Das waren noch Zeiten, als eine klapprige Reiseschreibmaschine völlig ausreichte, um sich durchs Studium zu schreiben. Der Kampf um die besten Noten in der Schule und an der Uni wird inzwischen auch um das Aussehen abgegebener Arbeiten geführt. Spätestens bei der Examens-, Magister- oder gar Doktorarbeit geht das richtig ins Geld: Üblicherweise wird der Text zum Tippen weggegeben. Kein Zufall also, wenn viele Studenten aber auch schon clevere Oberschüler manche Kraftanstrengung unternehmen, um sich einen eigenen Computer leisten zu können. Dann kann zu Hause daran geschrieben werden, was den Geldbeutel entlastet.
Für die Schule braucht man einen Computer, der gut für Textverarbeitung, Datenverwaltung, Programmieren und zur Grafik geeignet ist, außerdem sollte er hin und wieder zur Unterhaltung dienen. All diese Voraussetzungen erfüllt der Atari ST. Denn dieser Computer ist erstens preiswert und zweitens sehr leistungsfähig. Die ideale Kombination für die Schule ist der 1040 STF mit Schwarzweiß-Monitor. Der Monitor zählt mit seiner hohen Auflösung und Bildwechselfrequenz zu den augenschonendsten. Dies macht sich besonders bei langer Arbeit positiv bemerkbar, weil die Augen nicht so schnell ermüden, Außerdem laufen alle ST-Anwenderprogramme in höchster Auflösung.
Der 1040 STF ist ein Komplettgerät. Man braucht bis auf den Drucker keine zusätzliche Hardware. Um jedoch gut mit Dateiverwaltungen arbeiten zu können, sollte man sich ein zweites Diskettenlaufwerk zulegen. Besser und viel komfortabler ist eine Festplatte. Der Computer kostet, ohne Drucker, etwa 1600 Mark inklusive Monitor. Eine 20 MByte-Festplatte ist ab 1000 Mark zu haben, ein Zweitlaufwerk gibt's von Fremdherstellern schon ab 250 Mark. Bei der Festplatte können wir nur die Original-Atari-Festplatte empfehlen, da sich in der Vergangenheit gezeigt hat, daß die Platten von Fremdherstellern nicht zu 100 Prozent kompatibel sind und zum Beispiel bei einem neuen Betriebssystem erhebliche Probleme auftauchen können. Außerdem empfehlen wir für Vieltipper eine Ersatztastatur (Vergleichstest siehe Seite 113).
Für Referate und Examensarbeiten ist ein guter Drucker empfehlenswert, der diese Texte in schöner Schrift zu Papier bringt. Hierfür eignet sich der Star LC 24-10. Er ist ein 24-NadelDrucker, der mit dem ST sehr gut zusammenarbeitet. Der größte Vorteil liegt darin, daß der Star nahezu vollkommen kompatibel zum NEC P6 ist. Viele Softwarehersteller passen ihre Programme an diesen Drucker an. Alle Programme, die wir testeten, einschließlich Signum 2, liefen mit dem Star problemlos, wenn wir einen NEC P6-Druckertreiber verwendeten. Der LC 24-10 kostet rund 900 Mark.
Bei den Programmen sollte man genau darauf achten, welche Funktionen man unbedingt benötigt: Grafikeinbindung, Schönschrift, andere Zeichensätze.
Ohne jeden Zweifel ist das Haupteinsatzgebiet des Computers für Schüler und Studenten daheim das Schreiben. Und gerade das gehört zu den zeitraubendsten Arbeiten, schließlich muß man sein Referat sehr oft ändern, die Gliederung umwerfen oder korrigieren.
Ein typisches Merkmal einer wissenschaftlichen Arbeit an der Universität ist die Fußnote. Ein Programm, das nicht über eine entsprechende Hilfe zur Fußnotenverwaltung verfügt, kann daher für Studenten (oft auch für Schüler) nur die zweite Wahl sein.
In den Geisteswissenschaften an der Uni gibt es schon in den Seminararbeiten wahre Fußnotenorgien. Eine sehr gute Fußnotenverwaltung hat die Textverarbeitung "1st Word Plus". Steht der Cursor auf der richtigen Stelle im Text, gibt man nur noch den entsprechenden Befehl. Automatisch wird die richtige Fußnotenzahl an der Cursorposition eingefügt, und ein zweites Fenster erscheint im unteren Bildschirmdrittel. Dort wird der Fußnotentext eingetragen und anschließend das Fenster durch einen Mausklick wieder geschlossen. Danach kann man sie getrost vergessen. Selbst wenn man den Satz oder Absatz, zu dem sie gehört, verschiebt: Die Anmerkung erhält immer die dann richtige Zahl in der Reihenfolge der Arbeit. Für die korrekte Fußnotenverwaltung lohnt sich eine Investition von 200 Mark (soviel kostet 1st Word Plus).
Leider gibt es bei 1st Word Plus auch Funktionen, die schwieriger zu bedienen sind als die Fußnotenverwaltung. Umständlich ist zum Beispiel das Trennprogramm, das in unschöner Regelmäßigkeit Vorschläge macht, die eher zu englischen Texten passen als zu deutschen. Da hilft nur eins: Erst wenn die Arbeit ganz fertig ist, formatiert man den ganzen Text noch einmal durch und korrigiert dann fehlerhafte Trennungen.
