Es wird kalt in Deutschland und die Tage werden kürzer. Was in Deutschland an gesunden Bäumen noch übrig ist, geht seinen natürlichen Weg und kleidet sich in Gold und Braun. Der Herbst ist da. Nach mehreren Tagen Oktoberfest, Jubel, Essen im Übermaß und noch mehr Trinken kommt die bayrische Hauptstadt nicht zur Ruhe. War München vor wenigen Tagen noch Schauplatz des größten Volksfestes Deutschlands, so füllt es sich jetzt mit Computergeräten vieler Nationalitäten sowie mit Leuten, die nur „Bits und Bytes“ im Kopf haben. Die SYSTEMS '87 ist eröffnet. Kommen Sie herein und bestaunen die neuen Wunder dieser schon nicht mehr neuen Technologie.
Für eine Zeitschrift wie die ST Computer, die nur über eine bestimmte Computer-Serie berichtet, ist es nicht immer leicht, auf jeder Messe etwas Neues zu finden. Besonders schwierig war es diesmal, weil die SYSTEMS nur kurze Zeit nach der eigenen internationalen ATARI Messe stattfand. Die meisten, für den ATARI interessanten Erneuerungen, wurden schon auf der gerade genannten Messe in Düsseldorf gezeigt. Vieles, was in Düsseldorf nicht tertig war, erreicht auch in München rieht die endgültige Fasung. Aber nicht alles, was dunkel ist, muß unbedingt schwarz sein, und so gab es auch für uns auf der SYSTEMS einiges Interessantes zu sehen. Diese Neuigkeiten sind allerdings hauptsächlich auf dem Druckermarkt zu finden, so daß der Messebericht mehr in einen Drucker-Messe-Bericht ausgeartet ist.
Word Perfect ist ein Programm, das im MS-DOS-Bereich weltweite Anerkennung findet. Jetzt bietet Word Perfect Corporation eine Version für den ST an, die nicht nur die ganze Funktionspalette der schon erwähnten MS-DOS Version ausnutzt, sondern auch die Fähigkeiten des ATARI ST. Word Perfect kann mit der Tastatur, sowie mit der Maus bedient werden. Zum Lieferumfang gehört ein „schnelles“ Lexikon mit integrierter Nachschlage-funktion. Eine eingebaute „Makro“-Funktion erlaubt es, Tastenfolgen oder Mausbefehle zu definieren, so daß ein Tastendruck genügt, um ganze Kommandofolgen ausführen zu lassen. Bis zu fünf Textspalten können im Zei-tungsstil oder als parallele Textspalten aufgezeigt und am Bilschirm dargestellt werden. Word Perfect ist für den ATARI ST zur Zeit nur in der englischen Fassung zu haben. Die deutsche Version erscheint voraussichtlich im 1. Quartal 1988.
Die zweite Textverarbeitung für den ST kommt ebenfalls aus der IBM-Welt. Star-Writer ist ein Produkt der Star-Division, das kurz nach seiner Markteinführung ein Bestseller wurde. Nach dem erfolgreichen Start im PC-Bereich, versucht jetzt Star-Division, in der ATARI Welt Fuß zu fassen. Neben den Standard-Funktionen wie Suchen, Ersetzen, Blockoperationen usw., verfügt Star Writer ST über eine deutsche Rechtschreibkorrektur mit einem Grußwortschatz von über 120000 Wörtern. Dieses Wörterbuch läßt sich problemlos erweitern. Die leichte Bedienbarkeit des Programmes, sowohl mit der Maus, als auch ausschließlich über die Tastatur und Proportionalschrift im Blocksatz, sind .nur zwei auffallende Merkmale dieser Textverarbeitung.
Auf die deutschen Desktop Publishing Programme (DTP) wird man noch etwas warten müssen. Wie bereits auf der Messe in Düsseldorf, so waren auch in München einige Anbieter anwesend, keiner konnte jedoch ein fertiggestelltes Programm vorweisen.
Endlich ein Produkt, dessen endgültige Version auf der Messe zu sehen war. Bei GFA-ARTIST handelt es sich um ein Programmpaket, das die Erstellung von Grafiken und deren Animation ermöglicht. Man hat die Möglichkeit, Bilder zu zeichnen, komplizierte Animationen zu entwerfen und diese einzelnen Animationsvorgänge als ’Film’-Files zu speichern. Es ist kompatibel zu den Standard-Malprogrammen und erlaubt zum Beispiel die gemeinsame Darstellung der vollen Farbpalette des ST sowie 80-Zeichen-Text.
