Speedy 1050, eine Erweiterung für die Atari-1050-Diskettenstation, verspricht Besonderes: erhöhte Speicherkapazität, schneller und direkter Zugriff auf Daten und komfortable Bedienung.
Während es für die Computer der ST-Serie von Atari bereits jetzt eine Vielzahl von Drittanbietern gibt, die Diskettenstationen in allen Größen und Bauarten anbieten, müssen die Anhänger der Atari-8-Bit-Computer mit der Atari-1050-Diskettenstation vorlieb nehmen. Sie erlaubt zwar gegenüber der älteren Atari-810-Station mit zwei Diskettenformaten zu arbeiten, die Übertragungsgeschwindigkeit zwischen Computer und Diskette ist jedoch gleich geblieben. Weiterhin vermißt man als hingebungsvoller Programmierer und Bit-Fummler die Möglichkeit, den Diskettencontroller in der 1050 so richtig auszureizen. Ein direkter Zugriff auf den Controllerbaustein der 1050 wurde von den Atari-Konstrukteuren leider nicht vorgesehen.
Alte Peripheriegeräte werden bei den 8-Bit-Ataris über den seriellen Bus angeschlossen und müssen eine gewisse Intelligenz besitzen, um Daten mit dem Computer auszutauschen. Neben den grundsätzlichen Funktionen zum Datenaustausch haben sie jedoch keine Funktion zur Erweiterung des »Wortschatzes« eingebaut.
Um nun die Intelligenz der 1050-Diskettenstation zu erhöhen, erschienen in letzter Zeit immer häufiger Hardwarezusätze. Mit diesen erhält die Diskettenstation einige interessante Eigenschaften. Zum einen wird der Datenaustausch mit dem Computer erheblich beschleunigt und zum anderen die Speicherkapazität der Disketten erhöht. Mitgeliefert wird in der Regel eine speziell auf den Zusatz abgestimmte Software, um den Zusatz auch in allen seinen Fähigkeiten ausschöpfen zu können.
So ein Rüstsatz ist »Speedy 1050«, den es in zwei verschiedenen Ausbaustufen gibt. Die Grundausführung erlaubt bereits das Formatieren von Disketten in echtem Double Density-Format. Hiermit erreicht man eine Gesamtspeicherkapazität von 176 KByte pro Diskette. Weiterhin ergibt sich eine Geschwindigkeitserhöhung beim Datenaustausch. Je nach Art der zu speichernden Daten ist das aufgepeppte Laufwerk etwa doppelt so schnell wie eine normale 1050. Benutzt man für den Datenaustausch noch ein speziell angepaßtes DOS, so lassen sich Geschwindigkeitssteigerungen um das Achtfache erreichen.
Die erweiterte Speedy 1050 besitzt zusätzlich drei 7-Segment-Anzeigen, um die Spur, die Sektornummer und eventuell auftretende Fehler anzuzeigen, wobei letzterer noch durch einen Summton unterstrichen wird. Die hierfür erforderliche Steuersoftware ist schon in der Grundversion enthalten, so daß man sich den Zusatz gegebenenfalls selbst einbauen kann.
Die Grundversion der Speedy 1050 besteht aus einer kleinen Platine in der Größe 120 x 80 mm. Sie ist doppelseitig und mit Lötstopplack beschichtet. Somit macht sie einen soliden und professionellen Eindruck. Zum Einbau wird auf der Hauptplatine der Diskettenstation die CPU entfernt. In den nun freien Sockel wird die Erweiterung gesteckt. Genauso wird mit dem Betriebssystem-ROM verfahren. Die alte Intelligenz ist nun entfernt.
Der Einbau der Erweiterung ist im mitgelieferten Anleitungsheft sehr detailliert beschrieben. Da der Einbau einen Eingriff in die Diskettenstation darstellt, erlischt ein noch bestehender Garantieanspruch. Wer fürchtet, beim Einbau die Diskettenstation zu beschädigen, kann den Einbau gegen einen geringen Aufpreis vom Hersteller vornehmen lassen.
