Der Tastatur auf die Sprünge helfen...

Bild 1

...ist das Motto von drei Hilfsprogrammen, die wir in diesem Test vorstellen möchten. Sie dienen zur Belegung der Tastatur mit Zeichenketten, die dann durch einen Tastendruck abgerufen werden können. Mancher Vielschreiber wird es sich gewünscht haben, häufig benötigte Phrasen mit einem Tastendruck im Griff zu haben.

Alle Produkte sind Desk-Accessories. Sie stehen somit in jeder GEM-Anwendung ständig zur Verfügung. Nach dem Booten wird eine Tastaturbelegung geladen und kann sofort benutzt werden. Wenn eine Taste oder Tastenkombination gedrückt wird, die mit einem String belegt ist, dann wird dieser String an das laufende Programm übergeben, als wären alle Zeichen von Hand eingetippt worden. Man kann z. B. den Standardtext „Mit freundlichen Grüßen“ auf die Tastenkombination Shift + Fl legen und durch Betätigen beider Tasten in der Textverarbeitung abrufen. Dieses Verfahren funktioniert bei Ist Word Plus hervorragend und dürfte auch bei anderen Textverarbeitungen keine Probleme bereiten. Leider arbeitet keines der drei programme mit der neuen Textverarbeitung SIGNUM zusammen. Soviel zu den Gemeinsamkeiten der Programme.

ALT - the alternative GEM Keyboard Expander

Die Funktion von „ALT“ beschränkt sich auf das eigentliche Ziel: Die Belegung der Tastatur mit Zeichenstrings. Belegt werden können die Tasten A-Z und 0-9. In Kombination mit der Alternate-Taste (daher auch der Name) kann über jede der genannten Tasten ein String abgerufen werden.

Die Anzahl der Zeichen je Taste ist auf 60 beschränkt. Dieser Wert kann um ein Vielfaches gesteigert werden, weil ALT als einziger der drei Testkandidaten die Aneinanderreihung des Textes von mehreren Tasten erlaubt. Dadurch können auch umfangreiche Formulierungen durch einen einzigen Tastendruck abgerufen werden. Ein Beispiel dafür ist der Briefkopf, der in Bild 1 auf die ’C’-Taste programmiert wurde. Die Telefonnummer auf der ’D’-Taste wird mit ausgegeben, weil am Ende des Textes von ’C’ die Zeichenkombination " ~ D" steht. Dadurch wird dem Programm mitgeteilt, daß an dieser Stelle zum Text von ’D’ verzweigt werden soll. Durch diese Verkettung kann der Text von beliebigen Tasten aneinandergereiht werden. Die Ausgabe in 1st Word (mit oder ohne Plus) würde bei Betätigung von Alternate und ’C’ so aussehen:

Heinz Dieter Mustermann
Unter der Brücke 13
0815 Wuseln
Tel. 4711

Ein mit „ALT“ erstellter String kann alle Steuerzeichen außer den zum Editieren benötigten Tasten enthalten. Um dennoch z. B. ein ’Return’ einschmuggeln zu können, sind Control-Sequenzen erlaubt (Control-M für Return). Dies wurde auch im oben beschriebenen Beispiel verwendet.

Es gibt zwei Wege ein Tastaturbelegung zu laden: Automatisch beim Booten oder manuell. Um „ALT“ mitzuteilen, welche Datei automatisch eingeladen werden soll, klickt man auf ’Autoexec’ (siehe Bild 1 links unten) und kann aus dem Fileselector eine Datei auswählen, die beim nächsten Bootvorgang geladen wird. Analog dazu funktioniert auch das Laden einer Datei während der Arbeit. In diesem Fall wird 'Resident’ (siehe Bild 1 links oben) angeklickt. Auch dann erscheint der Fileselector und die gewünschte Datei wird sofort geladen.

Die Tastaturbelegung kann auch gelöscht werden, um mit Programmen zu arbeiten, bei denen auch die Alternate-Tasten verwendet werden.

Das Handbuch ist in englischer Sprache, umfaßt acht Seiten und ist leicht verständlich. Der geübte GEM-Anwender wird es ohnehin nicht brauchen.

KEYCLICK

Mit diesem Programm können fast alle Tastenkombinationen belegt werden. Ausnahme sind auch hier wieder die Tasten, die zum Editieren des Textstrings benötigt werden. Insgesamt können 50 Tasten mit jeweils 60 Zeichen belegt werden. Die zu belegende Tastenkombination wird gedrückt, und dann kann der gewünschte Text eingegeben werden. Da das Fenster (siehe Bild 2) nur durch den Schließknopf verlassen werden kann, ist auch Return als Texteingabe zulässig.

Ein sehr nützliches Detail ist die Freigabe einzelner Tasten. Wenn man aus Versehen eine Taste belegt hat, die als Steuercode von einem Programm benutzt wird, kann diese wieder freigegeben werden. Leider kann dabei der Text nur gelöscht und nicht auf eine andere Taste kopiert werden.

Ein kleiner Nachteil sind die Speicherfunktionen von „Keyklick“. Die Tastaturbelegung wird immer unter dem gleichen Namen gespeichert bzw. geladen. Trotzdem ist es möglich, mit mehreren Tastaturbelegungen zu arbeiten, da immer das aktuelle Laufwerk und der aktuelle Ordner verwendet werden. Eine elegantere Lösung wäre auch hier der Fileselector von GEM.

