SED-DOC ST: Eine Privatliquidation

Wenn man als Arzt das Bedürfnis hat, auch technisch ‘up to date’ zu sein, wird man früher oder später ein elektronisches Abrechnungssystem anschaffen, denn die erforderlichen Aufwendungen machen sich schnell bezahlt. Ich bin niedergelassener Frauenarzt und habe mich nach einigen Vergleichen für das SED-DOC System entschieden. Meine Meinung und einiges über meine Erfahrungen mit dem Programm finden Sie im folgenden Artikel.

Eine ‘Privatliquidation’

Für den Laien möchte ich kurz den Begriff Privatliquidation erläutern: Für die erforderlichen Behandlungsmaßnahmen werden Honorare berechnet.

Das Privatliquidationsprogramm verwaltet die Patientendaten, merkt sich die erfolgten Behandlungen, hilft bei der Erstellung von Rechnungen für die Privatpatienten und kümmert sich um das Rechnungschreiben und das Mahnungswesen. Außerdem werden alle Daten der Patienten verwaltet. Somit wird die Arzthelferin entlastet und kann andere Tätigkeiten übernehmen.

Erste Schritte mit SED-DOC

Für mich als Arzt ist der Computer in der Praxis etwas Neues, aber auch Interessantes, so daß ich auch selbst manchmal die Bedienung übernehme:

Zunächst muß vom Desktop ein Startprogramm gestartet werden, das zum Aufruf der Programmodule von SED-DOC (Schnelle Elektronische Datenverarbeitung für DOCtoren) dient. Dieses Startprogramm kann auch als automatisch startend installiert werden (Rechner einschalten und los geht’s...).

Von diesem Startprogramm aus wird nun die Leistungsstatistik mit der Maus oder durch eine Funktionstaste aufgerufen. Nachdem man dies getan hat, landet man in der Privatliquidation, die auch ohne das Startprogramm ausgeführt werden kann. Hier wird zunächst überprüft, ob alle Daten einwandfrei sind (dazu später). Außerdem verlangt das Programm eine Bestätigung des Datums, das für die Verwaltung der Patienten, Rechnungen etc. wichtig ist. Angenehm fällt schon hier auf, das man sich nicht I um einenKopierschutz kümmern muß, denn der Kopierschutz dieses Programms ist der festinstallierte Name des Arztes. Um diesen ändern zu können, benötigt man eine Kennzahl, die bei Bedarf telefonisch von der Firma mitgeteilt wird.

Eingaben...

Der normale Arbeitsablauf der I Rechnungsschreibung wird in der Menüzeile mit dem Eintrag ‘Rechnung schreiben’ ausgelöst. Daraufhin erscheint ein Patientenformular, das bei der Suche des Patienten/der Patientin hilft. In diesem Formular braucht man nicht einmal den kompletten Namen einzugeben, schon ein Teil des Nachnamens reicht und das Programm stellt alle Patientendaten dar. Nachdem der Patient ausgewählt wurde, geht das Programm in das Rechnungsformular über. Dort wird die Diagnose eingegeben, wobei auch hier optional unter fertigen Diagnosen gewählt werden kann, die dann individuell angepaßt werden können. Als nächstes müssen die Behandlungsmaßnahmen eingegeben werden. Zu jeder Behandlungsmaßnahme können dann die Anzahl und ein Faktor ausgewählt werden (z. B. f. Härtefälle). Gleichzeitig wird automatisch der Rechnungsendbetrag angezeigt. Die Eingabe der Behandlungsmaßnahmen geschieht durch Eingabe der Kennziffern. Sollte eine Ziffer dem Programm nicht bekannt sein (eher eine Ausnahme), kann in einem sodann erscheinenden Formular diese Ziffer neu angelegt werden. Das Programm erfordert kaum Installation. Es lernt während der Eingabe und kann somit vom ersten Augenblick an voll genutzt werden.

Bild 1: Das Patientenformular...

Angenehm fällt auf, daß alle Formulare eine einheitliche Gestaltung aufweisen. Man findet sich schnell zurecht. Positiv anzumerken ist auch die Möglichkeit, in jedem Formular mit "Help’ eine Hilfe holen oder mit ‘Undo’ falsche Eingaben rückgängig machen zu können. Hat man alle Behandlungsmaßnahmen eingetragen, wobei man in der Rechnung beliebig hin und herfahren und ändern kann, so erscheint ein neues Formular, in dem man noch zusätzliche Kosten oder auch Rabatte in DM oder Prozent eingeben kann.

