Während sich die »ernsten« Computer- und Software-Produzenten auf der CES zurückhielten, kamen die Spiele-Fans in der Messestadt Chicago voll auf ihre Kosten.
Messe-Trubel in den USA: Die CES, die Anfang Juni in Chicago stattfand, bekam in diesem Jahr die Konkurrenz der Computer-Show Comdex zu spüren. Nur zwei Tage zeitversetzt fand die Comdex einige tausend Kilometer entfernt in Atlanta statt. Während man also viele renommierte Hersteller von Business-Software und »ernsten« Computern (darunter auch Commodore) auf der CES vermißte, schlugen die Spiele-Anbieter um so mehr zu. Das Eingangsschild zur Messehalle sagte dann auch nicht, daß es hier Computer oder Software zu sehen gäbe. Es trug vielmehr die bezeichnende Aufschrift »Electronic Toys and Games« (elektronisches Spielzeug).
Star der Messe waren auch diesmal wieder die Video-Spiele. Atari. Sega und Nintendo zeigten ausführlich, was an neuer Hard- und Software zu erwarten sei. Der Messestand von Nintendo war der größte Stand eines Computer-Anbieters überhaupt. Eine Hälfte des Standes wurde von acht verschiedenen Firmen wie Taito, Broderbund und Konami genutzt, um neue Module für das Nintendo-System zu zeigen. Auf der anderen Hälfte gab es original Nintendo-Produkte zu sehen, darunter auch eine 3D-Brille und eine Lichtpistole. Die im Winter noch großartig angekündigte Strick-Maschine war spurlos verschwunden. Sie wird vorerst doch nicht erhältlich sein.
In Amerika ist das Nintendo-System ein großer Erfolg, und scheint das Master-System von Sega beim Kampf um die Marktanteile schon geschlagen zu haben. Über 100 (!) neue Module werden dieses Jahr für das Nintendo erscheinen, vielleicht sogar auch das in Japan schon länger erhältliche Diskettenlaufwerk. Renommierte Software-Firmen schreiben Computer-Spiele für das Nintendo um. Dazu gehören Activision (»Murder on the Mississippi«) und Broderbund (»Spelunker«, »Lode Runner«). Spielhallenhersteller bieten die Umsetzungen der eigenen Automaten an. Beispiele sind: Taito (»Arkanoid«. »Legend of Kage«), Konami (»Nemesis«. »Jail Break«) und Data East (»Commando«. »Ghosts'n Goblins«). Aber das ist noch nicht alles: Lizenzierte Titel wie »Top Gun« werden von verschiedenen Firmen, darunter auch Konami, an den Mann gebracht.
Erstmals vorgestellt wurden Module mit eingebautem RAM und Lithium-Batterie, darunter Nintendos »Legend of Zelda«. Dieses Action-Adventure kann im RAM einen Spielstand bis zu fünf Jahre lang speichern. Diese Technologie soll aber nur als Übergangslösung dienen, bis das Diskettenlaufwerk von Nintendo veröffentlicht wird.
Das Nintendo-System soll in diesem Jahr auch in Deutschland erscheinen. Allerdings ist noch nicht geklärt, wie die Module der Fremdhersteller wie etwa Broderbund und Konami bei uns auf den Markt kommen werden. 1987 werden wahrscheinlich nur die Original-Nintendo-Produkte bei uns erhältlich sein.
Eine ganze Menge Software gab es für das bei uns schon erhältliche Master-System von Sega zu sehen, obwohl es hier bei weitem nicht so viele Neuheiten wie bei Nintendo gab. Einziger Fremdhersteller für Sega ist im Augenblick Activision. Deren erstes Produkt, eine Umsetzung von »Ghostbusters«, wurde vorgeführt. Sega selbst setzt hauptsächlich auf Spielhallenumsetzungen. Beispiele sind »Quartet« und »Wonderboy«, die schon in der Spielhalle von Sega produziert wurden. Der jüngste Sega-Hit namens »Out Run« wurde ebenfalls gezeigt. Dieses witzige Autorennen holt technisch das Letzte aus dem Sega-System heraus. Das Programm wird auf einem Cartridge ausgeliefert, das 256 KByte Speicher hat. Zur Vorstellung von Out Run hatte Sega einige Original-Automaten auf dem Stand aufgestellt, so daß man einen direkten Vergleich ziehen konnte. Natürlich ist die Heim-Version bei weitem nicht so spektakulär wie der Automat. schnitt im direkten Vergleich aber nicht übel ab. Weitere neue Sega-Titel sind »Rocky«, ein Boxkampf in grafischer Perfektion, und »Monopoly«, die Umsetzung des Brettspiels.
