Druckerspooler Elite Multibuffer MB64: Zwischenlagerung

Laut Murph’schem Gesetz treten sie immer dann auf, wenn man sie überhaupt nicht gebrauchen kann -die Zwangspausen, in denen man mal wieder auf den Drucker warten muß. Aber, wo eine Pause ist, ist auch ein Wille (oder so ähnlich), und so gibt es findige Helferlein, die der Warterei ein Ende bereiten sollen.

Obwohl fast alle Drucker, die heute auf dem Markt sind, eingebaute Zwischenspeicher von 2 bis 32 kRAM aufweisen, gibt es doch noch immer gewisse Wartezeiten beim Drucken, zumindest bei den Modellen mit bis zu 8 kRAM. Bei den größeren Zwischenspeichern läßt sich zwar eine Beschleunigung beobachten, doch wenn man mal eine falsche Datei zum Druck abgeschickt hat, kann entweder nur der unnötige Verschleiß an Papier und Farbband bedauert oder der Drucker durch Abschalten von seinen gespeicherten Daten befreit werden. Hier könnte durch einen von außen bedienbaren Resetknopf für den Speicher einiges anwenderfreundlicher gestaltet werden.

Speicher engros...

Eine bessere Variante stellen da schon die Programme dar, die der heutigen Computergeneration mit ihren Riesenspeichern von 1 MByte und mehr ein paar kByte vom RAM abknapsen, um das Ganze zum softwaregesteuerten Druckerspooler umzufunktionieren. Das klappt aber nur so lange, wie die Programme normale Routinen zur Druckausgabe verwenden. Im anderen Fall werden nämlich diese Spooler einfach ignoriert und der gewünschte Effekt der Beschleunigung tritt nicht ein. Ein Paradebeispiel hierfür ist gerade das Textverarbeitungsprogramm SIGNUM !, das die Druckerdaten als reine Grafikdaten sendet und eine eigene Druckroutine benutzt.

Überlisten

Doch es gibt ja noch die dritte Variante, und die wollen wir hier einmal näher betrachten. Im konkreten Fall war es auch genau das Programm SIGNUM!, das die Versuche mit einem externen Druckerspooler oder Druckerpuffer interessant machte. Die externen Puffer sind in aller Regel kleine Kästen, die zwischen Computer und Drucker geschaltet werden, entweder als kleines Steckmodul (quasi als Verlängerung eines Centronics-Steckers) oder als eigenständiges Gerät mit separater Stromversorgung. Diese kosten je nach Speichergröße (64 kByte bis über 2 Mbyte RAM) ab etwa DM 400,-. Um so erfreulicher ist, daß es jetzt einen 64-kRAM-Spooler für knapp unter DM 200,- gibt, den wir hier einmal näher unter die Lupe nehmen wollen.

Aufgabenstellung

Wie gesagt, ausschlaggebend für den Test eines solchen Spoolers war die lange Wartezeit, die durch den Ausdruck von SIGNUM-Textdateien entsteht. Der Computer meldet sich ja wirklich erst nach dem letzten Pixelchen auf dem Papier zur Weiterarbeit zurück. Die Anlage, an der der Spooler getestet wurde, war ein normaler ST der alten Serie mit 1 MByte-RAM, daran angeschlossen ein NEC P6 mit automatischem Einzelblatteinzug. Als Testgrundlage dienten zwei Textdateien mit unterschiedlicher Größe, die als ASCII-Datei vom Desktop aus gedruckt und als Texte in SIGNUM! und Wordplus konvertiert wurden.

