Betr.: ST 3/88 “Nichts dabei gedacht?”
Seit fast zwei Jahren benutze ich tagtäglich 1ST(PLUS) in mehreren Versionen. Davor habe ich anderthalb Jahre lang mit WORDSTAR geschrieben, mit einigen anderen der “großen” MS-DOS-Textprogrammen bin ich ebenfalls vertraut. Auf diesem Erfahrungshintergrund kann ich Michael Spehrs Artikel über die 1st Wordplus-Version 2.02 in Heft 3/88 teils zustimmen, teils aber muß ich ihm widersprechen. Insgesamt halte ich 1st Wordplus für ein außerordentlich klares, sauberes, benutzerfreundliches, in einiger Hinsicht geradezu geniales Programm. Es hat all den großen MS-DOS-Textprogrammen vor allem eine Qualität voraus: Es macht sich selbst kaum bemerkbar - man muß es zum Beispiel nicht erst lernen, sondern beherrscht es sozusagen aus dem Stand. Darum ist es besonders bedauerlich, daß GST und ATARI das Interesse an seiner Weiterentwicklung verloren zu haben scheinen; sonst hätte vielleicht ein in jeder Beziehung optimales Programm aus ihm werden können. Mir jedenfalls wird der Abschied von ihm schwerfallen.
Völlig zu unrecht wird ihm immer wieder vorgeworfen, es sei beim Scrollen im Text “entsetzlich langsam und träge”. Tatsächlich kenne ich kein Programm, das es erlaubte, so leicht und schnell selbst durch lange Dateien zu scrollen - mit einigem Augenmaß ist man genauso schnell an der gesuchten Stelle, und sei sie noch so fern, wie es dauert, das weiße Quadrat im Rollbalken rechts auf und ab zu schieben.
Gleichwohl hat es Schwächen. Ich glaube, man tut gut daran, die wenigen echten Fehler (die auf jeden Fall noch beseitigt werden müßten, wenn es weiter eine Rolle spielen will) von den bloßen Wünschbarkeiten zu unterscheiden.
Die Fehler:
Wünschenswert wären einige zusätzliche Funktionen:
Schön wäre es auch, wenn die deutsche Betextung so geändert würde, daß dem Anwender nicht andauernd dieses falsche Deutsch entgegenkommt.
Das Rechtschreibprüfprogramm hat einen Grundfehler, der nur behoben werden könnte, wenn man noch einmal bei Null anfinge. Nämlich: es ist in seinen Leistungen linguistisch auf die englische Sprache eingestellt, nicht aber auf die anders strukturierte deutsche. Die Wörter der deutschen Sprache sind länger; sie hat ungleich mehr flektierte Formen; sie bildet zusammengesetzte Wörter in großer Zahl. Alles führt dazu, daß ein deutsches Lexikon sehr viel umfangreicher sein muß, damit es Vergleichbares leistet wie ein englisches. Dem schieren Umfang sind hier Grenzen gesetzt: durch die Kapazität des RAM, durch die Ladezeit, durch die Datenmenge, die das Rechtschreibprüfprogramm verwalten kann. Darum muß das Lexikon komprimiert werden. Indem sie ein durchschnittlich 12 Byte-langes deutsches Wort auf 1,5 Byte reduzieren, haben GST und ATARI wohl ein Äußerstes an Datenkompression verwirklicht. Bliebe also nur, den Platzbedarf des Lexikons von vornherein drastisch zu verringern. Dazu gäbe es wohl nur einen Weg: Es müßte Zusammensetzungen seiner einzelnen Einträge als legitime Wörter anerkennen. Dann erübrigte es sich zum Beispiel, alle Verben, die mit auf- beginnen, und das sind Hunderte, einzeln in ihren konjugierten Formen aufzunehmen (durchschnittlich neun bereits, wenn man auch nur die häufigsten berücksichtigt) - die konjugierten Grundverben und die einzelnen Präpositionen würden genügen; auch die zum Teil völlig unvorhersehbaren zusammengesetzten Substantive, die das Deutsche zu reichlich bildet, wären zu einem großen Teil abgedeckt. Dadurch wäre das Lexikon schätzungsweise um über ein Drittel zu reduzieren; und an die Stelle dieses Drittels könnte man viele dringend nötige neue Einträge setzen.
