Atari-Rummel am Rhein


Vom 18. bis zum 20. September war Düsseldorf Schauplatz der ersten internationalen Atari-Messe. Hier überboten sich die Hersteller einmal mehr mit neuen Höchstleistungen rund um den ST. Begleiten Sie uns auf unserem Rundgang.

Damit hatte selbst Atari nicht gerechnet: Rund 20000 Besucher drängten sich an nur drei Tagen rund um die Messe-Sensationen. Neuheiten von 80 Ausstellern aus Europa und den USA präsentierten sich der ST-Gemeinde in Bestform. Die amerikanische Atari-Führungsriege war ebenfalls präsent. Sam Tramiel, Präsident. Shiraz Shivji, Hardware-Chef und Sig Hartmann, Software-Boß, verliehen der Messe den zusätzlichen Anstrich von Wichtigkeit.

Das Gesamtbild wurde klar von Anwendungen und Erweiterungen aller Art rund um den ST beherrscht. Der Atari PC 1 mit einem einzigen Gerät weit und breit, war klar unterrepräsentiert. Von Neuheiten ganz zu schweigen. Für XL, XE und Spielkonsolen wurde lediglich Altbekanntes und Bewährtes präsentiert. Dagegen liefen sich die ST-Attraktionen aus Hard- und Software gegenseitig den Rang ab.

Einen der meistbeachteten Stände bot Omega-Datentechnik. Aus gutem Grund: »ColorCAD« ist eine schnelle Grafikerweiterung mit einer Geschwindigkeit von 4 Millionen Pixel pro Sekunde. Sie bietet eine frei programmierbare Auflösung von 1024 x 512.820 x 512 oder 512 x 512 Pixel bei 256 festgelegten Farben gleichzeitig (Bild 1). 60 Grafikbefehle bietet die Hardware und für alle wichtigen Programmiersprachen sind Treiber angepaßt. Doch ColorCAD ist erst der Beginn eines großen Projekts. Dazu Ulrich Breuer, einer der Entwickler: »ColorCAD kommt in vier Versionen. In der nächst höheren Stufe wird die Palette auf 256000 Farben erhöht. Außerdem haben wir ein System in Entwicklung, das 65000 Farben gleichzeitig auf den Monitor bringt Hierzu wird es einen Echtzeit-Digitalisierer und ein Genlock-Interface geben. Noch in der Planung ist eine Erweiterung mit einer Milliarde Farben.«


Bild 1. 820 x 512 Bildpunkte in 256 satten Farben bietet die »ColorCAD«-Grafikerweiterung von Omega

ColorCAD ist, wie der Name verrät, vornehmlich für den Einsatz im CAD gedacht. ColorCAD kostet 2700 Mark und ist ab Ende des Jahres lieferbar.

»SAM« nennt sich ein Echtzeit-Video-Digitalisierer von Rota, der den ST bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit ausreizt. Die »Silicon Animation Machine« tastet 25 Bilder in 16 Graustufen pro Sekunde ab. Anschließend lassen sich Sequenzen mit 50 Bildern wieder abspielen. Die Qualität ist außergewöhnlich (Bild 2). SAM soll 980 Mark kosten.

Wer es billiger mochte, dem kam die Preissenkung des »Turbo-Dizers« von A-Magic gerade recht. Auch dieses Gerät bewältigt 25 Bilder je Sekunde, allerdings in nur zwei Graustufen. Entsprechend hochwertiger aber langsamer sind die Bilder mit 256 Graustufen bei 640 x 400 Bildpunkten.

Preisgünstiges aus dem CAD-Bereich wurde bei Philgenna demonstriert. »CAD-Projekt« kostet nur 298 Mark. Dafür werden erstaunliche professionelle Merkmale bei einfacher Bedienbarkeit geboten. Nur für den CAD-Profi gedacht ist dagegen die neue Version »Campus 2.0« von Digital Workshop. Sie besitzt nun eine zusätzliche Makrosprache. mehr Funktionen und wird zwischen 4000 und 5000 Mark kosten.

Stark im Kommen sind Netzwerk-Lösungen für den ST. »A-Net«. ein lokales Netzwerk von DM-Computer. zeigte sich hier besonders innovativ. Mit der Verwendung von Licht Wellenleitern über ein Interface am MIDI-Port ist absolute Störsicherheit gewährleistet. Zwar läßt die Ubertragungsrate mit 31250 Baud ein wenig zu wünschen übrig, doch ist das System mit 450 Mark je Interface überaus preisgünstig.


