GFA-DRAFT

CAD-Programme haben zur Zeit Hochkonjunktur auf dem ATARI ST. Ständig erscheinen neue auf dem Markt, so daß dieser immer unübersichtlicher wird. Auch die durch Ihr hervorragendes Basic bekannte Firma GfA-Systemtechnik, hat ein solches Programm entwickelt, daß besonders durch seinen niedrigen Preis von DM 298, - auffällt. CAD-Programme kosten normalerweise erheblich mehr - was kann man also von GFA-DRAFT erwarten.

GFA-DRAFT arbeitet mit der Fenster- und Menütechnik, fast alle Befehle werden mit der Maus abgesetzt. Diese nimmt somit die Funktion eines Grafiktabletts ein, wie es bei professionellen Anlagen eingesetzt wird. Durch die ständig angezeigten Koordinatenangaben (mm oder Zoll) wird dieses präzise, aber teuere Eingabegerät sehr gut ersetzt. Die Koordinaten können absolut oder relativ zum letzten Punkt angegeben werden. Sie können aber auch die Länge der Linie anzeigen, was besonders bei schrägen Linien sehr wichtig sit. Waagrechte und senkrechte Bewegungen lassen sich neben der Maus auch mit den Cursortasten ausführen, dabei sind große Sprünge ebenso möglich wie ein pixelweises Weiterrücken des Cursors. Der Cursor ist in der Grundeinstellung als großes Kreuz ausgeführt, dadurch lassen sich auch hiermit gut Waagrechte und Horizontale ziehen.

Der Zeichenbereich umfaßt normalerweise 658 x 658 mm, durch eine einfache Maßstabsänderung kann er jedoch in weiten Bereichen variiert werden. Der sichtbare Bildausschnitt beträgt meist nur einen Teil des Gesamten, aber auch er kann ’gezoomt’ werden um einen Überblick zu erhalten oder um Details zu bearbeiten.

Der Bildausschnitt wird mit den bekannten Scrollbalken über den Zeichenbereich geführt, wobei die Balken jedoch keinen guten Anhalt über die Lage geben.

Neben den Standardelementen Linien, Kreis, Kreissegment, Ellipse und Rechteck sind noch weitere nützliche Konstruktionsbefehle vorhanden:

Bild 1: Architekturanwendung

Eine der zeitaufwendigsten Zeichenarbeiten ist normalerweise das Schraffieren von Flächen. Auch diese Arbeit kann sauber und schnell vom Computer erledigt werden. Die Funktionen von GFA-DRAFT sind dazu sehr komfortabel. Nachdem eine Linie des gewünschten Körpers angewählt wurde, wird überprüft, ob die Linie zu einem völlig geschlossenen Gebilde gehört. Falls dies der Fall ist, wird die Umrißlinie hervorgehoben. Wenn nicht der richtige Körper getroffen wurde, kann die Suche auch fortgeführt werden.

Eine weitere aufwendige Arbeit ist das Bemaßen der Zeichnung, das jetzt jedoch sehr schnell geht. Dazu werden die beiden Linien angeklickt und schon erscheint die Bemaßungslinie mit Pfeilspitzen. Ein weiterer Tastendruck läßt dann sogar automatisch die Maßzahl erscheinen. Wenn die Linien nicht parallel sind, dann wird ein Radiusbogen mit der entsprechenden Winkelangabe gezogen.

Das Beschriften einer Zeichnung kann mit zwei Zeichensätzen und in vier Richtungen erfolgen. Sie kann auch gespiegelt werden falls ein Platinenlayout angefertigt wird. Die sieben Schriftgrößen sind nicht unbedingt normgerecht, denn die Größe wird immer verdoppelt.

Neben dem Bildausschnitt kann ein weiterer Bereich als FENSTER definiert werden. Darauf sind dann vielfältige Operationen anwendbar:

Die Elemente des Fensters können aber auch als SYMBOL abgespeichert werden. Es ist dann für spätere Zeichnungen in beliebiger Anzahl verfügbar. Die Funktionstasten können sogar mit diesen Symbolen belegt werden.

Hervorzuheben sind auch die Löschfunktionen: Sie erlauben zum Einen das Entfernen der Elemente in umgekehrter Reihenfolge (das Letzte wird zuerst gelöscht). Außerdem ist es möglich das Element zu löschen, welches dem Fadenkreuz am nähesten liegt. Mit UNDO kann der letzte Vorgang rückgängig gemacht werden.

