Auf der internationalen Funkausstellung in Berlin wurden die neuesten Entwicklungen für die digitale Zukunft vorgestellt. Durch digitales Fernsehen und digitale Musikaufzeichnung ergeben sich auch neue Anwendungen für den Computer.
Die internationale Funkausstellung in Berlin ist alle zwei Jahre das Schaufenster in die Medienlandschaft von Morgen. Hier trifft sich alles, was in der Welt der Unterhaltungselektronik Rang und Namen hat, um die neuesten Entwicklungen vorzustellen. Dieses Jahr war ein Trend unübersehbar: alles wird digital. Die digitale Welt beginnt beim CD-Player, geht über digitale Kassetten- und Videorecorder bis zum digitalen Radio.
Der Trend zu digitaler Informationsaufbereitung ist für den Computerbesitzer sehr interessant. Bislang gab es immer Probleme, den digital arbeitenden Computer mit den analog arbeitenden Geräten zu verbinden. Nicht nur der Aufwand war enorm, auch die Qualität litt, wenn man Bilder oder Musik digitalisierte. Jetzt erledigen die Hifi- und Videogeräte das Digitalisieren mit einer speziell dafür ausgelegten Hardware. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis der Computer ein Teil der digitalen Systeme ist. Bei ungehindertem Datenaustausch steht eine neue Art der Computernutzung ins Haus. Spiele und Lernprogramme, die den Videorecorder für Bilder oder die Stereoanlange für Soundeffekte nutzen, sind denkbar. Die Programme können dann eine ähnliche Qualität haben wie jetzt Spielfilme und deren bekannte Sound-Tracks.
Für die Computerbesitzer sind die Compact Disks besonders interessant. Die kleinen Platten arbeiten ähnlich wie ein CD-ROM und enthalten sehr viele Informationen auf die man sehr schnell zugreifen kann. Das ist noch nicht einmal Zukunftsmusik. Aus der Spielhalle kennt man Automaten, die Grafik in Zeichentrickfilm-Qualität bieten. Sie arbeiten mit Bildplatten, auf denen die Bilder der einzelnen Sequenzen gespeichert sind. Ähnliches ist auch für den Heimcomputer denkbar. Die Bilder müssen dann nicht mehr aus dem Computer kommen, sondern brauchen von ihm nur abgerufen und aufbereitet werden. Eine besondere Bedeutung hat dabei das »genlocking«, bei dem Bilder eines Videorecorders oder einer Videokamera mit den Bildern des Computers gemischt werden.
Wenn Spiele oder Lernsoftware die Bilder von Bildplatten beziehen, braucht man keine Grafiken mehr im Computer zu erzeugen. Statt dessen nutzt man die Qualität von Fernsehbildern und kopiert die Bilder des Computers mit ein. Das gleiche ist auch mit Musik denkbar. Statt die Computer immer leistungsfähiger zu machen, damit sie Fernseh- oder HiFi-Qualität erreichen, nutzt man die bestehenden Geräte für den Computer. Dieser verwaltet dann nur noch die ankommenden Daten. Sony zeigt eine solche Anwendung. Man konnte sich über verschiedene Versicherungen informieren. Über eine Tastatur gab man an. was einen interessiert. Zum gewählten Thema wurde ein kleiner Füm gezeigt und danach ging es im Programm weiter.
Wenn die digitalen Geräte gut zusammen passen, hat das enorme Vorteile. Die Geräte erfüllen mehr als nur eine Aufgabe. Im Idealfall kann man mit der Stereoanlage nicht nur Musik in bester Qualität hören, sondern auch den Computer daran anschließen. NEC zeigte auf der Funkausstellung schon einen Ansatz in diese Richtung. Das CD-ROM mit 540 MByte Speicher besitzt einen Audio-Ausgang und läßt sich auch als CD-Spieler einsetzen. Allerdings handelt es sich bei dem Gerät um einen Prototypen, so daß das genaue Erscheinungsdatum noch ungewiß ist. Fürs erste ist das Zusammenspiel also noch Zukunftsmusik.