Die angekündigte 3D-Brille ist jetzt serienreif. An passender Software war lediglich ein recht mäßiges Actionspiel zu sehen, das ohne den 3D-Effekt niemanden begeistern würde. Allerdings sollen weitere 3D-Titel, darunter »Zaxxon« noch dieses Jahr erscheinen.
Was es auf der Seite der Computer-Software alles auf der CES zu sehen gab. wollen wir diesmal nach Firmen sortiert wiedergeben, damit Sie in der Fülle den Überblick behalten.
Activision ist die einzige Firma, die in den frühen 80er Jahren beim Boom der Videospiele, darunter dem Atari 2600 VCS, mitgemischt hat und rechtzeitig auf Computer-Software umgestiegen ist. ohne dabei pleite zu gehen. Doch jetzt kehrt Activision wieder zu den Video-Spielen zurück. Überraschenderweise wurde angekündigt, daß Activision wieder für das gute alte Atari 2600 Programme schreiben wird. Gearbeitet wird gerade an zwei Modulen: »Kung Fu Master« und »Commando«. Doch auch die Computer sollen nicht softwarelos bleiben. Gamestar, ein Activision-Label, wird dieses Jahr ein Dragster-Rennen auf dem C 64 simulieren. Der vorläufige Arbeitstitel lautet »Top Fuel Eliminator« (übersetzt etwa: »Benzin-Säufer«). Activision selbst kündigte eine Reihe von Spielhallenumsetzungen an, darunter bekannte Titel wie »Rampage« und »Championship Sprint«, aber auch heiße Neuheiten wie »Dangar« oder »Lock On«. Den Lock-On-Automaten sollte man sich übrigens schleunigst ansehen. denn er hat die heißeste 3D-Grafik, die es derzeit in der Spielautomaten-Szene gibt!
Activision steigt auch ins Rollenspiel-Geschäft ein: »Might and Magic, Book One. Secret of the Inner Sanctum« heißt der Titel eines Rollenspiels, das im Umfang »The Bard's Tale« schlagen soll. Leider wurde das Programm noch nicht vorgeführt. Es soll für Apple II. C 64 und MS-DOS erscheinen.
Nicht gezeigt wurde »Crossbones«. eine Piraten-Simulation, die von Interplay (dem Bard’s Tale-Team) programmiert wurde. Sie soll aber bald für den C 64 erscheinen. Ein erstes Demo von einem neuen Amiga-Spiel wurde auch gezeigt. Ein Name wurde noch nicht genannt. aber es handelt sich um ein Flugzeug-Action-Spiel im Sinne der »Tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten«, den Pionieren des Flugzeugs also. Ansonsten setzt Activision weder auf Amiga noch auf ST, sondern klammert sich an den Apple IIGS. der in Amerika einen guten Start hatte. Alle wichtigen Activision-Titel werden auf diesen Computer umgesetzt, außerdem gibt es einige spezielle Programme wie Mal- und Zeichen-Software sowie eine Textverarbeitung. Umsetzungen für andere 16-Bit-Computer sind nicht geplant.
Das neue Lucasfilm-Spiel, »Maniac Mansion« wird Activision weltweit vertreiben. In diesem Grafik-Adventure geht es um einen verrückten Professor (samt verrückter Frau und verrücktem Sohn), der Teenager in sein seltsames Haus entführt. Die Freunde brechen nun zu einer Rettungsaktion auf. Dieses Spiel besticht sowohl durch einfache Benutzerführung wie durch filmgleiche Atmosphäre. Das ganze Adventure wird mit dem Joystick gesteuert. Aktionen ausgeführt, indem man einfach mit einem Cursor auf ein Verb in einer Liste klickt und dann den Cursor auf das entsprechende Objekt im Bild bewegt. Das Spiel wird ab und zu durch kleine Zwischenszenen unterbrochen, in denen man sieht, was der Professor gerade treibt oder wie es den gefangenen Freunden geht. Maniac Mansion soll im Herbst erscheinen und dann für den C 64 und Apple II erhältlich sein.
