Muß es unbedingt ein Monitor sein?

Bild 1: Prinzipieller Signalverlauf im Fernsehgerät

Hierzulande wurden rund 95 Prozent aller ST-Systeme mit monochromem Monitor ausgeliefert. Doch für einige Anwendungen ist ein Farbmonitor unverzichtbar, man denke etwa an Farbgrafik-und Spielprogramme. Doch muß es unbedingt ein Monitor sein? Wir testeten zwei Farbfernsehgeräte auf ihre Verträglichkeit mit dem ST.

Früher hatte man vor allem im Home-Computer-Bereich die Rechner mit einem HF-Modulator versehen, so daß sie über die Antennenbuchse an jedes gewöhnliche Fernsehgerät angeschlossen werden konnten. Auch beim Atari 520 ST/M wurde ein solcher Modulator eingebaut. Computermonitore dagegen werden nicht über die HF-Leitung mit dem Rechner verbunden, sondern direkt. Doch was heißt direkt? Wo und wie bekommt man das Rechnerbild auf die Mattscheibe?

Dazu ein kleiner Überblick über die verschiedenen Signalformen:

Das 'normale’ HF-Signal entspricht dem Signal, das eine gewöhnliche Fernsehantenne liefert; es wird also von jedem Fernseher verstanden. Dieses HF-Signal (hochfrequent) wird erzeugt, indem man das Composite-Video-Signal (FBAS) auf eine Trägerwelle moduliert, die es ermöglicht, das Signal durch die weite Welt zu übertragen. Im Fernsehgerät wird das HF-Signal wieder demoduliert, und das eigentliche FBAS-Signal kommt wieder zum Vorschein.

Bei einigen Fernsehern kann man dieses FBAS-Signal direkt einspeisen und umgeht so die Umformung auf das Antennensignal und zurück. Das Resultat ist eine deutlich verbesserte Bildqualität. Das Non-Plus-Ultra der Signalübertragung ist aber das sogenannte RGB-Signal; RGB steht für Rot-Grün-Blau: Da sich ein Farbbild durch drei Grundfarben darstellen läßt, wird beim Fernsehgerät jeder Farbton durch Mischung dieser drei Farben erzeugt. Im FBAS-Signal sind sie auch enthalten, und zwar in einem einzigen Signal, in dem sie durch bestimmte Impulsformen gemischt wurden. Was liegt näher, als die Einzelinformationen der drei Farben durch drei Leitungen zu übertragen? Man spart zusätzlich die Umformung in ein FBAS-Signal, die Qualität wird also nicht beeinträchtigt.

Bild 2: Scart-Buchse mit Scart-Kabel

Bei einem Computermonitor, wie er für den ST erhältlich ist, wird das Rechnerbild als RGB-Signal übertragen. Doch auch bei Fernsehgeräten, die im Prinzip ja auch nur Monitore mit zusätzlichem Empfangsteil sind, läßt sich das RGB-Signal direkt einspeisen, und zwar über die SCART-Buchse. Dazu genügt ein einfaches Kabel, das bei jedem Fachhändler zu beziehen sein sollte.

In der Zeichnung sind die verschiedenen Signalwege schematisch dargestellt. Jeder Kasten steht für eine Umwandlung, in der jedesmal ein Qualitätsverlust auftritt. Speist man ein RGB-Signal ein, spart man zwei Umwandlungen bzw. Rückwandlungen im Fernsehgerät. Hinzu kommen die eingesparten Qualitätsverluste im Rechner, der das eigentliche RGB-Signal, das der Videochip liefert, zuerst in ein FBAS- und dann in ein HF-Signal umwandeln muß.

Doch nun zur Praxis:

Bild 3: Testbild mit den verschiedenen Feldern

Beide Testgeräte, die willkürlich aus der Unzahl von Fernsehern ausgesucht wurden, erreichten über den SCART-Anschluß (Europa-Norm) erstaunlicherweise eine sehr gute Bildqualität.

Bei beiden Testgeräten war das Bild besser als beim THOMSON-RGB-Farbmonitor. In Sachen Brillanz und Kontrast sowie bei der Bildverzerrung im Randbereich konnten beide Fernseher besser bewertet werden als der oben genannte Monitor. Grundlage für die Qualitätsbeurteilung war ein Testbild, das von Ralf Bager, einem unserer Mitarbeiter, für diesen Zweck erstellt wurde. Will man alle 512 möglichen Farben unterscheidbar darstellen, ist ein genauer Abgleich unerläßlich. In den oberen acht Feldern werden die verschiedenen Graustufen abgebildet. Sie dienen zur Helligkeits-, Kontrast- und Graubalanceeinstellung. Helligkeit und Kontrast müssen so geregelt werden, daß das erste Feld weiß und das letzte Feld schwarz erscheint. Dazwischen muß sich eine verlaufende Graduierung ergeben. Die nächsten acht Felder dienen zur Einstellung der Farbsättigung; weitere Felder geben Information über die Wiedergabeschärfe des Sichtgerätes. Die letzten Felder schließlich beweisen noch einmal die getrennte Übertragung von Rot, Grün und Blau Signalen.

Dieses Testbild ist übrigens auf der Public-Domain-Diskette 46 enthalten.

Die Testgeräte

Bild 4: Testbild am Sony KU-27 XSD

Bei der Auswahl der Testgeräte entschieden wir uns für ein großes und ein kleines Modell. Die Wahl der Fabrikate war rein zufällig, sie stellt keine Vorauswahl dar!

Das erste Testgerät, ein Sony KV-27 XSD mit einer Bilddiagonalen von ca. 64 cm, erbrachte ein wesentlich besseres Bild als der TPfOMSON Monitor. Trotzdem ist es wegen seiner Abmassung nicht für die Textdarstellung geeignet.

Ein Vorteil dieses Fernsehers ist die Soundqualität: mit einer Ausgangsleistung von 3*10 W Musikleistung wirken die Töne, die aus dem Rechner kommen, sehr eindrucksvoll. Ein Bastler kann sogar durch einen kleinen Eingriff im Computer die drei Soundkanäle auf die zwei Tonkanäle des Fernsehers aufteilen.

Das zweite Gerät, ein Grundig P40-242/90, erbrachte eine ähnlich gute Qualität. Mit einer Bilddiagonalen von 40 cm ist dieser Fernseher wohl eher als Monitorersatz geeignet. Auf den Testbildern sieht man deutlich, daß beide Fernsehgeräte bessere Qualität erbringen als ein spezieller Computermonitor dieser Preisklasse.

Bild 5: Testbild am Thompson Monitor

Unsere Empfehlung:

Haben Sie schon einen Fernseher mit SCART-Eingang? Seien Sie froh und schließen Sie dieses Gerät an Ihren Rechner an.

Spielen Sie mit dem Gedanken sich einen Farbmonitor zu kaufen, dann überlegen Sie, ob Sie sich nicht besser ein Fernsehgerät zulegen. Der Preis eines kleinen Gerätes liegt etwa bei 900 bis 1.100 DM. Im Preis gibt es also keinen großen Unterschied zu einem speziellen Monitor. Und nebenbei kann man noch sämtliche Fernsehprogramme anschauen - immerhin ein hübscher Nebeneffekt, oder?

Bild 6: Testbild am Grundig P40-242/90


Aus: ST-Computer 05 / 1987, Seite 72

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