Leserbriefe

Lohnender Koprozessor?!

Da ich sehr viel mit Fließkommazahlen rechne (Differentialgleichungen etc.), habe ich vor, mir eine FPU 68881 zuzulegen. Meine Konfiguration ist ein 520ST+ (Bj/85), ROMTOS, SF 314, SW Monitor. Meine Fragen sind nun folgende:

a) Hat es überhaupt einen Sinn. die FPU ohne die PAK86 (68020-Erweiterungskarte) einzusetzen, also nur mit dem MC68000?
b) Braucht man für die MC68000-CPU mit einer FPU ein gepatchtes TOS?

(Peter E., Neuburg/Donau)

Red.: Zunächst einmal sind die unterschiedlichen Arten zu unterscheiden, gibt, die FPU (Floating Point Unit - Fließkommakoprozessor) in den ST einzubauen. Zum ersten gibt es die FPU-Karte von ATARI, die relativ preiswert ist, aber den Nachteil hat, nur im MEGA ST Platz zu finden, zieht man nicht den Bus aus dem normalen Rechner voll ständig heraus. Als weitere Möglichkeit gibt es die PAK68, die schon einen Sockel für den Koprozessor auf der Platine hat. Und als dritte Möglichkeit gibt es die von einigen Herstellern (Lischka Datentechnik. Weide Elektronik etc.) angebotenen Platinen zum Nachrüsten des Koprozessors. Allgemein läßt sich aber sagen, daß dies nicht billig ist (ab 500.- DM).

Normalerweise wird ein Koprozessor über Maschinensprachebefehle angesprochen, die der Hauptprozessor versteht. Die Register der FPU können direkt im 68020 angesprochen werden, obwohl sie sich in der Realität im Koprozessor befinden. Der Zugriff erfolgt über ein bestimmtes Busprotokoll, das über den Line-F-Trap geregelt wird, den der 68020 hardwaremäßig übernimmt und somit die FPU direkt unterstützt. Bei den kleineren Brüder des 68020 muß das Busprotokoll über Software und damit über den Line-F-Vektor eingebunden werden. Ein Betriebssystemkonzept wäre: Solange kein Koprozessor im Rechner vorhanden ist, würde der Vektor auf normale Fließkommaroutinen zeigen; ist er vorhanden, wird der Koprozessor benutzt. Diese Einbindung des Koprozessors über Line-F ist leider nicht geschehen, so daß jedes Programm die Programmierung des Koprozessors selbst übernehmen muß. Das Problem beim ST ist, daß LINE-F schon von GEM benutzt wird und eine echte Einbindung des Koprozessors für den 68020 stört. Außerdem besitzt der 68020 kleine Änderungen, die es nötig machen, das TOS für die PAK68 zu patchen - das gepatchte TOS ist aber erhältlich.

Da die meisten Programme sowieso davon ausgehen, daß kein Koprozessor vorhanden ist, wird sich auch keinerlei Geschwindigkeitssteigerung für diese Programme ergeben - da hilft (bezogen auf die Fließkommaberechnungen) auch keine PAK68. Wenn Sie aber viele Programme für Ihre eigene Anwendung schreiben, die, wie Sie sagen, auch noch sehr viele Fließkommazahlenberechnungen durchführen, zahlt sich der Koprozessor sicherlich aus. Das Ansprechen der FPU geschieht dann mit den (von den Firmen mitgelieferten) Bibliotheken, die für alle wichtigen Sprachen auf dem ST erhältlich sind. Natürlich ist diese Software-Schnittstelle, da sie nicht vom Prozessor selbst übernommen wird, nicht ganz so schnell wie die Benutzung eines Maschinenbefehls, der direkt von der 68020-CPU dekodiert und verarbeitet wird.

Zum Schluß sei aber noch einmal darauf hingewiesen, daß erstens die meisten Programme auf dem ST den Koprozessor nicht unterstützen und daher keinen Geschwindigkeitsvorteil bringen. Zweitens ist die Koprozessorunterstützung mit dem 68020 durch direkte Hardware-Unterstützung schneller, aber nicht unbedingt notwendig. Drittens muß eine Anpassung des Betriebssystems bei einer Nutzung der PAK68 durchgeführt werden. Für die Nutzung des 68000 mit FPU braucht man kein gepatchtes TOS, da das Betriebssystem keine Fließkommaberechnungen bereitstellt und die Programmierung der FPU von jedem Programm eigenständig übernommen werden muß.

