Lidos und die Schmöker - Literatur erfassen mit LIDOS

Ein komfortables Literaturdokumentationssystem auf allen ATARI STs -nicht nur ein Ohrenschmaus für den vollcomputerisierten Schriftsteller, dem eine anwenderorientierte Datenbank zur Verwaltung seiner Leselust bislang fehlte.

Mit LIDOS-ST stellt sich jetzt eine ausgereifte Literaturdokumentation dem ATARI ST-Anwenderpublikum vor. Sie wird den höchsten Ansprüchen von Textspezialisten den besonderen Weg in die Zukunft der vielen Schreibwerkstätten im Lande weisen. Dabei handelt es sich nicht bloß um die Katalogisierung themenorientierter Bibliographien, sondern auch um die beinahe perfekte Systematisierung des literarischen Niederschlags jedes noch so verheißungsvollen Schreibanfalls. Sämtliche Couleurs von Textproducern sind aufgefordert, sich mit dem computerunterstützten Variantenreichtum von LIDOS-ST auseinanderzusetzen. damit die mehr und mehr stupide Textverarbeitung einer von LIDOS-Software betreuten Textverarbeitung weicht. Auf IBM- und SIEMENS-Rechnern wird LIDOS bereits gefahren, so daß jedem fremdsystemkompatiblen ATARI-User die Tür zu den weltweit großen Volltextdatenbanken offensteht. LIDOS-ST ist eben ein Hauch der großen, weiten Informationsgesellschaft.

Heutzutage beginnen die meisten besonderen Dinge mit der Bundespost oder UPS. Eine Botin lieferte und verschwand, wie sie gekommen war, im Dunkel des Hausflurs. Diesmal hatte sie mir Delikates überreicht, leichte Ware. Software, um genauer zu sein. Ich betätigte mich als Anti-Christo, packte aus anstatt ein. und hielt mit LIDOS-ST ein professionelles Literaturdokumentationssystem in Händen. Durch den bloßen Augenschein auf ein vielseitiges Ringbuch Benutzermanual, eine ausführliche Referenzkarte sowie zwei Disketten konnte ich ja nicht schon wissen, daß ich ein Softwaresystem (!!) erhalten habe und nicht bloß ein weiteres Datenbankprogramm, das damit glänzen kann, daß es “anwenderorientiert” arbeitet.

Die skurrile Lithographie "Der Büchernarr” von H.-J. Zeidler, die mehr ausdrückt, als tausend Worte sagen könnten, läßt keinen Irrtum offen.

Bei LIDOS-ST geht es nicht bloß um Bücherkatalogisierung. um Seitenzahlen, Jahreszahlen, Signaturen.

Um es voranzuschicken, LIDOS ST ist eine mit viel Liebe zum Detail entwickelte Softwarelösung für alle Arten von Personengruppen und Berufssparten wie Journalisten, Werbeleute, Geisteswissenschaftler, Juristen, Administranten und der gleichen mehr, die, um dem grassierenden Ideen- und Gedankenblitznotstand auf die Spur zukommen, Literaturdaten, gemeint sind bibliographische Angaben, aus den primären, sekundären und tertiären Bereichen ihrer jeweiligen und artverwandter Disziplinen hegen und pflegen müssen. Wer kennt ihn nicht, den besonnenen Schritt an die morschen Zettelkästen, die winzigen Mikroficheleser oder die stromlinienförmigen Frontline-PCs der Bücherarsenale in unseren Städten, um sich Literaturangaben zum anstehenden Textprojekt zu verschaffen? Wer eine Ausleihe der Textfundsachen beabsichtigt hatte, notierte sich dann die Angaben des Autors, des (Erscheinungs) Jahres und des Sachtitels bei Büchern, bei Zeitschriften noch Name, Nummer der Ausgabe und Jahrgang. Jede Buchausleihe wird ermöglicht durch Angabe der dokumentationstechnischen Signatur, durch die jede literarische Quelle im Registerbestand einer Bibliotheksverwaltung zur Reidentifikation abgelegt ist. Mancher tritt hier vollen Fußes und softwareunterstützt in das Vernetzungseldorado “Informationsgesellschaft”. Auch wenn man sich noch nach einigen Stunden der Einarbeitungszeit mit LIDOS-ST wie Marco Polo, der Entdecker des kontinentalen Handelswegs ins unbekannte China, fühlen darf, so weiß man bald, warum die Abspeicherung, Indizierung und Dokumentation bibliographischer Daten ein allerorten erörtertes wissenschaftliches Problem ist.

Von einem, der anfing, das Archivieren zu lernen

Auch mit LIDOS-ST wird der Einstieg in die kunstvolle Architektur bibliographischer Datenwelten ein mühevolles Unternehmen werden. Doch nach der Entscheidung am Kreuzgang der so unterschiedlichen wie multifunktionalen Datenbankphilosophien wird sich bald ein Pfad, dann ein Weg und schließlich eine breite Friedensstraße und sogar Trasse auftun lassen. Wer aber soll sich, wie der Esel Buridan zwischen den beiden Heuhaufen, auf dem Kreuzgang zwischen LIDOS-ST und vergleichbaren Datenbanksystemen entscheiden und den schmalen Pfad wählen dürfen? Demjenigen, der in vorweihnachtlicher Hausputzmanier sein staubgeplagtes Bücherboard (Marke 90x25) numerisch durchsortieren und als Printverzeichnis neben dem TV an die Wand positionieren möchte, würde ich von einem Kauf von LIDOS-ST bei einem Produktpreis von DM 790.-. abraten.

Nun aber zu LIDOS-ST. Verglichen mit den Elfenbeinstummeln dickhäutiger Elefanten oder den löwenmähnigen Majestäten auf der heißbefehdeten Steppe der unterschiedlichsten Datenbankstile, die dort ihren Herrschaftsanspruch verteidigen, nimmt sich LIDOS-ST äußerst bescheiden aus. Mit seinen rund 290k, wobei das Programm selber mit knapp 130k zu Buche schlägt, wirkt es auf den ersten Blick recht schmalbrüstig. Das hat seinen Grund darin, daß LIDOS-ST nicht gänzlich ohne GEM auskommt, ein gejokter Bücherwurm aus der Kiste ersetzt die Maus, aber ansonsten ist der User auf die Beweglichkeit und Tippgenauigkeit seiner zehn Finger (es dürfen auch weniger sein) angewiesen. Die zweite Diskette beinhaltet neben allen Sorten von Druckertreibern (P6 und ATARI-Laserdrucker beispielsweise) Beispiele für gebräuchliche Druckformate. Das System ist wie geschaffen zur Bewältigung der ausgefallensten Sonderwünsche spitzfindiger Literaturdatenrechercheure. Meine Releaseprogrammversion kopierte ich gleich in einen Harddiskordner, dann bootete ich und sah mich dem GEM-bereinigten, spartanischen LIDOS-Desktop gegenüber: ein geteiltes unternetztes Feld, auf dem gerade die Funktionstastennummern und die einzelnen Befehlszuordnungen Platz finden, eine Mausmetamorphose “Bücherwurm” und eine Bezeichnung des Menüs, in das ich hineingeraten bin.

