8-Bit-Systeme: Wer spielt am besten? Spielgefährten Spaß & Spannung

Die 8-Bit-Renner Atari XL/ XE, C 64 und Schneider CPC werden gerne als Spielmaschinen eingesetzt. Wenn Sie sich heute einen preiswerten Einsteiger-Computer zum Spielen zulegen wollen, müssen Sie sich zwischen diesen drei Kandiaten entscheiden.

Im abschließenden Nachtrag zu unserem 8-Bit-Vergleichstest der beiden letzten Ausgaben packen wir die Joysticks aus und lassen die Sprites los. Atari XL/XE, Commodore 64/128 und die Schneider CPC-Familie werden allein nach ihren Qualitäten als Spielcomputer beurteilt. Wir berücksichtigen, wie gut die Hardware für Spiele geeignet ist, welche Stärken und Schwächen es bei jedem Modell gibt und gehen auf das letztendlich entscheidende Softwareangebot ein.

Atari XL/XE: ein flotter Veteran

Die Atari XL/XE-Computer sind mit einem schnellen Mikroprozessor sowie Hardware-Sprites (hier heißen sie »Player Missiles«) ausgestattet. Das sind beste Voraussetzungen für rasante Action-Spiele. Schon vor Jahren holten die Programmierer Erstaunliches aus den kleinen Ataris raus. Der Klassiker »Dimension X« wurde beispielsweise nie für andere Computer umgesetzt, obwohl eine C 64-Version fest geplant war. Sie wurde aber wieder fallengelassen, weil man das Spiel auf dem Commodore niemals so schnell hinbekommen hätte.

Im Zusammenhang mit den 8-Bit-Computern von Atari wird oft von den 256 Farben geschwärmt, die sie darstellen können. Man sollte jetzt aber keine Grafikpracht à la Amiga erwarten, denn bei einer halbwegs vernünftigen Auflösung können die Ataris nur wenige Farben gleichzeitig darstellen.


»Drop Zone« überzeugt durch eine typische Atari XL/XE-Stärke: hohes Tempo. Diese Geschwindigkeit kann man dem Bildschirmfoto natürlich nur schwer ansehen.

In den letzten Jahren haben die meisten Softwarehäuser Atari XL und XE wie heiße Kartoffeln fallengelassen. Die Gründe, die man von den Firmen zu hören bekommt, sind immer die gleichen: Es mache keinen Sinn mehr, Programme für XL/XE umzusetzen; die Verkäufe seien so schwach, daß man die Entwicklungskosten nicht wieder hereinbekomme. Und wenn dann mal doch ein Programm für die Ataris umgesetzt wird, ist oft Schludrigkeit angesagt. Wer beispielsweise »Gauntlet« auf dem XL gesehen hat, wird zurecht entsetzt sein. Wenn die Programmierer sich ähnlich intensiv mit den kleinen Ataris beschäftigen würden, wie dies beim C 64 der Fall ist, würde es Spiele mit fantastischen Tricks und Effekten für diese Computer geben.

Trotz des sehr günstigen Preises und der immer noch attraktiven Hardware können XL und XE als Spielcomputer nicht mehr empfohlen werden, weil der Software-Nachschub sehr schwach ist. Wer sich neben den wenigen hochkarätigen Neuerscheinungen mit guten Klassikern trösten kann, wird's verschmerzen. Die Anschaffung eines 130 XE (er hat 128 KByte Speicher, der 800 XL nur 64 KByte) lohnt sich nicht, da es nur wenige Spiele gibt, die nur auf dem 130 XE und nicht auf seinem kleinen Bruder laufen.

Schneider CPC: die Farbenfrohen

Wer sich einen Schneider CPC-Computer kaufen will, hat zunächst die Wahl zwischen verschiedenen Modellen mit Grün- und Farbmonitor, Kassetten- und Diskettenlaufwerk. Wer sich eine preiswerte Spielmaschine aus dieser Familie zulegen will, dem sei der CPC 464 mit Farbmonitor empfohlen. Es gibt nur wenige Spiele, die nur auf Diskette angeboten werden. Außerdem sind Diskettenversionen von CPC-Spielen in der Regel 15 bis 20 Mark teurer als Kassetten-Versionen. Spiele, die den zusätzlichen Speicherplatz des Modells 6128 ausnutzen, sind ebenfalls rar. Grafik und Farben sind des Schneiders Trümpfe. Im niedrigauflösenden Modus, der für Computerspiele spiele durchaus ausreichend ist, können 16 Farben aus einer Palette von 27 dargestellt werden. Beim Berechnen und Darstellen von Vektor-Grafik sind die CPCs besonders stark. Ein Beispiel ist das Programm »Starglider«, das sich auf dem C 64 müde dahinschleppt und auf dem Schneider wesentlich flotter abläuft. Hardware-Sprites gehen den CPCs aber ab. Da das Scrolling auch nicht an C 64 und Atari XL/XE herankommt, eignen sich die CPCs weniger gut für schnelle Action-Spiele, obwohl findige Programmierer Erstaunliches aus der Hardware herauskitzeln können (»Zynaps«), Beim Sound muß man ebenfalls die Ansprüche zurückschrauben. Der Sound-Chip kommt nicht an den des Musik-Spezialisten C 64 heran und klingt zudem durch den eingebauten Lautsprecher sehr mickrig. Letzterem Manko kann man abhelfen, wenn man seinen CPC an eine Stereo-Anlage anschließt.


