Komplettsystem Spiele: Commodore 64

Sie haben sich entschieden, einen Computer zum Spielen zu kaufen? Keine leichte Entscheidung, denn Computerspiele haben immer noch einen schlechten Ruf. Als "Kommunikations-Killer" oder "Schund, der Jugendliche verdummt und brutalisiert" werden sie bezeichnet. Da kann es schon leicht passieren, daß der Computerverkäufer Sie seltsam anschaut, wenn Sie sagen: "Ich hätte gerne einen Computer zum Spielen". Lassen Sie sich nicht zur Spielzeugabteilung schicken! Und wenn Sie schon etwis älter sind, lassen Sie den Verkäufer ruhig in dem Glauben, Sie würden ein Geburtstagsgeschenk für den Sohn kaufen.

Als optimales System für den angehenden Spiele-Freak empfehlen wir den Commodore 64. Dieser Tausendsassa ist nicht nur der weitverbreitetste Heimcomputer der Welt (mehrere Millionen Exemplare), er ist auch der mit dem größten Spieleangebot und der besten Auswahl.

Wenn Sie bisher noch nie mit Computern zu tun hatten, sind Spiele kein schlechter Einstieg. Solange Sie einen Computer und kein Videospiel kaufen, können Sie das Gerät immer noch für "sinnvolle" Sachen verwenden, wenn Ihnen der Sinn nicht nach Unterhaltung steht. Gebiete wie Textverarbeitung oder Programmieren stehen Ihnen mit dem vorgestellten System immer noch offen.

Auch technisch hat der C 64 einiges auf dem Kasten. Seine Innereien sind auf Spiele vorbereitet: Der Grafikchip kann 16 Farben gleichzeitig darstellen und Objekte stufenlos über den Bildschirm bewegen. Andere Computer haben gerade beim letzten Punkt Schwierigkeiten. Sein Musikchip gehört zu den besten im Heimcomputerbereich und ist zu erstaunlichen Klängen fähig. Viele Titelmelodien von Spielen nutzen diesen Chip bis aufs letzte aus.

Verglichen mit den neuen 16-Bit-Computern ist der C 64 natürlich nicht so leistungsfähig. Ein Amiga wäre theoretisch viel besser zum Spielen geeignet. Aber für den Amiga gibt es lange nicht so viele gute Spiele wie für den C 64; außerdem ist Amiga-Software im Schnitt 20 bis 40 Mark teuerer als das entsprechende C 64-Programm.

Der C 64 alleine reicht aber nicht zum Spielen. Eine der wichtigsten Entscheidungen lautet "Diskette oder Kassette". Wer Geld sparen will, kauft einen speziellen Kassettenrecorder ("Datasette" genannt). Mit diesem können Sie handelsübliche Spielekassetten auf dem C 64 benutzen. Viel bequemer ist es aber, wenn Sie ein Diskettenlaufwerk verwenden. Der beste Griff ist hier die "1541", ein preiswertes Laufwerk, das optimal an den C 64 angepaßt ist, Mit diesem Laufwerk können Sie praktisch alle Disketten mit Spiele-Software für den C 64 lesen.

Wo liegt der Unterschied zwischen Kassetten und Disketten? Auf einer Kassette ist meist ein einzelnes Programm gespeichert. Es wird einmal in den C 64 geladen, dann wird die Datasette nicht mehr benötigt. Das Spiel muß also komplett in den Speicher des C 64 passen. Bei einer Diskette ist das anders: Sie ist schnell genug, daß man Programmteile auf die Diskette auslagern und bei Bedarf nachladen kann. Deswegen gibt es einige besonders komplexe und anspruchsvolle Programme nur auf Diskette und nicht auf Kassette. Als Faustregel gilt: Fast jedes Kassettenspiel gibt es auch auf Diskette, aber nicht umgekehrt.


Mit Fernsehgerät und Datasette geht's auch preiswerter

Die Diskettenversionen mancher Spiele bieten oft auch Extras: Da werden die höchsten erreichten Punktzahlen auf Diskette gespeichert, oder man erhält ein paar zusätzliche Grafiken, die auf der Kassettenversion fehlen.

Eine weitere Entscheidung steht Ihnen noch bevor: Muß ein extra Monitor her oder wollen Sie einen vorhandenen Fernsehapparat benutzen? Der C 64 kann mit dem kostenlos beigelegten Kabel an jeden Fernsehapparat angeschlossen werden. Wenn Sie in der Familie aber nur ein Gerät haben, dann heißt es oft "Computer oder Sportschau?". Die Lösung: ein Zweit-Fernsehgerät oder gleich einen richtigen Computermonitor kaufen. Der Monitor hat das wesentlich bessere Bild. Dafür kann man mit dem Monitor keine "Schwarzwald-Klinik" sehen (es sei denn, Sie kaufen für rund 150 Mark ein spezielles Empfangsteil).

Egal ob Fernsehgerät oder Monitor, eines ist ganz wichtig: Farbe muß sein. Mit einem Schwarzweiß-Gerät sparen Sie zwar eine ganze Menge Geld, aber es gibt eine ganze Menge Computerspiele, bei denen Sie mit einem Grau-in-Grau-Bild nichts anfangen können. Spiele sind bunt, kaufen Sie also das passende Gerät.