Oft auftretende zusätzliche Kosten können hier eingegeben werden. Das Programm merkt sie sich dann und wenn sie berechnet werden sollen, reicht dazu ein Mausklick oder ein Tastendruck zur Aktivierung. Hat man die Eingaben bestätigt, so kann die Rechnung gedruckt werden. Mit dem Ausdruck ist der normale Arbeitsablauf abgeschlossen und die Daten werden in der Mahnungsdatei gespeichert.

Die Dateien des Programmes, die für die Rechnungsschreibung verwandt wurden, können außer während des Rechnungschreibens auch über eigene Menüeinträge modifiziert werden. Das Programm unterscheidet Patienten, Versicherungen, Ziffern, Diagnosen und Mahnungen. Diese kann man sich jeweils als Listen ausdrucken :der anzeigen lassen. Außerdem können alle Einträge individuell ergänzt, ediert oder gelöscht werden.

Dies geschieht wie im ganzen Programm über komfortabel gestaltete Formulare, die bei der Eingabe auf Fehler prüfen und darauf aufmerksam machen. Glücklicherweise kann das gesamte Programm auch mit der Tastatur bedient werden, so daß das ewige Hin und Her zwischen Tastatur und Maus erspart bleibt. Nichtautorisierter Benutzung des Programmes, z. B. Abfrage der Patientendaten kann durch die Verwendung eines Paßwortes vorgebeugt werden, so daß in dieser Hinsicht auch der Datenschutz gewährleistet ist.

Bei den Formularen fällt auf, daß einige Einträge vom Programm noch nicht benutzt werden. So kann z. B. der Arbeitgeber eines Patienten zur Zeit schon mit eingegeben werden, er wird im Programm jedoch noch nicht benötigt. Für die zukünftigen Erweiterungsprogramme wie Rezeptdruck, Kassenabrechnung, universelles Textprogramm für Formulardruck etc. ist jedoch durch diese zusätzlichen Einträge sichergestellt, daß alle eingegebenen Daten übemehmbar sind. Die Daten werden nach Angaben der Entwicklungsfirma von diesen zukünftigen Programmen direkt benutzt.

Bild 2a: Aus den Behandlungsmaßnahmen und...

...und Ausgaben

Nun zu den Ausgaben des Programmes oder anders gesagt: Was bringt das Programm auf’s Papier? Da wären zunächst einmal die Rechnungen, deren Text man auch frei ändern kann. Gleichzeitig fügt das Programm automatisch einen frei definierbaren Briefkopf mit dem Namen des Arztes usw. ein. Am Ende der Rechnung werden die Konten für die Überweisung angegeben (oder jeder x-beliebige Text...).

Weiterhin interessant ist die Möglichkeit der automatischen Mahnung. Das Programm verwaltet die offenen und beglichenen Rechnungen und sorgt für die fristgerechte Mahnung. Der Benutzer kann eingeben, nach welcher Zeit die 1., 2., oder 3. Mahnung gesandt werden soll. Weiterhin kann auch der mehr oder weniger freundliche Text dieser Mahnungen frei gestaltet werden. Durch die Funktionen des Programmes entfällt in der Praxis ein großer Teil stupider und zeitraubender Routinearbeiten. Wenn eine Rechnung beglichen wurde, wird dies dem Programm mit dem Punkt ‘Mahnung löschen’ rasch mitgeteilt.

Für den Notfall...

Wenn man einmal versehentlich den Rechner ausgeschaltet hat, was natürlich auch durch Stromausfall oder Blitzschlag passieren kann, brauchen Sie sich keine Sorgen um Ihre Daten zu machen. Bei erneutem Aufruf erhält man von der Privatliquidation eine Mitteilung, daß eventuell Daten beschädigt oder nicht vollständig gespeichert wurden. Für diesen Fall ist der Menüpunkt ‘Reorganisieren’ vorgesehen.

Selbst Dateien, bei denen Fehler durch Hardwaremängel ausgelöst wurden, kann man meist durch das mitgelieferte Reorganisationsprogramm retten. Mit diesem kann ausgewählt werden, welche Datei (Ziffern, Patienten, Diagnosen etc.) reorganisiert werden soll. Sodann zeigt es die Datensätze an und ermöglicht das Löschen, Übernehmen und Korrigieren der Informationen.

Bild 2b: ...Zusatzkosten...

