Textverarbeitungen oder Dateiverwaltungen sind eine feine Sache. Auf den 8-Bit-Computern gibt es eine große Zahl solcher Programme. Ernsthafte Anwendungen sind mit diesen Programmen allerdings nach wie vor gewagt und äußerst umstritten.
Wer bisher der festen Überzeugung war, daß man nur mit einem richtigen PC sinnvoll und professionell arbeiten kann, wird von der Flut der angebotenen Programme für 8-Bit-Heimcomputer verunsichert. Oft fehlt den 8-Bit-Computern die nötige Geschwindigkeit oder der Speicherplatz ist zu klein. Auch bieten die meisten Heimcomputer noch immer nur eine Bilddarstellung von 40 Zeichen. Von einer Textverarbeitung aber sollte man heute mindestens eine 80-Zeichen-Grafik erwarten, um damit vernünftig zu arbeiten.
Als »Anwendungs-Computer« sind die 8-Bit-Systeme deshalb nicht umsonst umstritten. Von vornherein muß man auch feststellen, daß im Büroeinsatz ein 8-Bit-Computer mit den Ansprüchen bei weitem nicht mehr mithalten kann.
Wer oft und viele Daten verarbeiten will, sollte besser auf einen Personal Computer mit leistungsfähiger Software zurückgreifen. Für die Adreßliste im kleineren Rahmen oder ein paar formelle Briefe kann man auch mit dem Heimcomputer gut zurechtkommen.
Nicht nur bei den Spielen hat der C 64, was die Menge der angebotenen Programme angeht, die Nase vorn. Es werden viele Textverarbeitungen und Datenverwaltungsprogramme für den C 64 angeboten. Bei den Textverarbeitungen gehen die Meinungen der Benutzer weit auseinander. Die beliebtesten Programme dieser Gattung sind Startexter, Fontmaster II und Vizawrite. Während die Freunde des klassischen Textsystems Vizawrite für den C 64 durch immer neue Erweiterungen des ursprünglichen Programms bei der Stange gehalten werden, und sich so eine große Fan-Gemeinde bilden konnte, sind viele der oft benutzten Funktionen bei Startexter bereits eingebaut. Fontmaster II, das es mittlerweile auch in Deutschland gibt, hat die meisten und zum Teil sehr exotischen Funktionen. Es entlockt dem Drucker softwaremäßig NLQ-Ausdrucke.
Wesentlich interessanter als die ohnehin auf den Heimbedarf zugeschnittenen Fähigkeiten sind die Preise der Textverarbeitungen für Heimcomputer. Selten muß man für ein Programm mehr als 100 Mark bezahlen. Bei Verwendung eines PCs steigen die Kosten für die Software teilweise bis zum 30fachen(!) Betrag. In jedem Fall sollten Sie sich vor der Anschaffung einer Textverarbeitung das entsprechende Programm ansehen. Oft ist die Wahl eines solchen Programms vom Geschmack des einzelnen abhängig. Nicht umsonst gibt es die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Freunden der einzelnen Textprogramme um das beste dieser Art.
Der C 128, der durch seine etwas irreführende Bezeichnung »Personal Computer« oft den Eindruck erweckt, zu den 16-Bit-PCs zu zählen, trägt diesem Beinamen lediglich durch die 80-Zeichen-Darstellung und seine (unbefriedigende) CP/M-Fähigkeit Rechnung. Aber interessanterweise existieren Textverarbeitungsprogramme für diesen Computer, die auf die sicher bessere Darstellung verzichten. Das vielseitigste Programm ist Fontmaster II/128, das einen sehr schönen Near-Letter-Quality-Ausdruck auf normalen grafikfähigen Druckern ermöglicht. Aber auch Startexter 128 und Vizawrite Classic nutzen den größeren Speicher und den 80-Zeichen-Modus des C 128.
Auch für den Schneider CPC gibt es gute Programme, mit denen der Heimanwender in die Textverarbeitung oder Dateiverwaltung einsteigen kann. Durch ihre 80-Zeichen-Darstellung sind die Schneider-Computer prädestiniert für Textverarbeitungen. Auch das Betriebssystem CP/M öffnet einer Fülle von Programmen Tür und Tor.
Besonders hervorzuheben ist Prowort. Es handelt sich dabei um eine sehr leistungsfähige Textverarbeitung, die auf einem CPC 6128 oder 464 mit dk'Tronics-Speichererweiterung und Diskette läuft. Selbstverständlich arbeitet das Programm mit der 80-Zeichen-Darstellung der Schneider-Computer. Eine Alternative dazu ist Startexter für den CPG Auch der Startexter arbeitet nur mit Diskettenstation, ist aber durch seine leichte Handhabung in jedem Fall eine Empfehlung.