Outfit

Doch zuerst wollen wir uns das Gerät einmal näher anschauen. Der Multi-Buffer MB64 wird mit externem Steckernetzteil und 8-seitiger deutschsprachiger Gebrauchsanweisung in einem stabilen Pappkarton geliefert, deren äußere Werbesprüche die Lösung all unserer Probleme versprechen (“Drucken mit Buffer -Computer frei für gleichzeitige Benutzung” oder “speichert bis zu 64 k, ca. 32 Schreibmaschinenseiten” usw.). Nach dem Auspacken wäre mir das Gerätchen trotz seiner kleinen Abmessungen von 190 x 135 x 60 mm fast aus der Hand gefallen - das Ding hat das stolze Gewicht von 1,4 kg, wer rechnet denn mit sowas?... Zusammen mit den Gummifüßen ergibt das aber eine beeindruckende Standfestigkeit, die - schaut man sich die fingerdicken Centronicskabel an - gar nicht so verkehrt ist. Auf der Rückseite befinden sich neben den beiden Centronicsbuchsen der Ein/Aus-Schalter (nicht Netzschalter!) und die Buchse für die 9V-Spannungsversorgung. Hier wäre auch eine erste Kritik anzusetzen, die Klammer der Centronicsbuchse für den Printer läßt sich bei eingesteckter Spannungsversorgung nicht weit genug öffnen, um den Centronicsstecker an- oder abzukoppeln.

Bild 1: Die Bedienungselemente des Multi-Buffers

Tastatur

Auf der Vorderseite finden wir von links nach rechts den Reset-Knopf mit darüberliegender “Buffer-Ready”-Anzeige, eine Anzeige für “Printer Error”, den Taster und die Anzeige für die “Bypass”-Funktion, eine LED für die “Copy”-Funktion mit den Tasten “Start/End” und “Plus” und vier LEDs, welche den “RAM-Status” in den Bereichen 16k, 32k, 48k und 64k anzeigen.

Gebrauchsanweisung

Ich werde immer etwas mißtrauisch, wenn der erste Satz in einer Anleitung mit einer “Gratulation zum Kauf...” anfängt. Ist das jetzt ironisch gemeint, frei nach dem Motto “selbst daran schuld...” oder ehrlich, daß man es endlich geschafft hat, sein schlechtes Gewissen wegen der Geldausgabe zu überwinden? Naja, zumindest der zweite Satz verspricht wieder ruhigen Schlaf, der da heißt: “Jetzt können Sie endlich umfangreiche Dokumente ausdrucken und gleichzeitig an Ihrem Personal Computer Weiterarbeiten”. Die Anleitung selbst ist ausreichend und bietet auch dem Nur-Benutzer genügend Hilfestellung. Selbst eine Tabelle mit der Belegung der Ein-und Ausgangsbuchse fehlt nicht. Einer Adaption nicht ganz kompatibler Druckerports steht somit wohl, nichts im Wege.

Innereien

Ein Blick in das Innere des Gehäuses verrät “gute Hausmannskost” und zeigt einen sauberen Aufbau. Dort versieht eine Z-80-CPU ihren Dienst (üblich, da sie den Refresh der dynamischen RAMs automatisch macht), neben dem 2764-EPROM mit der “Spooler-Software” gibt es noch einige TTL-ICs und die RAM-Bank mit acht 4164 (wider Erwarten liegen innen doch keine Bleiplatten, anscheinend ist das Gehäuse aus 2 mm Stahlblech...).

Jetzt wird’s ernst

Schauen wir uns die Funktion des Spoolers mal im einzelnen an. Beim Einschalten leuchten die LEDs zur Kontrolle kurz auf und im RAM wird ein Selbsttest durchgeführt, die Anzeigen für den RAM-Status verlöschen dabei nacheinander (sie dienen später als Information für die Belegung des Speichers, bei “Überlauf’ flackert die 64k-LED) und die Buffer-Ready-Anzeige leuchtet auf. Beim Druck auf die Reset-Taste wiederholt sich der ganze Vorgang und der Inhalt des Puffers wird gelöscht. Ist jetzt kein Drucker angeschlossen oder dieser angeschlossen, aber nicht eingeschaltet, oder aber eingeschaltet und Off-Line, so leuchtet zusätzlich die Printer-Error-LED. Bei dem NEC P6 mit Einzelblatteinzug wird das Papier erst kurz vor dem Ausdruck eingezogen. Drückt man beim Spooler allerdings die Bypass-Funktion, so zieht er das Papier sofort ein und wartet dann auf die auszudruckenden Daten.

