DFÜ-News

Sysop-Ecke

Forschungsprojekt Mailboxen bittet Sysops um Mitarbeit

Eine Untersuchung über die »Motivationen und Einstellungen von Sysops« machen Frankfurter Wissenschaftler.

»Mailboxen stellen eine wichtige Komponente zur Verbreitung neuer Kommunikationsmöglichkeiten dar« schreiben die Wissenschaftler der Arbeitsgruppe des Fachbereichs Gesellschaftswissenschaften an der Universität Frankfurt. »Mit den Mailboxen haben engagierte und profilierte Computeranwender ein neues Kommunikationsmedium geschaffen, das sich neben den offiziellen Medien etabliert hat und wachsender Beliebtheit erfreut«.

Ziel der Untersuchung ist es, herauszufinden, wie stark die existierenden Boxen genutzt werden, und welches ihre zentralen Themen sind. Weitere Fragen betreffen das Alter der Box, die Finanzierung und die Nutzungsintensität der einzelnen Pinboards sowie die soziale Herkunft der Betreiber.

Da die Untersuchung nur mit Hilfe der Sysops durchgeführt werden kann, bitten die Wissenschaftler um Unterstützung. Postkarte genügt, der Fragebogen wird zugeschickt. (jg)

Forschungsprojekt Mailboxen. Johann Wolfgang-Goethe-Universität, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften. Senkenberganlage 15. Postfach 111932. 6000 Frankfurt/Mam

Die Mailbox des Monats

M.A.M.A. im Allgäu

Mailbox des Atari-Magazins im Allgäu, abgekürzt M.A.M.A., nennt sich eine brandneue Mailbox bei Kempten im Allgäu. Der Themenschwerpunkt liegt bei den Atari-Computern. Aber nicht nur die ST-Serie, auch die »alten«, aber immer noch guten 8-Bit-Ataris mischen noch kräftig mit. Damit ist das Informationsangebot der M.A.M.A. aber noch lange nicht erschöpft. So gibt es jeweils die wichtigsten Artikel aus den Zeitschriften »Computer Kontakt« und »Atari-Magazin« zu lesen. Interessierte können an einer aktuellen Diskussion teilnehmen. Darüber hinaus gibt es öffentliche Rubriken für die Anwender verschiedener Computer, wie Atari, Amiga oder MS-DOS-Computer. Ebenfalls vorhanden sind Bereiche für geschlossene Benutzergruppen. Zugang zu solchen Gruppen erhalten nur User, die sich beim Sysop dafür bewerben. Eine echte Besonderheit ist die Datenbank der M.A.M.A. Einmal aufgerufen, stellt sie in übersichtlicher Form eine umwerfende Vielfalt an Texten, Informationen, News, Source-Codes in verschiedenen Sprachen und fertigen Programmen zum Upload zur Verfügung. Dabei kann auch das bekannte Xmodem-Protokoll zur Übertragung verwendet werden. Ebenfalls nicht ganz alltäglich sind die Online-Spiele.

Schon beim Einloggen kann man wertvolle Zeit sparen, indem man nach Usernamen und Paßwort gleich mit angibt, was man als erstes machen will. Seine wahre Stärke präsentiert M.A.M.A. aber erst, wenn sie von einem Atari ST angerufen wird, der als Terminalprogramm »Ist Terminal« benutzt. Die Mailbox ist nämlich mit dem Programm »Profibox« realisiert. So können alle Funktionen von M.A.M.A. mit der Maus bedient werden. Allerdings nur, wenn Sie Ist Terminal benutzen. Auch Dialogboxen und Menüzeilen kommen zum Einsatz. Also DFÜ mit GEM-Steuerung. Darüber hinaus werden Menüs gespeichert und müssen nicht bei jedem Aufruf neu gesendet werden. Erwähnenswert ist die komfortable Pinboard-Verwaltung, die viele komfortable und schnelle Funktionen zum Suchen und Lesen in den schwarzen Brettern bietet. M.A.M.A. ist eine junge Mailbox. die durch ein klares Konzept, eine saubere Realisierung und ein gutes Programm überzeugt. Bleibt nur zu hoffen, daß der gewisse Standortnachteil (große Entferung zum nächsten Ballungszentrum wie München, daher hohe Telefonkosten) der Mailbox durch einen Stamm fleißiger User ausgeglichen wird. Ein Anruf lohnt sich bestimmt.