Das Ausgabemedium für ein CAD-Programm ist natürlich ein Plotter (20 Plottertreiber werden mitgeliefert). Die meisten Anwender von GFA-DRAFT werden jedoch nur einen Matrixdrucker zur Verfügung haben. Deshalb sind auch einige Treiber dafür auf der Diskette (9 und 24 Nadeln). Wessen Drucker oder Plotter nicht angepaßt ist, der kann sich einen eigenen Treiber schreiben. Im Handbuch wird das Vorgehen jedoch mit keinem Wort erwähnt und auch das dokumentierte Beispiel trägt nicht viel zum Verständnis bei. Auf einem NEC P6 ist ein guter, millimetergenauer Ausdruck möglich, auf einem SHINWA CP 80 ist es dagegen noch nicht gelungen.

Da der maßstabsgerechte Ausdruck einer der wichtigsten Punkte ist, sollte man sich vor dem Kauf über die Einsatzmöglichkeit des eigenen Geräts genauestem informieren.

Bild 2: Konstruktionsanwendung

Arbeiten mit GFA-DRAFT

GFA-DRAFT arbeitet mit der Menütechnik, die als sehr anwenderfreundlich gilt. In diesem Fall ist sie jedoch etwas unglücklich angelegt. Die Funktionen sind teilweise nur schwer zu finden, was auch an der Aufteilung in zwei Menüleisten liegt, zwischen denen hin- und hergeschaltet werden muß.

Die Linienbreite und -art wird über zwei Menüeinträge aufgerufen, obwohl beides meistens zusammenhängt. Unpraktisch ist auch, daß die aktuelle Breite und Art nicht angezeigt wird.

Allgemein ist das System etwas schwerfällig, wenn man eine Einstellung verändern will. Ein besserer Menüaufbau oder ein einziges Auswahlmenü wie z. B. bei DEGAS, wären meiner Meinung nach besser gewesen.

Während des Tests traten vereinzelt Fehlfunktionen auf, die jedoch mit der hervorragenden Löschfunktion schnell behoben waren. Bei den FENSTER-Operationen kann es leicht passieren, daß der Inhalt verschwindet. Meistens kommt er nach UNDO wieder zurück, wobei er jedoch innerhalb der Zeichnung auftaucht.

Das Handbuch beschreibt manche Funktionen zu kurz und ungenau, so daß man oft erst durch längeres Probieren zum Ziel gelangt. Doch gerade die Hauptanwendergruppe von GFA-DRAFT, die CAD-Einsteiger, werden dadurch unnötig frustriert.

Der Bildschirmaufbau ist im allgemeinen sehr schnell, auch beim Verschieben und Zoomen muß nicht lange gewartet werden. Dies ändert sich drastisch, wenn die Linien in ihrer richtigen Dicke dargestellt werden sollen, der Aufbau läßt nun gehörig auf sich warten. Man wird diese Funktion deshalb schnell wieder abstellen, zumal Linien dabei nur schlecht angepeilt werden können.

Um beim Entwerfen von Grundrissen oder beim Gestalten von Platinenlayouts die Deckungsgleichheit zu gewährleisten, gibt es die Möglichkeit bis zu neun Ebenen übereinander darzustellen. Die Ebenen können auch überlagert ausgedruckt werden.

GFA-DRAFT ist ein durchaus brauchbares CAD-Programm, mit dem maßstabsgetreue Zeichnungen erstellt und ausgegeben werden können. Einige Funktionen sind sehr gut und komfortable, andere dagegen eher gewöhnungsbedürftig und umständlich. Zumindest CAD-Einsteiger, die bei dem günstigen Preis sicherlich die Hauptzielgruppe sind, werden an manchen Stellen ihre Schwierigkeiten haben.

GFA-DRAFT wird mit einem 140-seitigen Handbuch in einem attraktiven Schuber ausgeliefert. Ein Konverter um MICA-Dateien zu übernehmen ist auch enthalten. Der Preis ist angesichts der gebotenen Leistung, unter Berücksichtigung der beschriebenen Einschränkungen, und im Vergleich zu anderen CAD-Programmen durchaus angemessen. (MN)

Bild 3: Ausdruck auf dem NEC P6


Aus: ST-Computer 02 / 1987, Seite 92

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