Programmierwettbewerb: 23 * Musik auf und aus dem ST

Der Computer als Musikinstrument: Wir baten unsere Leser, Programme für diesen Anwendungsbereich zu schreiben. Christian Schormann berichtet über die Auswertung des Wettbewerbs und stellt die drei besten Programme vor.

Es ist vollbracht!

Die 23 eingesandten Musikprogramme, die an unserem Wettbewerb zur Kür des besten User-Musikprogramms teilnahmen, sind angesehen, angehört und beurteilt. Die Waage in der Hand unseres Testers neigte sich zwar manchmal zur einen, manchmal zur anderen Seite, doch konnten wir uns über das recht hohe Niveau der vorliegenden Programme freuen. Zum Beispiel verzichtete kaum einer der Programmierer, die ihre Programme nicht in einer Basic-Version geschrieben hatten, auf die Mitlieferung eines im Hintergrund per Interrupt ablaufenden Abspielprogramms. Und was die Mühe angeht: Einer der Teilnehmer schrieb sogar ein Demo-Programm, in dem zu den mit dem Musikprogramm 'aufgenommenen' Klängen ein ganzer Comic-Trickfilm abläuft. Wenn das kein Einsatz ist...

Aber zuerst ein wenig unvermeidliche Statistik, um die Spannung zu erhöhen, bevor wir den roten Teppich ausrollen und das Siegertreppchen aufbauen, während die (natürlich mit dem Siegerprogramm geschriebene und abgespielte) Hymne für den Sieger erklingt. Dreiundzwanzig Programme sind eingegangen. Von ihnen war der größte Teil in ST-Basic geschrieben. Diesen zehn Programmierern müssen wir größte Hochachtung zollen, denn es ist wirklich erstaunlich, was die meisten von ihnen auf diese Weise erreicht haben. Auch die Mühe, die für diese Programme aufgebracht wurde, ist mehr als bemerkenswert: Da wurden Listings in Ermangelung eines Druckers per Hand geschrieben, die ST-Basic-Programme funktionierten fast noch konsequenter mausgesteuert als ihre in C, Pascal, GfA-Basic, Assembler oder Modula geschriebene Konkurrenz. Eines der Programme hat sogar eine eigene Menüleistensteuerung im Output-Fenster, um den Komfort eines Programms zu erreichen, das in einer Sprache mit voller GEM-Anbin-dung geschrieben wurde. Diese Menüleistensteuerung in Basic funktioniert erstaunlich schnell, etwa so schnell wie die Menüleisten des Amiga. Dennoch ist das große Manko dieser Programme die Sprache, in der sie entstanden. Ein vernünftiger Bedienungskomfort läßt sich in ST-Basic einfach nicht programmieren. Trotzdem finden wir die Leistungen dieser Teilnehmer wirklich toll und die Bewertung sämtlicher Programme wäre sicherlich noch viel schwieriger gewesen, hätten diese Programmierer ihre Phantasie in einer professioneller anwendbaren Sprache formuliert.

Fünf Programme wurden in GfA-Basic programmiert. Vier Teilnehmer wählten die Sprache C, zwei Einsender schrieben in Assembler.

Je eines der eingesandten Programme ist in Pascal und Modula-2 geschrieben.

Ein Blick auf die Bewertung und ihre Kriterien: Auf die übliche Aufstellung von Punkttabellen für die verschiedenen Features der Programme haben wir bewußt verzichtet. Warum? Die Programme sind zum Teil sehr ähnlich, zum Teil aber auch sehr unterschiedlich konzipiert, und zwar nicht nur in einigen speziellen Features. Ein Programm, das sein Hauptaugenmerk auf die Ausnutzung des Soundchips richtet, eines, dessen Möglichkeiten im wesentlichen auf dem Gebiet der Darstellung von Musik liegen, und ein Programm aus dem Gebiet der Musikerziehung lassen sich mit Hilfe einer Punktwertung nicht vergleichen. Zuerst war mir die Benutzbarkeit eines Programmes wichtig. Dazu gehört außer der leichten Bedienbarkeit, am besten ohne Studium einer aufwendigen Anleitung (was nicht zwangsweise die Benutzung von GEM bedeutet - wir sind sicher, man könnte auch ohne), eine ansprechende optische Gestaltung. Zur Benutzbarkeit gehören außerdem Betriebssicherheit und Genauigkeit in der Reaktion auf Benutzereingaben. Diese Punkte waren leider besonders bei den Basic-Programmen (auch GfA) zu bemängeln. Für die weitere Bewertung waren uns die Qualität der optischen Darstellung eingegebener Musik (sofern das Programm sie erlaubte), die musikalischen und klanglichen Fähigkeiten der Programme wichtig. Die Gewichte dieser Bereiche mußten sich zwangsläufig mit der Intention des zu bewertenden Programms verschieben. Eines der Programme z. B. ist ein reines Abspielprogramm, bei dem weder musikalische noch darstellerische Fähigkeiten zu bewerten wären.

