Seit kurzem wird von dem Büro für Systemberatung & Evaluation, Seth Behler ein Statistikprogramm mit dem Namen L.I.Z.A. vertrieben. Dieses Programm erhebt den Anspruch, wesentliche statistische Kennwerte und Zusammenhänge auch für große Datenmengen rasch und praktisch zur Verfügung zu stellen. Dabei zielt das Programm nicht auf die klassische Domäne der SPSS-gesteuerten Großrechner in wissenschaftlichen Instituten, sondern eher auf die Gruppe derjenigen Anwender, die statistische Auswertungen in Ergänzung zu ihrer täglichen Arbeit u.a. mit Datenbanken und Kalkulationsprogrammen benötigen.
Viele Berufsgruppen (Ärzte, Therapeuten, Versicherungsberufe ...) sehen sich oft vor die Frage gestellt, ob Vermutungen und Annahmen über die Wirksamkeit ihrer Arbeit eigentlich die Realität wiedergeben oder nur ihre eigenen Vermutungen. Der Lehrer, der seine Unterrichtsmethoden umstellt, oder der Immobilienmakler, der seine Öffentlichkeitsarbeit regional neu organisiert, muß wissen, ob die Veränderungen in den Ergebnissen tatsächlich auf das zurückzuführen sind, was er anders macht. Hier zählen eben keine Vermutungen, sondern diese müssen validiert, also geprüft werden. Meist reichen einfachere statistische Verfahren dazu schon aus, etwa die Überprüfung von Korrelationen oder Verteilungen. Manchmal sind komplexere Analysen notwendig. Beiden Bedürfnissen will L.I.Z.A. gerecht werden.
L.I.Z.A. wird auf einseitiger Diskette mit einem 35seitigen Handbuch geliefert, das neben der Installation und Bedienung anleitung eine statistische Kurzreferenz der implementierten Tests und Verfahren enthält. Entwöhnte Statistiker können also nochmals kurz nachschlagen. Das Programm ist nicht kopiergeschützt und läßt sich problemlos auf einer Harddisk nutzen. L.I.Z.A. präsentiert sich in bekannter GEM-Oberfläche. In vier Pull-Down-Menüs läßt sich die Arbeit bequem mit der Maus erledigen, Tastatureingaben sind nur zur Namensgebung für geladene Variablen, für die Bildung von Gruppen und die Beschriftung von Grafiken vorgesehen.
Standardmäßig erfolgt die Ausgabe der Arbeitsergebnisse als Text, eine zuschaltbare Grafikoption gibt dem Benutzer da ,wo es sinnvoll ist, auch eine graphische Ausgabe. Dies betrifft vor allem die Darstellung von Verteilungsgraphen als Pie-Chart, Kurve oder Balkendiagramm sowie die Darstellung der Regressionen. Gewöhnungsbedürftig ist anfänglich die Umdefinition der Schließ- und Fullfelder im Fensterrahmen : Da das Programm mit nur einem Fenster arbeitet, wurden diese Felder benutzt, um eine modifizierte Hardcopy des Fensterinhalts (ohne Menüleiste) auf einen Drucker oder auf Diskette auszugeben. Die Ergebnisausgaben des Programms können mit SIGNUM direkt in einen Text eingebunden werden, für andere Programme ist ein Zwischenschritt über ein Zeichenprogramm oder einen Bildkonverter notwendig. Neben dieser Möglichkeit der Dokumentation kann der Anwender ein Verlaufs- oder Ergebnisprotokoll auf Drucker oder Disk/ Festplatte ausgeben lassen; diese Option empfiehlt sich, wenn mit vielen und häufig wechselnden Dateien gearbeitet wird.
Besondere Druckeransteuerungen liegen dem Programm nicht bei. Allerdings werden die Druckausgaben offensichtlich ohne Steuerzeichen vorgenommen, so daß es im Normalfall nicht zu Problemen kommen dürfte. Auf einem STAR NL 24 und einen CITIZEN HQP 40, beides nicht die problemlosesten Drucker, funktionierte die Ausgabe problemlos.
L.I.Z.A.s Herzstück bi variable Verfahren
Neben den gängigen Routinen der beschreibenden Statistik - Mittelwerte, Spannweite, Schiefe und Wölbung, Varianz u.s.w. -und verschiedenen Möglichkeiten der Datentransformation (z. T. Transformation und Stanine) liegt der Schwerpunkt des Programms offensichtlich auf der Untersuchung der Zusammenhänge zwischen zwei und teilweise mehr Variablen. Insgesamt berechnet das Programm fünf Korrelationskoeffizienten und sechs Assoziationskoeffizienten. Diese können in einer allgemeinen Matrix ausgegeben werden, wobei programmseitig die vom Skalenniveau (nominal, ordinal, intervall) zulässigen Koeffizienten ausgewählt werden und bedarfsweise auch auf eine vorgenommene Gruppierung der Daten Rücksicht genommen wird. Man kann sich also rasch durch diese Matrix einen Überblick verschaffen über relevante Beziehungen im Datenmaterial. Neben diesen Korrelationen/Assoziationen sind sieben spezielle Tests implementiert, die vor allem die Frage beantworten helfen, ob überhaupt relevante Beziehungen zwischen zwei Datenreihen bestehen. Regressions- und Varianzanalyse runden das Bild ab, wobei eine Erweiterung der Varianzanalyse auf mehr als zwei Variablen sicherlich wünschenswert wäre. Für Korrelationen ist das bereits implementiert.
Das Programm liest wahlweise Exportdateien aus ADIMENS oder VIP Professional ein, aber auch reine ASCIIDateien, die mit einem Editor erstellt wurden. Die Fallzahl pro Variable ist auf 1000 beschränkt, insgesamt können bis zu 10 Variablen gleichzeitig im Speicher gehalten werden, was sich günstig auf die Arbeitsgeschwindigkeit auswirkt. Von jeder Variablen können bis zu 10 Gruppen gebildet werden, die auch als eigene Dateien gesichert werden können. Damit sind Voraussetzungen für Dateianalysen gegeben, die für die Normalanwendung ausreichen müßten. Alphanumerische Daten können nicht übernommen werden. Sie müssen zuerst mit einem Editor in numerisches Format gebracht werden.
Insgesamt macht das Programm einen soliden Eindruck. Die Bedienungsführung ist leicht erlernbar, und die Rechengenauigkeit ist gut. Ein Vergleich von statistischen Beispielen aus Lehrbüchern mit den Resultaten des Programms ergibt Übereinstimmung bis auf zwei Nachkommastellen! Durch die Möglichkeit, Fremdformate von gängigen Programmen aufzunehmen, können vorhandene Daten rasch analysiert und die Ergebnisse in Publikationen übernommen werden. Demgegenüber könnten die Analyseverfahren für mehr als zwei Variablen etwas üppiger ausfallen. Manchmal wäre es sicherlich auch nützlich, das Signifikanzniveau der Tests frei zu gestalten, gegenwärtig sind nur 95% und 99.5% installiert. Der Hersteller hat in diesem Sinn reagiert und sowohl einen Ausbau der multivariaten Verfahren angekündigt als auch ein Accessory 'L.I.Z.A.-Tafel', das während der Arbeit den Abruf von statistischen Tafelwerten auf beliebigem Niveau erlauben soll. Beide Weiterentwicklungen sollen Benutzern des Programms im Rahmen eines Updateservice zugänglich sein.
Preis DM 196,- Demo DM 30,- (wird angerechnet)
Bezugsquelle: Büro für Systemberatung und Evaluation Dipl.-Soziologe Seth Behler Heidestraße 12 5419 Freilingen