Auch dieses Jahr gab Infocom wieder eine Party im Field Museum. bei der Journalisten und Programmierer unter Dinosaurier-Skeletten und zwischen echten ägyptischen Mumien essen und plaudern konnten. Eine Vorführung der Kabarett-Gruppe /The Second City« rundete diesen Abend ab. Vorgestellt wurden zwei Produkte, die in dieser Ausgabe von Happy-Computer auch schon getestet wurden: »Stationfall« und /The Lurking Horror«. Angekündigt wurden die drei folgenden Programme. die bis Jahresende erscheinen sollen.
»Plundered Hearts« ist eine romantische Abenteuer-Geschichte. die im 17. Jahrhundert spielt. Eine junge Frau gerät auf einer Reise nach Indien in die gefährlichsten Abenteuer und romantische Liebes-Szenen. Plundered Hearts ist übrigens das erste Infocom-Spiel, das von einer Frau programmiert wurde.
Die zweite Neuvorstellung ist »Nord and Bert couldn't make Heads or Tails of it«. Hinter diesem langen Namen verstecken sich acht Mini-Adventures. die in einer Welt spielen, bei der Wortspiele zur Wirklichkeit werden: Da verliert einer seinen Kopf, der Berg kommt zum Propheten und ein Messer ist mal scharf und mal zum Messen da. Leider wird dieses Programm nur für Englisch-Profis spielbar sein, denn die Wortspiele werden natürlich, entgegen unseren Beispielen, alle in englisch sein. Zu guter Letzt wird dieses Jahr noch »Beyond Zork«, ein Nachfolgespiel zur Zork-Trilogie. erscheinen. Beyond Zork wird von Wishbringer-Autor Brian Monarty programmiert. Es wird kein übliches Text-Adventure sein, sondern neben einem total anderen Eingabe-System auch Rollenspiel-Elemente haben.
Wer auf den Stand von Epyx kam, schaute sich erst einmal verwundert um. Alle Mitarbeiter (Geschäftsleitung eingeschlossen) liefen in Shorts und ausgebleichten Hawaii-Hemden herum. Der Stand wurde von Palmen. Surfbrettern und Skateboards verziert. Der Grund für diesen Trubel heißt »California Games«, der Nachfolger zu Summer-, Winter- und World Games. Die ersten drei Disziplinen waren schon fertig, mindestens drei weitere werden folgen. Zu sehen gab es Surfen, Skateboard fahren und Rollerskating. Während man mit den Rollerskates eine Hindernisstrecke zurücklegen muß. darf man mit dem Skateboard in einer 180-Grad-Schüssel waghalsige Kunststücke ausprobieren. Gearbeitet wird noch an einem BMX-Rennen sowie an einer Art Frisbee-Werfen. California Games wird erst für den C 64 erscheinen. Versionen für Apple II. MS-DOS-PCs und Amiga werden in Kürze folgen. Für den Atari ST ist diesmal keine Umsetzung vorgesehen.
Gleichzeitig startete Epyx offiziell die neue »Street Sports«-Serie mit den Sportarten Basketball und Baseball. Beide Spiele wird es für C 64, Apple II und MS-DOS-PCs geben. Auf dem Amiga erscheint vorerst nur Basketball. Epyx verriet uns schon, daß demnächst eine Fußball-Simulation folgen wird.
Auch in der »Master Collection«. in der schon »Sub Battle Simulator« erschienen ist. tut sich Neues: Alle Omnicron Conspiracy« ist der Name eines Science-Fiction-Grafik-Adventures mit sehr einfacher Benutzerführung. Es kann fast komplett mit dem Joystick gespielt werden. Ommcron soll für C 64. Amiga. Apple II und MS-DOS erscheinen. Die Handlung verspricht Spannung: Ein komplettes Raumschiff verschwindet. Kurz darauf wird ein Notruf dieses Raumschiffs empfangen — doch die Signalquelle befindet sich so weit weg. daß selbst das schnellste Raumschiff Hunderte von Jahren bis zu diesem Punkt benötigen würde. Nichts im bekannten Universum kann das Schiff derart schnell so weit verfrachtet haben. Der Spieler übernimmt hier die Rolle eines galaktischen Polizisten, der auf dieses Rätsel angesetzt wird.