Bild 2. Der Videodigitalisierer SAM beeindruckt durch hohe Wiedergabequalität und Echtzeit-Digitalisierung

Wer seinem ST ein neues Outfit verpassen möchte, der fand bei Gratech eine Lösung in formschönem Edelholz. Damit lassen sich ST samt Peripherie und Kabelsalat nach Belieben seitlich oder unter dem Schreibtisch verbergen. Neu in diesem Zusammenhang ist ein Modul für 298 zusätzliche Mark, das den Anschluß einer beliebigen AT-Tastatur an den ST gestattet.

Eine ebenso preiswerte wie professionelle Karosserie fand am Stand von Sexton rege Beachtung. Der Einbau ist leicht, und die Tastatur erhält ein eigenes Gehäuse. Die Kunststoffausführung soll 398 Mark kosten, die stabilere Metallausführung 700 Mark.

Damit auch die »kleinen« STs in den Genuß eines dicken Mega-Bauches kommen, wurden gleich zwei 4-MByte-ErWeiterungen vorgestellt. Standesgemäß mit den modernen Mega-RAMs natürlich. Der steckbare Ausbau von Weide soll 1998 Mark kosten. Hundert Mark billiger ist die Erweiterung von Rocke Computer, bei der aber auch einfache Lötarbeiten vorgenommen werden müssen. Rocke zeigte außerdem einen erstklassigen EPROM-Brenner für alle gängigen EPROMS der Reihen 25xx und 27xx sowie für EEPROMs. Er kostet inklusive Treibersoftware 345 Mark.

Neu bei Weide ist ein raffinierter HF-Modulator, der den Anschluß eines beliebigen Farb-fernsehgeräts an den ST erlaubt. Die Tbnleitung wird nicht in den Apparat geführt, sondern in eine hochwertige Lautsprecherbox. Durch die getrennten Leitungen für Tön und Bild ist zudem das Büd sehr viel schärfer als bei herkömmlichen Modulatoren. Der Preis dieser »Video-Sound-Box« wird 249 Mark betragen. Sie wird erst im nächsten Jahr lieferbar sein. Schon jetzt lieferbar ist dagegen der TV-Modulator von Minitec. Er wird 215 Mark kosten.

Für GFA-Basic wurde bereits auf der Messe eine Preissenkung angekündigt: 99 Mark ab 15. Oktober. So erklärt sich auch der Preis von 139 Mark, der für die neue Modul-Version berappt werden muß. Den »Basic-Stöp-sel« für Eilige gibt es ebenfalls bei Weide.

Auch ein neues Basic darf auf einer Messe für den ST nicht fehlen. Hier machte sich LDW mit einer neuen Version stark. Die Zweipunktnull ist mit einem erweiterten Sprachumfang, integriertem Editor und verbesserter Fließkomma-Arithmetik nun zu einem professionellen Entwicklungspaket herangereift.

Gleich drei interessante Neuheiten sind aus dem Desktop Publishing zu melden. Für jeden Anspruch und Geldbeutel wurde etwas geboten. Die fortgeschrittenste und teuerste Lösung heißt »Calamus« (Bild 3) und stammt aus dem Hause DMC. Calamus ist überaus mächtig und bietet neben den üblichen Funktionen ein integriertes Grafikprogramm zum Malen für Diagramme und Business-Grafik, Rechtschreibkorrektur und Trennlexikon, Fonteditor und vieles mehr. Angesichts der gebotenen Fülle erscheint der Preis von 998 Mark gerechtfertigt. Calamus soll im Januar 1988 fertiggestellt sein.


Bild 3. Layout-Programm vom Feinsten: »Calamus« macht Desktop Publishing mit dem ST salonfähig

Ein echter Schlager verspricht »Timeworks« von GST zu werden. Dieses Programm wurde zwar erst in der Rohversion hinter vorgehaltener Hand gezeigt, ließ jedoch hohe Erwartungen auf-kommen. In der Bedienung ähnelt es stark dem professionellen »Ventura Publisher« auf IBM-PC. Es soll jedoch nur 99 Pfund, etwa 300 Mark kosten und Anfang 1988 erhältlich sein.

Schon für Ende August angekündigt und immer noch nicht fertig war der GFA-Publisher. Er machte einen insgesamt sehr bedienungsfreundlichen Eindruck, wird aber nicht vor Ende des Jahres völlig fertig werden.

