A-NET - ein preiswertes lokales Netzwerk für den Atari

Mit dem immer größeren Wunsch, Daten zentral zu erfassen und allgemein zugänglich zu machen, gewinnen Daten-Netzwerke immer mehr an Bedeutung. Es gibt für sie viele Konzepte, die alle.ihre Vor- und Nachteile haben. Prinzipiell kann man diese Netzwerke von ihrem Aufbau her in mehrere Gruppen einteilen. Zu diesen Gruppen gehört das sternförmige Netz, die „Party-Line“ und das ringförmige Netz. Abgesehen von diesen Grundformen, lassen sich natürlich auch einige sinnvolle Kombinationen zusammenstellen, um ein leistungsfähiges Netzwerk für bestimmte Anwendungen zu erhalten. Die gewählte Netzform ist meist abhängig von den räumlichen Standorten der Rechner.

Master-Slave

Ein relativ einfach zu realisierendes Verfahren ist das des Master und Slave. Ein Rechner in dem Netzwerk fungiert als Master und die anderen als Slave. Der Master hat die Aufgabe, das Netzwerk zu verwalten. Eine Anforderung eines Slave an den Master kann prinzipiell auf zwei Arten erfolgen. Die Erste nennt sich „Polling“. Der Master fragt der Reihe nach die angeschlossenen Slaves ab, ob sie bedient werden wollen. Die zweite Art läuft über „Interrupt“. Dabei meldet sich der Slave, wenn er eine Bedienung wünscht, über einen Interrupt bei dem Master. Wenn allerdings der Master mit einem anderen Rechner gerade kommuniziert, muß die Anforderung über eine getrennt Leitung erfolgen, da zur Zeit des Auftretens einer Anforderung Daten über das Netz ausgetauscht werden können.

Aufwendiger und wesentlich teurer sind Verfahren, in welchen jeder Teilnehmer am Netz mit der gleichen Berechtigung arbeitet. So kann (in einem gleichberechtigten Netz) jeder mit jedem kommunizieren.

A-NET

Die uns vorgestellte Version von A-NET benutzt den Aufbau des ringförmigen Netzes. Dazu bekommt jeder Teilnehmer eine kleine Box für den Netzwerkanschluß, die an die Midi-Schnittstelle angeschlossen wird. Die Verbindungen zwischen den Boxen stellt ein LWL (Licht-Wellen-Leiter) her. Diese moderne Technik erlaubt einen störungsfreien Betrieb des Netzes. Die Daten werden mit einer Übertragungsrate von 31250 Baud über das Netz ausgetauscht. Die maximale Länge des Lichtwellenleiters zwischen zwei Rechnern kann ohne Verstärker 40 Meter betragen. Das Netzwerk läßt sich wie ein weiteres Laufwerk mit der Kennung „N“ ansprechen. Durch die ringförmige Struktur des Netzes muß jede Interface-Box aktiv sein, damit das Netz arbeitet und somit der Ring geschlossen ist. Die Interface-Box wird entweder über den Joystick-Port oder ein externes Netzteil mit Spannung versorgt. Es empfiehlt sich aber die letztere Lösung, damit nicht jeder Rechner wegen der Spannungsversorgung der Interface-Box andauernd eingeschaltet sein muß. Denn ist auch nur eine Box inaktiv, ist der Ring nicht mehr geschlossen und der Datentransfer nicht mehr möglich.

In der Grundausstattung arbeitet der Master als reiner Fileserver, d. h. er dient zur reinen Verwaltung der Dateien und kann vom Anwender nicht direkt genutzt werden. Jeder Slave hat die Möglichkeit, über das Netzwerk mit der Partition „D“ des Masters zu arbeiten. Ihnen stehen alle Files und Daten auf dieser Partition zur Verfügung. In der jetzigen Version wird ein Slave erst vollständig abgearbeitet. Dies bedeutet, daß jeder Slave, der in dieser Zeit eine Anfrage an den Master startet, solange warten muß, bis der Master wieder frei ist. Jedoch wird dieses Manko in der nächsten Version des A-NET beseitigt sein. Dies wird durch eine Blockübertragung erreicht werden, die dann auch eine Blocksicherung der Daten zuläßt, obwohl es sich bis jetzt als nicht notwendig erwies. Mit dieser Maßnahme können Anforderungen, wie z. B. der Aufruf eines Directories oder das Lesen eines Datensatzes, ausgeführt werden, während ein Anderer gerade ein langes File lädt.