Das Handbuch

Ganz im Gegensatz zum Programm weiß ich über das Handbuch nicht viel Positives zu berichten. Glücklicherweise ist die Bedienung des Programms relativ einfach, so daß man das Handbuch selten braucht. Denn wenn man es mal benötigen sollte, wird man seine Zeit brauchen, um die nötige Information zu finden. Die Autoren scheinen noch nichts von einem vernünftigen Inhaltsverzeichnis oder einem Stichwortverzeichnis, geschweige denn von einer Quick-Reference-Tabelle gehört zu haben. Auch sonst scheint insgesamt eine Überarbeitung sehr sinnvoll.

Wie ich jedoch kurz vor Fertigstellung dieses Berichts erfuhr, werde das Handbuch völlig überarbeitet. Das neue Handbuch, bei dessen Gestaltung die Negativerfahrungen eingeflossen seien, soll ab Ende Februar mitgeliefert werden. SED-DOC-Anwender erhalten es als kostenloses Update.

Fazit

Ich arbeite bereits mehrere Monate mit dem System und muß sagen, daß ich es heute in meiner Praxis nicht mehr missen möchte. Die Vereinfachung der täglichen Routinearbeit hat sich bezahlt gemacht. Das Programm ist so gestaltet, daß die verschiedensten Fachärzte es benutzen können. Angenehm fällt mir die einfache Bedienbarkeit auf, die ich von elektronischen Datenverarbeitungssystemen nicht erwartet hätte. Der Atari ST leistet hier auch einen Beitrag zur Humanisierung der Arbeit. Besonders schätze ich dabei die vielen Kleinigkeiten, für die der Artikel keinen Platz bietet, die bei der Eingabe nützlich sind und Fehleingaben verhindern. Die Warnungen und Hilfen sind nützlich, um mögliche Eingabefehler zu beheben.

Der Hauptmangel des Programmes ist für mich das Handbuch. Es ist nur zu hoffen, daß die Firma SED-DOC hier in der Zwischenzeit für Abhilfe sorgt.

Der im Vergleich zu sonstigen Softwareprodukten auf dem ST (z. B. Textverarbeitung) hohe Preis ist meiner Meinung nach aufgrund der für Praxiseinsatz erforderlichen Fehlerfreiheit, dem gebotenen Support usw. gerechtfertigt und kann steuerlich schnell abgesetzt werden. Die Anschaffung des Systems hat sich für mich bereits nach einem halben Jahr amortisiert.

Interessant finde ich außerdem die vom Hersteller angekündigten Erweiterungen. Da diese schon in der etzigen Version berücksichtigt wurden, kann der Datenbestand problemlos in den neuen Programmen weiter-verwandt werden.

Bild 3: Mit der Listendarstellung...

Leistungsstatistik

Der Redaktion stand außer der Privatliquidation noch das Programmodul Leistungsstatistik zum Testen zur Verfügung.

Die folgende von der Redaktion verfaßte Kurzbeschreibung soll nur andeuten, was ein solches Programm leistet.

Mit diesem Programm kann der Arzt Tages-, Monats- und Quartalsstatistiken über die von ihm erbrachten Leistungen abrufen. Da bekannt ist, daß die Krankenkassen bei einer Überschreitung der abgerechneten Leistungen Nachforschungen anstellen, kann der Arzt bei Benutzung des Programmes diesen Rahmen besser ausnutzen. Beispielsweise kann er feststellen, daß er bei seinen Behandlungen zu viele Beratungen berechnet hat. In diesem Fall sollte er bei zukünftigen Behandlungen weniger Beratungen veranschlagen, um Ärger mit der Krankenkasse zu vermeiden. Wie daraus leicht zu erkennen ist, entspricht die Anwendung der Statistikerkenntnisse nicht unbedingt den Wünschen der Krankenkassen.

Ohne EDV ist eine solche Statistik nur schwer durchführbar, d. h. sehr zeitaufwendig. Mit EDV dagegen wird sie spielend einfach, zumal die gesamte Benutzerführung genau wie bei der Privatliquidation gestaltet wurde.

Die besprochene Leistungsstatistik verwendet den EBM (Einheitlicher Bewertungsmaßstab in der Kassenabrechnung vom 1.10.87).

Dr. med H. K. Bönning / jw

Daten von SED-DOC

Speichermöglichkeit:
Disk: 2000 Patienten
Harddisk: 50000 Patienten (empfehlenswert)

Preise:
Leistungsstatistik 598,-
Privatliquidation 898,-
Demo inkl. Handbuch 65,-(Demo wird beim Kauf angerechnet)

Kontaktadresse:
SED-DOC TEAM Postfach 4085 5810 Witten 1



Aus: ST-Computer 05 / 1988, Seite 84

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite