Multiport - Ein Overhead-LCD-Display für den ST

LCD-Displays haben einige Vor-, aber natürlich auch einige Nachteile gegenüber normalen Bildschirmen. Hauptvorteil ist sicherlich die Tatsache, daß die Displays kleiner und leichter als Bildschirme sind und auch sparsamer mit Strom umzugehen pflegen. Deshalb benutzt man sie auch gerne in portablen Computern. Ein Nachteil, verglichen mit CRT-Monitoren, ist die relative Trägheit von LCD-Anzeigen, die momentan in den verschiedensten Produkten der Computerindustrie zur Anwendung kommen. Die Darstellung von schnellen Bildabfolgen ist daher problematisch. Absehbar ist jedoch schon, daß auch auf den großformatigen LCD-Computeranzeigen die Bilder das Laufenlernen werden.

Unschätzbar wird der Vorteil eines LCD-Displays, wenn man große Bilder für Demonstrationen oder ähnliche Anwendungen braucht. LCD-Bildschirme sind prinzipiell durchsichtig. Was liegt also näher, als ein solches Display so zu konstruieren, daß man das Computerbild mit einem Overheadprojektor auf eine Wand projizieren kann? Das Display wird einfach statt der Folien auf den Projektor gelegt. Je nach Projektor lassen sich so Bilder von mehreren Metern Bilddiagonale erzeugen. Um ein gutes Bild zu erzeugen, benötigt man allerdings einen sehr lichtstarken Projektor, vor allem darf es= keiner der transportablen modernen Spiegelprojektoren sein, die von oben durch die Vorlage leuchten. Es muß schon einer der großen Kästen sein, die die Lampe unter der Auflagefläche haben.

Multiport ist in ein stabiles und für in LCD-Display recht großes Aluminiumgehäuse eingebaut, die Stromversogung erledigt ein externes Netzteil. Das Display wird wie ein Monitor an den ST angeschlossen. Da es in allen Bildschirmauflösungen, also auch im Farbmodus betrieben werden kann, liegen zwei verschiedene Anschlußkabel für Schwarzweiß- und Farbbetrieb (natürlich nicht mit Farbbild - es ist wie Farbfernsehen auf einem S/W-Fernseher) bei. Damit Multiport im Betrieb nicht zu heiß wird, ist ein Lüfter eingebaut, dessen Geräusch allerdings im Vergleich zu den Lüftern, die üblicherweise in Overheadprojektoren eingebaut sind, überhaupt nicht mehr ins Gewicht fällt.

Multiport liefert eine deutliche Darstellung auf der Projektionswand

Zusätzlich zu den Computeranschlußkabeln ist im Lieferumfang auch noch ein kleines Kästchen mit 16 Tastern enthalten, das am Display angeschlossen wird und zur Anpassung an den jeweiligen Computer dient. Wie uns der Hersteller mitteilte, sind die am Videoausgang des ST anliegenden Signale so großen Schwankungen unterworfen, daß es unmöglich ist, das Display ab Werk für alle Rechner optimal einzustellen. Glücklicherweise werden die Einstellungen im Display gespeichert, so daß man das Tastenkästchen nach der Justierung auch abziehen kann. Die Anleitung beschreibt die Anpassung leider nicht sehr ausführlich, aber man bekommt es schon hin, wenn man mit Geduld probiert. Man kann mit einer Fernbedienung auch die Helligkeit des Bildes regeln, bzw. im Farbbetrieb auch einzelne Farbkomponenten betonen oder abschwächen.

Im Schwarzweißbetrieb ist die Bildqualität recht gut. Das Bild ist scharf und flimmerfrei. Sobald jedoch Overheadprojektoren benutzt werden, die anstatt mit einer Glühbirne mit einer Metalldampflampe arbeiten, kommt es zu Schwebungen im Bild. Abhilfe bringt hier nur eine Elektronik, die die Metalldampflampe nicht mehr mit den netzüblichen 50 Hz taktet sondern wesentlich höher. Ein solcher Umbausatz ist ebenfalls auf Wunsch bei CrystalVision erhältlich. Das Display ist auch schnell genug, um mit der Maus zurechtzukommen - man kann den Computer einwandfrei bedienen. Lediglich die Pulldown-Menüs klappen etwas langsamer herunter, als man es gewohnt ist. Programme mit vielen schnellen Bewegungen auf dem Bildschirm, z.B. Musik-Sequencer, Animationsprogramme usw. sehen natürlich nicht sehr schön aus; mit dem Scrollen von Texten, sogar mit Tempus, gibt es aber keine Probleme. Schließlich kommt es hier ja auch nicht auf die bewegte Information an, sondern auf die stehende.

Das LCD-Display direkt von hinten beleuchtet

Da die Darstellung von Farbbildern auf einem schwarzweißen Bildschirm nicht ganz unproblematisch ist, hat der Hersteller in das Anschlußkabel für den Farbmodus des ST ein kleines Kästchen mit drei Drehreglern eingebaut, mit dem man jede Farbkomponente einzeln regeln kann. Damit kann man die Lesbarkeit der meisten Farbbilder auf ein erträgliches Maß bringen. Natürlich macht es trotzdem nicht viel Spaß, Spiele wie den Flugsimulator auf dem Display zu betrachten. Erstens sind die Bewegungen doch sehr träge, und zum anderen ist die Farbdarstellung auf einem monochromen Display eben nicht besonders. Es genügt aber, um einen Eindruck von einem Programm in Farbe zu bekommen. Für Vorführungen sollte man sich aber doch lieber auf monochrome Programme beschränken.

So ein Display ist eine feine Sache, wenn man Programme einer größeren Menschengruppe vorführen will, für den normalen häuslichen Einsatz ist es weniger gedacht. Schließlich ist es ja mit ca. 5000,- DM auch nicht ganz billig; es läßt sich allerdings auch an andere Rechner wie PCs usw. problemlos anschließen, so daß es gegebenenfalls mehrfach eingesetzt werden kann. Multiport erfüllt jedenfalls seinen Zweck sehr gut.

cs

Bezugsadresse: CrystalVision Bernd Haastert Ing.-Labor für Optoelektronik Weberstr. 24 5300 Bonn 1



Aus: ST-Computer 03 / 1989, Seite 16

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