Bei der Qualität der Darstellung waren uns zwei Dinge besonders wichtig: Zum einen gute Übersicht, die es erlaubt, das eingegebene Stück weiter zu bearbeiten, zum anderen eine angenehme, möglichst hübsche Darstellung. Von den Programmen, die die Eingabe in Notenschrift darstellen, haben wir außerdem eine möglichst korrekte Notenschrift erwartet. Mit musikalischen Fähigkeiten ist die Vielseitigkeit der eingebbaren musikalischen Zeichen gemeint. Ein Programm, das die Eingabe aller Notenwerte inklusive Triolen bis zur 96tel-Note erlaubt, bietet natürlich mehr als eines, das gerade noch punktierte Achtel ermöglicht.

Bei den Klang-Fähigkeiten eines Programmes legten wir Wert auf Vielfalt - soweit beim Soundchip des Atari davon die Rede sein kann. Warum ist dieser Soundchip so schlecht? Die Programmierer haben sich jedenfalls nach Kräften bemüht, das Beste daraus zu machen. Übrigens: Keines der eingesandten Programme macht Gebrauch von der Midi-Schnittstelle. Schade!

Zusammenfassung: Natürlich waren eierlegende Wollmilchsau-Programme bevorzugt, also solche, die Vielseitigkeit mit Bedienerkomfort in der bestmöglichen Weise koppeln. Besondere Fähigkeiten auf einem Gebiet konnten uns trotzdem verleiten, das stärker spezialisierte Programm höher zu bewerten. Am liebsten hätten wir ohnehin nur die ersten drei Programme bewertet; die Plazierungen der weiteren Teilnehmer sind in ihrer Reihenfolge sicherlich nicht unanfechtbar und sollten als symbolische Wertungen verstanden werden, ganz besonders jener zehnte Platz (für den Verfasser der oben erwähnten Basic-Menü-leisten-Implementierung), der eine Würdigung an alle ST-Basic-Programmierer bedeuten soll . Hier spiegelt die Auswahl unter Umständen rein persönliches Gefallen wider. Also, liebe Teilnehmer, seien Sie nicht beleidigt, wenn Ihr Programm nicht gewonnen hat, auch dann nicht, wenn Sie es für viel besser halten als eines der Gewinner-Programme, aber wir konnten leider nur ein Programm gewinnen lassen. Aber genug der einleitenden Worte, kommen wir zur Siegerehrung.

center Platz 2: Soft Sounds von J. Borst Pauwels

Am wenigsten Mühe bereitete die Vergabe des ersten Platzes. Das Programm von Eckhard Kruse aus Weddel, das vollständig in Assembler geschrieben ist, besitzt die meisten klanglichen Möglichkeiten bei übersichtlicher Darstellung und bietet für Musiker ausgefeilte, sequencerartige Funktionen. Das ganze Programm ist vollständig GEM-gesteuert. Als Preis wurde ein ATARI 520 ST+ samt Monitor SM124 und Floppy von ATARI Deutschland gestiftet, die somit diesen Wettbewerb freundlicherweise unterstützten.

Der zweite Platz geht nach Holland. J. Borst Pauwels aus Mook schrieb ein Programm, an dem mir besonders das originelle Konzept und die komfortable Bedienung gefielen. Es ist in C und ebenfalls vollstälndig unter GEM geschrieben. Als Preis geht ein nagelneuer ATARI Matrixdrucker SMM 804 nach Holland.

Der dritte Platz gebührt unserer Ansicht nach Michael Vogt aus Villingen, dessen Programm trotz geringer klanglicher Möglichkeiten die ST-Grafik für eine sehr schöne und korrekte Notengrafik, die sich auch ausdrucken läßt, nutzt. Die musikalischen Möglichkeiten werden nur noch von dem Programm Eckhard Kruses übertroffen, die Bedienung erfolgt unter GEM. Auch dieses Programm ist in C geschrieben. Der Preis ist hier eine mit zehn Disketten bestückte Diskettenbox, voll mit Programmen aus der ST Computer.