Aber auch ein »Nicht-Spiel« wurde bei Epyx neu vorgestellt »Print Magic« soll die Linie von Print Shop und Print Master verfolgen. aber gleichzeitig wesentlich besser sein. Grafiken und Texte sind bei diesem Druck-Programm völlig frei auf dem Papier plazierbar. ein eingebautes Malprogramm erlaubt die Kontrolle über das gesamte Blatt. Print Magic erscheint demnächst für MS-DOS und Apple II.
Electronic Arts war auf dem Messegelände nur als Gast am Atari-Stand zu finden. In einer Hotel-Suite gab es auch nur eine Videoband-Demonstration der neuesten Produkte. Brandheiß für den IBM-PC und absolut kompatible MS-DOS-PCs ist »Chuck Yeager's Advanced Flight Simulator«. Der berühmte amerikanische Testpilot stand bei diesem Programm mit vielen technischen Ratschlägen zur Seite und entwickelte auch ein integriertes Lernprogramm, mit dem man ohne langes Handbuchblättern lernt, mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit zu fliegen. 15 verschiedene Flugzeugtypen und eine riesige Anzahl von Variationen und Flug-Geländen sollen diesen Simulator zum neuen Nummer-1-Produkt für den IBM machen. Eine C 64-Version soll folgen. In den Weltraum geht es mit »Earth Orbit Station«, einem Simulations- und Strategie-Spiel, das für Apple II und C 64 erscheinen wird. Aufgabe des Spielers ist es. Weltraumstationen zu bauen und einzurichten, um schließlich das gesamte Sonnensystem mit einem Netz von Stationen zu überziehen. Dabei muß man auf die physikalischen Eigenschaften der Planeten acht geben.
Nur für den Amiga wird es die Autorenn-Simulation »Ferrari Formular One« geben. Bei diesem Formel-Eins-Rennen wird nicht nur gefahren, auch Strategie und Taktik sind gefragt, wenn es um Konstruktions-Merkmale des Autos oder um Reifenwechsel in der Box geht. 3D-Grafik in beeindruckender Geschwindigkeit und echte, digitalisierte Soundeffekte (vom Motorheulen bis zum Schraubenschlüssel) sollen das Spiel so realistisch wie möglich machen.
Nach The Bard's Tale kommen zwei weitere Rollenspiele auf den Markt. »Wasteland« (für Apple II und C 64) spielt nach einem Atomkrieg auf der verseuchten Erde. Wasteland wurde vom Bard’s Tale-Team gestaltet. »Legacy of the Ancients« ist hingegen ein klassisches Fantasy-Spiel, bei dem man eine gestohlene Schriftrolle wiederbeschaffen soll. Bei Legacy sollen die Programmierer viel Liebe zum Detail gezeigt haben und das nicht nur bei der animierten Grafik. Sogar der Sound soll eine wichtige Rolle spielen: In Höhlen hört man das Echo seiner Schritte und in Sümpfen hört man den Schlamm zwischen den Zehen quietschen. Legacy gibt es vorerst nur für C 64.
Nach längerer Pause gibt es von Broderbund wieder etwas Neues auf dem Spiele-Sektor »Karateka«, auf C 64 und Apple II ein Klassiker, erscheint nun in einer stark verbesserten Version für den Atari ST.
Eine Neuerscheinung ist »The Ancient Art of War at Sea« für MS-DOS-PCs. Hier lassen sich beliebige Seeschlachten am Bildschirm simulieren. Strategie und Action werden miteinander verwoben.
Auch sonst möchte sich Broderbund wieder verstärkt um den Spiele-Markt bemühen. Im Augenblick wird an mehreren Projekten gearbeitet, von denen man uns aber noch nichts verraten wollte.
Das amerikanische Softwarehaus ActionSoft führte neben dem schon von uns getesteten »Up Periscope« noch eine Demo-Version von »Thunderchopper« vor. Colonel Jack Rosenow, Präsident von ActionSoft und ehemaliger Air-Force-Hubschrauberpilot. war an der Entwicklung des Programms stark beteiligt. Bei dieser Hubschrauber-Simulation werden nicht nur militärische, sondern auch zivile Einsätze geflogen. Ein besonderer Trainingsmodus hilft bei den ersten Flugversuchen: Hier gibt der Computer Anweisungen, was als nächstes zu tun ist. Thunderchopper erscheint Anfang September für C 64 und Apple.
