Mit dem BTX-Manager ans Netz

Bild 1: So meldet sich das Btx-Postnetz

Bildschirmtext mit dem ATARI ST macht mit dem Programm von Dieter Drews aus Heidelberg richtig Spaß. Nicht nur, daß das Anschließen des Computers mit dem beiliegenden Interface auf Anhieb klappt, und nach dem Anklicken des Anwahlsymbols sich das Postsystem sofort meldet. Sogar die Bedienung funktioniert ohne lange Vorstudien. Das gut gegliederte, wenn auch etwas zu klein gedruckte Handbuch braucht man erst später.

Nach dem ersten erfolgreichen Absenden einer zuvor mit einem Star SL 15 korrekt ausgedruckten Mitteilungsseite (die Druckereinstellung klappte ebenfalls auf Anhieb) steigt die Neugier. Was kann der Btx-Manager sonst noch?

Start ohne Frust

Die erste Fühlungnahme mit dem Programm ist, anders als bei vielen vorangegangenen Software-Annäherungsversuchen, ganz ohne Frust verlaufen. Also geht’s an die Installation auf Festplatte (von Diskette geht’s genauso gut). Dabei muß man darauf achten, daß der Ordner “BTXMA.RSC” nicht in einem anderen Ordner versteckt wird. Sonst läuft gar nichts. Anschließend MANAGER.PRG angeklickt, und schon erscheint das Info: Version 2.02. Der nächste Klick bringt uns auf die noch leere Btx-Seite mit dem Bedienerfeld links, das etwa ein Viertel des Monitorschirms einnimmt.

Auf diesem Feld kann man durch Anklicken den Dekoder steuern, Programmfunktionen aufrufen, bis zu 97 Macro-Felder anwählen (über ein Rollfenster).

Die restlichen Funktionen wie das Speichern und Laden sowie Ausdrucken von Bildern und Texten steuert man über Dropdown-Menüs. Eine Hardcopy wird mit Alt/Help ausgegeben. In einer späteren Version soll ein eigener Hardcopytreiber enthalten sein. Für den ATARI-Laserdrucker benötigt man zum Ausdruck einen Fremdtreiber wie den Laser-brain oder den von ATARI mitgelieferten Hardcopytreiber. Hier sind allerdings einige Änderungen in der Druckeranpassung nötig, um Umlaute und das korrekt aufs Papier zu bekommen. Für Nadeldrucker sind drei Grafiktreiber “eingebaut” (NEC P6/7, Epson RX 80, Star NL 10). Eine Startsequenz (16 Stellen dezimal) kann für den eigenen Drucker frei erstellt werden.

An den Laserbrain kommt man (wie an alle Accessories) aus dem Btx-Manager nicht mehr heran. Dafür kann man von dort aus sein Textprogramm starten (bei Protext hat’s keinen Sinn, weil dort nach Rückkehr zu Btx der Cursor verschwunden ist - das gleiche Phänomen taucht in Zusammenarbeit mit Adimens auf).

Sprachkundig

Der Btx-Manager arbeitet mit den Fremddekodern von Rafi und Thomson (Nordmende, Saba, Telefunken u.a.) zusammen, nicht mit dem Loewe. Er besitzt einen Druckerspooler für etwa zehn Textseiten, kann den Text des Btx-Systems in Fremdsprachen übersetzen und spart eine Menge Telefonkosten, weil man Offline -d.h. ohne Anschluß an die Btx-Zentrale -seine Texte erstellen, Grafiken entwickeln und zu sendefähigen Seitenfolgen kombinieren kann.

Der Btx-Manager dürfte in der Mehrzahl von solchen Leuten gekauft werden, die ihren ATARI ST (eine PC-Version ist fast fertig, eine für den AMIGA ins Auge gefaßt) als Tastaturersatz verwenden wollen. Er ist ein sehr komfortabler Ersatz, weil er auch einen Btx-Drucker und ein Speichergerät ersetzt. Arbeitet man nur mit dem Softwaredekoder, spart man auch noch den Hardwaredekoder (ab 400 Mark aufwärts). Insofern ist das Programm seinen Preis von 428 Mark durchaus wert.

Weitere Features: Automatisches Erkennen und Einlesen von Telesoftware, Zeigen des Zeichensatzes der frei edierbaren Zeichen (DRCS) - interessant für Anbieter -, Kontrolle der einlaufenden Daten auf korrekte Übertragung.