Eine interessante Diskussion ist um die Einführung der digitalen Tonbänder (DAT) entbrannt. Die digitale Aufnahmetechnik verhindert ungewolltes Rauschen, wie es bei den herkömmlichen Bändern auftritt. DAT-Recorder erlauben also Aufnahmen ohne Qualitätsverlust, so daß man nicht nur von Compact Disks hervorragende Aufnahmen machen kann. Auch beim Kopieren eines DAT-Bandes treten keine Qualitätsverluste auf. Es ist also denkbar, eine identische Kopie des Bandes herzustellen. Bei den bisher verwendeten Kassetten gab es immer Verluste beim Überspielen von Kassette zu Kassette, so daß die Verbreitung der Musik durch Überspielen von Platten oder CDs nicht unkontrolliert weiterging. Doch durch DAT-Rekorder wird das möglich.
Die Plattenfirmen sehen das natürlich nicht gerne. Sie befürchten Einnahmeverluste, da das Überspielen attraktiver werden könnte, als der Kauf der Platte. Die Plattenhersteller bestehen daher auf einem Kopierschutz, der in den DAT-Geräten fest eingebaut ist. Er soll digitales Überspielen verhindern. In den USA gibt es sogar einen Gesetzentwurf, der den Kopierschutz in DAT-Geräten erzwingen soll. Nach Aussagen von Sony werden die ersten DAT-Recorder in Deutschland ab Oktober mit dem Hardware-Schutz ausgeliefert. Beim Begriff Kopierschutz muß der Computerbesitzer unwillkürlich grinsen, denn ihm ist diese Diskussion wohlbekannt. Inzwischen mußten die Plattenfirmen auch schon feststellen, daß ein Kopierschutz nie völlig sicher ist. denn es gibt bereits Basteleien, die den eingebauten Kopierschutz in DAT-Geräten umgehen. Durch sie wird das illegale Kopieren von Platten doch möglich. (gn)
Computer gab es auf der IFA erwartungsgemäß nur wenige zu sehen. Philips präsentierte seinen Videocomputer, der mit eingebautem Genlock, Framegrabber und der entsprechenden Software für 2300 Mark fast ideale Voraussetzungen für Hobbyfilmer mitbringt. Schneider zeigte seine PC-Reihe und die dazugehörende Software. Atari hatte zusammen mit der Berliner Firma Dataplay einen kleinen Stand, an dem in erster Linie Anwendungen für den Atari ST gezeigt wurden. »A - Z«. die durch ihre Joysticks bekannt wurde, bietet jetzt auch eine Microsoft-kompatible Maus für PCs an. Nach einem Rechtsstreit mit Dynamics wurde das Design des »Competition Pro«-Clones »Turbo Pro 2« geändert. Er heißt jetzt »Turbo 2 Super« und besitzt acht Mikroschalter. Etwas versteckt standen preiswerte PCs von Goldstar und Sansui. Diese sollen aber erst nach Weihnachten in die Geschäfte kommen. Am Rushware-Stand. wo in erster Linie die Spiele von Rainbow Arts gezeigt wurden, gab es eine besondere Attraktion: den Cetera-PC mit Festplatte für knapp 2400 Mark.
Begehrte Objekte für alle Messe-Besucher sind Tüten, Kataloge, Aufkleber und sonstige Werbegeschenke. Auf der IFA waren Bälle von Hitachi und Tüten von Agfa der Schlager. Den inoffiziellen Sammel-Rekord hält ein Besucher mit gewogenen 17 Kilo an Mitbringseln. Einen einleuchtenden Grund für die Sammelwut nannte ein Ehepaar aus Celle: »Die Messe ist so voll, da sehen wir die Sachen lieber zu Hause an und nehmen hier nur die Kataloge mit.« Berlin ist halt eine Reise wert.