten, kann Cubase maximal zwei SMP-24 steuern. Da dieses Gerät eigentlich ein Timecode-Synchronizer ist, dürfte dies ein etwas zu teurer Spaß sein.
Sämtliche Cubase-Daten kann man, selbstverständlich, auf Diskette abspeichern. Arrangements und Parts lassen sich einzeln speichern, sämtliche Daten aller geladenen Arrangements zusammen mit allen Voreinstellungen auch als Song speichern. Drummapsund Voreinstellungen können aber auch einzeln gespeichert werden.
Cubase kann komplette TwentyFour-Songs als Arrangement laden. Auf diese Weise kann man sogar bis zu 15 Twenty-Four Songs gleichzeitig abspielen. Dabei wird auch der TwentyFour-Mastertrack und der TwentyFour-Arrangement Modus berücksichtigt. Schließlich werden noch Standard Midi-Dateien zur Kommunikation mit anderen Sequencern klaglos verarbeitet.
Cubases Innenleben basiert im wesentlichen auf dem Steinberg-eigenen MROS-Programm, für Midi-Real-Time-Operating-System. Dies ist eine Art residente Betriebssystemerweiterung, die die komplette Verwaltung von Midi-Daten übernimmt. MROS erlaubt es auch mehreren Programmen gleichzeitig, auf Midi-Daten zuzugreifen. Auf diese Weise könnte man zum Beispiel ein Notendruckprogramm und einen Sequencer gleichzeitig im Speicher halten und beide Programme auf die gleichen Midi-Daten zugreifen lassen.
MROS läßt sich mit einem in Cubase integrierten Midi-Effekt-Modul auch für einige Effekte verwenden: Statt auf einen Midi-Ausgang kann man Spuren auch an MROS schicken. Das Midi-Effekt-Modul kann nun, statt den Midi-Eingang zu benutzen, auch von MROS mit Daten versorgt werden. Erfolg: Beliebige Spuren können das Midi-Effekt-Modul (z.B. für Midi-Echoeffekte) nutzen, ohne den normalen Betrieb von Cubase zu stören.
Zum Lieferumfang von Cubase gehört auch ein ‘Satellit' genanntes Accessory, das dazu dient, Klangdaten in den Formaten der Steinberg-Sound-Editoren mit den entsprechenden Instrumenten auszutauschen. Schließlich ist auch noch das Switcher-Programm enthalten, das es möglich macht, mehrere Programme gleichzeitig im Speicher zu halten und auf Tastendruck umzuschalten.
Wie gesagt, die Aufzählung einiger in Cubase versteckter Features erklärt nur teilweise, weshalb Cubase meines Erachtens das beste musikalische Werkzeug ist, das je auf einem Computer das Licht der Welt erblickte. Es ist gar nicht einmal das ‘Was' es ist das ‘Wie', der vollkommen übersichtliche und durchdachte Aufbau und die konsequente Bedienerführung, die die Anwendung all der schönen Features, die bei vielen Benutzern herkömmlicher Programme ihrer Komplexität wegen ungenutzt herumliegen, erst möglich macht. Bei keinem anderen Sequencer kann man soviele auch komplexe Operationen mit einem einfachen Mausklick durchführen. Kein anderes Musikprogramm zeigt auf einen Blick soviel von Ihrer Musik (und das auch noch extrem übersichtlich) wie Cubase.
Cubase ist ein so umfangreiches Programm, daß es im Rahmen eines einzelnen Testberichtes unmöglich erschöpfend zu behandeln ist. Das Programm bietet so viele Annehmlichkeiten und Bonbons, daß hier nur die wichtigsten Features überhaupt zur Sprache kommen konnten. Eigentlich gibt es nur eine echte Design-Schwäche in dem Programm: Auftakte können nicht vor der '1' des ersten Taktes beginnen, ein auftaktiges Stück muß also auf Takt zwei geschoben werden. Das ist zwar eine Sache von maximal zwei Mausklicks, selbst wenn der Auftakt erst dazukommt, wenn das ganze Stück schon fertig ist, ist aber Cubases trotzdem nicht würdig. Naja, es muß ja auch noch etwas für Updates übrigbleiben...
Cubase ist rein optisch einem Mac-Programm sehr ähnlich; tatsächlich ist eine Mac-Version bereits in Arbeit. Wie alle professionellen Musikprogramme ist es, trotz deutscher Abstammung, durch und durch englisch; der wahre Musiker muß es eben können. Ohne kann man sowieso keinen Synthesizer bedienen. Die Pop- und elektronische Musik ist hoffnungslos anglisiert. Glücklicherweise ist Musik weitgehend international [keine deutschen Sonderzeichen und Trennungsregeln, die fehlen - einziges Problem ist üblicherweise: Im englischen Sprachraum heißt 'H’ 'B' und 'B' 'Bh’ (B flat)].
Es wird eine deutsche Anleitung geben, die ich allerdings noch nicht gesehen habe. Die Schattenseite von soviel Leistung ist der dazugehörige Preis: Cubase wird 790.- DM kosten. Aber, meine Damen und Herren Musiker/-innen, Cubase ist jede Mark, die es kostet, wert. Etwas bedauerlich ist hingegen die Tatsache, daß für TwentyFour-Besitzer der Upgrade zu Cubase immer noch 590.-DM kosten soll. Besonders für Kunden, die Ihren TwentyFour erst in letzter Zeit erworben haben, erscheint mir dieser Upgrade Preis etwas hoch. Vielleicht überlegt sich Steinberg für die letzten TwentyFour-Kunden ja noch ein besonderes Umtauschangebot.
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