Bild 2: Auch Kulturelles läßt sich im Btx-Netz finden
# Tips zu BTX

Bildschirmtext ist ein Dienst der Deutschen Bundespost, der mit zwei Feldversuchen in Berlin und Düsseldorf/ Neuss am 1. Juni 1980 in der Bundesrepublik begann. Zur Zeit gibt es etwa 110.000 Anschlüsse. Wer Btx-Teilnehmer werden will, geht am besten zum nächsten öffentlichen Postladen und läßt sich dort beraten. Dort kann man sich Btx vorführen lassen und bekommt die verschiedenen Funktionen erklärt. Wer sich entschieden hat, einen Btx-Anschluß zu beantragen, bekommt dort auch das entsprechende Formular.

Wer die Bedienung schon kennt, sich aber noch unschlüssig ist, kann an einem öffentlichen Terminal erst einmal selbst probieren. In der Hauptpost jeder größeren Stadt steht eines dieser kostenlos arbeitenden Geräte.

Ist der Antrag erst einmal ausgefüllt, sollte man sich darüber Gedanken machen, wo man Btx empfangen möchte.

Dazu gibt es drei Möglichkeiten:

  1. Auf dem Fernseher: Dann muß er Btx-tauglich sein (wie alle neuen Geräte). Ist er es nicht, kann er in Einzelfällen umgerüstet werden. Auskunft erteilt der Rundfunkfachhandel.
  2. Auf dem PC: Dazu benötigt man ein Steckmodul, wie etwa das von Com-modore, eine PC-Steckkarte oder entsprechende Btx-Software. Auskünfte erteilt jeder Computerhändler.
  3. Auf einem Multitel: Multitels sind sehr komfortable Telefone mit Bildschirm und einem großen Speicher, auf deren Tastatur man auch gleich kurze Texte eingeben kann, um so anderen Btx-lern Mitteilungen zu senden. Zwei Modelle sind besonders interessant: das Multitel 12 von Siemens (48 Mark im Monat) und das Multitel 21 (78 Mark im Monat) vonLoewe. Das Loewe-Gerät hat einen Farbbildschirm, das andere nur einen schwarzweißen, der aber ausreicht.

Ist die Entscheidung getroffen, wird zu Hause der Anschluß gelegt. Etwa vier Wochen dauert es, bis die Posthandwerker dafür Zeit haben. Sie installieren ein Modem, das für monatlich acht Mark die Umsetzung der Btx-Signale besorgt. Der Anschluß kostet einmalig 65 Mark, und dann kann es los gehen - bundesweit zum Ortstarif im Acht- oder Zwölfminuten-Takt. Die monatliche Gebühr beträgt 8 Mark.

Abschließend noch ein Tip: Wer sich für eines der Multitels entscheidet, kann ein Schnupperangebot der Post nutzen, denn zur Zeit werden beide Geräte noch für die ersten drei Monate umsonst angeboten.

Siegfried Tesche

Büchertips

Bild 3: Zwei Buchtips zum Thema Btx

Für den Anfänger wie für den Profi ist “Das große Buch zu Btx” von Jürgen Baums gedacht (Data Becker, 524 S.). Baums beginnt mit einem allgemeinen Teil und erklärt die einzelnen Btx-Funk-tionen ausführlich, bevor Anwendungen und spezieller Einsatz zur Sprache kommen. Besonders hilfreich ist der dicke Anhang mit Literaturangaben, Beratungsstellen der Post und Standorten der öffentlichen Terminals. So kann der Anfänger auch mal schnuppern.

“Business-Btx” von Hans-Peter Förster (Verlag Markt und Technik, 188 S.) wendet sich an kleinere und mittlere Unternehmen, die Btx als Hilfsmittel ihrer Geschäftskommunikation einsetzen wollen. Zur optimalen Lösung werden Edierfunktionen erklärt, nicht gerade leichte Aufgaben wie etwa das Versenden von Telexen per Btx veranschaulicht und vor allem branchenspezifische Darstellungen mit eingeschlossen. Einige Branchen, wie etwa der Journalismus, sind allerdings nicht sehr ausführlich. Hier beschränkt sich Förster lediglich auf vier zugriffsbereite Archive und läßt andere aus.

Der Verbindung von Btx und Personalcomputer hat sich Hans-Peter Wagner angenommen, denn hier gibt es noch potentielle Nutzer, die mit minimalem Aufwand ihren PC Btx-tauglich machen können. “Btx auf ihrem PC” (Alfred Hüthig Verlag, 226 S.) ist jedoch in vielen Fällen schon wieder veraltet, weil aus dem Jahre 1986. Zudem werden viele Kombinationen, wie etwa PC als Vorrechner, PC mit dem Großrechner, PC als externer Rechner etc. aufgezeigt, die nur ganz wenige nutzen können. Dafür entschädigt ein Anhang mit Herstelleradressen und deren Angeboten auf diesem Markt.