Weitere Probleme treten bei Datenverarbeitungsprogrammen auf, da sie für den Einsatz als „Stand alone“ konzipiert sind. Der Betrieb ist solange problemlos, solange nur einer mit einer Datei arbeitet. Wollen zwei Anwender die gleiche Datei bearbeiten, so gilt die zuletzt abgespeicherte Version. Daten die vorher bearbeitet wurden, sind verloren. Noch schwieriger wird es bei indexsequentiellen Dateien, da dann die Index Datei bei einer Einfügung eines Datensatzes neu organisiert wird. Dies kann dann zu Problemen führen, wenn eine zweite Person in diesem Datensatz weiterblättert. Auch hier werden in der neusten Version einige Verbesserungen eingebaut sein. Die Lösung lautet „File Locking“. Wird eine Datei bearbeitet, so ist der Zugriff anderer Rechner auf diese Daten unterbunden.

Bindings

Für den professionellen Einsatz von Datenverarbeitungsprogrammen stellt die Firma einige Bindings gegen Entgelt zur Verfügung. Die Bindings enthalten alle Routinen für eine indexsequentielle Dateiverwaltung im Multi-user-Betrieb. Die Bindings werden für alle gängigen Sprachen geliefert. Damit lassen sich Datenverarbeitungsprogramme im Multiuser-Betrieb entwickeln, die dann mit A-NET lauffähig sind.

Außerdem bekommt man noch 50 Runtime Lizenzen, um das mit diesen Routinen entwickelte Produkt verkaufen zu können. Für Fragen steht eine Flotline zur Verfügung, damit man sich nicht alle Haare ausrauft, wenn es mal zu Problemen kommt.

Utilities

Mit einem Drucker- und Spooler-Accessory lassen sich Daten problemlos über das Netzwerk ausdrucken. Um das Netzwerk wegen des langen Druckvorgangs nicht zu sehr zu blockieren, ist es ratsam, einen weiteren Druckerspooler im Master zu installieren. Dadurch stellt der Druckvorgang eine minimale Belastung für das Netzwerk dar.

Mit der Systemzeit bekommen alle Slavs eine Uhrzeit vom Master, die dann im Atari gesetzt wird.

Update

Die Firma DM Computer GmbH bietet einen Updateservice an, der jeden Käufer dieses Produktes auf den neusten Stand bringt. Die neueste Version wird voraussichtlich in ein bis zwei Monaten auf dem Markt erhältlich sein.

Dieses Netzwerk ist schon in mehreren Firmen installiert. Dabei zeigte sich ein sinnvolles Arbeiten mit maximal acht Teilnehmern, obwohl bis zu 255 Teilnehmer möglich wären. Mit den genannten Verbesserungen in der neusten Version wird sich die sinnvolle Teilnehmerzahl erhöhen.

Das Angebot

Das Komplettsystem beinhaltet Interfaces für ein Master und zwei Slaves, Software und dreimal fünf Meter Lichtwellenleiter und kostet DM 1450,-. Jedes weitere Interface für ein Slave mit Software und fünf Meter Lichtwellenleit er kostet DM 450,-. Es besteht auch die Möglichkeit, längere Lichtwellenleiter zu beziehen, wobei ein Meterpreis von DM 8,- zugrundeliegt. Ebenfalls sind externe Netzteile zum Preis von DM 35,- zu beziehen.

Als zusätzliche Software sind das Drucker- und Spooler-Accessory (lx pro Netz) für DM 450,-, sowie automatische Systemzeit für Dm 75,- erhältlich. Für die Programmierer gibt es die Bindings mit 50 Runtime Lizenzen für DM 4500, -.

DM Computer GmbH Durlacherstr. 39 7530 Pforzheim Tel. 07231/ 1 39 39 Telex 783 248


Sven Schüler
Aus: ST-Computer 10 / 1987, Seite 63

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