In der mittelalterlichen Philosophie Allegorie vom hungrigen Esel, der sich zwischen zwei gleich weit entfernten Strohhaufen nicht entscheiden kann, den einen oder anderen als Futterquelle zu wählen. Aus Entscheidungsnot verhungert der Esel. Die Allegorie lehrt. daß ein kluges Wesen, welches aber nicht zwischen (zwei zur Wahl stehenden) Alternativen die eine der anderen vorziehen will (Stichwort: Vorzugswahl) unbedingt zu Tode kommt.

Wenn man sich das “Start"-Menü als Operationsplattform vorstellt, unter der weitere, für die diversen LIDOS-Arbeitsbereiche indizierte Grund- und Subplattformen gelagert sind, so wird man sehr schnell die Funktionsweise des Programms begriffen haben. Eine arbeitsintensive Interaktion mit dem Programm entwickelt sich nur dann, wenn die zur Ausführung eines Programmteils logische Reihenfolge bei den speziellen Befehlsaufrufen eingehalten wird.

Ansonsten reagiert das Programm gegen Bedienungsverstöße mit Fehlercodes. Dem Bücherwurm kann attestiert werden, daß er ein gar putziges Weichtier, wie zum Arbeiten geschaffen, ist, wer auch nur Stunden mit LIDOS zugebracht hat, vermißt die graue Schatulle neben sich auf dem Mousepath als Accessoire für vergangene Computerbegeisterung kaum.

Abb. 2: Der START-Bildschirm. Die Dokumentation “Leibniz" muß. bevor sie bearbeitet werden kann, mit F10 angelegt werden.

Mitbringen muß der LIDOS-Anwender einen unter der Bücherlast knarrenden Schreibtisch, meist wird so ein beschriebenes Ambiente noch von Bücherwänden konfektioniert, einen defekten(!?) Reißwolf und jede Menge Textideen und Arbeitsprojekte, wobei die Anlage von Literaturrecherchedateien mit LIDOS-ST der erste von vielen folgenden Schritten ist. da die bibliographischen Daten hier ‘gesettled’, d. h. in die jeweilige mit LIDOS generierte Dokumentation aufgenommen, werden. Bevor mit solch einer Arbeitsdokumentation ins freie Bücherund Buchstabenleben hineingegriffen werden kann, muß sie. wie bei sämtlichen anderen Datenbanken dieser Welt auch, mit spezifischen Code-Befehlen generiert werden.

LIDOS-ST besorgt diesen Arbeitsschritt in denkbar einfacher Weise. Vorüberlegungen, wie die Anlagedokumentation aufgebaut sein soll, entfallen. Ein einmaliges Betätigen der Funktionstaste F10 Dokumentation anlegen' im Start-Menü nimmt dem Anwender den bei fast allen anderen Datenbanksystemen schwersten Programmakt der DB-Konfiguration ab. Mancher wird sich überlegen, wenn er von der autoritären Dokumentenanlage bei LIDOS-ST erfährt, er könne die Katze im Sack besitzen. Das stimmt nur teilweise. Das Programm legt seine Anwender auf einen effizienten Stil fest, bibliographische Daten zu verwalten. Adressenverwaltungen mit flexibler Maskengenerierung ist mit LIDOS-ST bloß mit Umdenken machbar. Nach dem Aufruf fragt das Programm nach dem spezifizierenden Logo der Dokumentation, schließlich nach der Laufwerksbezeichnung, und schon werden ein Ordner für Parameterangaben und sieben Dokumentationdateien (Extender .$LD) mit einer Größe von jeweils ca. 11kB pro Datei auf die optionale Partition geschrieben. Entweder hat man die angelegten Dateien plus LIDOS-Programm und Utilities in den ausgefertigten Ordner hineinzukopieren und so beim Programmstart den Zugriff auf sämtliche Dateien zu gewährleisten, was den Nachteil hat, daß jeder Dokumentationsordner, bevor überhaupt ein Eintrag vom User aus geschehen ist, mit mindestens 200k befrachtet ist. Oder man gerät in die Unübersichtlichkeit eines 4 un auf räumbaren LIDOS-Systemordners, falls man sich dafür entscheidet, auf einer Ebene mit mehreren Dokumentationsprofilen zu arbeiten. Diese Entscheidung nimmt LIDOS-ST nicht ab. Bei Neuanlage wird eine Version No. I der eröffneten Dokumentation angelegt. Wird der Dokumentationsaufbau nachdrücklich verändert durch Korrektur von Textfeldnennungen, Deskriptorenabänderungen oder Kurztexterweiterungen, hält eine aufwärtsindizierende Versionszählung den Grad der Abweichung von Dokumentationsversion No. 1 fest. Doch besitze ich bereits das Logo einer Dokumentation und die dazugehörigen Dateien, sieben an der Zahl, die einen Speicherbereich von 77kB reservieren. Da wird bei Brot und Wein mancher Gewinn und Verlust wägend sich überlegen. Was wird sein, wenn der Starfighter die Schallmauer des reservierten Speicherhaushalts erreicht hat? Fallen dann Bomben? Und ist nicht das AKW, sondern bloß die Dokumentation planiert? Beim Schreiben meines Artikels gestehe ich, daß ich noch nicht im Besitz einer ausreichend umfänglichen Dokumentation bin. um, Augen zu(!), zu erleben, was passiert, wenn ich ans Himmelsgewölbe des reservierten Speicherbereichs tippe. Da ich mich bei LIDOS-ST in guten Händen weiß, vertraue ich einfach dem gedruckten Versprechen der sorgfältigen, auch für Softwareneulinge in beinahe allen Teilen didaktisch vermittelnden Ausführungen im Benutzermanual. denen zufolge LIDOS in diesem Fall aller Fälle abfragt, ob größerer Speicherbereich reserviert und mit Ergänzungsdateien aufgestockt werden soll. Und weil ich Softwareträume (Alpträume? Wo?) mit LIDOS in Erfüllung gehen sehe, werde ich, wenn in naher Zukunft die Anfrage bei mir erfolgt, das Ersuchen auf Reservierung mit Return beantworten. Vorderhand weiß ich, mit LIDOS-ST keinen Softwaregiganten und Bytetiger im Tank zu haben, sondern ein sparsam den Speicherplatz komprimierendes Programm. Einen weiteren Vorteil lerne ich kennen, wenn ich mir ansehe, wie das Programm ein zusammengetragenes Datenreservoir verwaltet. Nach dem Laden arbeitet LIDOS speicherorientiert. Es behält sämtliche Programmteile, die mit dem selektierten Logo aufgerufen sind, speicherresident. Es darf also ohne aufwendige Wartezeiten beim Nachladen auf verschiedene Dokumentationsteile zugegriffen werden. Und wie wird das gemacht? Mit F10, is’ doch klar!

