Aladin-Lasertreiber - Das "Alternative Betriebssystem" im Laserlicht

Bislang konnte man seine Aladin-Dokumente nur mittels eines Epson FX- oder NEC P6-Druckertreibers zu Papier bringen. Ersteres, 9-nadelbedingt, nicht gerade in berauschender Qualität, letzteres mit gutem Ergebnis aber einer gemütlichen Kaffeepause. Lang erwartet und angekündigt war dann von Softpaquet International der Treiber für ATARIs Laserdrucker SLIM 804. Bereits mit dem Update auf die Version 3.0 konnte man ihn mitbestellen, geliefert wird er jetzt, und das Ergebnis zeigt, daß sich das Warten gelohnt hat.

Wie bei so ziemlich allen Programmen, die den ATARI-Laserdrucker nutzen, braucht man auch bei Aladin jede Menge Arbeitsspeicher; man kann sagen, so um die 2 MByte aufwärts. Dies liegt in der Natur des ATARI Lasers begründet, der im Gegensatz zu seinen laserstrahlenden Kollegen über keinen eigenen RAM Speicher verfügt, wodurch man praktischerweise eine Menge Geld bei Herstellung (ATARI) und Anschaffung (Menschen wie Sie und ich) spart. Leider muß deswegen aber alles, was gedruckt werden soll, im Arbeitsspeicher des ST aufgebaut werden. Nun schluckt so eine Seite im ST schon mal gut und gerne 1 MByte Speicherplatz. Warum, kommt später noch. Doch damit noch nicht genug. Es kommt noch das Programm, von dem aus gedruckt werden soll, hinzu bzw. hinweg (vom verfügbaren Speicherplatz). Zur Freude aller DTP-Freunde muß man natürlich auch noch die Größe der benutzten Zeichensätze rechnen, die in der Regel zunächst einmal hinzugeladen werden müssen. Bei Aladin kommt dann Aladin selbst noch dazu. Summa summarum, ohne mindestens 2 MByte geht’s meistens nicht!

Eine ganze Reihe von Macintosh-Programmen sind übrigens sehr egoistisch und reservieren gleich beim Start den ganzen freien Arbeitsspeicher für sich. Nach dem Motto: "Was ich erst einmal hab', um das brauch' ich mich später auch nicht zu sorgen!" Darunter fällt z.B. auch ein so beliebtes Programm wie PageMaker.

Benötigt wird zusätzlich zum großen Arbeitsspeicher eine Festplatte mit etwa 600 kByte freiem Platz, der für die Druckerzeichensätze benötigt wird. Ein Arbeiten mit Festplatte ist aber sowieso zu empfehlen, oder haben Sie schon mal ein Programm wie PageMaker von Diskette gestartet?

En garde

Um nun überhaupt etwas mit Aladin zu Papier zu lasern, hat man sich bei Softpaquet für eine zweigeteilte Lösung entschlossen: entweder hohe Qualität, Programm verlassen und Druckprogramm starten (300 dpi) oder "Draft"-Ausdruck (Entwurfsmodus) und sofort aus der Anwendung drucken (72 dpi). D.h. will man volle 300 dpi-Qualität verwenden, kann man aus jedem Programm heraus drucken, aber nicht mittels Laserstrahlen auf Papier, sondern mittels Magnetstrahlen auf Festplatte. Man kann eine bzw. mehrere verschiedene Druckdateien anlegen, und in diese werden dann die zu druckenden Daten geschrieben (ca. 2 s pro Textseite). Benutzt man nur eine Druckdatei, werden weitere Druckdaten automatisch angehängt solange, bis die Festplatte voll ist. Beim Wechsel zwischen Druckdateien wird immer zuerst die alte geschlossen und dann die neue geöffnet. Die Druckdaten verbrauchen relativ wenig Platz, da für eine normale Textseite nur etwa 2 kByte benötigt werden.

Im Lieferumfang sind neben dem Treiber und dem Druckprogramm eine ganze Reihe Zeichensätze enthalten, die in bester Mac-Manier sowohl für Bildschirm (Screenfonts) als auch für Laserdrucker (Printerfonts) geliefert werden:

Times     10,12,14, 18 und 24 Punkt
Galahad   12 Punkt
Helvetica 12 Punkt
Courier   12 Punkt
Symbols   12 Punkt
Dingbats  14 Punkt

Am besten kopiert man zur Installation erst einmal alles auf die Festplatte. Wer schon mal mit einem Macintosh gearbeitet hat, dem ist es sicherlich nicht neu, daß man die Bildschirmzeichensätze mittels des Font/DA-Movers im Betriebssystem installieren muß. Danach sind sie allerdings integriert und können bei Bedarf wieder von der Platte gelöscht werden. Man spart so etwas Festplattenspeicherplatz.

Die Druckerzeichensätze dürfen allerdings nicht gelöscht werden. Sie müssen jederzeit erreichbar auf der obersten Directory-Ebene sein. Es ist aber nicht notwendig sie auf der gleichen Partition wie das System zu haben. Hier hätte man sich vielleicht etwas wie einen Druckordner vorstellen können, in dem die Druckerzeichensätze und die Druckdateien stehen können. Selbstverständlich muß man wie beim Original-Macintosh den Laserdrucker im Auswahl-Accessory anwählen, damit man überhaupt den richtigen Drucker anspricht.