Die weiteren Plätze:

  1. Platz: Karin Schessner aus Issum (Pascal)
  2. Platz: Wolfgang Gachot aus Ottweiler (GfA-Basic)
  3. Platz: Gerhard Loithaler aus Bad Reichenhall (Pascal)
  4. Platz: Robin Möblue aus Neubiberg (C)
  5. Platz: Jörn Lubkoll aus Berlin (Assembler)
  6. Platz: Dirk Nakott aus Stuttgart (GfA-Basic)
  7. Platz: Ralf Neußinger aus Füith (ST-Basic)

Unsere Beschreibung der drei besten Programme beginnt mit dem dritten Platz, 'ST__Musik' von Michael Vogt.

Seine Plazierung erhielt das Programm wegen der ausgezeichneten Notendarstellung. Das Konzept des voll GEM-gesteuerten Programms ist einfach: In einem Notensystem werden die Noten eingegeben, wobei zwischen einem - einzeiligen Notensystem mit Violinschlüssel und einem zweizeiligen System mit Violin- und Baßschlüssel gewählt werden kann. Die Darstellung kann auch mitten im Stück gewechselt werden. In diesem Notensystem werden drei Stimmen dargestellt, wobei die momentan bearbeitete schwarz, die anderen beiden grau angezeigt werden. Oberhalb des Notensystems kann aus einer 'Werkzeugkiste' das gerade gewünschte Symbol ausgewählt werden, wobei Notenwerte von der ganzen bis zur 32stel Note zur Verfügung stehen. Punktierte Werte sind möglich. Triolen leider nicht. Pausen und Wiederholungszeichen stehen ebenso zur Verfügung wie dynamische Werte von Pianissimo bis Fortissimo, ein Faulenzerzeichen zur Wiederholung der letzten Eingabe und einige Zeichen, die nur der Verschönerung des Notenbildes dienen. Dazu gehört eine Funktion zur Verbindung der Fähnchen von kleinen Notenwerten zu Balken, Legato- bzw. Phrasierungsbögen und die Möglichkeit, die Richtung von Notenhälsen nach Belieben zu verändern. Mit der Maus können Noten oder Notenblöcke, die höchstens einen Takt lang sein dürfen, verschoben werden. Falsche Eingaben können einfach durch Herausschieben der entsprechenden Blöcke aus dem Notensystem rückgängig gemacht werden. Das Einfügen von Noten ist ebenfalls möglich. Auf dem Bildschirm können gleichzeitig bis zu vier Takte dargestellt werden. Unterhalb des Notensystems befindet sich eine Klaviatur, die zwar nicht zur Eingabe, aber zum Ausprobieren von Ideen verwendet werden kann. Die Tempoeinstellung erfolgt musikalisch korrekt. Dabei wird zum Tempo auch die Bezeichnung angegeben (z. B. Tempo 120 = Allegro).

center Platz 3: ST-Musik von Michael Vogt

Beim Abspielen können alle Stimmen gemeinsam oder eine Stimme allein gewählt werden. Der Klang der Stimmen ist kaum beeinflußbar; nur für eine der Stimmen kann ein Vibrato oder ein E-Piano-Effekt (statt einem orgelartigen Ton ein Pling') gewählt werden.

Schließlich steht noch eine Druck-Option zur Verfügung, die den Ausdruck des Notenbildes erlaubt. Leider werden die Noten vergrößert ausgegeben.

Die vom Autor als 1st-Word-File mitgelieferte Anleitung ist gut und vollständig. An ihr könnte sich mancher Hersteller ein Beispiel nehmen.

Bei diesem Programm, dessen Notendarstellung uns sehr gut gefallen hat, wäre eine bessere Ausnutzung des Soundchips oder eine Unterstützung der Midi-Schnittstelle sehr wünschenswert gewesen und hätte sicher zu einer höheren Bewertung geführt.

Den zweiten Platz haben wir an das Programm 'Softsound's' von J. Borst Pauwels vergeben:

Mit diesem Programm erstellte Stücke setzen sich aus Blöcken von jeweils 16 Schritten zusammen, wobei sich ein Block des Stückes aus je einem maximal dreistimmigen Melodie- und wahlweise einem Schlagzeugblock zusammensetzt. Wer schon einmal mit einem Schlagzeugcomputer gearbeitet hat, wird das Prinzip kennen. Es ist eine ungewöhnliche Idee, dieses Prinzip auch für 'normale' Stimmen einzusetzen. Für viele Arten von Musik (nämlich solche, die nur selten Noten werte verwenden, die nicht in dieses 16tel-Raster passen wie z. B. das meiste an Pop- und Rockmusik) bietet dieses Verfahren viel Komfort bei der Eingabe. Für Musik mit höher aufgelösten Notenwerten, Triolen oder Taktarten, deren Zähler sich nicht durch 16 teilen läßt, ist diese Eingabeform natürlich ungünstig.