Diese Funktionstaste hat nur zu einem Teil die Bedeutung, nach der sie benannt ist, “Unterbrechung” ist ihr Name. Sie bildet auf der wichtigsten Menüplattform das Schlußlicht der Angebotsskala. Also, tätigt der User F10, so unterbricht er den momentanen Status des Unterprogramms. Verläßt er es (mittels des präparierten Funktionstastenbefehls), so sieht man, daß der Unterprogrammaufruf auf höherer Plattformebene invertiert dargestellt ist. Das heißt soviel, wie dieser Arbeitsbereich ist noch nicht abgeschlossen! Der User kann sich so in jeden anderen Arbeitsbereich einschleusen, Datensätze korrigieren, Parameter für das Druckformat ändern oder vergnügt in alternativen LIDOS-ST-Datensätzen Fischen, ohne sich fürchten zu müssen, daß seine zuvor geleistete Arbeit verlorengegangen ist. Mit ein wenig Fingerübung hat man die flinken Wechsel zwischen den einzelnen Prozeduren rasch heraus.

Are You Ready For Clearing Up Your Mind?

LIDOS entfaltet jetzt seine volle Arbeitseffektivität. Nur heraus aus der Dokumentation darf man nicht. Accessoiresaufrufe wie das Hinzuladen von Unterstützungsprogrammen, eines Editors beispielsweise, um die Datenkonvertierung mit alternativ benutzten Datenbanksystemen in Angriff zu nehmen, werden nicht geleistet. Der Autor des Manuals spricht von “Stil”, den jeder sich aneignen muß, um die Variantendichte der vielen Anwendungsbereiche, die bei LIDOS in Frage kommen, voll ausnutzen zu können. Wie LIDOS das Problem der Speicherbelegung löst, habe ich bereits erläutert. Den Maskenaufbau nimmt das Programm zu einem Teil aus der Verantwortung des Anwenders. Erinnern wir uns des Bibliotheksbeispiels. Um einen Buchtitel definitiv zu bestimmen, müssen mindestens drei Angaben präsent sein: Autor, Jahr und Titel. Ja, schon die Titelangabe wäre vernachlässigbar, denn in den meisten Fällen charakterisieren die Merkmale ‘Autor’ und ‘Jahr’ die bibliographische Quelle hinreichend. Auf die Titelangabe möchte jedoch niemand verzichten, denn sie enthält, da spezifizierend, den umfangreichsten Informationswert jedes Datensatzes. Was ist ein Datensatz? Ein Datensatz stellt eine übergeordnete Einheit dar. die genau eine bibliographische Quellenangabe erfaßt und analog den LIDOS-Bedingungen für das Datendokumentationsformat registriert. Die kodierten Merkmale Autor, Jahr und Titel sind bei LIDOS-ST Fixum. Wer keine Vorabüberlegung über die Eingabestruktur seiner Dokumentationsdatensätze leisten mag, kann gleich mit dem Programm arbeiten. Über die Funktionstastenkombination F1 + F2 bei Ausgang vom Startmenü lande ich in der “Eingabe”. Manchem wird das spanisch Vorkommen. Da mit LIDOS suchorientiert gearbeitet wird, hat der Nachname bei Eingabe vor dem Vornamen durch Komma getrennt zu stehen. Das leuchtet ein, weil der Nachname das übliche Wiedererkennungsmerkmal ist. Mit der Autorensuche lernen wir das erste Suchmanöver kennen.

Der Maskenaufbau differenziert sich in die (alle vom Texteditor nicht beschreibbaren) Merkmalsfelder “Autor” und “Jahr”, die beide auf einzeilige Einträge beschränkt sind, und das zusätzliche Merkmalsfeld “Co-Autor”, das mehrzeilig angelegt werden kann. Hierin läßt sich gegebenenfalls die Mitautorenschaft bei Sammelbänden. Kongreßpublikationen und dgl. mehr registrieren. Und als viertes das Merkmalsfeld “Titel” Es hat im Normalzustand zwar auch bloß eine formatierte Eingabezeile, durch die Return-Taste lassen sich aber bis zu neunzehn weitere Eingabezeilen erzeugen. Der Vorteil liegt auf der Hand. Verschiedene Dokumente haben bekanntlich unterschiedliche Titel- und Untertitellängen. Würde bei Anlage einer LIDOS-Dokumentation das Merkmalsfeld "Titel” mit einer Wertigkeit von zehn Zeilen durchschnittlich formatiert sein, so wäre die Aufnahmekapazität des einen Feldes bei kurzen Titeln unterlastet, bei langen hingegen könnten extrem lange Titelangaben gar nicht mehr komplett aufgenommen werden. Das Resultat, eine ineffektive Speichernutzung. Bei UDOS ist das alles anders. Das Erzeugen benötigter Zeilen während der Texteingabe hält jeder einzelnen Datensatz kompakt und den Speicherbedarf hinreichend klein. Jede Dateizeile nimmt bis zu 65 Zeichen auf, der Zeilenumbruch erfolgt automatisch. Erst beim zweiten Blick entpuppt sich die Festlegung von Standardtextfeldern “Autor”, “Jahr” und "Titel” als vorteilig. Sonderwünsche, beispielsweise bei der Bestimmung der Reihenfolge dieser systemimplementierten Feldtypen oder Abänderung des Felderkennung "Titel” in die alternativen Felderkennungen "Zitat” oder “Exzerpt weil eine gezieltere Benennung der Einträge gewollt wird, erfolgen nicht durch Umbenennung des Textfeldes, sondern LIDOS enthält eine umfangreiche Erweiterungsfunktion zur Ergänzung des Dokumentaufbaus. Im Menü 5.3. hat der Anwender die Wahl, den Dokumentaufbau analog seines Ordnungsanspruchs an die zu verwaltenden Datensätze neuzukonfigurieren. Die Erweiterung des Dokumentaufbaus mit Textfeldern erlaubt durch die Aufgliederung von Speicherdaten in zusätzliche Textfelder eine gezieltere Durchsuchung der Datensätze nach Rechercheparametern.