Die Schneider CPC-Familie treibt es ganz schön bunt (Western Games«)

Das Spiele-Angebot ist reichhaltig; in den letzten beiden Jahren gab es die meisten interessanten Neuheiten auch für die CPCs. Wegen stagnierender Verkaufszahlen hören aber immer mehr Softwarefirmen auf, neue Spiele automatisch für die CPCs umzusetzen. Im Moment macht sich das noch nicht allzustark bemerkbar, aber der Trend hält an. 1988 wird das erste Jahr sein, in dem es nach aller Wahrscheinlichkeit mit den CPC-Spieleneuheiten bergab geht.

C 64: seit Jahren der Bestseller

Commodore ist mit zwei aktuellen Modellen auf dem 8-Bit-Heimcomputermarkt vertreten. Der C 64 ist weltweit seit Jahren ein Renner, seinen großen Bruder C 128 können wir als Spiele-Maschine ruhigen Gewissens vergessen. Ähnlich wie beim Atari 130 XE und dem CPC 6128 gibt es nur sehr wenige Spiele, die den C 128 wirklich ausnutzen. Der C 64 hat dieses Jahr nochmal an Attraktivität gewonnen, denn der Computer ist jetzt schon für 300 Mark zu haben.

Der C 64 kann zwar nur 16 Farben darstellen, bringt sie aber auch gleichzeitig auf den Bildschirm. Hardware-Sprites und Scrolling machen diesen Computer bei Action-Spielen stark. Ein sehr guter Spezial-Prozessor für den Sound, der SID-Chip, macht den C 64 zum Klangmeister in unserem Dreierfeld. Sound-Effekte und Musik von Schneider CPC und Atari XL/XE müssen hinter diesem Maestro klar zurückstehen. Der Prozessor des C 64 ist nicht der allerschnellste. Bei den meisten Spielen fällt dies nicht unangenehm auf, doch sobald dreidimensionale Vektorgrafik berechnet werden muß, gerät der Commodore ins Schwitzen und kann mit den Schneider-Computern nicht mithalten.


Mit den 16 Farben des C 64 läßt sich einiges anstellen, wenn man den richtigen Künstler ranläßt, wie dieses The Last Ninja«-Bild« eindrucksvoll beweist

Die Hauptstärke des C 64 ist die große Auswahl von Spielen, die es für diesen Computer gibt. Seit Jahren ist der Commodore ein weltweiter Bestseller, der sich immer noch gut verkauft. Kein Wunder, daß es für keinen Computer so viele Spiele gibt wie für den C 64. Ein Ende dieses Booms ist noch nicht abzusehen. Zumindest 1988 wird die Spiele-Flut für den C 64 nicht abflauen.

Fazit mit klarem Ergebnis

Im direkten Vergleich empfiehlt sich der C 64 eindeutig als bester 8-Bit-Spielecomputer. Bei den Kriterien Software-Angebot, Sprites, Scrolling und Sound belegt er den ersten Platz. Der Schneider CPC setzt sich durch seine Farbenpracht ab, wird aber sonst auf die Plätze verwiesen. Die Atari XL/XE-Computer schlagen den C 64 knapp in der Kategorie Prozessor-Geschwindigkeit, können aber sonst keinen der beiden Konkurrenten auf die Ränge verweisen. Das schlechte Angebot an neuen Spielen ist ein dicker Malus für die kleinen Ataris. Die beste Spielmaschine heißt unterm Strich eindeutig Commodore 64. Das schauderhafte Basic und das lahme Laufwerk, die dieser Computer auf der Negativ-Seite bietet, dürften Spiele-Fans verschmerzen können.

An dieser Stelle sei ein Blick in das Lager der 16-Bit-Computer erlaubt. Über das Angebot von C 64-Spielen können Atari ST-Besitzer nur staunen, und so mancher Amiga-Fan wäre froh, wenn es für seinen Computer so viele Neuheiten gäbe wie für den Schneider CPC. In puncto Software-Auswahl hinken die neuen Computer den kleinen 8-Bitern noch hinterher. Insbesondere für den Amiga hält sich die Zahl der guten Spiele-Neuerscheinungen sehr in Grenzen, während der Atari ST mittlerweile reich mit Veröffentlichungen bedacht wird. (hl)



Aus: Happy Computer 01 / 1988, Seite 163

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