Der Messestand der Simulations-Experten war ständig überlaufen. Grund dafür war ein leibhaftiger Hubschrauber-Simulator, mit dem man Gunship ganz hautnah erleben konnte. Der Selbstbau-Simulator besteht im wesentlichen aus zwei IBM-PCs (einer steuert den Bildschirm, ein weiterer die Mechanik des Simulators) sowie einem C 128 (hauptsächlich für den Sound zuständig). Die Mechanik stammt aus einem Jet-Simulator der Airforce, der in den frühen vierziger Jahren gebaut wurde. Konstrukteur Marty Peck fand das Ding auf einem Flohmarkt und restaurierte es in mehrmonatiger schwerer Arbeit. Der Simulator soll demnächst auch auf mehreren Computer-Shows in Europa zu sehen sein.
Aber neben dem Simulator mangelte es auch nicht an neuen Produkten. So wurde die endgültige Version von »Pirates« gezeigt, wie auch Vorab-Versionen von zwei neuen Spielen. »Project: Stealth Fighter« simuliert ein super geheimes Flugzeug der Air force, von dem selbst Waffen-Experten nur vermuten, daß es überhaupt existiert. Dieser Super-Jet hat traumhafte Flugeigenschaften sowie unfaßbare Waffensysteme. Von der Gestaltung her lehnt sich Stealth Fighter an Gunship an: Auch hier gibt es mehrere Spezialmissionen. eine Piloten-Karriere-Liste sowie schnelle 3D-Grafik. Das zweite Programm namens »Airborne Ranger« simuliert die Abenteuer der Fallschirmjäger. Der Spieler steuert einen Soldaten durch Feindgebiet und hat verschiedene Missionen zu erfüllen. Optisch erinnert das Spiel an Action-Programme wie »Rambo« oder »Space Invasion«.
Spielerisch hat es jedoch wenig mit dieser Art von Software zu tun. denn laut Microprose ist Airborne Ranger kein Action-, sondern ein Strategie-Spiel, bei dem nicht zuletzt Intelligenz gefragt ist.
Diese noch recht junge Firma stellte auf der CES ihr erstes Produkt vor: »Space M-A-X« ist ein Simulations-Spiel rund um eine Weltraumstation. Hier liegt der finanzielle Aspekt im Vordergrund, denn der Spieler leitet eine Firma, die Gewinn mit dem Bau einer solchen Station machen möchte. Der Spieler plant die Station und kann aktiv in den Aufbau und die Leitung der fertigen Station eingreifen. »Space M-A-X« gibt es vorerst nur für MS-DOS-Computer, eine ST-Version ist in Planung, ebenso wie ein Nachfolgespiel namens »Lunar M-A-X«.
Die sonst durch ihre Musik-Software bekannte Firma Hybrid Arts stellte die endgültige Version des Spiels »Midi Maze« vor. Bei diesem Spiel können bis zu 16 Atari STs über den MIDI-Port gekoppelt werden. Sind weniger Spieler (oder STs) vorhanden, kann der Computer die Rolle einiger Spieler übernehmen. Die Regeln von Midi Maze sind einfach: Die Spieler jagen sich gegenseitig durch ein Labyrinth und versuchen sich abzuschießen. Midi Maze bietet viele Spiel Variationen. Die Labyrinthe können beliebig verändert werden. Wer noch einen siebzehnten ST übrig hat. kann den zum Publikums-Monitor erklären: Dort können die Zuschauer aus der Vogelperspektive das Geschehen verfolgen.
Bisher produzierte Miles Computing nur Software für den Macintosh, doch jetzt sind zwei neue ST-Spiele von dieser Firma erschienen. »Strike Harrier Mission« ist ein Action-Flug-Simulator, »STWars« ein reines Actionspiel, angelehnt an den Star-Wars-Spielautomaten. Beide Programme verwenden flotte 3D-Vektor-Grafik. Weitere ST-Programme werden folgen, Amiga-Versionen sind in Arbeit.
Bei Accolade setzt man jetzt voll auf Amiga und Atari ST. So stellte man eine Vorab-Version von »Test Drive« vor, ein dreidimensionales Autorennen auf den Highways der USA. Dieses Programm erscheint zuerst für ST und Amiga und wird dann auf den C 64 umgesetzt. Die ersten Grafik-Demos für den Amiga sahen sehr vielversprechend aus. Neben dem eigentlichen Rennen wird es auch eine Art Construction Kit für Autos geben. Vorerst nur für den C 64 wird »Apollo Mission« erscheinen, mit dem der Spieler die Mondflüge der NASA nachvollziehen kann. Schöne, hochauflösende Grafik und digitalisierte Sound-Effekte sollen für Augen- und Ohrenschmaus sorgen. Eine Menge weiterer Titel sind für dieses Jahr in Planung. Einzelheiten gab man aber nicht bekannt.