Additionale Textfelder könnten Bezeichnungen wie “Erscheinungsort”, "Jahreszahl”, “Verlag”, "Bibliothekssignatur” und dergleichen mehr enthalten. Dem Anwender sollte vor allem das Interesse an effizientem Arbeiten mit LIDOS vor Augen stehen. Er sollte niemals den Blick davon abwenden, daß die Schnelligkeit und Zuverlässigkeit der Sortierfunktionen im selektierenden Zugriff auf Datenmengen das A und O einer ausgereiften Dokumentenverwaltung sind. Wer gleich mit LIDOS interaktiv tätig sein möchte, darf sich die Anlage von Erweiterungstextfeldern sparen, und kann im Standardtextfeld "Titel” eine komplette bibliographische Eingabe mit allem, was dazugehört, unterbringen. Der Zeileneditor befindet sich arbeitsintern im Überschreibemodus. Betätigen der Insert-Taste schaltet den für die Zeicheneingabe vorzuziehenden Einfügemodus ein. Ein Edieren mit der Maus bleibt dem Anwender unbenommen, doch gewährleisten die Return und TAB(Cursor an Zeilenanfang) -Tasten ein beschleunigtes Arbeiten. Wie schnell vergeht Editorzeit. Ein Druck auf ESC und das störende Menüfeld ist bis zum unteren Rand verschwunden, vor mir liegt die Maske in ihrer Pracht. Falls der Dokumentensatz nach dem ESC-Push immer noch mehr Bildschirmplatz beansprucht. als zu sehen ist, kann dieser mit den beiden "Bildlaufenmarken” am rechten Bildschirmrand aufwärts- und abwärtsgescrollt werden.

Meine zehn Finger “spinnen" über die Tastatur. Büchertürme und Bastionen von Aufsätzen verschwinden im Harddisk Speicher. Die Maus provoziert schon längst die Vorstadtkatzen Hamburgs zu olympischen 100-Meter-Läufen. So arbeitslos ist das graue Utensil geworden. Nun sitze ich bei meinen bibliographischen Datensätzen und wäge ab, welches Dokument von den vielen, die mir dank LIDOS in Erinnerung gerufen werden, ich gelesen habe und welches nicht.

Der Blick auf den Bildschirm ist eine Horrorvision für alle diejenigen, die sich davor fürchten, von dem überreichen Informationsangebot an Daten, die jede Datenbank ausweist, überfordert zu werden.

Mit LIDOS geschieht ein überlegter Schritt in eine (partielle) Informationsgesellschaft. die mit Print-Medien aller Textsorten und Schreibstilkategorien in der Zukunft durchorganisiert sein wird. Bei einem solchen Literaturdokumentationsprogramm wird nur der kleinste Teil der intendierten Anwenderbereiche abgedeckt. wenn es bloß darum geht, kleine.

themenbegrenzte Dokumentationslisten zu verwalten. Auch der Student, der in der Seminarbibliothek vor seiner Freundin mit einem Computerausdruck seiner LIDOS-Dateien glänzen kann, hat die Größendimension von LIDOS (insgesamt mit seinen Implementationen auf Siemens- und IBM-Rechnern) wohl kaum richtig eingeschätzt. Die DM 790.. für die LIDOS-ST (Version 2.0) im Handel zu erwerben ist, wollen "bit by bit” stereoskopiert sein. Als mögliche Anwendergruppen kommen die professionell arbeitenden Wissenschaftler und Journalisten, Buchautoren, kleinere Verlage und Volltextdatenbankanbieter in Frage, die über lange Zeiträume bibliographische Daten und kürzere Texte ansammeln und katalogisieren wollen. Komponisten, Arrangeure und Musikverlage, die es nicht stört, daß die Standardtextfelder auf bibliographische Daten, anstatt auf musikalische, geeicht sind, dürfen selbstverständlich, entsprechend einer speziellen Merkmalsnennung, die einzelnen Textfelder mit Kommentaren begleiten (Autor -> Komponist). Sowohl jedes Erweiterungstextfeld als auch der ihm zugeordnete Kommentar unterliegen der Wahlfreiheit des Anwenders. Daneben ist selbstverständlich auch die komplette Dokumentation kommentierbar. Mit der ausführlichen Kommentierung der Dokumentation sowie ihrer Textfeldmasken ist in jedem Teilabschnitt Übersichtlichkeit gewährleistet. Für die Kommentierung eines Datensatzes gibt es wiederum ein eigenständiges Funktionsmenü.

Abb. 3: Ohne Deskriptoren-Zuweisung liegt alles bei ihnen, sofort zu starten.

Selbst Hofrat Goethe hätte mit LIDOS wenig Nöte

Was dem Handwerker sein Werkzeugkasten ist, ist dem Textarbeiter sein Zettelkasten.

