Ein Tag bei der GFA Systemtechnik in Düsseldorf

...Sonntag, 14. Dezember '86, dritter Advent - wir besuchten die GFA Systemtechnik, nicht nur um die neuesten Produkte dieser noch jungen Softwareabteilung zu testen, sondern auch, um ein spannendes Handballspiel live mit zu verfolgen und den Sieger des GFA-Preisausschreibens sowie dessen Programm kennenzulernen.

Die GFA Systemtechnik in Düsseldorf ist eine Zweigniederlassung der GFA in Kiel, welche sich erfolgreich mit Prozeßsteuerung und Automation beschäftigt. Die Düsseldorfer Abteilung befaßt sich vor allem mit der Entwicklung und dem Vertrieb von Software und sollte, nach der rasanten Einführung des GFA BASICs, jedem ATARI ST Anwender ein Begriff sein.

Vor allem zwei Namen prägen das Bild dieser Abteilung, Rolf Hilchner, der sich um einen reibungslosen Geschäftsbetrieb im weitesten Sinne kümmert, und Frank Ostrowski, der Schöpfer des GFA BASIC-Interpreters und des neuen Compilers. Ferner stammen die Programme GFA Vektor (ein Programm zum Erstellen dreidimensionaler Objekte) und GFA Draft (ein CAD Programm mit außergewöhnlichen Eigenschaften) aus dem Hause GFA. Auf den Compiler und das GFA Draft werden wir später ausführlich eingehen.

Computer und Sport

Herr Hilchner, der auch vier Semester Sport studiert hat, bemüht sich nicht nur um gute Softwareprodukte, sondern zeigt auch Interesse am Handballspiel. So sponsert er seit geraumer Zeit den Handball Verbandsligisten TUS Reuschenberg. Wir durften beim Spiel um den zweiten Tabellenplatz in der Hammfeldhalle zwischen TUS Reuschenberg und dem SV Neukirchen mit dabei sein. Erfreulicherweise siegte die "Hilcherische Mannschaft" mit 24:21 Toren, trotz der anfänglichen Führung des SV Neukirchen. Die Mannschaft des TUS Reuschenberg ist mir ihren Trikots samt Firmen-Emblem der GFA Systemtechnik und ihrem Sponsor, Herrn Hilchner (ganz rechts) auf Bild 2 zu sehen.

Die besten GFA BASIC Programme

Aber nicht nur Sportliches wurde präsentiert, sondern auch der Sieger des GFA-Preisausschreibens für das beste GFA Basic-Programm. Sieger ist der 23jährige Frank Woher, der zur Zeit an der Fachhochschule Dortmund Technische Informatik studiert. Für sein Programm Movie Star erhielt er DM 5000,- (Bild 3). Mit seinem 27 KByte langen Programm lassen sich auf einfache Weise Objekte erstellen, die man sich anschließend in rascher Bildfolge, quasi als Film, auf dem Bildschirm ansehen kann. Dabei ist es nicht erforderlich für jedes Bild des Films ein neues Objekt zu entwerfen, vielmehr stehen dem Anwender viele Effekte zur Verfügung, um ein einmal entworfenes Objekt zu verändern, so daß ein Film, d. h. eine Bewegung entsteht. Hat man z. B. als Objekt einen Würfel entworfen, so kann dieser Würfel nun rotiert, verkleinert oder einfach über den Bildschirm bewegt werden, indem lediglich Start- und Endpunkt bzw. der Drehwinkel festgelegt wird. Im Film werden dann alle Bewegungen (Zwischenbilder) des Würfels zwischen Start- und Endpunkt vom Rechner berechnet, so daß die Objektveränderung als gleitende Bewegung erscheint. Das gesamte Programm läßt sich mit der Maus bedienen.

Das zweitbeste Programm ist ein Spiel mit dem Namen The River of no Return, das mit DM 1000,- honoriert wurde. Bei diesem Spiel muß ein Motorboot sicher durch einen Flußlauf gesteuert werden, der mit verschiedenen Hindernissen versehen ist. Je länger man sein Boot durch den Fluß steuert, desto schwieriger wird das Spiel und desto mehr Punkte kann man erzielen.

Schließlich ist die Mühe für das drittbeste Programm, einen Segelflug-Simulator, mit DM 500, - belohnt worden. Dabei handelt es sich um einen Blindflug-Simulator, bei dem mit diversen Instrumenten und einem künstlichen Horizont geflogen werden muß. Nach einem erfolgreichen Streckenflug mit zuvor gewählten Wendepunkten oder einer Bruchlandung erfolgt eine grafische Auswertung des Fluges.