Ist man in seinem Anwenderprogramm und will etwas auf dem Laserdrucker ausgeben, kann man zunächst einmal über das Papierformat-Menü (Page Setup) bestimmen, ob man im DIN A4-oder DIN A5-Format drucken will. Ferner läßt sich ein Hoch- oder Querformat einstellen (s. Bild 1). Ansonsten geht man wie gewohnt auf die Drucken-Option (Print) und erhält eine Mac-typische Druckdialogbox, die sich ohne viel Worte von selbst erklärt (s. Bild 2).

Zurück zu den Druckdateien und dem High Quality-Druck. Die Druckdateien müssen bei Aladin leider immer auf der obersten Ebene des Dateisystems liegen. Hier gibt es einmal ein ganz anderes Ordnerproblem beim ATARI.

Hat man nun eine solche Druckdatei erstellt, muß man das Programm, aus dem man "gedruckt" hat, verlassen und den zweiten Teil, das Aladin-Druckprogramm, aufrufen. Das meldet sich mit einer Dialogbox (s. Bild 3), in der man zunächst die Druckdatei und dann eine Druckerzeichensatzdatei wählen muß. So ist es möglich, verschiedene Zeichensatzdateien zu benutzen. Ferner sind noch weitere Buttons für Einzelblatteinzug, optimalen Textdruck und Musterersatz vorhanden. Auf die beiden letzten werde ich gleich noch eingehen. Zur Geschwindigkeit sei gesagt, daß sich etwa 5 Seiten pro Minute über den ATARI Laser ausgeben lassen. Auch ein Abbruch des Druckens ist vorgesehen, falls man es sich noch einmal anders überlegt hat. Tritt ein Fehler während des Druckvorgangs auf (Papier leer etc.), hält der Treiber einfach an, und nach der Behebung des Fehlers geht es an der gleichen Stelle weiter. Übrigens ist auch ein direkter Ausdruck von MacPaint-Bildern möglich. So kann man auf Umwegen auch eine Bildschirmhardcopy auf den Laser geben, indem man den Bildschirm zuerst auf die Festplatte abspeichert und anschließend über den Treiber ausdruckt.

Bild 1: Das Papierformat-Menü
Bild 2: Drucken aus einem Anwendungsprogramm
Bild 3: Die Dialogbox des Druckprogramms

Vom Innenleben einer Wunderlampe

Wie oben schon gesagt, braucht auch Aladin ca. 1 MByte freien Arbeitsspeicher zum Aufbau einer Druckseite. Deshalb will ich ganz kurz auf das Thema eingehen.

Die Anwenderprogramme selbst kennen keinen Unterschied zwischen den einzelnen Druckerarten (9-Nadler, 24-Nadler, Laser usw.), sondern liefern einfach nur eine Beschreibung der zu druckenden Seite an den jeweiligen Treiber. Dieser setzt die Druckdaten dann für den entsprechenden Drucker um. Dazu benutzt Aladin zum Aufbau einer Druckseite eine interne Grafiksprache namens Quick Draw. Intern verwendet Aladin für QuickDraw eine 72tel Inch-Auflösung, die einem Punkt Cicero (Standardeinheit in der Schriftsetzung) entspricht. Nebenbei arbeitet auch der ATARI ST mit dieser Einheit, da ein Bildschirmpixel ebenfalls ein 72tel Inch hat.

Exakt hier kommen wir auch wieder auf den optimalen Textdruck zu sprechen. Da der ATARI-Laserdrucker eine Auflösung von 300 dpi hat, würde dies der 4,16fachen Auflösung von 72 dpi entsprechen. Logischerweise wird hier einfach mit 4,16 vom Treiber multipliziert. Bei Grafik ist dies auch ziemlich problemlos möglich. Anders verhält es sich bei Textausdrucken. die dadurch verzerrt werden. Daher kann man beim Aladin-Treiber mittels Button zwischen 300 dpi (Multiplikationsfaktor 4,16) und 288 dpi (Faktor 4) wählen. Bei 288 dpi wird Text dann einwandfrei gedruckt.

Ebenfalls können beim Ausdruck Probleme mit Mustern entstehen, da der ATARI-Laser Schwierigkeiten hat, manche bei gröberen Flächen in gleichbleibender Qualität zu drucken. Hier bietet Aladin die Möglichkeit, solche problematischen Muster gegen andere auszutauschen, die besser dargestellt werden können.

Zeichensätze

Wie man am Lieferumfang leicht feststellen konnte, sind Zeichensätze in verschiedenen Punktgrößen enthalten. Ist eine gewünschte Punktgröße nicht vorhanden, wird sie aus einer vorhandenen generiert. Darunter leidet natürlich die Auflösung. Man kann allerdings mit einem handelsüblichen Zeichensatzgenerator Drucker- und Bildschirmfonts erstellen, wodurch dieses Problem behoben wird. Verwendet wird von Aladin das normale Mac-Zeichensatzformat. Die Laserzeichensätze sind alle mit der Endung "...300" versehen (z.B. TIMES 300), damit man immer in voller Laserqualität drucken kann.

Um zu einem Fazit zu kommen: Mit dem Laserdruckertreiber für Aladin hat man sich bei Softpaquet sehr viel Mühe gegeben. Wenn man dem Handbuch glauben darf, steckt fast ein Mannjahr Entwicklung in ihm, was sich durch einwandfreien Betrieb (keine Abstürze etc.) bemerkbar macht. Abzuwarten bleibt, was in Zukunft noch an weiteren Zeichensätzen lieferbar sein wird, da doch sicherlich ein weiterer Bedarf an Schriften bestehen dürfte.

HE

Bezugsadresse:

Softpaquet International
Weteringdreef 61
NL-2724 GT Zoetermeer



Aus: ST-Computer 06 / 1989, Seite 143

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