Weitere Einzelheiten über Koprozessoren und deren Einbau haben wir in der ST-Computer 11/87 und 12/87 beschrieben.

RAM-TOS, ROM-TOS und BLITTER-TOS???

Ich bin aus China gekommen und interessiere mich sehr für Computertechnik. Ich habe mich entschlossen, einen ATARI 1040ST zu kaufen, aber ich habe eine Frage, die ich immernoch nicht entscheiden kann.

Was ist der Unterschied zwischen RAM-TOS, ROM-TOS und Blitter-TOS?

Welchen Vorteil und Nachteil haben sie?

Ich weiß nicht, was richtig für mich ist.

Können Sie mir einen Vorschlag machen?

Dong Qi-Wen

Red.: Diese Frage beantworten wir sehr gern, da sie sicherlich von vielen Anfängern nicht entschieden werden kann. Prinzipiell ist ein OS ein ‚operating system’, also ein Betriebssystem des Rechners - TOS steht ganz einfach für ‚the operating system’. Bei einem Personal Computer wie dem ATARI (AMIGA, IBM-Kompatible) ist dieses Betriebssystem austauschbar, das heißt, es wird beim Start des Rechners in das RAM (flüchtiger Speicher) geladen, was man BOOTEN nennt. Das Laden des Betriebssystems in den Rechner verbraucht natürlich Platz im Rechner, was sich beim ATARI auf zirka 200 KByte beläuft, die bei 1 Mbyte schon ein Fünftel, bei 520 Kbyte schon fast die Hälfte ausmacht. Außerdem dauert das Laden des Betriebssystems eine Weile.

Nachdem das Betriebssystem annähernd ausgereift war, hat ATARI ROMs (nichtflüchtige Speicher) hergestellt, in denen das Betriebssystem schon vorhanden war. Dies hat zwei Vorteile: Erstens muß es nicht mehr geladen werden und ist damit sofort zur Stelle, und zweitens verbraucht dieses Betriebssystem (bis auf ein paar kByte) keinen Platz des RAMs. Ein Vorteil des Betriebssystems von der Diskette (RAM-TOS) ist, daß bei einer neuen Betriebssystemversion einfach die Diskette zum Starten des Rechners ausgetauscht werden muß, was sehr einfach ist. Ein Wechseln der ROMs ist schon aufwendiger, da man den Rechner öffnen muß. Allerdings ist es möglich, auch wenn ein ROM-TOS eingebaut ist, ein RAM-TOS zu booten, denn diese Absicht bemerkt der Rechner und schaltet sein internes ROM TOS ab! Seit der Geburt des STs gibt es schon mehrere Betriebssysteme auch im ROM, die sich durch eine immer kleiner werdende Anzahl von Fehlern unterscheiden. Gerade vor kurzem ist von ATARI angekündigt worden, daß in absehbarer Zeit die Version 1.4 erscheinen wird. Seit einiger Zeit gibt es auch einen CHIP, der die Grafikausgabe unterstützt, den sogenannten Blitter. Dieser Blitter wird seit der letzten TOS-Version unterstützt, und deshalb wird dieses TOS flappsig ‚Blitter-TOS’ genannt. Prinzipiell will man damit nur sagen, daß das hier (mit Blitter TOS) angesprochene TOS das momentan neueste TOS für den ST ist, da die meisten Leser und Programmierer die Versionsnummer ihres TOS nicht im Kopf haben.

An sich braucht man Ihnen kein bestimmtes TOS zu empfehlen, da Sie beim Kauf ein ROM-TOS der neuesten Version im Rechner haben werden. Sollte es irgendwann mal nicht mehr die neueste Version sein, so besorgen sie sich von Ihrem Händler entweder neue ROMs oder eine Diskette, auf der das neue Betriebssystem vorhanden ist.

Doppelseitige Bootdisk

Seit 4 Wochen besitze ich Adimens-Prog GFA-BASIC, doch leider habe ich es noch nicht starten können. Als Besitzer eines ATARI 260 ST ohne ROM-TOS aber mit 512 Kbyte-Erweiterung benötige ich leider eine Bootspur (auto-loader) für 2seitige Boot-/ TOS-Disketten, da TOS-IMG + ADI-ACC mehr als 360 KB Diskettenkapazität benötigen und somit nicht aut eine einseitige Diskette passen.

