Karriere als Programmierer: Porsche, Prunk und blaue Scheine

Wer heute für Happy-Computer ein Listing des Monats programmiert, hat damit in der Welt der Programmierer plötzlich einen Namen. ProgrammierAufträge und der Beginn einer großen Karriere können winken.

Wußten Sie, daß ein Zusammenhang zwi schen Happy-Computer und dem berühmten »GFA-Basic« für den Atari ST besteht? Der Programmierer von GFA-Basic, Frank Ostrowski, hat seine Programmierer-Karriere mit einem Listing des Monats für den Atari XL begonnen.

Mit »Turbo-Basic« setzte er damals einen Standard, der für den 8-Biter Atari XL/XE noch heute Gültigkeit hat. Die meisten Listings für den Atari XL sind in Turbo-Basic programmiert, das nicht nur schnell, sondern auch sehr komfortabel ist.

Nach Abitur und Bundeswehrzeit war Frank drei Jahre arbeitslos. Keine Aussicht auf eine Anstellung - keine Perspektive.

Erst mit seinem Listing des Monats in Happy-Computer bekam er neuen Auftrieb. Und als er dann sogar kurze Zeit später von dem Software-Haus IntegralHydraulik aus Düsseldorf zu einem Gespräch eingeladen wurde, öffneten sich für ihn völlig neue Perspektiven. Schon nach kurzer Zeit war man sich einig: Frank wurde als Programmierer eingestellt. Er befaßte sich schon bald darauf immer weniger mit seinem Atari XL und sattelte auf den ST um. Auch auf diesem Computer wollte er einen besseren Basic-Interpreter verwirklichen, denn das originale ST Basic ist sehr langsam. Er entwickelte deshalb schließlich bei der Software-Firma GFA seinen als »GFA-Basic« bekannten Interpreter.

Taschengeld wird überflüssig

Frank arbeitet heute als einer der besten Programmierer Deutschlands bei GFA in Düsseldorf. Nach seinem Interpreter programmierte er einen der leistungsstärksten Basic-Compiler für den Atari ST. Für ihn ist die Gefahr der Arbeitslosigkeit nicht mehr besonders groß und ein Leben als gutbezahlter Programmierer ist ihm so gut wie sicher. Noch vor wenigen Jahren war für Frank nicht daran zu denken, daß er als Programmierer zu derartigem Ruhm kommen kann.

Richard Löwenstein hält von »ernsthaften« Anwendungen nicht so viel. Er ist einer der wenigen Spiele-Programmierer in Deutschland.

Aber für Richard ist das Programmieren eines Spiels nicht nur Spaß. Er ist Profi auf seinem Gebiet und wird natürlich auch dementsprechend bezahlt. Sein Weg zum Profi-Programmierer liest sich spannend wie ein Roman:

Angefangen hat alles vor fast fünf Jahren, als der erste Heimcomputer ins Haus kam - ein TI 99/4A. Seine ersten vier Basic Spielchen fanden damals nur in der näheren Umgebung bei Freunden Beachtung. Im Sommer 1984 bekam Richard seinen C 64, auf dem er seitdem programmierte. In den ersten Wochen spielte er fast ausschließlich mit seinem Computer, bis Richard wieder zum Programmieren zurückkam. Sein erstes Spiel quälte sich noch langsam mit dem Basic des C 64. Also brachte er sich selbst Maschinensprache bei.

Schon Anfang '86 kam es zum ersten großen Erfolg für ihn: in unserer Schwester-Zeitschrift 64'er wurde sein Listing »Shape 64«, ein Grafik-Programm, veröffentlicht. Es war sein erstes Maschinen-Programm und bis heute seine einzige Anwendung.

Er beschäftigte sich fortan mit den Kniffen des C 64 und kämpfte sich durch Raster-Interrupts. Der erste große finanzielle Erfolg ließ dann auch nicht lange auf sich warten: Er programmierte das Listing des Monats »Let's Bounce« für Happy-Computer 8/86 und verdiente sich damit 3000 DM. Daraufhin mehrten sich die Anrufe und Briefe verschiedener SoftwareFirmen. Es folgte ein Programmierauftrag von Ariolasoft, für die er ein Action-Spiel programmieren sollte. Weiterhin schickte er selbstentwickelte DemoProgramme, die er selbst geschrieben hatte nach England zu verschiedenen Software-Häusern.

Der zweite finanzielle Erfolg kam mit seinem Programm »Twinky goes hiking«, das die Software-Firma Firebird in ihr Programm aufnahm. Dabei handelt es sich um ein Lauf- und Spring-Spiel. Über das Honorar für dieses Spiel hüllt er sich zwar in Schweigen, verriet uns aber, daß es mehr war, als er sich erhoffte. Er witterte, daß sich mit dem Programmieren mehr Geld verdienen läßt, als er anfänglich dachte.