Morse

An der Copyfunktion hätte der Erfinder der Telegrafie sicher seine Freude gehabt, denn er könnte den Puffer als Übungstaster benutzen. Das Aufrufen dieser Funktion funktioniert nämlich nach folgendem Schema:

  1. Taste Start/End drücken (Copy-Anzeige blinkt)
  2. Ausdruck am Computer starten
  3. Für die gewünschte Anzahl der Kopien die Taste Plus entsprechend oft drücken
  4. das Ganze mit nochmaligem Druck auf die Taste Start/End abschließen (Copy-Anzeige leuchtet)

Was sagten Sie gerade, wieviele Kopien brauchen Sie...?

Bild 2: Der Multi-Buffer wird einfach eingeschleift

Auf die Plätze...

Als erstes wurde die kleinere Datei (entspricht einer normalen Brief-Datei) einmal ohne eingeschleiften Spooler ausgedruckt und jeweils die Zeiten, bis der Computer wieder eingabebereit war, gestoppt. Anschließend wurde der Puffer angeschlossen und die Ausdrucke einmal über die Spooler-Funktion und ein zweites Mal über die Bypass-Funktion gedruckt. Die Ergebnisse finden Sie in der Tabelle 1. Die Zeitangaben für Wordplus stimmen nicht hundertprozentig, da man ja nach dem Druckbefehl eine andere Datei weiterbearbeiten kann (Druck im Hintergrund, es geht doch...). Die einzige Aussage über den Druckablauf ist das Häkchen im Menüeintrag - nur, wenn irgend ein Menüeintrag geöffnet wird, stoppt die Druckausgabe. Deswegen sind die Werte in Tabelle 1 etwas über den Daumen gepeilt. Diese Werte muß ich kurz kommentieren. Der große Unterschied für die ASCII-Datei zwischen “ohne Spooler" und “Bypass” ergibt sich einfach daraus, daß beim Einschalten der Bypass-Funktion wie oben bereits erwähnt das Papier schon eingezogen w ird. Ansonsten zeigen die Werte ja einen gewissen Zeitvorteil bei der Spooler-Funktion. Das beim SIGNUM!-Ausdruck allerdings die 16k-LED schon aufleuchtete, hätte mich mißtrauisch machen sollen...

Einen Spooler mit kleinen Dateien zu testen, ist ja nicht ganz im Sinne des Erfinders, deshalb wurde der Testlauf mit einem größeren Text wiederholt ica. 5 Seiten ASCII-Text, s. Tabelle 2). Kaum zu glauben, aber SIGNUM! braucht ohne angeschlossenem Spooler weniger Zeit als mit! Außerdem war nach sage und schreibe 57 Sekunden der 64kRAM-Puffer voll...

Die restlichen Zeiten können sich sehen lassen, bei der ASCII-Datei meldet sich der Computer schon nach 12% der ursprünglich benötigten Zeit zurück, aber...

Tabelle 1: Zeitvergleich mit kleinen Dateien

Fazit

Für eine Zeitersparnis beim Ausdruck von SIGNUM!-Texten ist dieser Druckerpuffer gänzlich ungeeignet -es heißt also weiterhin warten. Für die anderen Anwendungen ist er brauchbar, wäre da bei Wordplus nicht die Möglichkeit, eine andere Datei zu bearbeiten (oder dieselbe, die gerade gedruckt wird, nur unter einem anderen Namen), während der Drucker im Hintergrund läuft. Für ASCII-Datei-en kann genausogut ein (bestimmt billigerer) Softwarespooler verwendet werden. Da wäre noch das Argument der Copy-Funktion, aber wie gesagt - schönen Gruß von Herrn Morse (wo ist denn der Softwarespooler mit Copyfunktion?).

HP

Bezugsquelle:

Elite Multibuffer MB64 -Preis DM 199,-

erhältlich in allen Kaufhof-Filialen (Außerdem notwendig: Centronicskabel, gibt’s ab DM 30,- aufwärts)

Tabelle 2: Zeitvergleich mit großen Dateien



Aus: ST-Computer 04 / 1988, Seite 165

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