Ein PD-Diskmonitor und Assembler stehen zur Verfügung. Ein ROM-TOS kommt für mich nicht in Frage, wer weiß, was sich im TOS noch alles ändert.

(Peter H., Coburg)

Red.: Auch wenn sich im ROM-TOS noch einiges ändern wird, so würden wir Ihnen, um im Rechner mehr Speicher ausnutzen zu können, wenigstens die nächste von ATARI angekündigte Version empfehlen, da in dieser schon sehr viele Fehler beseitigt wurden.

Nichtsdestotrotz wollen wir noch einmal kurz beschreiben, wie man eine doppelseitige Bootdisk erstellt. Dies ist übrigens eine Zusammenfassung aus einem in der ST-Computer 2/86 (!) erschienenen Artikel.

Zunächst formatiert man eine Diskette zweiseitig und lädt dann einen Disk-Monitor (der gute alte JOSHUA von PD 2 ist dafür gut geeignet). Dann liest man den Sektor 1 Track 0 der Original-TOS-Disk ein, die einseitig ist. Nun muß man folgende Werte in diesem Sektor andern:

  1. Byte: vorher $D0 nachher $A0
  2. Byte: vorher $02 nachher $05
  3. Byte: vorher $01 nachher $02

Addiert man alle Werte des Sektors zusammen, muß sich für einen ausführbaren Bootsektor, wie das TOS einen braucht, eine Gesamtsumme von $ 1234 (die oberen Bits des Wertes spielen keine Rolle) ergeben. Da dies durch die geänderten Werte nicht mehr stimmt, müssen Sie alle Werte von Byte 0 bis 509 zusammenzählen. Die zu $1234 übrigbleibende Differenz wird nun in die Bytes 510 und 511 des Bootsektors geschrieben. Diesen Sektor schreibt man auf die doppelseitig formatierte Diskette auch an den Sektor 1 Track 0. Die Arbeit der Prüfsummenbildung wird Ihnen übrigens von JOSHUA abgenommen. indem Sie die Taste ‚B‘ für ‚Boot erstellen’ betätigen. und zweimal mit ‚Y’ bestätigen.

SUPERCHARGER ein Kommentar!

Da sich in letzter Zeit die Briefe häuften, in denen sich betrogen gefühlte Kunden an uns richteten und fragten, wer momentan den überall angekündigten ‚Supercharger’, der einen Hardware-Emulator eines IBM-Kompatiblen für den ST darstellen soll, vertreibt, haben wir uns entschlossen, der Sache nachzugehen. Daher schrieben wir den aktuellen Vertreiber dieses Geräts, die Firma SEH in Erlensee, an und baten sie um eine Stellungnahme. die wir hier zusammenfassen möchten:

Die Firma SEH Computer-Peripherie-Geräte hat den Vertrieb “des einst so gepriesenen MS-DOS-Emulators ‚SUPERCHARGER’ wie schon berichtet, übernommen. Sie hat im Laufe des Jahres 1988 mehrfach die Lieferantin des ‚Superchargers’, die Firma Beta Systems AG, Frankfurt, angemahnt. Trotz anwaltlicher Inverzugsetzung ist die Beta Systems AG bis heute nicht ihren Lieferverpflichtungen nachgekommen, so daß praktisch kein Gerät auf dem Markt verkauft werden konnte. Wegen dieses Lieferverzugs hat sich die Firma SEH Computer-Peripherie-Geräte entschlossen, gerichtliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Lesern, denen teilweise schon im voraus Geld abverlangt wurde, kann nur geraten werden, sich direkt an die Firma zu wenden, bei der sie das Gerät bestellt haben, und falls dieser nicht reagiert, gerichtliche Schritte in Betracht zu ziehen.

MS-DOS-Hardware-Emulator

In der Dezemberausgabe Ihres Heftes habe ich den Bericht ‚Alle Jahre wieder’ gelesen. Sie berichten über eine Firma in den USA. die einen MS-DOS-Hardware-Emulator für den ST vertreibt. Vielleicht können Sie mir die Adresse dieser Firma mitteilen?

Des weiteren habe ich folgende Frage:

Kann man ein Festplattenlaufwerk mit beiden Betriebssystem nutzen, also mit TOS und MS-DOS?