Dieter Hurcks

Bezugsadresse: Drews EDV + Btx Bergheimer Str. 134b 6900 Heidelberg

# BTX aus Heidelberg
Dieter Drews bei der Arbeit

Bildschirmtext Drews steht auf einem bescheidenen Schild, das ich in einem Fenster im Obergeschoß eines Hauses in der Bergheimer Straße in Heidelberg entdecke. Eine schmale Holztreppe führt hinauf in das Entwicklungsbüro, das durch den Btx-Manager für den ATARI ST bundesweit bekannt geworden ist. Versionen für MS-DOS-Rechner und den AMIGA sind in Vorbereitung.

Dieter Drews (31) und sein Geschäftspartner Martin Kopka (29) arbeiten seit eineinhalb Jahren zusammen. Ein halbes Dutzend “freier Mitarbeiter” unterstützt sie gelegentlich bei ihren Projekten. “Das sind meist Studenten von der Heidelberger Uni”, erzählt Drews. Er beschäftigt sich mit Btx schon seit Urzeiten. “Ich war so etwa der 17 000. Teilnehmer”, erinnert er sich, “inzwischen sind es schon mehr als 110 000.”

Für das Entwicklungsbüro Drews sind die Kunden “Leute, die einen Computer haben und sich keine Extra-Btx-Tastatur daneben stellen wollen”. Und deren Zahl und damit der geschäftliche Erfolg wächst. Für 1988 wird ein Umsatz von einer halben Million erwartet. Zu den Kunden zählen Reisebüros, Ärzte, Apotheken, Privatanwender und Selbständige. Sogar der Bundesverband Rheinisch-Westfälischer Zeitungsverleger betreibt mit dem Drews-System Bildschirmtext.

“Als ich anfing, hätte ich mir nicht träumen lassen, wie schwierig das ist”, sagt Drews. Vor allem die unterschiedliche Auflösung von Computer und Btx-Stan-dard sorgten immer wieder für Probleme. Drews: “Ein gewisser Informationsverlust ist unvermeidlich wegen der gröberen Darstellung auf dem Computermonitor.”

Probleme gibt’s vor allem, wenn Kunden die Farbdarstellung wünschen. “Deshalb verkaufen wir 10 bis 15 Prozent unserer Systeme mit einem Saba-Beistelldeko-der.” Der wird zur Zeit für 348 Mark verramscht, weil die Tochter des französischen Thomson-Konzerns bei Btx aussteigt.

Man kann den Btx-Manager aber auch als reinen Softwaredekoder betreiben. “Die Post toleriert das inzwischen, weil sie eingesehen hat, daß Computerbesitzer diejenigen sind, die sich als erste ans Btx-Netz anschließen lassen. Und Störungen kann es dadurch ja nicht geben, weil das analoge Postnetz und das digitale Computernetz an der Btx-Box getrennt werden.” Diese Box braucht jeder Btx-Neuling (65 Mark Anschlußkosten, 8 Mark Monatsmiete), da sie die notwendige Identifikationsprozedur bereitstellt.

Rund 4000 Arbeitsstunden seien in den Btx-Manager investiert worden. Aber die Entwicklung geht trotzdem immer weiter. Drews: “Unsere neueste Version ermöglicht es, sich in andere europäische Netze einzuwählen und die Tastatur für die entsprechenden Länder anzupassen.” Weitere Verbesserungen: zusätzliche Druckeranpassungen, Möglichkeit von Ausschnitt-Hardcopies, automatische Vergabe von Dateinamen, Ansteuerung sämtlicher Modemarten.”

Das neueste Produkt aus Drews’ Software-Werkstatt ist ein Menü-Manager, der die Arbeit mit dem ATARI ST erheblich erleichtert. Mit dieser Programmverwaltung kann per Mausklick auf eines von zwölf Programmen zugegriffen werden. Unter anderem auf den selbst entwickelten Telex-Manager, mit dem das Absenden von Btx-Telexen erheblich erleichtert wird. Drews: “Ein Post-Service, der gerade für kleinere Betriebe, die nur gelegentlich telexen.



Aus: ST-Computer 11 / 1988, Seite 86

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