Listing des Monats ist meistens der Anfang

Anfang 1987 brach in Deutschland die Arkanoid-Welle aus. Er stellte entsetzt fest, mit was für primitiven Ideen man Erfolg haben kann und programmierte in nur zwei Wochen »Quadranoid«, eine Variante von Arkanoid. Wieder schickte er es an Happy-Computer. Und wieder wurde ein Programm von ihm Listing des Monats. Das bedeutet erneut 3000 DM für Richard. Er kaufte sich 'einen Amiga 500. Doch noch immer machte es ihm mehr Spaß, auf dem C 64 zu programmieren. Es folgte ein weiterer Meilenstein in seiner Karriere: Er erhielt einen Auftrag von Firebird, die sein Programm »Top-Cross« vermarkten wollen.

Darauf folgte noch für Happy-Computer das Programm »Happy-Vorspann«, das, wie zu erwarten war, ein großer Erfolg wurde. Der Happy-Vorspann ist ein Programm, das sich vor einselbstgeschriebenes Basic-Programm hängt und durch viele Effekte ein Programm aufwerten kann.

Langsam fand Richard nun zu seinem Amiga und begann die ersten ernstzunehmenden Programme zu entwickeln. Er wollte die Hardware des Amiga konsequent ausnutzen und fand schnell Interessenten für seine neuen Programme.

Zur Zeit macht Richard seinen Führerschein und so bleibt ihm kaum noch Zeit, sich um seinen Computer intensiv zu kümmern. Trotzdem dürfen wir gespannt sein, wann das nächste Listing des Monats von Richard in Happy-Computer erscheinen wird.

Programmier-Künstler Peter Arndt hat mit Spielen nichts im Sinn. Ab und zu, nur zum Spaß, programmiert er auch mal ein Spielchen. Aber seine Programme müssen schon auf den ersten Blick verraten, daß sie nicht irgendwelche Kleinigkeiten, sondern reine Programmier-Kunst enthalten. So schickte er uns Anfang '87 das bisher kürzeste »Tron« für den C 64. Die erste Version dieses perfekt programmierten Spiels hatte noch über 1000 Byte und Peter war noch lange nicht fertig damit. Erst als er das Programm auf 964 Byte zusammenkürzte, war er zufrieden. Der Ausdruck des Listings war schon fast in der Druckerei, als uns seine endgültige Tron-Version mit nur noch 958 Byte erreichte. Er bestand darauf, daß wir diese kurze Version veröffentlichen.

Peter Arndt ist einer der ersten Besitzer eines C 64. Tausende von Disketten zieren den Boden seines Zimmers: Ein Teppich wäre gar nicht nötig. Nicht nur bei seinem Programm Tron ärgerte Peter sich über jedes verschwendete Bit. Schon sein erstes BasicProgramm mußte kurz sein. Und so begann er 1985 damit, Spiel-Programme zu analysieren und herauszufinden, wie man Programmteile kürzer realisieren kann. Die Idee eines Daten-Packers nahm Gestalt an. Der erste Schritt auf dem Weg zum genialsten Packer-Programmierer der C 64 Welt war damit schon getan.

Sein erster »Kompreßmaster« konnte schon beachtliche Packergebnisse vorweisen und wurde täglich komfortabler. Wochenlang kam er in den Semesterferien (Informatiker) nicht mehr aus seinem Zimmer. Er schien besessen von der Idee, Programme so kurz wie möglich zu machen. Als »Happy-Packer« veröffentlichten wir seinen Kompreßmaster in Ausgabe 7/87. Es gab zu dieser Zeit noch keinen annähernd so guten Daten-Packer, wie den von Peter Arndt. Nicht ohne Stolz erzählt er uns von der Zeit, als er nach der Veröffentlichung alle auf dem Markt befindlichen Packer untersuchte und keiner auch nur annähernd so effektiv war wie sein Kompreßmaster.

Mit dem Packer zu Ehren

Doch schon vier Wochen später mußte er enttäuscht feststellen, daß sein Packer nicht mehr der beste war. Das wurmte ihn derart, daß er seinen Packer weiterentwickelte. Und nach ein paar durchprogrammierten Nächten hatte er wieder die Nase vorn. Sein Packer kam in einem Sonderheft der 64'er zu neuen Ehren als bester Packer. Aber das genügte ihm noch lange nicht. Sein Ehrgeiz war erst gestillt als er sicher war, genügend Vorsprung vor den Konkurrenz-Packern zu haben, und so beendete er im Februar '88 endlich seinen Kompreßmaster in der Version »V4«. Selbstverständlich hatte er uns immer mit der neuesten Version des Kompreßmasters versorgt und so konnten wir unsere C 64-Listings immer weiter kürzen.

Durch die zahlreichen Veröffentlichungen haben sich die Anfragen von mehreren Software-Häusern auch bei Peter gemehrt und es bleibt nun abzuwarten, ob von ihm der ultimative 1-Bit-Packer kommt, der als Ergebnis nur noch ein einziges Bit übrigläßt.

Nicht nur die Beispiele von Frank Ostrowski, Richard Löwenstein und Peter Arndt zeigen, daß man durch eine geniale Idee und gute Programmierkenntnisse mit einem Listing des Monats schon einen Schritt auf eine eigene Karriere als Programmierer zugeht. Wann kommt Ihr Programm? (wo)



Aus: Happy Computer 07 / 1988, Seite 140

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