Für die Eingabe der Melodieblöcke sowie die Erstellung von Klängen und Rhythmen besitzt das Programm jeweils einen eigenen Editor. Außerdem existieren Funktionen zum Kopieren ganzer Blöcke oder innerhalb von Blöcken, und eine Abspielfunktion, mit der das Stück ganz oder in Ausschnitten abgespielt werden kann.

Mit dem Melodie-Editor werden Noten eingegeben. Dazu wählt man eine Stimme an und kann die Länge jeder Note als vielfaches unter 16tel-Note wählen. Wählt man als Länge ein 16tel, belegt die Note einen von sechzehn Schritten, wählt man vier 16tel, dann belegt sie vier Schritte. Überschreitet man auf diese Weise die sechzehn Schritte, geht der Editor automatisch zum nächsten Block weiter. Die Tonhöhe der Noten wird auf einer Tastatur von anderthalb Oktaven bestimmt, auf der man die gewünschte Tonhöhe mit der Maus anwählt. Um höhere oder tiefere Töne einzugeben, kann man die Tastatur nach oben und unten in Oktavschritten transportieren. Jedem auf diese Weise erstellten Block kann nun ein Rhythmus und ein bestimmter Klang zugeordnet werden, so daß sich der Klang eines Stückes während seines Ablaufs auch verändern kann. Der Rhythmus belegt die dritte Stimme des Soundchips; deshalb können bei Benutzung eines Schlag-zeug-Patterns nur noch zweistimmige Melodien benutzt werden.

Mit der 'Create Rhythm'-Option gelangt man in den Rhythmus-Editor. Maximal zehn verschiedene Rhythmen können eingegeben und verschiedenen Blöcken zugeordnet werden. Ein Rhythmus besteht wie ein Melodie-Block aus sechzehn Schritten, wobei acht verschiedene, erstaunlich gut klingende Rhythmusinstrumente zur Verfügung stehen. Die zehn Rhythmen können unabhängig von den Melodie-Sequenzen geladen und gespeichert werden. Dadurch ist es möglich, eine Rhythmusbibliothek mit verschiedenen Standardrhythmen zu erstellen.

Die 'Create Sound'-Option dient zur Programmierung des Soundchip. Auch hier stehen zehn Speicherplätze für eigene Klänge zur Verfügung, die wiederum unabhängig von Melodiesequenzen geladen und gespeichert sowie den einzelnen Sequenzen beliebig zugeordnet werden können. Außerdem stehen -fünf unveränderbare Presets zur Verfügung, die man in einen der Klangspeicher laden und dann benutzen oder weiterverarbeiten kann. Jeder Parameter des Soundchips ist mit diesem Editor veränderbar, so daß sich dessen Möglichkeiten voll nutzen lassen.

Schließlich beinhaltet das Programm noch eine Help-Funktion, die zu verschiedenen Punkten Auskunft gibt.

Die GEM-Einbindung des Programms ist sehr gelungen, die Bedienung einfach, besonders der Sound-Editor gefällt vom Bedienungskomfort und von den Möglichkeiten her. Kritikpunkte sind die Tempoeinstellung, die 'falschherum' funktioniert (kleiner Wert bedeutet schnell, großer Wert langsam) und die Tatsache, daß Mausbewegungen beim Abspielen zur Verlangsamung führen.

Nun aber zum Sieger des Wettbewerbs: Vorhang auf für Eckhard Kru-ses 'Musik-Editor'.

Die musikalischen Fähigkeiten des Programms werden am besten von dem gleich mitgelieferten 'Demofilm' gezeigt, einem musikuntermalten Trickfilm, der leider nur mit Farbmonitor zu betrachten ist. Hier zeigen sich gute Klänge mit außergewöhnlichen musikalischen Möglichkeiten vereinigt. Stufenlose Glissandi zum Beispiel sind kein Problem. Die Demo wird in un-• serem Public-Domain-Service erhältlich sein. Unbedingt reinschauen!

Nach dem Laden des Programms erscheinen auf dem Bildschirm eine Menüleiste, vier Notenzeilen und viele, viele Schalter. Aber erst mal zum Konzept:

Mit dem Musik-Editor lassen sich Musikstücke aus durchnumerierten, einstimmigen Takten zusammensetzen. Jeder Takt, der eine Länge von drei oder vier Vierteln hat, kann mit einer Auflösung von einer 96tel-Note bearbeitet werden. Für jedes dieser 96tel lassen sich Tonhöhe, Lautstärke und Rauschen frei einstellen, wobei die) Tonhöhe auch Werte zwischen den Tönen annehmen kann. Mit der Raster-Funktion kann man sich als Editierhii-fe ein Raster von wählbarer Auflösung anzeigen lassen, will man längere No tenwerte als 96tel, kann man den gewünschten Wert mit den Notenlängen-schäkern einstellen. Dabei sind exakte Triolen, der hohen Auflösung wegen aber auch kompliziertere Dinge wie Quintolen recht genau möglich. Außerdem lassen sich sehr leicht wunderschöne Klangeffekte erzielen. Jede Note läßt sich mit einem Vibrato versehen, dabei stehen drei verschiedene Vibratomuster zur Verfügung, die vom Benutzer editierbar sind (!). Die Eingabe der Tonhöhe geschieht mit der Maus; man zieht die automatisch vorhandenen einzelnen Noten einfach auf die gewünschte Tonhöhe, und nur für Pausen muß noch eine Taste gedrückt werden (per Maus). Das geht schnell und ist komfortabel. Außer diesen Tontakten gibt es noch durchnumerierte Rauschtakte, in denen die Periode (der Klang) und die Lautstärke des Rauschens, auch hier wieder mit einer Auflösung von einer 96tel-Note, festgelegt werden können.

Diese Einzeltakte sind natürlich noch keine Musikstücke, und sie sind ja auch nur einstimmig. Die 'Montage' der vorgefertigten Bauteile erfolgt mit Hilfe der Ablaufsliste. Sie erlaubt es, den Tongeneratoren Kommandos zu übermitteln, in denen jedem Tongenerator mitgeteilt wird, welchen Takt er gerade zu spielen hat und welcher Rauschtakt den gewünschten Klang des Rauschens enthält. Natürlich können auch mehrere Tongeneratoren auf diese Weise den gleichen Tontakt spielen, etwa zur Erzeugung eines „fetteren" Klanges. Eine solche Folge von nunmehr dreistimmigen und mit Rauschen (z. B. zur Erzeugung von Schlagzeug) versehenen Takten ergibt die 'Komposition'. Die einfachen Zuweisungskommandos sind noch längst nicht alles: Mit einem Transponierkommando kann jeder der Tongeneratoren unabhängig von den anderen in Halbtonschritten verstimmt werden. Ein Kommando erlaubt die Veränderung der Lautstärke jedes Generators, das Tempo-Kommando kann die Ab-spielgeschwindigkeit relativ zur voreingestellten Geschwindigkeit verändern. Darüberhinaus stehen Kommandos zur Bildung von Schleifen und Blöcken zur Verfügung, mit denen sich Wiederholungen einfach und flexibel eingeben lassen.

Alle diese Eingaben erfolgen mit Hilfe der Maus; man kann alle Kommandos auf der Menüleiste oder durch Betätigen entsprechender Knöpfe auf dem Bildschirm erreichen.

Abgerundet wird das Programm durch einige Kopierfunktionen für fertige Takte, sowie eine 'Hinzuladen'-Funktion, die es ermöglicht, bereits fertige Stücke aneinanderzuhängen. Wichtige Bedienungsvorgänge lassen sich auch per Tastatur ausführen.

Ein spezieller Klangeditor ist im Programm nicht vorgesehen; er wird durch das Konzept des Programms auch vollkommen überflüssig. Statt sich mit der Veränderung unübersichtlicher Soundchip-Parameter abzuquälen, werden bei diesem Programm Klangveränderungen mit in die Musik eingebaut, und dies auf sehr übersichtliche Art und Weise. Der ganze Aufbau des Programms ist äußerst professionell - uns ist kein im Handel befindliches Programm bekannt, das vergleichbare Soundeffekte aus dem Atari-Soundchip herauszuholen vermag. Diese klangliche Vielfalt wird jedoch nicht durch eine unmusikalische, schwierige Darstellung und Eingabe erkauft, sondern erlaubt im Gegenteil ein müheloses Spielen mit Musik. Mehr kann man von einem Musikprogramm, das nicht zur Steuerung professioneller Musikinstrumente gedacht ist, nicht verlangen. Die Art der Eingabe ist für einen Musiker nahe genug an der traditionellen Notenschrift, um mühelos verstanden zu werden, die Darstellung des Tonraumes über vier Notensysteme indes auch für den Nicht-Notationskundigen verständlich genug, um so einer breiten Anwenderschicht zugänglich zu sein. Wir ziehen dieses Programm jedenfalls Editoren wie dem Activision Music Studio oder Kuma Minstrel vor.

Den Siegern herzlichen Glückwunsch - und allen Teilnehmern vielen Dank für ihre große Mühe!


Christian Schormann
Aus: ST-Computer 12 / 1986, Seite 66

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