Das alte deutsche Lexikon zu 1st Wordplus hatte nach meiner Berechnung etwa 46.000 Einträge und dabei nur spärliche Flexionsformen. Das neue hat nach dem gleichen Schlüssel 117.000 und zu sämtlichen Lexemen die gebräuchlichsten Flexionsformen (durchschnittlich 4). Für neue wirklich flüssige Arbeit mit ihm wären schätzungsweise 150.000 Einträge erforderlich. Darum sollte sich niemand an dem "Ballast” an Einträgen stören, die er persönlich wahrscheinlich niemals brauchen wird -jedes Fexikon ist nur gut, wenn es voll ist mit Lexemen, die einem selber egal sind. Natürlich wäre es nicht schlecht, wenn man auch im Hauptlexikon Einträge löschen könnte; aber wichtig ist das nicht. Selbst wenn man 1.000 Wörter fände, auf die man selber gerne verzichtete, wie auf das Wort “mausetot” - ihre Föschung würde die Bearbeitungszeit nicht beschleunigen und die Ladezeit (von der Festplatte) nur um zwei Drittelsekunden verkürzen. Man sollte sich also besser um die Erweiterung statt um die Verkleinerung des Grundlexikons Sorgen machen. Gut 30.000 Einträge brauchte es noch. Das wäre einiges an zusätzlicher Arbeit (mindestens 100 Arbeitsstunden). Aber auch wenn sich jemand die Mühe machte: Es wäre vor allem nicht gesagt, daß das Prüfprogramm ein so umfangreiches Lexikon noch verwalten könnte. Ich konnte von ATARI jedenfalls nicht erfahren, welches denn nun die Grenze ist. Da liegt der Hase im Pfeffer.
Um das Rechtschreiblexikon als Ausnahmewörterbuch für die Silbentrennung zu benutzen, müßte es ebenfalls von Grund auf neu gebaut werden - das wird also wohl nie geschehen. Aber die Trennhilfe ließe sich auf eine sehr viel einfachere Weise wesentlich verbessern: Sie müßte nur statt des englischen einen deutschen Trennalgorithmus bekommen.
Es hat meiner Meinung nach wenig Sinn, GST und ATARI jetzt an den Kopf zu werfen, 1st Wordplus wäre nur noch dann “zu retten”, wenn sie Änderungen vornehmen, die auf eine völlige Neukonzipierung ganzer Programmteile hinausliefen. Sehe ich recht, wird es dazu bestimmt nicht kommen. Um so deutlicher aber müßte man darauf dringen, daß wenigstens die verbliebenen Bugs beseitigt und vielleicht noch ein paar weniger grundlegende Veränderungen vorgenommen werden. So wäre ohne allzu großen Aufwand doch noch eine sehr wesentliche Verbesserung zu erreichen.
Dieter E.Zimmer, Hamburg
Betr.: ST 4/88 “AnsiTerm”
In dem von Ihnen veröffentlichten Testbericht überdas Programm AnsiTerm haben sich leider zwei Fehler eingeschlichen.
Ein dem Artikel heißt es wörtlich: “Leider ist nicht vorgesehen, die empfangenen Daten auf Diskette zu sichern, und...”. Dies ist falsch, wie man aus dem daneben abgebildeten Menü ersehen kann (Bild 1), gibt es die Funktion “File capture”, die die empfangenen Daten in einer Datei abspeichert.
2.Auf Seite 116 behauptet der Autor, daß die MT-C-Shell 800k im Speicher belegt. In Wirklichkeit belegt sie nur ca. 250k. Richtig ist vielmehr, daß bei einer Verwendung der MT-C-Shell und dem VSH-Manager auf einem 1 MB-ST ca. 200k freier Speicherplatz übrig bleiben.
G.Sender, Computerware