Außergewöhnlicher Blickfang war in diesem Zusammenhang die Verwendung eines Ganzseitenbildschirmes bei GFA. Er wurde über ein PC-Interface an den ST angeschlossen.

Application Systems zeigte eine neue Version des verbreiteten Megamax C. Diese bietet nun eine sehr leicht zu bedienende Benutzeroberfläche. Knüller an diesem Stand war »Imagine« (Bild 4). Es bietet weitreichende Effekte zur Präsentation von Computergrafik mit reizvollen Tricks beim Überblenden und Abspielen von Kurzfilmen. Außerdem lassen sich über MIDI bis zu 256 STs und ebensoviele Bildschirme miteinander synchronisieren, um beispielsweise eine Multivisions-wand aufzubauen. Preis und Erscheinungstermin standen noch nicht fest.


Bild 4. »Imagine« bietet außergewöhnliche Präsentationsgrafik. Clou: Über MIDI lassen sich 256 STs synchronisieren.

Ein »Made in Germany-C« zeigte Data Becker. Neben 1-Pass-Compiler und schnellem Linker machte das Paket mit eigenem Editor und Debugger einen rundherum kompletten Eindruck. Becker-C soll im Dezember dieses Jahres lieferbar sein und 199 Mark kosten.

Die Atari-Messe stand ganz im Zeichen der Anwendung. Das bewies auch die Tatsache, daß beispielsweise die Anbieter von Spielen nur in einem eher abgelegenen Winkel der Messehalle zu finden waren. Einzige erwähnenswerte Neuheit: Marble Madness. Hatte noch Electronic Arts die Umsetzung für den ST entschieden bestritten, so konnte hier nun eine erstklassige Verpflanzung des gleichnamigen Spielautomaten bewundert werden. Den Qualitätsstandard der Amiga-Version erreicht Sie aber nicht ganz.

Die Atari-Messe hat einmal mehr bewiesen, daß der ST einen starken Image-Gewinn verbuchen konnte. Zählte er im Heimbereich schon lange zu den interessantesten Computern. so ist er nunmehr im wissenschaftlichen und kommerziellen Bereich die Nummer eins unter den 68000ern. »Der Erfolg dieser Messe gibt uns weiteren Auftrieb für die Zukunft«, so Alwin Stumpf nach diesen drei Tagen, »wir werden die Atari-Messe zu einer bleibenden Einrichtung machen«.

Wie geht es weiter mit Atari?

Auf der Atari-Messe hatten wir Gelegenheit zu einem ausführlichen Gespräch mit führenden Köpfen der Atari-Mannschaft. Shiraz Shivji, Hardware-Entwicklungschef bei Atari und »Vater« von C 64 und ST. und Alwin Stumpf. Geschäftsführer bei Atari Deutschland, erläuterten aktuelle Entwicklungen und Perspektiven für die Zukunft. Die Interviews wurden getrennt geführt.

Happy: Mister Shivji, wie geht es weiter mit Atari?

Shivji: Wir arbeiten gemeinsam mit einer englischen Entwicklergruppe in Cambridge an einem Transputer für den Mega-ST. Das ist ein Computer, der Parallelverarbeitung ermöglicht. Wir hoffen, das Gerät erstmals auf der Comdex-Fall im November in Las Vegas vorstellen zu können.

Der Transputer, wir nennen ihn den »T800«. basiert auf einem 32-Bit-RISC-Prozessor (Reduced Instruction Set Computer = Computer mit reduziertem Befehlssatz. Die Red.). Er besitzt einen eingebauten Prozessor für Fließkomma-Arithmetik mit 1,5 Mega-Flops (Millionen Fließkomma-Operationen je Sekunde. Die Red.) und bringt es auf eine Leistung von 12 bis 15 MIPS (Millionen Befehle pro Sekunde. Die Red.). Auf dem Gerät werden sich eine eigene Festplatte und drei Steckplätze befinden. Mit weiteren Transputern bestückt, läßt sich die Leistung beträchtlich steigern. Wenn alles klappt, werden wir auf der Comdex einen Computer mit 150 MIPS vorstellen.

Happy: Was sollen diese Maschinen einmal kosten?

Shivji: Unser Computer mit 150 MIPS würde etwa 10000 Dollar kosten. Die Grundversion mit 15 MIPS etwa 3000 Dollar. Was diese Maschinen in Zukunft kosten werden, ist schwer zu sagen. Doch sind die Chips für die Transputer derzeit noch sehr teuer, da sie nur in geringen Stückzahlen verfügbar sind. Die neue Technologie wird sich durchsetzen, was auch eine preisliche Talfahrt bewirkt.