Das Programm wurde in GFA-BASIC geschrieben und verfügt über einige schnelle Programmteile in Maschinensprache. Herausragend ist vor allem die Möglichkeit, 1024 Farben auf einmal zu benutzen. Dazu wurde, ähnlich dem Amiga, eine Art Interlace-Modus benutzt. Der Preis beträgt DM 149,-.
Neue Drucker präsentierten eine ganze Reihe von etablierten Firmen. Angefangen bei der Firma ’brother’, die mit dem neuen Drucker M-1724L einen neuen 24-Nadel Drucker vorstellte. 216 Zeichen/sec. in Elite und 72 Zeichen/sec. in NLQ druckt das Gerät laut Herstellerangaben. Durch eine Steckerkarte können dem Drucker neue Schriften mitgeteilt werden, zusätzlich erhöht sich der Puffer von 24 KB auf 54 KB. Endlos- und Einzelblattpapier-Einzug ist mittlerweile Standard im Druckergeschäft. Der empfohlene Verkaufspreis des M-1724L liegt bei DM 1995,-.
'Epson’ stellte gleich zwei neue Drucker der LQ-Serie vor, den LQ-500 und LQ-850. Beide 24-Nadel Drucker bestechen durch die komfortable Verarbeitung von zusätzlichen Drucksachen. Ohne das Endlospapier aus dem Traktor zu entfernen, kann schnell ein Brief auf Einzelblatt gedruckt werden. Der LQ-500 ist laut Epson für den semiprofessionellen Einsatz konzipiert, der LQ-800 hingegen, zielt mehr auf den professionellen Bereich.
Eine Besonderheit präsentierte die japanische Firma ‘FUJITSU’ - den DL-5600 24-Nadel. Der Drucker kann mit einer Druckgeschwindigkeit im Draft-Betrieb von 486 Zeichen/sec. aufwarten, im NLQ-Betrieb immerhin 176 Zeichen/sec. und ist damit der schnellste seiner Art. Daß ein solcher Drucker natürlich nicht billig ist, versteht sich von selbst. Für das Standardgerät sind DM 6099,- zu veranschlagen, die Farbversion des Druckers schlägt mit DM 6498,- zu Buche. Im Vergleich zu anderen vergleichbaren Modellen, sind die Preise aber noch sehr günstig.
Fast doppelt so schnell ist der SBP-10 von ’Seikosha’. Er kann mit einer Druckgeschwindigkeit von 800 Zeichen/ sec. in Draft aufwarten, in NLQ bringt er es auf 200 Zeichen/sec., mit diesen Geschwindigkeiten läßt er jeden vergleichbaren Drucker auf der Sprinterstrecke hinter sich. Der SBP-10 ist mit 18 Nadeln ausgerüstet und arbeitet mit einer Druckwegoptimierung auch im Grafikausdruck. Mit 60 db(A) ist das Gerät für seine Geschwindigkeit erfreulich leise. Um den Ferrari unter den Matrix-Druckern zu erwerben, müssen aber DM 8550,- bezahlt werden.
Die Firma ’JUKI’ stellte gleich zwei Farb-Drucker vor, den JUKI 5510 und 5520. Beide Drucker arbeiten auf der Basis von 9-Nadeln. Das größere Modell 5520 druckt 180 Zeichen/sec. in Draf tund 30 Zeichen/sec. in NLQ. Beide Modelle besitzen einen eingebauten Traktor und haben einen geringen Geräuschpegel von unter 60 db(A). Der JUKI 5510 kostet DM 1349,-, der JUKI 5520 DM 1599,-. Damit sind beide Drucker, für einen Farbdrucker, äußerst preisgünstig.
Die Träume nach Schnelligkeit und gleichzeitigem hoch qualitativen Schriftbild werden, durch die immer billiger werdenden Laserdrucker, Wirklichkeit. Was bis noch vor kurzer Zeit als exklusive Computer-Peripherie galt, wird für professionelle, aber auch schon semiprofessionelle Nutzer immer erschwinglicher und bei der gewünschten Effizienz immer wichtiger. Mittlerweile bieten alle großen Druckerhersteller, neben den üblichen 9- und 24-Nadel-Druckern, solche Druckertypen an. Die Preise sind so weit herabgesetzt, daß sogar der private Anwender sich ein solches Gerät leisten kann. Eine Übersicht aller, auf der SYSTEMS vorge-stellten Geräte, würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen, aber die ausgefallensten Modelle, die auf der Messe zu sehen waren, wollen wir Ihnen nicht vorenthalten.