(A. Obermüller/rz)

Mailbox des Monats

Name: M.A.M.A. Tel.: 08376/8507 Par.: 300 Baud. 8N1. 24h Online

Hacker’s Corner

Tips für Datenreisende unterwegs

Entzugserscheinungen bekommen nicht nur normale Computerfreaks, wenn sie längere Zeit von ihrem Lieblingsspielzeug getrennt werden. Hacker, die öfters auf Reisen sind, schaffen sich deshalb tunlichst einen sogenannten »Datenkoffer« an: Handheld oder Laptop und ein nicht zu störungsanfälliger Akustikkoppler, um aus Telefonzellen, Tagungshotels oder Bahnhofskneipen der Lust des Datenreisens frönen zu können.

Groß war also das Vergnügen, als vor geraumer Zeit die Bundesbahn in ihren 'Intercity's' Zugtelefone einführte: Der unkontrollierbare Hack von einer Telefonzelle, die irgendwo zwischen Celle und Hannover dahinrast — eine Vorstellung, die das Herz eines jeden Hackers höher schlagen läßt.

Als Testequipment stand zur Verfügung: Ein etwas älterer Handheld (Olivetti MIO) mit eingebautem Terminalprogramm und ein Akustikkoppler der Baureihe »AK300«. Ein Laptop mit eingebautem Diskettenlaufwerk gar ist für die Datenreise vom Zug aus denkbar ungeeignet. Die Telefonzelle, ziemlich am Ende des Zugs gelegen, entpuppte sich als so klein, daß unser Tester sich nur mit Mühe darin umdrehen konnte. Die Ablagefläche über dem Telefon ist zu klein, um Koppler und den (eher kleinen) Computer aufzunehmen. Wir mußten also freihändig balancierend tippen. Sinnvoll ist es, bei Zug-Hacks ein möglichst langes serielles Kabel mitzunehmen, da schon beim kleinsten Zug am Kabel Übertragungsfehler auftreten.


Um im Intercity hacken zu können, waren für unseren Tester noch ein Halstuch und ein längeres serielles Kabel vonnöten

Unser erster Versuch, den Datex-P-Knoten zu erreichen war vom Mißerfolg gekrönt: Die Telefonzelle ist zum einen direkt am Ausgang, zum anderen unmittelbar über den (sehr lauten) Rädern installiert, so daß nur Datenmüll auf dem LCD-Display unseres Olivetti erschien. Zur Schallisolierung verwendeten wir den braunen Vorhang, der die Telefonzelle vom restlichen Zug abtrennen sollte. Mit mäßigem Erfolg. Zwar gelang die Eingabe der NUI. aber schon die simple Schaltung in einen isländischen Großrechner scheiterte aufgrund der hohen Fehlerzahlen. Erst ein dickeres Halstuch eines Mitreisenden um Telefon und Akustikkoppler gewickelt, hielt die Fehlerzahl auf einem erträglichen Maß. Vollends perfekt wurde es nach Anhalten des Zuges und dem Aus-und Einstieg der Fahrgäste: In den wenigen Minuten bis zum Anruckeln war tatsächlich völlig fehlerfreie Datenfernübertragung möglich. Der Text, den wir überspielen wollten, ist tatsächlich lesbar in Island angekommen. Allerdings wird Hacken im Intercity erst dann zum reinen Vergnügen, wenn die neuen ICEs, die Hochgeschwindigkeitszüge auf dem Schienennetz verkehren. Da sind richtige Schreibtischarbeitsplätze mit Telefon eingebaut. Letztlich ist Datenfernübertragung im Intercity ein masochistisches Vergnügen: Auf den roten Digitalanzeigen rattert das eingeworfene Geld nur so durch. In Telefonzellen macht's mehr Spaß. (jg)



Aus: Happy Computer 01 / 1988, Seite 166

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