Kaum hatte das in der letzten Ausgabe getestete LCD-Display für Overheadprojektoren unsere Redaktion verlassen, trat bereits ein Konkurrent durch die Tür. Das heißt, eigentlich wurde der Konkurrent eher getragen, von einem seiner Entwickler nämlich, Herrn Wilhelm von der Firma Wilhelm Mikroelektronik in Lunen. Das Display dieses Monats tragt keinen so klangvollen Namen wie das Exemplar vom letzten Mal (es heißt einfach nur OHD2-ST - häßlich, nicht?), aber das muß kein schlechtes Vorzeichen sein, wie dieser Testbericht zeigen wird.
Zuerst noch einmal eine ganz kurze Erklärung: Wozu ein LCD-Display für den ST? Es gibt eine recht große Gruppe von Menschen, die es nötig haben, ihre bzw. die Ergebnisse ihres Computers - also jedenfalls diejenigen Dinge, die auf dem Bildschirm des Computers erscheinen, einer größeren Anzahl von Zuschauern bekanntzumachen. Um einen kleinen Bildschirm herum wird der Platz schnell zu eng. Daher die Lösung: ein LCD-Display. Diese Anzeigen sind im allgemeinen durchsichtig, nur dort, wo der Computer etwas Schwarzes hinschreibt, sind sie es nicht. Außerdem sind LCD-Displays ziemlich flach. Was liegt also näher, als ein solches Display auf einen Overheadprojektor zu legen und damit ein riesengroßes Bild an die nächste Wand zu werfen?
Natürlich haben LCD-Displays gegenüber Bildschirmen auch gewisse Nachteile. Einer davon ist, daß sie viel langsamer auf die Schreibarbeit des Computers reagieren. Für die Darstellung schneller Bewegungen, wie bei Spielen oder Animationsprogrammen, sind sie also nicht so gut geeignet. Außerdem sind sie nicht ganz billig.
Nun aber zum OHD2-ST. Das Display ist in einem sehr massiven Aluminiumgehäuse verpackt (einen Designpreis kann man damit nicht gewinnen), auf dessen Oberseite ein großes Gitter einen noch größeren Lüfter verbirgt, der das ganze Gerät vor zu hitzigen Atmosphären schützt. Am Rand finden sich drei Regler/Schalter und drei Buchsen, mit denen das Ganze mit dem Computer oder anderen Geräten verbunden wird.
Der Anschluß ist extrem einfach: Statt des SM124-Monitors wird einfach das Display an den Computer angeschlossen. Aus der Monitortypenbezeichnung entnimmt der Eingeweihte bereits, daß das Wilhelm-Display nur den monochromen Monitor ersetzen kann: mit Farbsoftware weiß es nichts anzufangen.
Eine raffinierte Idee: Der Monitoranschluß ist durchgeschleift, es ist also möglich, den Originalbildschirm gleichzeitig mit dem Display zu betreiben. Besonders für Schulungen und Präsentationen, bei denen das staunende Publikum gebannt den Bildern auf der Wand hinter dem Lehrer/Präsentator zu folgen gewohnt ist, erspart sich dieser einige lästige Halsverspannungen: Bequem kann er den Fortgang der Sache auf dem Monitor vor ihm verfolgen, ohne dauernd verkrampft das Display im Blick behalten zu müssen. Den Computer- und Monitoranschluß hatten wir schon: bleibt nur noch eine Buchse. Dieser letzte Anschluß ist eine ganz normale fünfpolige Audio-Din-Buchse und dient dazu, den Computerton, der ja normalerweise über den Monitorlautsprecher wiedergegeben wird, an einen externen Verstärker oder eine Stereoanlage zu übertragen.
Bleiben noch drei Regler bzw. Schalter: Der erste dient zum An- und Ausschalten sowie der Anpassung der Bildfrequenz des Displays an den verwendeten Overheadprojektor. Zwei Schaltstellungen sind dafür vorhanden. Der zweite Regler dient der Kontrasteinstellung, während mit dem letzten die Phaseneinstellungen vorgenommen werden, was ebenfalls zur Bildqualität beiträgt.
Nach dem Einschalten läßt sich der Lüfter recht lautstark vernehmen, er ist jedoch nicht so laut, daß ihn der Overheadprojektor nicht übertönen könnte. Nach einer Betriebszeit von wenigen Minuten erreicht das Display seine beste Bildqualität - und die ist sehr gut und vor allem weitestgehend flimmerfrei.
Im Vergleich mit dem CrystalVision-Display aus der letzten Ausgabe erschien uns das OHD2 um einiges flimmerfreier, aber das läßt sich nicht mit letzter Sicherheit behaupten, da wir die Geräte leider nicht direkt miteinander vergleichen konnten.
Im Komfortvergleich ist das OHD2 der eindeutige Sieger. Der Hauptgrund dafür ist der durchgeschleifte Monitoranschluß. der den Einsatz des Displays ganz erheblich erleichtert. Aber auch die Einstellung des Displays ist schneller und einfacher. Die Regelmöglichkeiten des CrystalVision-Displays sind zwar erheblich vielseitiger, aber dafür auch viel weniger leicht zu handhaben, und zumindest wir konnten keine allzugroßen Verbesserungen durch die zusätzlichen Möglichkeiten entdecken.
Einen Vorteil kann das CrystalVision für sich verbuchen: Es kann auch mit Farbprogrammen benutzt werden, obwohl bei vielen Farbkombinationen nicht allzuviel zu erkennen ist. Bleibt schließlich der Preis: Das OHD2 kostet 3698,- DM, das CrystalVision beginnt bei ca. 5000,- DM.
CS