(Rudolf L., St Blasien)

Red.: Wie Sie aus einem der vorhergehenden Leserbriefen entnehmen konnten (Stellungnahme), gibt es den ‚sagenumwobenen’ Supercharger, der aber anscheinend bis heute nicht Serienreife erhalten hat. Von einer Bestellung des Gerätes kann momentan nur abgeraten werden, da es fraglich scheint, ob es irgendwann einmal tatsächlich ausgeliefert wird. In unserem von Ihnen genannten Artikel wurde auch nicht von einem Hardware- sondern von einem Software-Emulator gesprochen, also einer Software, die so tut, als wäre der ST ein MS-DOS-kompatibler Rechner. Dieser Emulator heißt PC ditto und ist bei der Firma MAXON Computer GmbH erhältlich. Mit ihm kann auch die Festplatte als TOS- und MS DOS-Festplatte genutzt werden. Bezugsquelle MAXON Computer GmbH Industrie Straße 26 6236 Eschborn

Blackout beim Editorial

Ein Geist geht um in der Redaktion: Der Geist der Verwirrung. Er kann alle Kräfte des Universums zu sich rufen, um für Konfusion zu sorgen. Sämtliche Redakteure wurden sprachlos als sie den nichtirdischen Wirbel sahen, die Rechner vergaßen ihre interne Ethik und wollten von Leibniz und seinem Dual-System nichts mehr wissen. Der Linkshänder wurde seiner gegenüberliegenden Extremität mächtig und konnte auf einmal die Cola-Dose nicht mehr öffnen, ohne sich das Gesicht mit der braunen Brühe zu bespritzen.

Aber nicht nur Menschen und Computer wurden Opfer dieses Geistes. Auch der altbewährte Drucker und die Maus, dieses harmlose Nagetier, der Joystick und der Monochrom-Bildschirm (der auf einmal wirre, bunte Bilder erzeugte), alles wurde von dem Rausch des Geistes getroffen.

Einer der letzten Streiche dieses Geistes (er schwebt gerade über dem Schrank, wo meine ganzen Bücher stehen und übersetzt die gesamte Bibliothek ins Altlateinische. Ich versuche, ihn mit einem Exemplar des ‚Scheibenkleister’ zu treffen, aber leider gelingt es mir nicht. Er schaut mich nur an und verpaßt mir einen Hexenschuß in die Rippen.) war das letzte Editorial. Ja, das mit dem ‚Chianti in flagranti’ und ‚das Virus’, das sich in ‚der Virus’ verwandelt hat. Ja, dieses Editorial wurde nur von Claus Brod signiert, obwohl er nicht allein der Federhalter war. Es war eine gemeinsame Arbeit (und es war eine sehr gute) von Meinhard Ulrich und Claus Brod. Aber dieser Geist...! Meinhard, an dieser Stelle möchte ich mich entschuldigen. Und auch bei Ihnen, verehrte Leser, aber diesen Geist habe ich nicht gerufen.

Wann arbeitet ein Accessory?

Ich habe nur ein kleines Problem, über das ich mir aber schon seit Wochen den Kopf zerbreche: Wie frage ich in GFA-BASIC 3.0 ab, ob momentan ein Accessory abgearbeitet wird? Ich möchte den Programmablauf solange unterbrechen, bis das Accessory nicht mehr aktiv ist.

(Manfred S.)

Red.: Normalerweise wartet ein Programm, das unter GEM programmiert wird, auf ein Ereignis (event). Dafür gibt es, wie Sie sicherlich wissen, in GFA-BASIC die On...-Befehle. Wird nun ein Accessory angeklickt, schickt das GEM eine Botschaft (message) AC_OPEN, die aber nur ans Accessory selbst geschickt wird, damit es erkennt, daß es angesprochen worden ist. Diese Botschaft kommt also bei anderen Programmen gar nicht an.

Allerdings ist dies auch nicht schlimm, da Ihr oben angeführtes Problem gar keins ist: Wird ein Accessory angeklickt, unterbricht es automatisch den Ablauf des momentanen Hauptprogramms, so daß Sie den Programmablauf gar nicht unterbrechen müssen. Ein paralleles Ablaufen von Programmen gibt es eigentlich nicht (eigentlich deshalb, weil ein bedingtes ‚gleichzeitiges’ Laufen durch einen kleinen Trick doch möglich ist - eine Erklärung würde hier aber den Rahmen sprengen).

ES DE



Aus: ST-Computer 02 / 1989, Seite 167

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