Für die Atari-Computer gibt es ebenfalls den Startexter, der auch hier die beste Textverarbeitung darstellt. Durch seine bekannt komfortable Bedienung ist der Startexter für die Atari-Besitzer die Nummer eins unter den Textverarbeitungen.
Bei den »Datenbanken«, wie die Dateiverwaltungsprogramme oft genannt werden, ist die Auswahl lange nicht so groß, wie bei Textverarbeitungen. In erster Linie liegt das aber daran, daß eine vernünftige Datenbank Voraussetzungen erfüllen muß, mit denen sich Heimcomputer der 8-Bit-Klasse schwer tun: erstes Kriterium einer Datenbank ist die Geschwindigkeit, mit der auf die Daten zugegriffen wird. Diese hangt vom verwendeten Prozessor und den Speichermedien wie Diskettenstation oder Hard-Disk ab. Da die schnellen Hard-Disks sehr teuer sind und-den Grundpreis des Computers bei weitem übersteigen, sind die angebotenen Datenverwaltungsprogramme nur bedingt zur Verwaltung großer Datenmengen geeignet. Auch hier gilt: Alle Datenverwaltungsprogramme der 8-Bit-Computer sind ausschließlich für den Heimbereich gedacht und im Büro zur Verwaltung einer größeren Kundendatei oder von MaterialListen fehl am Platz.
Auch hier stehen dem C 64/128-Benutzer die meisten Programme zur Wahl, obwohl man große Mangel wie geringe Geschwindigkeit und wenig Speicherplatz in Kauf nehmen muß. Superbase 64 ist die Dateiverwaltung mit der größten Verbreitung. Zur Verwaltung eines kleinen Kundenstammes laßt sich problemlos damit arbeiten. Nur bei größeren Datenmengen wird die Wartezeit, bis ein Datensatz nach bestimmten Kriterien gefunden wurde, zu groß und die Arbeit mit dem Heimcomputer zur Qual. Da Datenbanken zur Verwaltung großer Datenmengen gedacht sind, ist das zweite wichtige Kriterium für ein solches Programm ein großer Speicherplatz (RAM) im Computer, der durch die Datenverwaltung unterstützt sein muß.
Für den Schneider CPC gibt es nur eine nennenswerte Dateiverwaltung: dBase. Für semiprofessionelle Anwendungen eignet sich das Programm hervorragend, da mit der 80-Zeichen-Darstellung eine brauchbare Datenmaske erzeugt werden kann. Auch die Speicherkapazität und der Zugriff auf die Diskettenstation ist fast ausreichend. Aber auch hier treten Probleme auf, wenn es um große Datenmengen geht. Selbstverstandlich benötigt man zum Arbeiten mit dBase eine Diskettenstation und eine Speichererweiterung. Der große Vorteil der Schneider-Computer ist für den Bereich der Textverarbeitungen oder Dateiverarbeitungen der Zugriff auf das Betriebssystem CP/M, das einige der besten Dateiverarbeitungsprogramme zugänglich macht.
Bei den 8-Bit-Computern von Atari bleibt ebenfalls nur ein halbwegs zur Datenverwaltung einsetzbares Produkt zu erwähnen: der »Home-Filing-Manager«. Dabei handelt es sich weniger um eine Datenbank im üblichen Sinne als um ein Karteikartenverwaltungssystem. Lediglich nach einem Kriterium (Index) lassen sich damit Daten sortieren und anwahlen. Für große Datenmengen ergibt sich ebenfalls das Problem des geringen Speicherplatzes und der Arbeitsgeschwindigkeit.
Alles in allem bleibt zu sagen, daß die getesteten 8-Bit-Computer durchaus für Anwendungen wie Textverarbeitung oder Dateiverwaltung geeignet sind, sofern man sich auf den Heimanwendungsbereich beschrankt (siehe dazu auch den Textkasten unten). Für kleine Datenmengen oder kleine Texte haben die 8-Bit-Computer also grünes Licht. (wo)
Die Behauptung steht immer noch: 8-Bit-Cmputer sind mit den dazu angebotenen Text- oder Dateiverarbeitungsprogrammen nicht für »ernsthaftes« Arbeiten geeignet. Wir haben für Sie die meisten dieser Programme auf den 8-Bit-Computern getestet. Besonders wenn man es gewohnt ist, sehr viel mit einem Textverarbeitungssystem zu arbeiten, kann man den Unterschied zwischen den »kleinen« und einem PC hautnah spüren. Die Arbeit mit einem 16-Bit-Computer ist auf die Dauer wesentlich angenehmer. Umgekehrt tippt man mit einem 8-Bit-Computer besser nur ab und zu mal einen Brief oder ähnliche kurze Schreiben. Allein vom Programm her bieten die PC-Programme mehr Leistung, die man erst im Dauerbetrieb feststellt.
(wo)