Außerdem unterstützt 1st Word Plus nicht die Fähigkeit des NEC P6, Proportionalschrift zu drucken. Auch bei manchen Befehlen und Funktionen (z. B. beim Speichern) geht es bei 1st Word eher gemächlich zu. Ideal für Studenten ist Signum 2. Es berücksichtigt vor allem die Ansprüche, die Naturwissenschaftler an eine Textverarbeitung stellen. Fast frei auf dem Blatt Papier lassen sich Zeichen darstellen; hilfreich vor allem beim Darstellen von Formeln. Immer wiederkehrende Formulierungen, Bezeichnungen oder Namen können gespeichert und auf Tastendruck abgerufen werden. Verschiedene Zeichensätze stehen zur Verfügung und sind auch noch als übergroße oder winzige Schriften darstellbar. Inzwischen gibt es eine Fülle von zusätzlichen Zeichensätzen (Fonts) auch für den fachspezifischen Bedarf: beispielsweise Kyrillisch oder gar Altenglisch. Wem das nicht reicht, der kann sogar eigene Fonts entwickeln oder bestehende bearbeiten. Gerade zusammen mit dem NEC P6 lassen sich mit Signum 2 Ergebnisse erreichen, die mit den Ausdrucken von Laserdruckern gleichzusetzen sind.
Hauptnachteil bei Signum ist aber die schwächliche Fußnotenverwaltung, die zwar das Anlegen leicht macht, die Verwaltung aber nicht automatisch betreibt. Und die rund 450 Mark, die das Programm kostet, lassen manchen Studenten sicher nach Luft schnappen, obwohl die Leistungsfähigkeit von Signum (trotz der Fußnotenverwaltung) insgesamt den Preis rechtfertigt.
Ein wichtiges Merkmal beim Arbeiten an der Uni ist neben dem Schreiben auch das Verwalten einmal gesammelter Informationen. Auf vielen Schreibtischen stehen dafür Karteikästen. Ein weiterer Fall für den Computer. Mit Datenverwaltungsprogrammen lassen sich die Karteikarten wesentlich einfacher und schneller verwalten.
Die beste Datenverwaltung auf dem ST ist Adimens ST. Adimens ist eine relationale Datenbank, kann also einzelne Dateien miteinander verknüpfen (in Relationen setzen). Darüber hinaus kann man Adimens programmieren, um sich zum Beispiel eine eigene Datenbank mit eigener Benutzeroberfläche zusammenzustellen. Adimens verwaltet bis zu 65 535 Datensätze und pro Satz bis zu 8191 Zeichen. Für Schule und Studium ist diese Kapazität voll ausreichend, denn runde 500 MByte sind mehr, als jede Festplatte für den ST speichern kann. Außerdem hat Adimens eine Schnittstelle zu 1st Word. Man kann seine Datensätze auch über 1st Word eingeben. Die neueste Version von Adimens ST (2.3) kostet rund 250 Mark.
Wer seinen Computer in Schule und Studium umfangreich nutzt, der braucht auch eine gute Programmiersprache. Während man in der Schule meist noch mit Basic auskommt, braucht man für Schule und Uni in der Regel Pascal. Auf dem ST hat sich "ST Pascal Plus" als PascalCompiler durchgesetzt. Der Vorteil ist, daß ST Pascal Plus den vollen ANSI-Standard integriert hat, zusätzlich aber noch viele Vorzüge, zum Beispiel GEM-Programmierung, zu bieten hat. Für 250 Mark lohnt sich diese Anschaffung.
Gregor Ostendorf/kl
Wem das gesamte System zu teuer ist, der kann zum Beispiel an der Hardware einiges einsparen, wenn er statt einem 1040 STF einen 520 STM mit einem doppelseitigem Diskettenlaufwerk und Monitor SM 124 kauft. Der Preis liegt dann bei rund 1200 Mark. Ein preiswerter Drucker ist der Präsident 6320. Für rund 400 Mark bildet dieser 9-Nadel-Drucker eine ideale Ergänzung zum ST. Als Textverarbeitung bietet sich nur 1st Word Plus an. Hier sollte man auf keinen Fall sparen. Verzichten kann man anfangs auf Signum. Denn alles, was man mit Signum schreiben könnte, kann man auch mit 1st Word schreiben. Allerdings ist die Druckqualität nicht so gut. Als Dateiverwaltung kann man Adimens ST nicht verwenden, da der Speicher des 520 STM nicht ausreicht. Die Alternative ist Datamat ST. Es ist nicht programmierbar und hat leider einen Kopierschutz, ist aber gut zu gebrauchen. Vor allem kostet es nur knapp 100 Mark. Sind Sie beim Programmieren nicht auf Pascal festgelegt, dann verwenden Sie einfach Omikron-Basic, einer der leistungsfähigsten Basic-Dialekte, der jedem ST beiliegt.
Die Preise für die Systeme | ||
System | Komplettsystem (Zirkapreise) | Alternativsystem (Zirkapreise) |
---|---|---|
Atari 1040 STF mit Monitor | 1600 Mark | - |
Atari 520 STM mit Monitor und Laufwerk | - | 1200 Mark |
Zweitlaufwerk: | 250 Mark | - |
Star LC 24-10: | 900 Mark | - |
Präsident 6320: | - | 400 Mark |
1st Word Plus: | 200 Mark | 200 Mark |
Signum 2: | 450 Mark | - |
Datamat ST: | - | 100 Mark |
Adimens ST: | 250 Mark | - |
ST Pascal Plus: | 250 Mark | - |
Atari-Festplatte SH 205 | (1000 Mark) | - |
Gesamtsystem: | 3900 Mark | 1900 Mark |