Heißer Sommer - kalte Bits: Frischluft-Tips für Computer

Der Computer ist ein ausgesprochener Stubenhocker. Wer seinen Computer samt Zubehör mit ins Freie nehmen will, sollte unsere Frischluft-Tips beachten.

Kaum erscheinen die ersten Sonnenstrahlen, zieht es auch den Computerbesitzer nach draußen. Natürlich darf der elektronische Begleiter nicht fehlen. Und schon ist die gesamte Computeranlage auf dem Balkon und der Terrasse aufgebaut.

Die Zeit verrinnt, langsam regt sich der Hunger. Also: Computer aus, Disketten aus dem Laufwerk und ab zum Essen. Lassen Sie es sich schmecken, denn wenn Sie wüßten, was unterdessen mit Ihrem Computer und den Disketten passiert, würde Ihnen ganz schnell der Appetit vergehen.

Draußen beginnt sich ein Drama abzuspielen. Die Sonne scheint unerbittlich auf den Frischluft-Arbeitsplatz. Die Temperatur der schwarzen Diskettenhülle ist mittlerweile auf mehr als 80 Grad angestiegen, den Speicherchips, der Festplatte und den übrigen Teilen unter dem Blechgehäuse ergeht es nicht viel anders. Wenige Minuten später: die ersten Magnetpartikel der Festplatten und Diskettenbeschichtung verlieren ihre Magnetisierung. Noch immer scheint die Sonne, die Temperatur steigt weiter. Während Sie im kühlen Haus gerade Ihr Eis löffeln, beginnen sich erste Plastikteile im Diskettenlaufwerk leicht zu verbiegen. Damit nicht genug: der Klebstoff der Diskettenhülle verliert seine Klebekraft, der empfindliche, beschichtete Datenträger liegt frei.

Frisch gestärkt gehen Sie ans Werk, schalten den Computer ein und - nichts passiert! Die Diskette läßt sich nicht ins Laufwerk schieben, der Monitor bleibt dunkel, lediglich ein störendes »Error reading Drive X« erscheint, ganz gleich, wie oft Sie den Computer ein- und ausschalten. Was ist passiert?

Während Sie gemütlich zu Mittag gegessen haben, hat sich Ihr Computer verabschiedet - umweltfreundlich mit Sonnenenergie. Unter dem Gehäuse stieg die Temperatur bis nahe hundert Grad an. Ausreichend, um die empfindlichen Chips bis ins letzte Siliziumkristall aufzuheizen.

Der Festplatte ging es nicht anders: die enorme Hitze ist für das »Kippen« einzelner Bits verantwortlich. So entstehen Lesefehler. Im schlimmsten Fall verzieht sich das Trägermaterial, eine Unwucht ist die Folge. Beim Einschalten gibt es den sogenannten »Headcrash«, der Kopf setzt auf der empfindlichen Schicht auf und zerstört wertvolle Daten und unter Umständen sogar den Lesekopf.

Die schwarzen Schutzhüllen von Disketten werden besonders schnell heiß: schwarz nimmt fast alle Sonnenenergie auf und setzt sie in Wärme um. Bestes Beispiel: schwarze Autodächer werden in der Sonne so heiß, daß man Spiegeleier drauf backen kann. Wer's nicht glaubt, probiert's am besten aus. Übrigens haben wir die Messungen mit einem digitalen Thermometer durchgeführt, weil wir es auch nicht glauben konnten. Das Experiment können Sie leicht selbst nachvollziehen: legen Sie einmal eine unbrauchbare Diskette in die volle Sonne. Dann stecken Sie ein Einmach-Thermo-meter in die Diskettenhülle. Sie werden erstaunt sein.

Ein weiteres Problem haben Frischluft- und Computerfreaks, die ihren tragbaren Computer mit auf den Zeltplatz oder an den Strand nehmen: Sand. Schon ein Sandkorn reicht aus, um eine Diskette zu zerstören. Dieser Datenverlust wäre gerade noch verschmerzbar, aber Sie können sogar das gesamte Laufwerk ruinieren, der Sand kann im ungünstigsten Fall den Schreib-/Lesekopf zerkratzen.

Wer im Freien arbeitet, muß auch darauf achten, daß der Computer keine Feuchtigkeit (Regen oder zufällige Dusche mit dem Rasensprenger oder Kondenswasser) abbekommt. In solch einem Fall besteht Lebensgefahr (Stromschlag!). Auch der Computer kann irreparable Schäden erhalten, beispielsweise durch Korrosion der Platine oder durch Kurzschlüsse. Deshalb sollten Sie den Computer nicht über Nacht auf dem Balkon oder der Terrasse stehen lassen, er könnte dabei feucht werden. (rz)

Wenn Sie im Freien arbeiten, sollten Sie einige Regeln beachten. Ansonsten wird die Freiluftarbeit schnell zum Ärgernis.



Aus: Happy Computer 08 / 1988, Seite

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