Verlotterte, holzwurmstichige Karteikästen mit gelblich geränderten und mikroskopisch kleinen Buchstaben versehen, die das Kleinod jedes emsig brütenden Kopfarbeiters immer noch sind, dürfen vom Kammerjäger guten Grundes mitgenommen werden. Denn dem LIDOS-Anwender eröffnet sich hinter der Tür seines Studier- und Arbeitszimmers ein Blick in das 3. Jahrtausend der traditionsreichen Schreibtechniken. Man muß sich einmal vorzustellen versuchen, daß mit der revolutionären Einführung der Technik computergesteuerter Archivierung alle Arten von intellektuellem Schrifttum in der abendländischen Schreibkultur ihrem Wendepunkt zugeführt worden sind. Die kulturelle Ablösung der Handschriftenkultur durch die Erfindungen Gutenbergs auf dem Sektor der Drucktechnik, die erstmalig in der Geschichte zu einer serialen Produktion von Büchern führte, brachte zwar die Autor-Leser-Relation in ein günstiges Verhältnis - das Buch wurde zum Bildungsträger. Die Manuskripte und Aufzeichnungen von Schriftstellern und Philosophen, von Wissenschaftlern und Künstlern wurden aber, wie schon Jahrtausende zuvor in der berühmten Schule von Athen (3. Jahrhundert v. Chr.), mit der Hand auf Papier niedergeschrieben. Die frühmoderne Schreibmaschine ist da bestimmt ein erster Fortschritt. Noch heutzutage besteht ein Konsens, daß schriftliche Mitteilungen sowie Manuskripte mit der Hand zu schreiben für Kultiviertheit im Ausdruck steht. Das unvermeidliche Problem bei allem Mit-der-Hand-Geschriebenen und bei den Schreibmaschinen ist die beschränkte Ediermöglichkeit des Eingabetextes. Worauf will ich hinaus? Seitdem die Hard- und Softwareentwickler darangegangen sind, die Schreibtische der vielen Textproduzenten in hochtechnisierte Schreiblabors umzuwandeln (von Gedankenarbeit ist noch nicht die Rede!), wird nur allzu deutlich, was produktives Schreiben für eine Plackerei gewesen sein muß, bis aus einer Romanidee etwa ein lesenswertes Buch geworden war. Breite Zeiträume im Leben der schreibkreativen Kulturschaffenden spielten sich währenddessen vor gleich stapelweisen Manuskriptblättern in Hinterhofzimmern in Städten oder verträumten Seenlandschaften in der (sicherlich mehr als heute) intakten Natur ab. Das verläßliche Gedächtnis all dieser Koryphäen, die einem inneren Drang, einer Berufung, folgten, um ihr schriftstellerisches Lebenswerk der Nachwelt zu hinterlassen, war der gute alte Zettelkasten. In ihm legte man Notizen, Literaturhinweise, kleinere Einfälle und dergleichen mehr ab, um die eigene produktive Verstreutheit der vielen Gedankengänge nicht noch mit der diffusen Verstreutheit und Unordnung der notierten Hinweise zu belasten. Soviele Menschen es gibt, die mit dem Zettelkasten arbeiten, soviele Formen gibt es auch, ihn zu führen! Als arbeitsökonomisch günstig hat sich im häuslichen Archivardienst das Prinzip der freien Verstichwortung herausgestellt. Es wird, nach langem Reden kurzer Sinn, wie sollte es anders sein, von LIDOS-ST raffiniert unterstützt. Mit dem “Kurztext-Archiv” ist der computerverwaltete Zettelkasten der Zukunft kein Problem mehr. Was Kant über den ”bestimmten Himmel” über sich und Goethe über seine “Farbenlehre” gestellt hätten, wäre es ihnen nur bekannt gewesen, ist in diesem Literaturdokumentationsprogramm hervorragend realisiert. Philosophen, Schriftsteller, Wissenschaftler, Journalisten, u. a. leben zu großen Teilen von dem, was sie lesen und wie sie es aufnehmen und weiterverarbeiten. Auch hier gibt es sehr verschiedene Methoden:

Karteikartenexzerpt, Zettelkommentar mit Einlage am Seitenort, ein- und mehrfarbige Merkunterstreichungen, Seitenbeschriftung mit Bleistift und anderes mehr. Das alles sind erprobte Lesetechniken, um das Gedächtnis (das niemals die Geschwindigkeit des Augenlaufs beim Durchlesen der Buchseiten besitzt) zur gezielten Informationsspeicherung des Gelesenen zu motivieren. Jeder, der mit solchen oder ähnlichen Texterfassungstechniken operiert, weiß, daß selbst ein großzügig verwaltetes Karteikastensystem ineffektiv ist, sobald Einträge respiziert und bearbeitet werden sollen. Es kostet sehr viel an Ausdauer und Zeit, um mit einem solchen System arbeiten zu können, und beansprucht Routine im Umgang.

Abb. 4: Inhaltskommentierung zu G. Vossen, Datenmode lie

Mit LIDOS-ST ist alles anders, vorausgesetzt man ist bereit, Stilus und Textmarker mit der Tastatur zu vertauschen. Da darf jeder Kurztexte, wie sie gerade auf Ihrem Schreibtisch kreuz und quer durch den Lesestoff geistern, archivieren und sogar sein Kurzzeitgedächtnis aufräumen, indem bibliographische Einträge optional an Ort und Stelle mit Kurztexten (Zitatreihen, Inhaltsverzeichnissen, selbsttümelnden Gedankenflügen, e.t.c.) kommentiert werden. Dergestalt wird Ordnung in die aschgraue Stubenlandschaft mit dem tickenden Hintergrund gebracht.

Zur Kurztextverwaltung bedient man sich der “Listen-” oder der “Direktauswahl”-Aufrufe. Der Operationsaufruf “Kurztexte einkopieren” funktioniert ähnlich der Blocksatztechnik in herkömmlichen Textverarbeitungen. Der selektierte Kurztext (der durch einen spezifischen Namen gekennzeichnet sein muß) wird durch Überdeckung mit einem Auswahlbalken markiert, anschließend gespeichert und archiviert. Jetzt steht er zum Einkopieren in ein Dokument zur Verfügung. Wir kehren in das Menu “Dokument anlegen” zurück, das wir zuvor über die “Unterbrechungsfunktion" verlassen mußten, um einen Kurztext zu erstellen. Den kennen wir jetzt und wollen ihn im Menü “Dokument anlegen" an eine Auswahlstelle einkopieren. Das gelingt mir, dank meines trainierten Kurzzeitgedächtnisses, durch Positionieren des Cursors an die Anfangsstelle, an der das Einkopieren statthaben soll, im angewählten Dokument.

Ich benutze die sog. “Direktauswahl" über Menüfeld F3 “Kurztext einkopieren" mit kennzeichnender Namenseingabe. Und nicht zu vergessen, die Save-Taste F9 sichert die Operation, und ich kann weitereilen zu neuen LIDOS-Taten. So kann jeder, der mag, nach Bedarf und Dokumentationsvolumen ausbaufähige Kurztextarchive anlegen. Für diejenigen, die trotz aller phantastischen Möglichkeiten von LIDOS noch immer nicht auf ihren sorgfältig betreuten Zettelkasten verzichten können, gibt es als Bonbon umfangreiche Formatiermöglichkeiten, um ihre Textpreziosen als Kurztext in Karteikartengröße über Drucker ausgeben zu lassen. Na, ist das nichts? Eventuell haben Sie bereits hier Ihren von der herkömmlichen zeitgefräßigen Datenmanie der Literaturarchivierung aus vielen vorangegangenen Jahren verstaubten Mantel an den Nagel gehängt und Freundschaft mit dem Bücherwurm und LIDOS geschlossen. Doch bleiben Sie gespannt, das war bei weitem nicht alles, was diese Software an Komfortabilität zu bieten hat.

Das Gehirn - Suchen und Finden am Puls der Zeit

Bis hierher erfuhr der Leser, wie mit LIDOS-ST Dokumentationen anzulegen sind, wie den Editor zu benutzen, Eingaben durchzuführen, Kurztextarchive aufzubauen und seine Arbeit step by step zu kommentieren ist. Das absolvierte Niveau stellt aber bisher den, wenn auch softewarearchitektonisch ästhetischen Rumpf der Datenbanktechnik dar. Die verschiedenen Suchverfahren geben die zentrale Stelle im System an. Ohne einen initialisierten Suchlauf bleibt jede Dokumentation blind. Sie ist nicht durchzulesen. Für einen Inhaltsüberblick über die Einträge der Dokumentation ist es ratsam, als erstes eine Autorensuche von A-Z durchzuführen.

Praktikabel ist dies nur bei geringer Datenmenge bzw. für einen Gesamtausdruck des Dokumentationsinhalts.

Der Kopf, der hier kein Januskopf einer Literaturverwaltung ist (das mag dem Leser schon klar geworden sein!), macht diese Software zu einem exzellenten Programm. Das Wunderhilfsmittel bei ungewöhnlichen Datendurchsichtsoperationen heißt Deskriptorensuche. Bevor man in besagte Deskriptorensuche einsteigen kann, braucht kein Dinosaurier erlegt, sondern nur ein Thesaurus angelegt zu werden. Als Thesaurus bezeichnen Lateiner und Softwareentwickler selbstdefinierte Einträge in ein Schema (Wörterbuch), das sich aufgliedert in Oberbegriffe) [Gruppe(n)) und Unterbegriffe) (Deskriptoren). Gruppen und Deskriptoren geben gemeinsam das Inhaltsverzeichnis einer Dokumentation an, wobei die Rangordnungseinteilung in Ober- und Unterbegriffe frei variier- und erweiterbar ist. Die Deskriptorensuche beansprucht für sich ein deutlich umrisse -nes Anwenderkonzept, das begründet, auf welche Datensatzteile durch Deskriptorensuchverfahren zugegriffen werden soll. Mit ihren fünf logischen Operatoren “und", “oder", “und nicht”, “oder nicht”, “nicht" löst das Deskriptorensuchverfahren auch komplizierte Ermittlungsaufgaben, bei denen wie bei einem Gedächtnispuzzle aus der logischen Verknüpfung von Deskriptoren ein Suchdatum ermittelt werden kann. Man darf sich beim Durchforsten der speicherresidenten Auswahldokumentation nach Belieben wie Sherlock Holmes oder Hercule Pierrot fühlen. Nur fühlen!? Wo operationale Logistik waltet, bleibt jeglicher detektivische Zufall beinahe ausgeschlossen. Die Deskriptorensuche entwickelt sich in erster Linie assoziativ. Mittels beschreibender Begriffe werden immer kleinere Merkmalseinheiten aus dem durchsuchten Datensatzkorpus herausgefiltert, bis das Suchresultat durch die maßgebliche Information fixiert ist. Die Deskriptorensuche ermöglicht so jede direktive Strukturierung eines literarischen Werksbeispielsweise anhand einer speziell entworfenen Merkmalsliste. So eine Informationslegende über den Inhalt eines Romans, in der neben der Registratur der verschiedenen Handlungslokalitäten auch Auskunft gegeben wird über Handlungszeiten und Personengruppen, gewährleistet die beinah genaue detektivische Ermittlung eines im Thesaurus verklausulierten Erzählsachverhalts. Der Arbeitszins ist nicht von der Hand zu weisen, wenn das komplette Schrifttum (oder Teile daraus) eines Autors verwaltet werden. und detaillierte Anfragen über Person, Handlung, Schauplatz oder Zeit durch Deskriptorensuchmanöver im Dokumentationskorpus geschehen sollen. Oder können Sie auf Anhieb sagen, in welcher Novelle E.T.A. Hoffmanns der preußische Vollzugsbeamte Knarrpanti sein Unwesen treibt? Für LIDOS-ST wäre es ein leichtes, (und ich verrate Ihnen das Resultat) den Novellentitel “Meister Floh” als Ergebnis der Deskriptorensuche zu offerieren.

Abb. 5: Beispielsthesaurus zur Erzählung "Meister Floh”, Sind Sie neugierig geworden?

Ich erwähnte schon einmal das Gedächtnis als Helfershelfer des Computerarchivars. Bei der Deskriptorenverwaltung zeigt sich ein gutes Gedächtnis als besonders nützlich. Die Deskriptoren sue he ist ein sehr verantwortungsvoller Bereich der Daten ree here he. Sie ist organisiert mittels vordefinierter logischer Suchmanöver. Sie lesen richtig: “Verantwortung” über Datensätze! Deskriptorenergänzungen zu bibliographischen Einträgen heißt ja nichts anderes, als daß angelegte Dokumentationen durch wahlfreie Verstichwortung übersichtlich gehalten werden können. Datensätze werden mit einer Merkmalsliste aus übergeordneten Gruppen und untergeordneten Deskriptoren “gefächert”. Und hier knüpft sich der Gedächtnisknoten, mit dem die memorabile menschliche Hardware selbst die leistungsstarke LIDOS-Software überragt. Mit der Angabe von Deskriptoren, als Stichwortübertragungen analog zu charakteristischen Inhaltsmerkmalen im zu erfassenden Dokument, wird eine Inhaltsgliederung in signifikante Merkmale wie Zeit, Ort, Handlung, Personen gegeben. Wie diese “Inhaltsliste” letztlich aufgebaut ist und welche Informationen sie der Deskriptorensuche zur Verfügung stellt, bleibt dem Anwender, und hier wiederum seinem Gedächtnismuskel, überlassen. Denn ein Deskriptorensuchlauf kann, man wird es ahnen, nur gewinnträchtig durchgeführt werden, wenn möglichst viele ertragbare Informationen über eine Erzählung, wie in diesem Fall, im Deskriptorennetz erfaßt sind. Als Resultat jeder Deskriptorensuche bekommt man selbstverständlich immer einen bibliographischen Titel genannt. Trotzdem ist sie nicht bei allen Suchverfahren von Vorteil. Bewähren wird sie sich aber bei allen mittels logischer Operatoren formulierten Suchaufträgen, wenn die Werkliste eines Schriftstellers durchforstet werden soll nach Personennamen oder Handlungsorten, und der betreffende literarische Titel, zu dem Person oder Handlung gehören, nicht erinnert werden kann. Hier leisten Deskriptorensuchmanöver wert volle Hilfe. Nur Merkmalsliste oder Thesaurus, obwohl sie nach Belieben ergänzt und abgeändert werden können, müssen stimmen, andernfalls weist das erläuternde Deskriptorennetz, das einen Datensatz mit Suchbegriffen kommentiert, Lücken auf. Und man weiß, wie schwer eine Lücke kommt, wenn massive Datensatzanlagen nicht das angepeilte Suchergebnis bei einer zu grob deskriptoriellen Verstichwortung ausweisen und sich hinterher, im Vollglanz des Zufalls herausstellt, daß ein (scheinbar) unauffindbares Fahndungsergebnis bei einer Deskriptorensuche trotzdem zum Bestandteil des durchsuchten Datensatzreservoirs gehört hatte.

LIDOS beinhaltet für sämtliche implementierte Suchverfahren ein Suchmenü. Während meines Arbeitens hier geriet mir des öfteren der Cursor aus der Facon und zerstörte Teile des Suchbildschirms, der im übrigen vom Zauberstab der Programmierästhetik nicht berührt worden zu sein scheint. Dafür lassen sich ganze Stammbäume von logischen Suchoperationen verklausulieren bis, und der eingestellte Suchalgorithmus ist als ganz feines Sieb vorzustellen, eins, zwei, drei,... ?... informelle Suchergebnisse auf die Bildschirmleseoberfläche hindurchgesickert sind.

Wer ohne (Anwender-) logik besser zu leben versteht, kann sich getrost der alphabetischen Volltext- oder Autorensuche anvertrauen. Dies ist vor allem ratsam bei Suchaufgaben, bei denen eine geringe Zahl von Datensätzen existiert. Bei dem speicherinternen Arbeiten von LIDOS beeindruckt insbesondere die Such- und Sortiergeschwindigkeit dieses Programmteils. Da die Gesamtdatenmenge jedes Dokuments mit Eröffnung in den Computerspeicher eingeladen wird, leistet die Direktauswahl Vorbildliches. Bei einem Autor, mit dessen Anfangsbuchstaben nur Einträge (gemäß der Definition für Eingabe und Abspeicherung bibliographischer Daten) unter seinem Nachnamen registriert sind, genügt es, den Buchstaben im Suchfeld anzugeben, um mit beinahe zeitkritischer Schnelligkeit das Auswahlergebnis zu erhalten. Mit der Vorgabe “kombinierter Zugriffsweisen” schlägt LIDOS zum Gipfel aller mit aufwendigen Suchverfahren erzielbaren Ergebnisse durch. Autoren-, Deskriptoren- und Volltextsuche ergeben, durch logische Operatoren zusammengeführt, eine variantengestreute Zugriffssicherheit auch auf disparate Datensatzelemente. Dem Anwender helfen hierbei strukturelle Überlegungen zur Logistik des Datensatzensembles. Die exakte Definition eines Such- und Sortierergebnisses ist von äußerster Wichtigkeit im Hinblick für die Weiterverarbeitung durch die optionalen Ausgabemedien.

Abb. 6: Nützlichkeit versus Bildschirmästhetik?

Beim Durchlaufen der einzelnen Arbeitsschritte ist eine definierte Reihenfolge der Befehlsaufrufe unbedingt einzuhalten. Das Hauptarbeitsgebiet einer Literaturdokumentation ist aber nicht das Sichselbstergehen bei der spitzfindigen Spezifizierung aufwendiger Suchmatrizen, sondern die bewährte Listen Verarbeitung, um einen Datensatzkorpus entsprechend der Definitionen lesen und ausdrucken zu können. Zunächst einmal beinhaltet LIDOS drei direkte Suchmenüs: Autoren-, Titel- und Dokumentenliste. Das erste listet die Überblicksinformationen Autoren- und Jahreseintrag auf; das zweite gibt listenweise die lidosgerechten bibliographischen Angaben Autor. Jahr, Titel aus; das dritte holt die gewünschte(n) Maske(n)aufden Bildschirm. Das Sortieren jeder Listenausgabe sowie die Ein Schleusung der Datensätze in den Druck Vorgang ist optional. Die Listenverarbeitung liefert ein sehr grobgerastertes Einteilungskriterium von Datensätzen. In den meisten Fällen müssen Suchergebnisse weiterdifferenziert werden, um zum intendierten Datensatzkanon für den Masken- oder Listenausdruck zu kommen.

... auch beim Printen gibt es keine Finten

Wie so mancher Programmteil ohne Fingerspitzengefühl seitens des Benutzers kaum leistet, was die implementierten Funktionsbefehle an Bedienerkomfort versprechen, so ist auch die Auswahl der einzelnen Druck parameter mit Sorgfalt zu behandeln. Doch wer sich hier eingearbeitet und sein(e) Standarddruck format(e) entwickelt hat, wird die exakte Positionierung der Druckbefehle auf dem Papier zu schätzen wissen. Bis zu siebenundzwanzig Gruppen von Parametereingaben sind justierbar, um das Druckprodukt entsprechend der gestellten Ansprüche von der Autoren- bis zur Deskriptorenausgabe zu konfigurieren. Von diversen Karteikartenformaten bis zum Din A 4-Format steht “Open Tuning” bei Anschluß eines NEC P 6 auf der Skala des Ausdrucklayouts. Lassen Sie sich überzeugen. Damit wäre die Darstellung des LIDOS-ST-Programmteils abgeschlossen.