Bei Mastertronic standen Spielautomaten im Mittelpunkt. Eine Tochtergesellschaft namens Arcadia entwickelt nämlich Spielhallen-Automaten auf der Basis des Amiga. Im Klartext bedeutet dies, daß im Automat eine Amiga-Platine steckt. Amiga-Besitzer dürfen sich also freuen, daß es von diesen Automaten demnächst 100 Prozent originalgetreue Umsetzungen geben wird. Der erste vorgestellte Automat heißt »Rockford« und ist eine Umsetzung des Heimcomputer-Spiels »Boulder Dash«. Die Automaten-Version wurde auch von den original Boulder-Dash-Entwicklern programmiert. Rockford hat viele neue Fähigkeiten und Eigenschaften, darunter total unterschiedliche Grafiken (Rockford als Taucher. Musiker. Cowboy oder Archäologe) und mehrere neue Monster.
Ein sehr eindrucksvolles Computerspiel für den IBM-PC wurde ebenfalls gezeigt. In »Metropolis« ist der Spieler die einzige menschliche Gestalt in einer von Robotern beherrschten Stadt. Bevor in dieser Stadt etwas Schreckliches geschieht, muß er fliehen. Der Spieler kann mit den Computern und Robotern kommunizieren, ihnen Fragen stellen oder versuchen, sie durch bestimmte Aktionen lahmzulegen. Metropolis verwendet eine ziemlich gut verständliche Sprachausgabe. animierte Farbgrafik sowie einen Eliza-ähnlichen Parser. (bs)
Der C 64, ungeschlagener Spitzenreiter im heiß umkämpften Heimcomputermarkt, kann mittlerweile auf ein derart großes und vielfältiges Potential an Peripherie-Geräten und Programmen zurückblicken, daß die Entwicklung neuer Produkte immer schwieriger wird. Trotzdem gab es Beeindruckendes für ihn auf der CES zu bestaunen.
Das beste Beispiel dafür, daß Profi-Hardware nicht unbedingt mit Profi-Preisen bezahlt werden muß, liefert Hearsay Incorporated mit dem Sprachmodul Hearsay 1000. Das flache schwarze Kästchen wird einfach in den Expansion-Bart des Commodore 64 gesteckt und mit der Monitorbuchse und dem Diskettenlaufwerk verbunden — fertig. Das Laden der notwendigen Steuersoftware ist nicht notwendig. da diese dauerhaft in EPROMs gespeichert ist. Sobald nun ein Programm einen Text ausgibt, tritt Hearsay 1000 in Aktion und setzt diesen Text in eine gut verständliche Sprache um. Doch die eigentliche Sensation kommt erst: Das Modul wandelt nicht nur geschriebenen Text in Sprache um. sondern erkennt auch gesprochene Wörter. Bis zu 64 verschiedene Wörter kann das Sprachmodul erlernen und schickt beim Erkennen eines Wortes die entsprechenden Buchstaben so an den Computer. als würden Sie sie über die Tastatur eingeben. Sie sitzen also vor Ihrem Computer, murmeln kurz »list« in das eingebaute Mikrofon und schon huschen die Zeilen Ihres Basic-Programms über den Bildschirm. Da das Modul keinerlei Speicher im Computer belegt, ist es zudem kompatibel zu fast allen bestehenden Programmen. Doch damit nicht genug: Als Zugabe beschleunigt Hearsay 1000 auch noch das Laden von Diskette um das Fünffache. Der Preis für dieses Multitalent? Unglaubliche 79.95 Dollar.
Wem der Monitorlautsprecher zu wenig wuchtige Bässe und keine kristallklaren Höhen liefert, für den hat Phoenix Electronics die richtige Lösung. SASC III heißt das 59 Dollar teure Stereo-Lautsprechersystem mit eingebautem 2 x 5-Watt-Verstärker. Ob Amiga, Apple, Atari, Commodore 64 oder Commodore 128 — die beiden in Holz gekleideten Lautsprecherboxen passen über entsprechende Verbindungskabel an nahezu alle Computersysteme.
