Desktop Publishing

Die Folge 34 der ARD-Computerzeit beschäftigt sich mit dem praktischen Einsatz des Computers. Desktop Publishing ist eine interessante Anwendung, die immer mehr Freunde findet. HAPPY-COMPUTER testet die besten DTP-Programme für jeden Computer.

Eine stille Revolution: Die Textverarbeitung löst die Schreibmaschine ab, Malprogramme ersetzen Zeichenblock und Bleistift. Der Computer erleichtert so das Schreiben von Briefen, Berichten und Referaten. Doch wie fügt man ein Bild millimetergenau in einen fertigen Text ein? Hier versagen Textverarbeitungen und Malprogramme, weil ihnen ein Teil der Fähigkeiten der anderen Programmart fehlen. Die Lösung bietet die Kombination aus den jeweiligen Fähigkeiten: ein Desktop Publishing-Programm.

Trotz aller Vorteile gibt es kaum eine Programmart, die so umstritten ist. Viele DTP-Anhänger sehen in DTP eine Technik, um vor allem bei Verlagen Seiten in Zeitungen zu gestalten. Dafür langt die Qualität der Programme oft noch nicht aus, wie die Kritiker zurecht bemängeln. Doch gerade im privaten Bereich gibt es viele Einsatzbereiche. Denn mit DTP-Programmen kann man viel erreichen, wenn man nicht die strengen Anforderungen an Schriftbild, Arbeitsgeschwindigkeit und genaue Seitenmaße erhebt, wie ein Magazin oder eine Zeitung DTP Programme lohnen sich für jeden, der Texte schöner gestalten will. Stellen Sie sich diese Seiten vor, ohne daß ein Bild darauf zu sehen ist. Oder stellen Sie sich einen Beitrag vor, der mit einer Überschrift beginnt, die genauso groß ist, wie der restliche Text. Niemand würde das gerne lesen. Genauso ist eine Einladung zu einer Feier netter, wenn eine lustige Zeichnung dabei ist. DTP Programme erlauben es jetzt jedem, ohne viel Aufwand und besondere Fähigkeiten schöne Seiten zu gestalten.

Bilder und Zeichungen sollen einen Text natürlich nicht nur schöner machen, sondern enthalten auch Informationen. Zu einem Versuchsprotokoll gehört zum Beispiel eine Skizze des Aufbaus der Geräte und vielleicht eine Statistik zur Auswertung. Während Tabellen mit Zahlen langweilig sind, erklärt ein Diagramm zum Text die Ergebnisse besser.

Genau darum geht es bei DTP. Eine Textverarbeitung hilft nur beim Schreiben von Texten. Ein DTP Programm dient dazu, den Text möglichst attraktiv zu gestalten Dazu gehören nicht nur Bilder, sondern auch mehrspaltiger Druck, verschiedene Schriftarten und beliebige Schriftgrößen. Daher braucht das Programm einen eigenen Text-Editor, damit man Änderungen anbringen kann, ohne das Programm verlassen zu müssen. Denn wegen der unterschiedlichen Größe der Buchstaben, passiert es leicht, daß ein Text zu lang wird, wenn man eine spezielle Schriftart wählt. Die Wirkung sieht man erst, wenn man es probiert. Wichtig ist auch, daß man mit dem Programm problemlos Textattribute wie Fettdruck, Unterstreichen, Hoch- und Tiefstellen von Buchstaben ändern kann. Bei mehrspaltigem Druck mit Blocksatz (rechter und linker Rand sind bündig) ist automatisches Trennen sehr wichtig. Wenn der linke und der rechte Rand bündig sind, entstehen sonst leicht große Lücken zwischen den Wörtern.

Eine ganz besondere Kunst sind Raster. Um einen Text hervorzuheben, setzt man ihn auf einen grauen Hintergrund. Man nennt den Vorgang "mit einem Raster unterlegen". Damit dieses Gestaltungsmittel gut zur Geltung kommt, muß ein Programm beim Ausdruck viel leisten. Ein Nadel-Drucker erzeugt das Raster, indem er in regelmäßigen Abständen Punkte setzt. Je mehr Punkte auf einem Quadratzentimeter sind, desto dunkler ist das Raster.

Bei guten Programmen kann man den unterlegten Text trotzdem gut lesen. Das zeigt eine Tücke bei DTP Es genügt nicht, daß das Programm gut arbeitet und leicht zu bedienen ist. Genauso wichtig ist die Qualität des Ausdrucks. Denn wie immer kommt es darauf an, was herauskommt.

Das Vokabular, das zum Umgang mit DTP-Programmen gehört, erleichtert den Einstieg leider nicht. Im DTPSprach-Dschungel haben sich Begriffe, wie beispielsweise "Raster" eingenistet, die oft mehr verwirren als erklären. Das beste Beispiel ist der Zungenbrecher "WYSIWYG". Alles klar? Die scheinbar wirre Buchstabenkombination beschreibt die nützliche Tatsache, daß der Bildschirm zeigt, wie der Ausdruck aussehen wird. Bilder stehen bereits im Text und große Buchstaben sind als große Buchstaben dargestellt. Heute ist das bereits selbstverständlich (oder sollte bei einem DTP-Programm zumindest sein), doch als die WYSIWYG Technik eingeführt wurde, war sie ein großer Fortschritt.

Alte Satzcomputer, die auf den Umgang mit Texten spezialisiert sind, arbeiteten mit umständlichen Befehlen und Zahlenkombinationen, die nur erahnen ließen, wie der Text aussehen würde. Das Motto "What you see is what you get", kurz WYSIWYG, war das Schlagwort für die Neuerungen, die die Computer auf diesem Gebiet brachten. WYSIWYG bedeutet übrigens "Was Du siehst, ist was Du bekommst" und sollte nicht mit dem Lied "What you get, is what you see" von Tina Turner verwechselt werden. gn

So entstand der Test

Alle Programme wurden von den Fachredakteuren zunächst auf Herz und Nieren getestet. Das Ziel des Tests ist aber nicht nur, individuellen Stärken und Schwächen der Programme zu beurteilen, sondern auch zu zeigen, wie gut sie im Vergleich zu den Produkten auf anderen Computern sind. Um die Fähigkeiten vergleichbar zu machen, wurde eine Probeseite entworfen, die Elemente wie Bilder, Initiale (der erste Buchstabe des Textes steht in größerer Schrift, als der Rest des Textes), verschiedene Schriften in einer Zeile, unterschiedliche Schriftgrößen und mehrspaltiger Druck enthält. Zum Abschluß des Tests wurde mit jedem Programm die Probeseite nach dem Vorbild hergestellt und ausgedruckt. Bilder, Schriften, und alle Layout-Merkmale sollten identisch sein. Damit kein Programm beim Ausdruck bevorzugt ist, wurde bei allen Programmen der 24-Nadel-Drucker NEC P6 Plus verwendet. So können Sie sich ein Bild von den Fähigkeiten der Programme und der Qualität der Ausdrucke machen.



Aus: Happy Computer 12 / 1988, Seite

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