Lotus 3.0: ein erster Eindruck - Der dreidimensionale Tabellengigant

Dreidimensional und mit voller Unterstützung der Prozessoren 80286/386 präsentiert sich die neue Version des Tabellenkalkulationsprogramms Lotus 1-2-3 dem Anwender. Ein erster Eindruck überzeugt schnell von der Leistungsfähigkeit des neuen Produkts.

Endlich: Lotus 1-2-3, das bekannteste Tabellen-kalkulations-Programm und Standard in diesem Bereich, ist jetzt in der lang erwarteten Version 3 verfügbar, Glaubt man Lotus, so vollbringt das Programm wahre Wunderdinge: mehr Tempo durch die Unterstützung des schnellen Protected Mode der Prozessoren 80286/386, einen ausgenutzten Erweiterungsspeicher, weiterhin die sogenannten dreidimensionalen Arbeitsblätter, außerdem Dateiverknüpfungen, der Zugriff auf externe Datenbanken, eine erweiterte Datenbank und schließlich das "Add-in-Tbolkit", ein Programmpaket für eigene Lotus-Erweiterungen. Ein völlig neues Produkt also, das den Lotus-erfahrenen Anwender dennoch nicht überfordert: Die Daten aus der alten Version lassen sich weiterhin lesen und verarbeiten, die Bedienerführung ist die gleiche geblieben, alle alten Menüs sind weiterhin vorhanden, zudem arbeitet Lotus jetzt auch unter OS/2. Für Kenner der alten Version ist zunächst keine Einarbeitungszeit notwendig. Das ändert sich allerdings, wenn die neuen Funktionen ausgenutzt werden sollen. Dafür haben die Entwickler bei Lotus weitere Menüs angehängt. Im Menü "Worksheet", das in der deutschen Version nach wie vor "Arbeitsblatt" heißen wird, findet sich der neue Menüpunkt "Perspective". Damit wird ein dreidimensionales Worksheet (=Arbeitsblatt) erzeugt: das heißt, der Anwender hat jetzt drei Arbeitsblätter (durch "A", ”B" und "C" gekennzeichnet) zur Verfügung. Alle drei können in einer Datei gespeichert werden.


Das integrierte Grafikpaket setzt die Lotus-Daten blitzschnell in VGA-Grafik um

Der Vorteil: Makros und Formeln sind nicht mehr nur auf ein Arbeitsblatt begrenzt, sondern können sich auch auf andere Worksheets beziehen. So lassen sich umfangreiche Kalkulationen, beispielsweise Kostenrechnungen, auf mehrere miteinander verknüpfte Arbeitsblätter aufteilen. Für diese Art der Datenverarbeitung hat sich der Begriff "dreidimensional’' eingebürgert. Sie eignet sich hervorragend für Konsolidierungszwecke: ln einer Firma mit mehreren Abteilungen werden die einzelnen Umsatz-, Kosten- und Artikeldaten separat in jeweils einem Arbeitsblatt von Lotus erfaßt. Für den Monatsabschluß muß man diese einzelnen Worksheets zusammenführen. Mit Lotus Version 3 kein Problem mehr: Alle einzelnen Worksheets werden in eine einzige Datei kopiert. Ausgehend von einem Arbeitsblatt, das alle nötigen Formeln und Makros enthält, startet dann die Berechnung über alle Ebenen. Man erspart sich also die manuelle Berechnung der Gesamtwerte, wie das bei herkömmlichen Tabellenkalkulationen der Fall ist. Lotus Version 3 geht sogar so weit, daß Arbeitsblätter nicht nur innerhalb einer Datei verknüpft werden können. Auch Verbindungen mit anderen Lotus-Dateien sind möglich (File Linking = Dateiverknüpfung).


Mehrere Arbeitsblätter lassen sich in einem Arbeitsvorgang bearbeiten — Lotus dreidimensional

Ein weiteres Novum ermöglicht dem Anwender die Verbindung von Lotus mit Datenbankprogrammen: Datalens. Dabei handelt es sich um eine genormte Schnittstelle für die Übernahme von Daten aus einer Datenbank. Die übernommenen Daten können in Lotus weiterverarbeitet werden; dazu sind spezielle Treiber nötig. Ein Treiber für dBase-Dateien wird bereits mitgeliefert. Damit ist man in der Lage, etwa aus einer Artikeldatenbank Informationen über den Verkauf zu übernehmen und den in Lotus erfaßten Einkaufszahlen gegenüberzustellen.

Außerdem sind die Grafikfähigkeiten gestiegen; unter anderem kann man Balken-und Liniendiagramme miteinander kombinieren.

Einen ausführlichen Test zu Lotus 3.0 (Preis: 1695 Mark) lesen Sie in der nächsten Ausgabe von HAPPY-COMPUTER. rf


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Aus: Happy Computer 09 / 1989, Seite 14

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