Happy: Besteht ein Zusammenhang zum RISC-Computer, der vor einiger Zeit von Acom in England vorgestellt wurde? Dieser wurde ja auch in Cambridge entwickelt.

Shivji: Nein. Der »Archimedes« besitzt eine veraltete Technologie. Er ist zwar für seine Klasse ungewöhnlich schnell (der Archimedes soll 800 englische Pfund kosten. Die Red.). Der Prozessor hat viele Nachteile. Er kann nur 1 MByte adressieren und ist damit nur sehr eingeschränkt zu gebrauchen. Er beherrscht auch keine Parallelverarbeitung wie unser T800.

Happy: Ist die hohe Rechengeschwindigkeit der einzige Vorteil des T800?

Shivji: Neben der hohen Geschwindigkeit hat er auch ungewöhnlich gute Grafikeigenschaften. Die Auflösung beträgt 1024 x 768 Pixel. 256 Farben lassen sich gleichzeitig aus einer Palette von bis zu vier Milliarden Farben, das entspricht 32 Bit-Planes, auswählen. Bereits mit 24 Bit, also 16 Millionen Farben, erreichen wir eine höhere Farbqualität als bei einer herkömmlichen Videokamera.

Happy: Jack Tramiel hat den Satz »Power without the Price* geprägt, also preisgünstige Technologie für die Massen. Wird sich Atari mit seinen ehrgeizigen Projekten von dem Boden entfernen, auf dem auch der ST gewachsen ist?

Shivji: Keinesfalls. Tatsächlich ist besonders der Massenmarkt auf Hochtechnologie angewiesen. Gute Grafik und hohe Rechenleistung zu einem niedrigen Preis sind unverzichtbar.

Happy: Welchen Platz nimmt der ST dabei zukünftig ein?

Shivji: Der ST ist weiterhin der Schlüssel. Den 68030 werden wir als Erweiterung anbieten. Die Entwicklung in diesem Bereich ist aber noch nicht abgeschlossen. Wir verfügen bereits über einige 68030-Prozessoren. Wir konnten die doppelte Geschwindigkeit zum 68020 messen. Und der 68020 ist bei vernünftiger CPU-Umgebung schneller als ein 80386-Prozessor.

Happy: Hat Atari den MS-DOS-Emulator ganz aufgegeben?

Shivji: Wir haben die Entwicklung an eine andere Firma übergeben, da wir Prioritäten setzen mußten und unsere Leute einfach überlastet waren, Besonders zugeneigt waren wir diesem Projekt von Anfang an nicht. Wer entwickelt schon gern an überholter Technik?

Happy: Und der Blitter?

Shivji: Er wird im Oktober in großen Stückzahlen gefertigt und kommt auch zum Nachrüsten etwa im November.

Happy: Fürchten Sie die Konkurrenz durch Commodore

Shivji: Ich denke, daß heute das technologische Niveau einer Firma ausschlaggebend für ihr Überleben ist. Früher war Technologie bei Commodore sehr wichtig. Das ist heute nicht mehr so. Ich fürchte Unternehmen, die technologiegesteuert sind. Konzerne, die zwar viel verkaufen. aber in ihrer Produktpalette verwundbar sind, stellen keine besondere Gefahr dar.

Happy: Was halten Sie von der Ansicht, der Amiga werde sich in Zukunft besser verkaufen als der ST?

Shivji: Das glaube ich nicht. Das Entwicklungsteam des Amiga hat sich schon vor einiger Zeit aufgelöst. Damit fehlt einfach die Kontinuität. Ursprünglich wurde der Amiga als Atari-Videospiel entwickelt, von Atari-Ingenieuren, die sonst auch Videospiele entwerfen. Der Amiga ist ein wirklich gutes Telespiel. Wenn Sie einen professionellen Computer suchen, der auch Spaß macht, dann sehen Sie sich den ST an.

Happy: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Happy: Herr Stumpf, beginnen wir mit der gleichen Frage, die wir bereits Herrn Shivji gestellt haben. Wie geht es weiter mit Atari?

Stumpf: Wie Ihnen sicher bereits bekannt ist, werden wir als nächstes Projekt den Transputer und möglicherweise einen Computer auf 68030-Basis vorstellen. Das hängt ganz davon ab. ob Motorola rechtzeitig und in Stückzahlen liefern kann.

