THEMADAT - Assoziieren Sie mal...

Wissen Sie eigentlich, was eine assoziative Datenbank ist? Es ist nicht gerade einfach, so komplexe Vorgänge wie Assoziationen zu erklären. Stellen Sie sich vor, Sie suchen etwas, aber Sie wissen’ noch nicht genau, was es eigentlich ist. Meistens werden Sie sich dann gedanklich eine Liste von Themen, Eigenarten, Umständen, Farben und Formen zusammenstellen, die den gesuchten Begriff ungefähr umschreiben. Ein Beispiel:

Sie leiten ein Reisebüro. Ein Kunde möchte eine Reise buchen. Allerdings stellt er Bedingungen an den Urlaubsort: Er möchte im April auf eine südliche Insel ohne Massentourismus, mit bewaldeten Bergen, garantiert Sonne, Möglichkeiten zum Wasserski, einer internationalen Tauchschule und weniger als 10.000, aber mehr als 2.000 Einwohnern.

Ohne eine geeignete Datenbank wird Ihnen nun nichts anderes übrig bleiben, als alle Ihnen bekannten Urlaubsorte auszusortieren, die diesen Ansprüchen gerecht werden. Allerdings gibt es sicher viele Inseln, die in Frage kämen. Es wäre von Ihnen nun zuviel verlangt, diese alle auswendig aufzählen zu können. Mit ’UND/ODER’-Verknüpfungen üblicher Datenbanken läßt sich zwar viel machen, bei umfangreicheren Sortiervorgaben ist jedoch schnell die Grenze des Machbaren erreicht. Genau in diese Lücke paßt eine neues Datenbank-System mit dem Namen THEMADAT. Statt komplizierter Begriffseingaben haben Sie hier die Möglichkeit, aus einer Auswahl von 31 übergeordneten Themenvorgaben mit jeweils 31 Unterthemen, die Ihnen geeignet scheinenden, Vorgaben zu bestimmen.

In unserem Beispiel hieße das: Sie laden die Themenmaske ’Urlaubsorte’ (die von Ihnen vorher zu erstellen ist), wählen z. B. unter 'Geographie’ den Begriff 'südliche Insel’, unter ’Reisemonat’ den April, unter 'Landschaft' die Eigenschaften 'bergig' und 'bewaldet', unter 'Freizeit' die Begriffe 'Tauch-schule’ und ’Wasserski’, unter 'Wetter' die '100% Sonne’, unter 'Tourismus' 'gering' und unter 'Einwohnerzahl' den Bereich '2.000-10.000'.

THEMADAT liefert Ihnen nun eine Liste aller vorhandenen Eintragungen, die in Ihrer Attribut-Matrix mit den gemachten Vorgaben übereinstimmen. So einfach ist das?

Leider nicht ganz, denn es wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben, als sich erst einmal einen Pool an 'Karteikarten' anzulegen. In dieser Bedingung unterscheidet sich dieses Programm in keiner Weise von anderen Datenbanken. Ein wesentlicher Unterschied ist jedoch, daß Sie vorher eine sogenannte Themenmaske erstellen können; in der Sie die Suchvorgaben festlegen (Wetter, Eigenschaft, Geographie etc. und deren Unterthemen). Haben Sie also alle Einträge in der Karteikarte abgeschlossen, können Sie nun entweder in der passenden Themenmaske die relevanten Themen markieren oder dies durch ein Analyse-Verfahren vom Programm selbständig erledigen lassen. Diese Karteikarte ist nun mit den gewählten bzw. festgestellten Attributen 'behaftet'. Durch ein ausgeklügeltes Matrizen-System wird dabei die Zeit zum Auffinden der entsprechenden Karten verblüffend kurz gehalten. Je nach gewähltem Suchverfahren (fünf verschiedene stehen zur Auswahl) werden Datensätze von 350.000 Kbyte in 3 bis 20 Sekunden (!) auf Diskette durchsucht und die gefundenen Einträge angezeigt: Eine beeindruckende Leistung.