Kyocera-Electronics Europe, die europäische Tochtergesellschaft des japanischen Konzern Kyocera, stellte in München seine neue Laserdrucker-Palette vor. Das Unternehmen deckt mit den neuen Modellen F1000, F1200, F2200, F3000 und P-200 die gesamte Bandbreite vom Lowcost-System (F1000), bis zum Hochgeschwindigkeit und postscriptfähigen (P-2000) Laserdrucker ab.
Alle Drucker der F-Serie verfügen über mehrere feste Zeichensätze, Barcodes, verschiedene Druckeremulationen (7), eine 250 Blatt fassende Papierkassette und eine Auflösung von 300 x 300 Punkten.
Ferner verfügen alle Kyocera Laserdrucker über eine eigene Druckersprache (Prescribe), sowie einen internen Speicher, der die Ausgabe beschleunigt.
Zu einer ganz anderen Klasse gehört der, speziell für Desktop-Publishing konzipierte Laserdrucker, der P-2000. Die Zentraleinheit dieses Druckers umfaßt, neben dem Motorola Prozessor 68020 einen mathematischen Coprozessor, den MC 68881, der bei der internen Aufbereitung von Grafiken eine zusätzliche Geschwindigkeitssteigerung erreicht.
Aus dem Hause Brother war auch ein Laserdrucker zu sehen. Mit dem HL-8 LaserAs ist Brother auf dem modernen Markt der Laserdrucker vertreten. Der HL-8 LaserAs verfügt über eine Auflösung von 300 Punkten per Inch und kann mit einer maximalen Druckgeschwindigkeit von acht Seiten in der Minute drucken. Der Drucker wird mit verschiedenen Emulationen geliefert.
Während andere Hersteller neue Drucker vorgestellt haben, stellt OKI weitere Emulationen für den LASERLINE 6 zur Verfügung. Sie werden jetzt mit einer erweiterten Firmware angeboten. Die Verbesserungen umfassen die Ansteuerung eines zweiten Papierschachtes mit 550 Seiten, sowie die Unterstützung des IBM-Zeichensatzes.
Einen neuen Laserdrucker, der bis zu 17 Seiten in der Minute drucken kann, stellte Fujitsu vor. Der Drucker, der mit einem 2,5 MB RAM-Puffer versehen ist, wird mit einer Multiemulation geliefert, die dem Anwender eine problemlose Verarbeitung seiner Vorlagen erlaubt. Individuelle Schriftbilder erreicht der Laserdrucker RX 7300 E mit zahlreichen residenten Fonts.
von Schrifttypen hat der neue Laserdrucker von Panasonic eingebaut. Weitere Schriftbilder lassen sich softwaremäßig laden. Bemerkenswert sind seine Emulationsmöglichkeiten. Auf nicht weniger als fünf Standarddrucker, kann der Panasonic Laserdrucker eingestellt werden. Die Papierzufuhr erfolgt über zwei Kassetten für jeweils 250 Blatt. Das Problem der Geschwindigkeit löst der neue Laserdrucker souverän, mit einer Druckgeschwindigkeit von 11 Seiten pro Minute, bei einer Schreibqualität von 300 Punkten pro Zoll.
Auch abseits des ATARI Standes, war ein CD-ROM der Firma NEC ausgestellt. Die Speicherkapazität beträgt bei dem Gerät 540 MByte mit einer Gesamtblockanzahl von 270 mit jeweils 2048 Bytes pro Block. Die Datenübertragungsgeschwindigkeit ist maximal mit 5CC KByte pro Sekunde angegeben, durchschnittlich 150 KByte pro Sekunde. Der Lesefehler ist mit 10~12 sehr gering. Das CD-ROM ist mit einer SCSI-Schnittstelle ausgerüstet und somit auch für einen eventuellen Einsatz am ST geeignet. Es muß sich nur noch jemand finden, der es an den ST anschließt. Zusätzlich kann das Gerät an eine Audio-Anlage angeschlossen werden; somit kann das CD-ROM auch zum Abspielen handelsüblicher CD-Platten genutzt werden. Das Gerät ist nur in der Lage, bereits beschriebene CDs zu lesen, schreiben kann der CD-ROM noch nicht. Geräte, die auch schreiben können, werden nach Angaben von NEC Ende 1988 auslieferbar sein. Der Preis des NEC CD-ROMs soll unter 500, - Dollar liegen.