Neben der englischen Transputer-Truppe bauen wir nun weltweit Entwicklergruppen auf. Damit wollen wir künftig unser Know-how verstärken. Basis für 1988 bleibt der Atari ST

Happy: Wird es einen »Super-ST< geben, der zur bisherigen Linie dennoch kompatibel ist?

Stumpf: Das ist nicht auszuschließen.

Happy: Wie viele Atari ST wurden bisher in Deutschland verkauft?

Stumpf: Hierzulande konnten wir bis heute 170000 Geräte der ST-Linie absetzen. Wir schätzen, daß es bis zum Ende des Jahres ’87 200000 Stück sein werden. Damit ist dann die Zahl überschritten, an der ein Computer beginnt, sich selbst zu tragen. Bisher war es für uns ein hartes Stück Arbeit. Ist diese Schwelle aber erst einmal erreicht, entwickelt sich eine Eigendynamik. Je mehr Computer verkauft sind, desto bessere und speziellere Soft- und Hardware-Lösungen werden dazu angeboten. Damit greifen dann wieder mehr Käufer beim ST zu. Das ist wie eine Spirale, die sich immer schneller dreht, ich kenne das aus Erfahrung. (Alwin Stumpf war Geschäftsführer bei Commodore in Deutschland, bevor er, dem Ruf Jack Tramiels folgend, 1984 zu Atari wechselte. Die Red.)

Happy: Es ist kein Geheimnis, daß sich zwei Drittel des weltweiten Atari-Geschäfts in Deutschland und Europa abspielen. In den USA bestehen offensichtlich Schwierigkeiten.

Jetzt hat aber Atari in den USA Für 67 Millionen Dollar die Mehrheit an einer Warenhauskette für elektronische Geräte erworben. Was verspricht man sich bei Atari davon?

Stumpf: Die Federated Group ist ein technisches Warenhaus und bietet mit derzeit 67 Filialen in den USA ein weitgespanntes Vertriebsnetz. Außerdem besitzt Federated eine Reihe eigener Marken im Bereich Hausgeräte und Videospiele.

Happy: Über Federated wird auch der Amiga vertrieben. Wird Jack Tramiel zukünftig auch Amigas verkaufen?

Stumpf: (lacht). Die Verbindung mit Federated wurde in erster Linie eingegangen, weil ein technischer Konzern den Zukunftsplänen unserer Firma sehr entgegenkommt Ein Zusammenschluß dieser Art ist in der Wirtschaft eigentlich nichts Besonderes. Wenn das Geschäft mit dem Amiga Gewinn bringt, wird Federated auch weiterhin Amigas verkaufen. Natürlich wird der Atari ST besonders gepflegt werden

Happy: Wie wird Atari die PC-Linie zukünftig pflegen?

Stumpf: Der PC 1 ist jetzt lieferbar. Produktionskapazitäten sind vorhanden. Er wird kommen, wie auf der CeBIT gezeigt. Der PC 2 wird auch kommen, aber in einem neuen Gehäuse. Das Gehäuse, das auf der Atari-Show in London (wir berichteten in Happy-Computer 7/87. Die Red.) im April erstmals gezeigt wurde, hat nur zwei Leuten in unserer Firma gefallen. Der PC 2 ist technisch identisch mit dem PC 1 und bietet zusätzlich Platz für ein zweites Laufwerk. Hard-Disk und hat fünf Steckplätze.

Happy: Beta-Systems, eine deutsche Firma, wird wahrscheinlich in Kürze einen MS-DOS-Emulator für den Atari ST vorstellen. Ist der Emulator aus dem Hause Atari ganz gestorben?

Stumpf: Nein, ganz aufgegeben ist das nicht Es gibt da aber Probleme. Die sind nicht technischer Natur, sondern liegen beim Marketing. Einerseits würde uns das Produkt in der Entwicklung sehr teuer kommen. Die Beta, die mir bekannt ist, steht nicht vor diesem Problem, da es sich bei deren Emulator um eine Nebenentwicklung handelt. Außerdem halte ich die Nachfrage nach dem MS-DOS-Emulator für eine Scheinnachfrage: Viele wünschen sich das Gerät, aber nur wenige würden es kaufen. Das geringe Interesse an dem Macintosh-Emulator, der in Deutschland vertrieben wurde, hat dies gezeigt.

Happy: Wir danken Ihnen für diese aufschlußreichen Informationen

(mr)



Aus: Happy Computer 12 / 1987, Seite 15

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