Die Handbuchautoren sprechen selbst von einer LIDOS - Philosophie, die jedem, der mit Stil und Ausdauer bei der Sache bleibt, nicht schwerfallen wird zu entdecken. Mehr als ein gut instruierendes Arbeitsmittel, das bei hochspezialisierten Anwenderkreisen noch einen Systemstandard setzt, will dieses Literaturdokumentationsprogramm nicht sein. Der Käufer tut mit seinem nutznießenden Zugriff auf diese Software einen Griff in die oberen Regionen der Datenbanktechnologie. Wenn auch einige Jahre zu früh, so stehen ihm künftig über externe Schnittstellen die Angebote modernster Netzwerktechnologien auf dem ATARI ST zur Verfügung. LIDOS-ST steht für intelligente Interaktion mit dem Computer.

Herbstliches, Allzuherbstliches

Zum Schluß möchte ich auf die Schwachstellen zu sprechen kommen, die trotz der logistisch überragenden Leistungen in Menüaufbau und -Verwaltung, in Ausführungsgeschwindigkeit. Such- und Sortierpräzision auf eine Nachbesserung seitens der Programmierer warten. Da ist zunächst einmal der permanent blinkende Cursor in der linken oberen Bildschirmecke im Menü zur Bestimmung der Suchparameter zu monieren, der davor warnt, daß der Prozessor vor dem Absturz bloß noch schwachbrüstig weiterarbeitet. Mein zweites Problem ist gravierender. LIDOS-implementiert ist ein Konvertierungsmenü, das, laut Benutzermanual, den einfachen Import von ASCII-Dateien fremder Datenbänke (Adimens) nach LIDOS leistet. Ich freute mich zu früh. Wäre es möglich gewesen, gleich zu Anfang Adimens-Datensätze zu importieren, hätte ich auf Anhieb über ein großes Datenreservoir verfügen können.

Im Importmenü gibt es ein Untermenü Ex-WA, das automatisch die notwendigen Parameterübergaben steuert. Vergebens! Adimens-Datensätze und LIDOS-Eingabedateien müssen zwecks einer konventionellen Regelung des Datentransfers mit LIDOS-fremden Dokumentationen und Datenbanken der Deutschen Industrienorm DIN 1506 (ISO 2709) “Format für den Austausch bibliographischer Daten” folgen. Mit Befolgung des Industriestandards präsentiert LIDOS-ST sich schließlich als professionelles Datenbanksystem zur Literaturdokumentation, was seine formalen Eigenschaften auch kaum bezweifeln ließen.

Trotzdem bleibt die Schnittstellenanpassung für Datenex- und -import, wie hier bei ASCII-kodierten Datensatzkonstrukten, ein luftiges Programmierstück. Der Teil 8 des Benutzermanuals gibt die Richtlinien für eine ordnungsgemäße Konvertierung von Fremddokumentationen entsprechend des für LIDOS verbindlichen Übernahmeformats an.

"Satzkennung”, "Inhaltsverzeichnis" und Datenfelder einer Quelldokumentation müssen Parameter für Parameter präpariert und an das Übergabeformat angepaßt werden.

Wünschenswert wäre, wenn aus den Reihen der LIDOS-Crew ein Konvertierungsprogramm entwickelt würde, das dem mühseligen Edieren von Quelldokumentation, Prüflauf, ..., und von vorne, ein Ende setzte. Die LIDOS-Entwicklerin, Frau Land, versprach mir, daß auf Nachfrage, und hausintern, bestehende Datensätze von Fremdokumentationen an den LIDOS-Standard angeglichen werden. Ich nehme an, die telefonischen Anfragen seitens der LIDOS-Anwender bezüglich der Durchführbarkeit von Konvertierungen werden nunmehr nicht abreißen. Und die Briefträger werden Diskette um Diskette zur Umwandlung ins ‘gelobte Land* herbei schleppen.

Und mit LIDOS werden wieder die Buchläden Konjunktur haben, es wird die Leselust in ätherische Höhen emporsteigen, ein jeder verwalte die hauseigenen Bücher und Manuskripte nach Lust und Laune. LIDOS macht s möglich, wer in Zukunft auf den ATARIs Texte verwalten will, braucht LIDOS-ST V 2.0, schon der Effektivität wegen, die es erlaubt, wenn die Datenfernübertragungstechnik als ein allgemein gebräuchliches Kommunikationsmedium national und international installiert ist, einzelne Bibliographien bis zu komplexen Volltextrecherchen in systemfremden Spezialdatenbanken durchzuführen.

Daß LIDOS-ST ein Programm mit Profil ist, dürfte klar geworden sein. Damit aber ist es noch nicht genug. Wenn breite Berufssparten zu Hause im stillen Kämmerlein die Vorteile von LIDOS-ST nut zen, können solche Anwender bestimmt einen reichen Arbeitszeitgewinn für sich buchen.

Ein voll ausgelastetes effizientes Arbeiten mit den hervorragenden Techniken der Literaturdatenverwaltung aber wird allererst realisiert werden können, wenn "Vernetzungsangebote” regionaler und überregionaler LIDOS-Anbieter sich in den bibliographischen Datentransfer einschalten. Zu den institutionalen Anwendergruppen gehören nicht nur die bis zum heutigen Tag dem prickelnden Gefühl, eine EDV-gesteuerte Datenverwaltung zu besitzen, widerstehenden Universitätsbibliotheken. sondern eben auch die vielen Stadt-, Instituts- und Seminarbüchereien in diesem unseren Lande, denen die Finanzbehörden das Wasser abgegraben haben. (Wo das wohl kondensiert ist? Vom Himmel jedenfalls tropfen mehr oder weniger heftig Schwermetalle und Pestizide.) Zu denken ist ebenfalls an alle diejenigen, die. wie bei der ST-Software für Musiker oder Schachspieler üblich, ihren Computer sich anschaffen, weil der ST ein außergewöhnliches Programm fährt. Das eben kann LIDOS-ST für die vielen professionellen und semiprofessionellen Schreiberlinge sein, deren Schriftsteller- oder Werbetexterkarriere in diesen hochmodernen Zeiten mit LI-DOS-ST beginnen wird. Und ein letztes: Schüler, Studenten und dergleichen ewig Fleißige bekommen auf den LIDOS-ST 2.0. - Support 25% Rabatt. Beim Verkaufspreis von DM 790.- ist das schon ein hübsches kleines Sümmchen, das man da einsparen kann. Professionalität für wenig Geld? Ja. aber bitte über die Supporter-Firma.

Doris Land, Angewandte Statistik und Software-Entwicklung D-8507 Oberasbach ü. Nürnberg Postfach 1/26


Ralf Blittkowsky
Aus: ST-Computer 03 / 1989, Seite 109

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