Was fehlt noch zum Spielerglück? Der Joystick. Man könnte zwar auch auf deutsch "Steuerknüppel" dazu sagen, aber "Joystick" (korrekte Aussprache: Dscheu-stick) hat sich derart eingebürgert, daß es sogar im ehrwürdigen Duden seit kurzem zu finden ist. Beim Kauf des Joysticks sollten Sie auf zwei Dinge achten: Liegt er gut in der Hand? Glauben Sie, er ist stabil genug? Billig-Joysticks gehen schnell kaputt, gerade wenn man zu den "heftigeren" Spielern gehört. Wer Wert auf Qualität legt, sucht auf der Packung nach dem Wörtchen "Mikro-Schalter". Das sind ganz besonders gute Schaltkontakte, die ein Garant für lange Lebensdauer sind. Zum Spielen gut geeignet ist der Competition Pro. Er kostet zirka 30 Mark. (Wenn Sie noch mehr Informationen für den Joystick-Kauf benötigen: In der nächsten Ausgabe von HAPPY-COMPUTER gibt es einen großen Vergleichstest.)

Halt! Das Wichtigste hätten wir ja beinahe vergessen! Ohne Spiele nutzt die beste Ausstattung nichts. Deswegen sollten Sie beim Kauf des Computers gleich nach einem Händler Ausschau halten, der ein größeres Softwareangebot vorliegen hat. Von Geschäft zu Geschäft laufen zu müssen, ist sicherlich nicht das Bequemste.

Welche Spiele Sie sich am Anfang kaufen sollten, ist angesichts des riesigen Angebots schwer zu sagen. Trotzdem wollen wir Ihnen noch einige Titel vorschlagen, die für den Einstieg geeignet sind und die Sie problemlos im Fachhandel bekommen sollten.

Wer den Computer sportlich nutzen will, greife zu "Gold, Silver, Bronze" (Diskette, knapp 50 Mark). Ganze 23 abwechslungsreiche olympische Disziplinen mit schöner Grafik warten auf den Spieler. Wenn Sie mehr auf Action stehen, ist die Spielesammlung "Konamis Arcade Hits" (Diskette, knapp 50 Mark) interessant. Zehn verschiedene Programme, manche davon in hervorragender Qualität, versprechen kurzweilige Spielnachmittage, Wenn Sie dagegen lernen wollen, ein Flugzeug zu fliegen, ist "Chuck Yeager's Advanced Flight Trainer" (Diskette, knapp 60 Mark) vielleicht das richtige. Auf Geschicklichkeit kommt es bei "Arka-noid — Revenge of Doh" an (Diskette, etwa 50 Mark). Und wenn Sie mal in die Haut eines Meisterdiebs schlüpfen wollen, ist das Adventure "Guild of Thieves" (Diskette, knapp 60 Mark) die richtige Empfehlung. Vorsicht, bei Guild of Thieves sind gute Englischkenntnisse gefragt.

Das bisher beste Autorenn-Spiel ist "Buggy Boy" (Kassette, zirka 35 Mark), mit flotter Grafik und viel Abwechslung bei den Strecken. "Bubble Bobble" (etwa 35 Mark, Kassette) ist ein witziges Geschicklichkeitsspiel, an dem zwei Leute gleichzeitig teilnehmen können. Und wer die hohe Kunst des Golfs nachvollziehen will, kommt bei "World Class Leaderboard" (etwa 35 Mark, Kassette) auf seine Kosten.

Bei dieser willkürlich getroffenen Auswahl konnten wir natürlich nicht alle guten Spiele berücksichtigen. Bei dem großen Angebot von über 1000 Programmen wäre das auch gar nicht möglich gewesen. Deswegen sollten Sie sich bei einem Fachhändler auch ein paar andere Titel ansehen. Sie werden sicherlich in kurzer Zeit Dutzende von Spielen finden, die Ihnen gefallen.

Der C 64 ist kein reiner Spiele-, sondern ein vollwertiger Heimcomputer. Wenn Sie also Programmieren lernen wollen oder die Vorzüge einer Textverarbeitung genießen möchten, ist der C 64 auch dazu in der Lage. Die Programmiersprache Basic ist gleich in den Computer eingebaut, andere Sprachen kann man um die 100 Mark nachkaufen. Für unter 100 Mark erhält man sehr gute Textverarbeitungs-Programme; ein Drucker mit schönem Schriftbild kostet zwischen 500- und 1000 Mark.

Sie sehen: Der C 64 ist ein richtiger Tausendsassa. Ob Grafik oder Musik, Dateiverwaltung und kleine Basteleien, er ist in allen Gebieten zu Hause. Aber eines kann er immer noch am besten: Menschen mit seinen Spielen unterhalten,

bs

Die Preise für die Systeme
System Komplettsystem
(Zirkapreise)
Alternativsystem
(Zirkapreise)
C64
Farbmonitor
Fernsehapparat
Laufwerk 1541
Datasette
2 Joysticks
1 Joystick
5 Diskettenspiele
5 Kassettenspiele
350 Mark
550 Mark
-
400 Mark
-
60 Mark
-
250 Mark
-
350 Mark
-
- (vorhanden)
-
70 Mark
-
30 Mark
-
150 Mark
Gesamtsystem 1610 Mark 600 Mark


Aus: Happy Computer 12 / 1988, Seite 48

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite