Computersimulationen für zu Hause: Überschallflug im Wohnzimmer

Seit es Computer gibt, versuchen Programmierer, die Realität in Computer zu packen. Durch Veränderung einzelner Parameter in diesen Programmen kann dann ausprobiert werden, »was wäre, wenn...«. Anfangs waren die Simulationen noch recht einfach gehalten, beschränkten sich zum Beispiel auf das korrekte Abprallen eines Balles. Die Computer waren einfach nicht so leistungsfähig, als daß sie die größeren Datenmengen bewältigen konnten. Mit zunehmender Entwicklung der Mikroelektronik und damit der Leistungsfähigkeit der Computer wurden auch die Simulationsprogramme immer komplexer und besser. Heute ist man soweit, den Flug eines Überschalljets mit allen dazugehörigen Faktoren über eine Computerlandschaft in Echtzeit zu simulieren. Echtzeit bedeutet, daß eine Simulations-Sekunde gleich einer Sekunde in der Wirklichkeit entspricht.


Echtes Jet-Feeling: der erste Landeanflug. Wird alles gelingen?

Mit Hilfe von Flug-Simulatoren können Piloten beispielsweise gezielt auf gefährliche Situationen trainiert werden. Nach Abschluß des Trainingsfluges kann jede einzelne Flugphase genauestens begutachtet werden. So lernen angehende Piloten aus ihren gemachten Fehlern, ohne daß sie unersetzliches Menschenleben oder wertvolles Material gefährdet haben. Ein Absturz endet nicht mit Totalschaden, sondern höchstens mit einem Rüffel vom Chef.

Es gibt fast keinen Bereich, in dem nicht Simulatoren die Ausbildung unterstützen. Fahrsimulatoren für Lokführer oder eine komplett simulierte Kommandobrücke eines Hochseeschiffes für die Kapitänsausbildung sind fast schon selbstverständlich.

Absturz ohne Folgen

In der Industrie werden Simulationen dazu eingesetzt, neuentwickelte Bauteile beispielsweise unter Belastung zu testen. Dazu müssen keine aufwendigen und teuren Versuchsaufbauten gemacht werden, ein Tastendruck startet die Versuchsreihe. Erfüllt das Testobjekt nicht die Anforderungen, werden einfach ein paar Werte geändert und der Versuch noch einmal gestartet. So sparen Entwicklungsabteilungen von Auto- oder Flugzeugfirmen eine Menge Zeit und damit auch eine Menge Geld. Besonders die Automobilindustrie setzt Computer beim Entwurf und der Entwicklung neuer Fahrzeugtypen ein. Statt enorm teure handgefertigte Prototypen gegen eine Betonmauer rasen zu lassen, werden zuerst einmal am Bildschirm Crashtests durchgeführt, die Fehler erkannt und die Konstruktionen optimiert. Hier hilft die Computersimulation, Autos sicherer zu machen.

Mit dem Heimcomputer kamen auch die Simulations-Spiele ins Wohnzimmer. Immer besser und ausgereifter wurden die Programme. Heute bringen Flugsimulatoren neben dem Spielspaß echtes Jet-Feeling. Wem es vorrangig auf die perfekte Simulation ankommt, sucht sich Programme aus, bei denen es nur ums Fliegen geht. Der »Flight Simulator II« (C 64, Amiga, Atari ST und XL, PC) oder Chuck Yeagers »Advanced Flight Trainer« (C 64 und PC) sind Beispiele. Kriegerische Gemüter dagegen bewaffnen ihren Düsenjäger und fliegen Angriffe auf militärische Ziele im Land des vom Programm vorgegebenen »Feindes«. Top-Gun-Fans sind da mit »Jet« (C 64. PC und Amiga), »Stealth Mission« (C 64) oder »Falcon« (PC) gut bedient. Bei den Hubschraubersimulationen kommt es neben Fingerspitzengefühl auch auf technisches Verständnis an. Beherrschen Sie den »Tomahawk« (C 64. XL, CPC, PC), »Gunship« (C 64, PC und Atari ST) oder den »Thunder Chopper« (C64)

Simulationen — nicht nur für Profis

Wem Fliegen überhaupt nicht zusagt, sollte sich aufs Wasser begeben. Dazu stehen dem Freizeit-Skipper Schiffe vom Flugzeugträger bis hin zum hochmodernen Tragflügelboot »PHM Pegasus« (C 64) zur Verfügung. Unter der Oberfläche dagegen tummeln sich wahre Schwärme von U-Booten, simuliert natürlich, Teilweise vollziehen diese Simulationen historische Begebenheiten aus dem zweiten Weltkrieg nach. Ein brisantes Vergnügen für Freizeitmilitaristen bietet »Silent Service« (C 64, Amiga. CPC und Atari ST) oder der »Sub Battle Simulator (PC, Atari ST, C 64).

Nervenkitzel und Geschwindigkeitswahn versuchen die verschiedenen Formel-1-Simulationen auf den Computer zu bringen. Nicht nur fahrerisches Können, sondern auch Reifenwechseln oder Nachtanken stehen dem Amateur-Rennfahrer bei »Ferrari Formula One« (Amiga) oder »Revs« (C 64) ins Haus.

Geschicke eines ganzen Volkes lenken und leiten ist nicht immer einfach. Wer sich in die Rolle eines Regenten versetzen möchte, sollte sich mit Wirtschaftssimulationen beschäftigen. Es bleibt dem persönlichen Geschmack überlassen, ob man sich als Seefahrer der Hanse oder als Kaiser (»Kaiser« für den ST) im Mittelalter betätigt oder gar eine ganze Fluggesellschaft (»Airline« für den XL und C 64) leitet. »Pirates« (C 64 und CPC) versetzt Sie in die Karibik auf ein Piratenschiff. Als Freibeuter kapern Sie Schiffe, häufen Schätze an und verstecken diese auf Inseln. Dabei haben Sie viele Probleme zu meistern.

Sportfanatiker sind mit Basketball-, Fußball- oder Baseballsimulationen bestens bedient. Diese Spiel-Simulation gibt es für alle Computer in allen Variationen. Ganz gleich, ob man als Anfänger oder als Profi einsteigt. Spaß und eine Menge gute Laune machen Simulationen daheim auf alle Fälle. (rz)



Aus: Happy Computer 06 / 1988, Seite 161

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