Alle drei Programme werden von der GFA-Systemtechnik auf einer Diskette für unter 80 DM verkauft.

Was die Zukunft bringen wird...

Frank Ostrowski wird sich nach einem Jahr intensivster Programmierarbeit (GFA-BASIC und -Compiler) dem Bücherschreiben widmen und dort sein Wissen bekannt geben. Außerdem wird unter seiner Regie ein sehr schneller GFA Assembler für den ATARI ST entstehen, der im März auf der CeBit in Hannover vorgestellt werden soll. Man darf gespannt sein! Aber auch Herr Hilchner schmiedet Pläne, um das GFA BASIC zu einer Art Weltstandard zu machen. So wird es das GFA BASIC im Juni '87 auch für die IBM AT Rechner geben. An dieser Stelle sei erwähnt, daß das GFA BASIC für den ST schon längst über unsere Grenze hinaus verbreitet und bekannt ist. Mittlerweile gibt's das GFA BASIC auf fast allen Kontinenten der Welt außer dem Ostblock, Asien und Afrika. Allein in Deutschland sind bisher ca. 15 000 Stück verkauft worden und das, obwohl kein Kopierschutz vorhanden ist! Zur Frage nach einem Kopierschutz meint Herr Hilchner, daß ein professionelles Arbeiten (z. B. mit einer Festplatte) generell nur möglich ist, wenn kein Kopierschutz vorhanden ist. Da hilft auch keine einmalige Sicherheitskopie etc. Man könne schließlich nicht erwarten, daß ein Kunde, nach Zerstörung der Original-Diskette, Tage oder Wochen auf Ersatz wartet. Aus diesem Grund wird es auch in Zukunft bei allen Produkten aus dem Hause GFA kein Kopierschutz geben, natürlich mit der Hoffnung verbunden, daß der Anwender über Raubkopien und deren negativen Folgen vernünftig zu denken lernt.

GFA BASIC mit hoher Genauigkeit

Daß der GFA BASIC Interpreter für den ATARI ST zu den schnellsten überhaupt gehört, ist wohl unbestritten. Die hohe Geschwindigkeit ist aber unter anderem darauf zurückzuführen, daß der Interpreter keine Variablen mit doppelter Rechengenauigkeit (double-precision) kennt. Die 11-stellige Genauigkeit des GFA BASIC Interpreters kann für manche Anwendungen nicht ausreichend sein. Da nützt auch die hohe Geschwindigkeit nichts mehr. Doch mit der Einführung eines sogenannten Floating-Point Coprozessors, dem MC 68881 für binäre Fließkomma-Arithmetik, werden alle Berechnungen extrem beschleunigt. Einen solchen Hardware-Zusatz wird es z. B. von der Firma Lischka Datentechnik geben. Damit ein solcher Coprozessor auch in BASIC voll ausgenutzt werden kann, wird es ein neues, speziell für diesen Coprozessor überarbeitetes GFA BASIC geben. Natürlich wird dieses schnelle BASIC mit einer hohen Genauigkeit (mind. 19 Stellen) versehen sein. Das neue GFA BASIC mit Floating-Point Unterstützung wird es kurz nach dem Erscheinen mit der erforderlichen Hardware-Erweiterung zum Preis von ca. 249 DM geben.

Fehler im GFA BASIC V2.0

Obwohl sehr viele Anwender mit dem GFA BASIC Interpreter (V 2.0) arbeiten, sind ein paar kleine Fehler des Interpreters übersehen worden. Dies ist nicht weiter verwunderlich, da Fehler nur bei den folgenden Befehlen unter ganz bestimmten Voraussetzungen auftreten:

Um diese sieben Fehler zu beseitigen, brauchen Sie nur das kleine GFA BASIC-Listing "Patch Version 2.0" abzutippen und zu starten. Anschließend wird Ihre Original GFA-BASIC-Inter-preter-(V2.0) Diskette automatisch verbessert, so daß die genannten Fehler nicht mehr auftreten. Bevor Sie das Programm starten sollten Sie eine Sicherheitskopie der Original Diskette anfertigen, damit im Falle eines Tippfehlers die Daten nicht zerstört werden.

Wir begrüßen es, daß die Firma GFA Systemtechnik, Fehler, die wohl in jedem längeren und vor allem so komplexen Programm enthalten sind, bekannt gibt, und gleichzeitig für deren Beseitigung sorgt.

(UB)



Aus: ST-Computer 02 / 1987, Seite 111

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