Was hat die Speicherkapazität von weit über 100 einseitig bespielten Commodore 64-Disketten und ist rund 65mal schneller als das 1541-Diskettenlaufwerk? Es ist Lt. Kernal. die 20-MByte-Festplatte von Xetec. Nach einem kleinen Umbau im Computer ist der Commodore 64 oder der Commodore 128 bereit zum Anschluß von Lt. Kernal. der 900 Dollar in der C 64-Version kostet. Für 50 Dollar Aufpreis bekommt man die Version für den C 128.
M1 und M2 heißen die beiden Computer-Mäuse von Contriver Tech. M1 simuliert einen Joystick und läuft deshalb auch problemlos und ohne Treibersoftware mit allen Programmen, die normalerweise per Joystick gesteuert werden. Im Lieferumfang der mit zwei Tasten ausgestatteten Maus ist ein Hilfsprogramm enthalten, das über Pull-down-Menüs das Disketten-Inhaltsverzeichnis anzeigt, Dateien löscht, die Mausgeschwindigkeit einstellt und vieles mehr. Die Positionierung des Mauszeigers fällt allerdings durch die Joystick-Simulation der rund 45 Dollar teuren M1-Maus nicht so leicht wie mit dem M2-Modell, das im Proportional-Betrieb arbeitet und damit jede Richtungs- und Geschwindigkeitsänderung registriert. Leider sind noch fast keine Programme für den Betrieb mit Proportional-Mäusen ausgelegt. wodurch das 54 Dollar teure Computer-Nagetier bislang nur Geos-Besitzer erfreut.
Apropos Geos: Berkeley Softworks. die Schöpfer dieser grafischen C 64/C 128-Benutzeroberfläche. präsentieren eine beeindruckende Batterie an Programmen und kleinen Hardware-Zusätzen, die sich perfekt in das Geos-Konzept einfügen. Das 39,95 Dollar teure GeoPrint Cable verbindet jeden Drucker mit einer Centronics-Schnittstelle mit dem Computer. Interface-Probleme gehören damit für Geos-Besitzer endgültig der Vergangenheit an. Noch eifrig gebastelt wird derzeit an der GeoMouse. 59,95 Dollar wird die Maus kosten, die im Proportional-Betrieb arbeitet und damit das ideale Steuergerät für alle Geos-Programme ist.
Gleich mit vier neuen, Geos-kompatiblen Programmen demonstriert Berkeley Softworks die Professionalität des Geos-Betriebssystems. Die heißeste Neuheit heißt GeoPublish und ist ein Desktop Publishing-Programm. das sich nicht hinter den etablierten Profis dieser beliebten Software-Sparte verstecken muß. Der Text kann sich dabei über mehrere Seiten erstrecken, die Anzahl der Textspalten auf jeder Seite ist beliebig. Wird eine Grafik eingefügt, so formatiert GeoPublish den Text automatisch um. Einfache Text- und Grafikeditoren sind integriert und ideal für Textkorrekturen und das rasche Zeichnen kleiner Grafiken. Das mit 69,95 Dollar erstaunlich preiswerte GeoPublish druckt die fertigen Seiten entweder als Grafik auf einem beliebigen, von Geos unterstützten Matrixdrucker oder sogar in Profi-Qualität auf einem Postscript-fähigen Laserdrucker wie dem Apple LaserWriter.
GeoProgrammer ist ein Software-Paket, das aus einem 6502-Assembler, einem Linker und einem Debugger besteht. Besonders interessant ist diese Programmsammlung für jeden, der eigene Programme entwickeln will, die unter Geos laufen sollen. Sind beispielsweise im Quellcode Grafiken enthalten. so setzt der Assembler diese automatisch in die entsprechenden Zahlenwerte um. Der Preis für dieses Maschinensprache-Paket beträgt 69.95 Dollar.
Jeweils 49,95 Dollar kosten die beiden Geos-Anwenderprogramme GeoCalc und GeoFile. Die Tabellenkalkulation GeoCalc verfügt über maximal 112 Zeilen mit jeweils 256 Spalten und rechnet mit 12stelliger Genauigkeit GeoFile ist eine leicht zu bedienende Datenverwaltung. deren Datenmaske frei definierbar ist. Das Sortieren geschieht automatisch.
Für Atari sind die XE-Computer trotz des ST keine Stiefkinder. Sogar neue Hardware kommt für die kleinen Ataris auf den Markt. Ein neues Diskettenlaufwerk wurde präsentiert, das nicht nur kleiner, sondern auch um zirka 50 Prozent schneller als das bisherige Laufwerk ist. Wann der Vertrieb in Deutschland anläuft, steht wie der Preis noch nicht fest. Er soll etwas über dem bisherigen liegen.
