Profi-Text-Modul: Wordplus entmaust!

Wer kennt es nicht? Man arbeitet mit Wordplus, tippt seinen Text, doch dann, o Schreck - was habe ich im letzten Abschnitt geschrieben? Also runter von der Tastatur, einen Platz für die Maus suchen, Scrollbalken rauf und runter, den besagten Abschnitt suchen, um dann glücklich weiterschreiben zu können. Beim Arbeiten mit unbekannten Programmen kann diese Art der Programmsteuerung auch sehr nett sein, doch spätestens nach einer Woche Arbeit sind zur Menüleiste äquivalente Tastaturbefehle, soweit implementiert, bekannt, wodurch ein schnelleres Arbeiten möglich wird. Genau hier setzt das Profi-Text-Modul an. Denn was bei lst-WordPlus nicht ist, kann doch noch werden (ohne auf ein Update zu warten).

Aller Anfang ist leicht

Um den erneuten Einstieg in Wordplus zu erleichtern, wird ein Programm mitgeliefert, welches die RSC-Files der Versionen 1.89 und 2.02 (nur für diese ist das Profi-Text-Modul zu gebrauchen) patcht. Wie von anderen Programmen gewohnt, steht jetzt die aufrufende Taste hinter dem bekannten Text im Drop Down Menü. Dieses Programm verrichtet seine Arbeit so gründlich, daß es sich anschließend selbst löscht. Es wird auch nie mehr gebraucht. Vorsicht ist also geboten (Sicherheitskopien der Programme), zumal auch die Resourcefiles nur schwer in ihre ursprünglich Form gebracht werden können. Der Aufruf von MAGIC.TOS, so nennt sich das Programm, ist optional, d.h. sowohl WordPlus als auch die Erweiterung arbeiten ohne bzw. mit vorherigem Resourcepatch.

Dies ist bei 1MByte Speicher oder weniger unbedingt nötig. Möchte man mit großer Ram-Disk und Wörterbuch arbeiten, reicht der Speicher oft nicht aus, um das Profi-Text-Modul zusätzlich laden zu können. Es beansprucht für sich ca. 110KB . Beim Laden des Wörterbuches kann der Rechner mit geladenem Profi-Text-Modul und zu wenig Speicher die Arbeit schon mal ganz einstellen. Nur durch Drücken von “d” kann eventuell)?!) der eine oder andere Text auf Floppy gesichert werden.

Ganz neue Möglichkeiten

Die Möglichkeit, Menüs über Tastatur zu erreichen, rechtfertigt noch lange nicht den Preis von knapp 100 DM. Also müßten noch andere Schwachpunkte beseitigt werden. Schließlich will man mausunabhängig werden. Ein den Tatendrang besonders einschränkender Mangel von 1st Word war der Aufruf der ST-eigenen Fileselektorbox. Nicht, daß jetzt eine andere auf dem Bildschirm erscheint, nein, man kann sie aber sehr einfach bedienen. Zum Umschalten der Laufwerke aufeinander wie auch auf eine gebräuchliche Extension im Pfad mit gleichzeitiger Restaurierung der Fileselektorbox genügt ein Tastendruck. Damit nicht genug. Hatten Sie noch nie das Bedürfnis, ein verfaßtes Dokument in einen nicht vorhandenen Ordner abzulegen? Sie mußten also erst den Text speichern, 1st Word verlassen, einen neuen Ordner anlegen, Text kopieren, alten löschen und eventuell wieder die Textverarbeitung und Dateien laden, wenn Sie Weiter schreiben wollten. Jetzt, Zweifingerakrobatik (einmal Ordner anlegen, dann Text speichern), und Sie haben fünf Minuten Arbeitszeit gespart. Wenn das kein Fortschritt ist! Scrollen seitenweise über Control+(UP bzw. DOWN) sollte ich eigentlich nicht erwähnen müssen genau wie das Springen an Textanfang oder -ende, zumal die Taste auf der Tastatur vorhanden ist. Die Entwickler von lst_Word waren wohl der Meinung, die Ausführbarkeit einer Funktion, egal wie umständlich oder zeitintensiv, reicht für ein Standardprogramm der ST-Serie aus. Sie haben dabei anscheinend nicht die Bedürfnisse der Anwender bedacht, die damit leben oder auf andere Programme ausweichen müssen (Welche Software die Programmierer wohl benutzen?). Naja, die Sorgen sind wir los, Scrollbalken ade. Sehr schön wurden die Sonderzeichen über die Tastatur realisiert. Als Neuling schauen Sie sich einfach das Feld der Sonderzeichen an, zählen vom benötigten Zeichen vier Zeilen nach oben und betätigen die so ermittelte Taste zusammen mit der Alternatetaste. Nachdem die Kombinationen bekannt sind, kann man sehr schnell auch exotisch anmutende Texte schreiben. Genauso können die Sonderzeichen natürlich auch in Fußnoten geschrieben werden. Übrigens ist ein Treiber für den ATARI-Laserdrucker mit auf der Diskette, der auch 0.75-, 1-, 1.5-zeiligen Druck unterstützt, und eine Zeichentabelle mit besser zu gebrauchenden Zeichen als die ST- üblichen. Wer braucht schon hebräische Zeichen? Über den griechischen Zeichensatz und die diversen mathematischen Zeichen wird sich sicher der ein oder andere freuen.

Ein ungewohntes Bild: Control-Abkürzungen und zusätzliche Zeichen

Ein Fenster hier, das andere dort

Sollten mehrere Fenster gleichzeitig benutzt werden, ist deren Handhabung erfreulich einfach geworden. Fast jede Taste im Zehnerblock ist mit einer Fensteranordnung fest belegt, die je nach Anzahl der offenen Fenster unterschiedlich ist. Der beste Einfall allerdings ist das vollständige Ausblenden aller oder einzelner Textfenster, die dennoch jederzeit wieder hervorgeholt werden können, also im Speicher bleiben. Oder die Vergrößerung, so daß die Scrollbalken verschwinden, um ein größeres Textfenster zu sehen. Testen Sie am besten selbst. Diese Funktionen können allerdings nur auf einen SW-Monitor voll genutzt werden, da die Berechnung der Fenster auf diesen Monitor ausgelegt ist. Es kommt schon zu seltsamen Erscheinungen, wenn man einen Farbmonitor benutzt, jedoch nicht zum Absturz. Dieser Artikel wurde mit Farbmonitor geschrieben (1MB ohne Ramdisk), und es gab keinerlei Probleme, obwohl alle Funktionen an diesem Text ausprobiert wurden (der Autor hat Mut!).Und noch eine Warnung. Bei Aufruf einzelner Accessories, wahrscheinlich sind diese unsauber programmiert, gibt das System die Meldung “fatal error... “ aus, womit der Warmstart schon eingeleitet ist und nur noch auf Bestätigung mit Return gewartet wird. Vielschreibern kann trotz dieser Mängel zum Erwerb des Programmes geraten werden. Es stellt auf jeden Fall eine Aufwertung von WordPlus dar, dessen Bedienung erleichtert wird und es erhöht den Datendurchsatz, sprich die Produktivität. Das Profi Text Modul ist zum Preis von 98.-Mark erhältlich bei:

Software Service J. Schampel Landsbergerstr. 8711V 8000 München 2

WS



Aus: ST-Computer 11 / 1988, Seite 52

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