Ein weiteres Feature ist z. B. die Möglichkeit, sich Listen gefundener Einträge auf dem Drucker oder in ein 'DOC’-File schreiben zu lassen. Dieses DOC-File kann anschließend mit verschiedenen ASCII-Textverarbeitungsprogrammen (z. B. 1st_Word) weiterverarbeitet werden. Um z. B. Fragebögen zu erstellen, können außerdem alle Themenmasken mitsamt ihren Unterthemen ausgedruckt werden. In diesem Fragebogen kann nun z. B. ein Kunde die ihn betreffenden Vorgaben ankreuzen. Anschließend kann der Bogen dann am Computer ausgewertet werden. Eine vorstellbare Anwendungsmöglichkeit wäre hier z. B. der Einsatz als Diagnosehilfe in Arztpraxen oder als Auswahlbogen in der Partnervermittlung.

Die Firma ’TRY SOFT’ vertreibt dieses Programm zu dem recht angenehmen Preis von 49,- DM: Anwendungs-Software von Anwendern für Anwender. Die Idee zu diesem Programm entsprang einer 'Gemeinschafts-Assoziation’ des ATARI-USER-CLUBS Hildesheim, der auch in der Entwicklung der Software dem Programmierer rat- und tatkräftig mit Verbesserungsvorschlägen zur Seite stand. Der Verleiher bietet die Möglichkeit, einmal entwickelte Themenmasken für die verschiedenen Arbeitsbereiche zu sammeln und diese dann gegen eine geringfügige Kostenbeteiligung als Public-Domain-Software zu beziehen. Als Arbeitsbereiche wären z. B. Partnervermittlungen, Hobby- und Profifilmer und -fotografen, Ärzte, Rechtsanwälte, Reisebüros etc., aber auch private Anwendungen wie Briefmarken-und Münzsammlungen denkbar.

Zwar überwiegen die positiven Seiten dieses Programms bei weitem, doch hat auch dieses Programm seine Probleme. So kann nicht verschwiegen werden, daß die Bedienerführung etwas gewöhnungsbedürftig ist. Entscheidungen werden überwiegend in Alert-Boxen getroffen, dies führt zwangsläufig zu mehreren Entscheidungs-Ebenen, die für einen Erstanwender nicht immer leicht zu durchschauen sind. Nach einer gewissen Einarbeitungszeit dürfte dieses Problem jedoch erträgliche Maße annehmen, so daß eine reibungslose Arbeit ohne weiteres möglich ist. Ein sehr sympathischer Umstand ist dagegen, daß man jederzeit die Möglichkeit hat, sich über alle Programmfunktionen ausführlich zu informieren. Ein großer Teil der Programmierarbeit wurde dazu verwendet, das Programm mit umfangreichen INFO-Texten auszustatten, die (fast) keine Fragen mehr offen lassen. Zusätzlich zum Hauptprogramm befindet sich noch ein weiteres File auf der Diskette. Es handelt sich um einen Textmasken-Generator, der auf ausgesprochen komfortable Weise die Gestaltung der Karteikarten ermöglicht.

Obwohl nach mehreren Updates diese Dateiverwaltung nun als ausgereift bezeichnet werden kann, hat die Firma TRY SOFT einen Update-Service eingerichtet, über den eingetragene Käufer die jeweils neueste Version zu einem Aufpreis von 28,- DM und gegen Einsendung der Original-Diskette beziehen können, wobei Verbesserungsvorschläge und individuelle Wünsche gegebenenfalls berücksichtigt werden. Ein Verbesserungsvorschlag wäre z. B., die Unterthemen ebenfalls noch einmal untergliedern zu können, was zu einer schier unerschöpflichen Themenvielfalt führen würde. Die daraus resultierenden Kombinationsmöglichkeiten ließen mit Sicherheit keinen Wunsch mehr offen. Doch soll der Entwicklung hier nicht vorgegriffen werden. Meiner Ansicht nach handelt es sich bei THEMADAT um ein Programm, bei dessen Kosten-Nutzen-Rechnung das Schwergewicht unübersehbar auf der Nutzenseite liegt.

(UL)



Aus: ST-Computer 12 / 1987, Seite 24

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