Ratlosigkeit und Enttäuschung spiegelt sich in den Gesichtern derer wider, die in der Hoffnung die CES in Chicago besuchen. Neues rund um den Amiga zu sehen. Und hier sind die Neuheiten: Progressive Peripherals & Software stellt eine 2-MByte-Speichererweiterung vor, Infinity Software zeigt Vorabversionen des Desktop Publishing-Programms Shakespeare und bei Phoenix Electronics ist eine neue Amiga-Festplatte mit 10.20 oder 40 MByte Speicherkapazität zu bewundern — doch das war's neben Spielprogrammen auch schon. Ist Commodore messescheu geworden?
Mitnichten! Des Rätsels Lösung liegt in der Tatsache, daß einige hundert Kilometer weiter südlich in Atlanta im Bundesstaat Georgia die Computermesse Comdex fast zur gleichen Zeit Ihre Pforten öffnete. Umgeben von unzähligen Personal Computer-Herstellern thront dort auch Commodore auf einem Stand, den überdimensionale Amiga-Schilder zieren. Tatsächlich tummeln sich dort ausschließlich Amigas, kein PC-10 und kein Commodore 64 ist zu sehen. Alle namhaften Hersteller von Amiga-Hard- und Software sind hier im Halbkreis vereint und demonstrieren ihre neuesten Errungenschaften.
Genlock ist das Zauberwort, das seit der Anfangszeit des Amiga jeden Videoamateur aufhorchen läßt. Diese Hardware-Erweiterung mischt Computergrafik und VideoBilder, um beispielsweise Texte oder Trick-Effekte in einen selbstgedrehten Videoclip zu integrieren. Alle Amiga-Genlock-Interfaces waren bislang allerdings noch weit jenseits der 1000-Mark-Grenze und damit für viele Heimanwender unerschwinglich. Von Mimetics kommt jetzt endlich ein Genlock, das für 179,95 Dollar erfreulich preiswert ist. Es paßt an alle drei Amiga-Modelle und erzeugt als Zugabe auch gleich ein Farb-Videosignal. das beispielsweise beim Amiga 500 fehlt. Eine Vielzahl an Steuerprogrammen und Soundeditoren für MIDI-Synthesizer hat diese Firma im Angebot.
Jedem Amiga-Fan ist der jonglierende Kugelmensch »Juggler« ein Begriff. Der Autor dieses Demoprogramms hat nun für Byte-by-Byte ein fantastisches und nur 99,95 Dollar teures Softwarepaket namens Sculpt-3D geschrieben, mit dem auch Sie beliebige dreidimensionale Objekte auf dem Bildschirm entwerfen und animieren können.
Aegis Development wartet mit einem ähnlichen Programm auf, das über Kommandodateien gesteuert wird und ebenfalls eine exzellente dreidimensionale Darstellung bietet. Leider ist das Programm noch nicht fertig. ProWrite heißt die erste Amiga-Textverarbeitung. die auch mehrfarbige Texte und Grafiken verarbeitet und druckt. Verschiedene Zeichensätze und eine Grafikeinbindung auch neben Textspalten meistert das 124,95 Mark teure Programm von New Horizons.
Die Version 1.2 von Deluxe Video hat nochmals ein ganzes Stück an Geschwindigkeit gewonnen, nutzt jetzt auch die Ränder des Bildschirms und verfügt über mehr Effekte. Das Upgrade kostet 37 Dollar. Electronic Arts bietet allen Besitzern der anderen Deluxe-Programme für 12 Dollar Updates an. die mit der Amiga-Betriebssystem-Version 1.2 einwandfrei laufen.
In höheren Preiskategorien schweben die vorgestellten Netzwerk- und Bildspeicherkarten für den Amiga 2000.
Zurückblickend auf das reichhaltige Angebot an neuer Hard-und Software bleibt der erfreuliche Eindruck, daß nur wenig Altbekanntes für den Amiga neu aufgewärmt wird. Vielmehr verbergen sich eine Reihe neuer Ideen in den meisten Programmen und Peripheriegeräten, die auf der Comdex für die Amiga-Familie vorgestellt wurden.
(T. Schwaiger/H. Brandl/lg)