"Keyclick“ bietet noch zwei zusätzliche Optionen. Wenn man das Drucker- bzw. Telefonhörericon anklickt, kann man die Parameter für den Drucker und die serielle Schnittstelle einstellen. Dies geschieht mit zwei Dialogboxen, die denen des Kontrollfeldes bzw. des VT-52 Emulators zum Verwechseln ähnlich sehen.

Die Bedienungsanleitung ist in deutscher Sprache geschrieben. Auf sieben Seiten werden alle Funktionen anhand von Hardcopies und Beispielen erklärt. Wie auch bei den beiden anderen Programmen beträgt die Einarbeitungszeit für einen geübten Benutzer weniger als eine halbe Stunde.

USERKEY

Bei „USERKEY“ handelt es sich um das Multitalent unter den drei getesteten Programmen. Es stellt die meisten zusätzlichen Funktionen bereit. Man könnte fast vergessen, daß es sich eigentlich 'nur' um ein Utility zum Belegen der Funktionstasten handelt. Aber auch in dieser Disziplin ist bei USERKEY Vielfalt angesagt. Die Funktionstasten können in drei umschaltbaren Ebenen belegt werden. Auf eine Taste kann ein Text von maximal 80 Zeichen gelegt werden. Dies wird dadurch eingeschränkt, daß jede Ebene nur insgesamt 280 Zeichen enthalten kann. Bei der Eingabe von Texten können beliebige Steuerzeichen eingegeben werden. Dies ist möglich, weil „USERKEY“ die Eingabe in hexadezimalem Format zuläßt.

Die Belegung der Funktionstasten wird auf Wunsch ständig in einem Fenster angezeigt. wobei der Inhalt als acht Zeichen langes Kürzel dargestellt wird. Das Design hat starke Ähnlichkeit mit 1st Word (siehe Bild 3).

Bei Programmen, die sehr intensiv über die Funktionstasten bedient werden, kann es mit „USERKEY“ zu Schwierigkeiten kommen. Nur die Funktionstasten können direkt oder kombiniert mit der Alternate-Taste belegt werden. Im Test gab es dadurch edoch keine Probleme.

Bild 4 zeigt das Hauptmenü von „USERKEY“. Wie man sieht, sind neben den Funktionen zur Steuerung der Tastaturbelegung (linke Spalte) noch fünf zusätzliche Funktionen vorhanden (rechte Spalte).

Die Option „Datei anzeigen“ dient zur Ausgabe einer Textdatei mit Zeilennummern auf dem Bildschirm. Dies geschieht wesentlich schneller als aus dem Desktop. Die Zeile, mit der die Ausgabe beginnen soll, kann vorher angegeben werden.

Mit „Spooler Optionen“ kann der eingebaute Druckerspooler konfiguriert werden. Bild 5 zeigt die dazugehörige Dialogbox. Der Spooler ist für alle Druckausgaben außer Hardcopies aktiv. Er hat eine Größe von 20 KByte und ist abschaltbar. Besitzer eines EPSON FX-80 können Dateien, die deutsche Umlaute enthalten, bei eingeschalteter Option „Umlautaustausch“ richtig ausdrucken. Dies funktioniert jedoch nur mit der eingebauten Funktion „Datei ausdrucken“, die auch wahlweise auf jede Seite eine Kopfzeile mit Dateiname, Datum und Seitennummer druckt.

Um den Benutzern von 1st Word (ohne Plus) das Leben zu erleichtern, gibt es die Funktion „1ST_PRNT Treiber“, die es erlaubt, einen neuen Druckertreiber zu installieren, ohne die Textverarbeitung zu verlassen.

Last not Least gibt es noch eine Uhr, die aus dem Tastaturchip gelesen wird. Uhrzeit und Datum können gestellt werden; wer will, kann sich die Uhrzeit rechts oben in der Bildschirmecke ständig anzeigen lassen. In der Dialogbox zum Einstellen von Zeit und Datum wird nebenbei noch der freie Speicher angezeigt.

Entsprechend des Funktionsumfanges fällt auch das Handbuch von USERKEY umfangreicher aus. Die deutsche Anleitung beschreibt leicht verständlich und präzise die Bedienung des Programms.

Bild 5

Zusammenfassung

Jedes einzelne der getesteten Programme arbeitet zuverlässig: Im Verlauf des Tests blieb der Bildschirm „bombenfrei“. Alle Programme funktionierten am besten mit 1st Word (mit und ohne Plus). Auch bei vielen anderen Anwendungen traten keine Schwierigkeiten auf.

Wer also „Sehr geehrte Damen und Herren“ nicht mehr von Hand schreiben möchte, der sollte sich eines dieser Programme zulegen.

Bezugsadressen:

Keyclick:

ATC Software & Computer
Kalvarienbergstr. 34
3540 Prüm/Eifel
Preis 89,- DM

USERKEY:

Pahlen & Krauss Software
Kolonnenstr. 28 1000 Berlin 68
Preis 69,- DM



Aus: ST-Computer 05 / 1987, Seite 60

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