Die Speedy-1050-Platine enthält neben einem 8-KByte-EPROM mit dem neuen Betriebssystem für die Diskettenstation, 8 KByte RAM und eine neue CPU des Typs 65C02. Die alte CPU aus der Diskettenstation wird nicht weiterverwendet. Der Originalprozessor der 1050 kann nämlich nur einen Speicherbereich von 8 KByte adressieren. Das erweiterte Betriebssystem und das zusätzliche RAM nehmen jedoch einen Adreßraum von mehr als 16 KByte ein. Somit mußte der alte Prozessor weichen und einer leistungsfähigeren CPU Platz machen. Diese ist eine aufwärtskompatible Version zum altbekannten 6502. Zusätzlich hat die neue CPU einige leistungsfähige Befehle und Adressierungsarten mehr drauf als der alte Prozessor. Entsprechend konnte das Speedy-1050-Betriebssystem recht kurz und schnell gestaltet werden. Es ist in der vorliegenden Version trotz seiner vielfältigen Funktionen nur 5,7 KByte lang.
Eine normale 1050 hat nur 256 Byte RAM zur Verfügung. In diesen paar Bytes tummeln sich jetzt das Betriebssystem und der Stack des Prozessors. Entsprechend wenig Platz bleibt für die Zwischenspeicherung von Sektordaten übrig, die ja auch noch mal 128 Bytes haben wollen. Das Ganze paßt auch so gerade eben in den Speicher. Bei diesem Gedränge ist überhaupt nicht daran zu denken, auch noch mehrere Sektoren "gleichzeitig im Speicher zu halten. Und da der Computer irgendwann noch mal seine Daten übertragen haben will, kann pro Diskettenumdrehung immer nur ein Sektor gelesen oder geschrieben werden. Bei fünf Umdrehungen in der Sekunde wird für eine komplette Spur mit 18 Sektoren eine Zeit von ungefähr dreieinhalb Sekunden benötigt.
In den 8 KByte RAM der Speedy 1050 ist es nun möglich, einen großen Zwischenspeicher für Daten einzurichten. Die Speedy 1050 gestattet es, eine komplette Spur zwischenzuspeichern, ohne daß es irgendwelche Speicherplatzprobleme gibt. Eine komplette Spur wird jetzt in einer Umdrehung statt in 18 gelesen, was einer Geschwindigkeitssteigerung um den Faktor 18 entspricht. Ein weiterer positiver Effekt liegt in der sich reduzierenden Zahl von Diskettenzugriffen, was den Schreib-/Lesekopf schont. Es können nun auch Sektorgrößen von 256 Byte verarbeitet werden. Der in der 1050 standardmäßig vorhandene Diskcontroller kann nämlich von Haus aus Sektoren in doppelter Dichte lesen.
Noch mehr Geschwindigkeit läßt sich herausholen, wenn man speziell auf die Speedy 1050 zugeschnittene Software benutzt. Es ist nämlich durchaus möglich, eine höhere Datenübertragungsrate mit dem seriellen Bus zwischen Computer und Diskettenstation zu verwenden. Normalerweise arbeitet Atari mit einer Übertragungsrate von 19200 Baud zwischen Computer und Peripheriegeräten. Die Speedy 1050 kann jedoch mit einer Datenübertragungsgeschwindigkeit von 70000 Baud arbeiten!
Eine von der Atari-Norm abweichende Diskettenstation hat aber leider nicht nur Vorteile. Bei verschiedenen Programmen kann es zu Schwierigkeiten kommen, wenn der Kopierschutz die Geschwindigkeit der Diskettenstation abfragt. Aber auch daran haben die Entwickler der Speedy gedacht. Per Softwarebefehl kann die Speedy 1050 wieder zurückgeschaltet werden auf Normalbetrieb. Man hat dann so lange wieder eine reguläre 1050-Diskettenstation, bis man die Station aus-und wieder einschaltet.
Um in den Genuß der Vorteile einer Speedy 1050 zu kommen, muß man nicht ein Experte in Maschinenspracheprogrammierung sein. Mitgeliefert wird eine Systemdiskette, die ein Programm zur Überprüfung aller Funktionen der Speedy 1050 enthält. Weiterhin gehört ein schneller Sektorkopierer, ein spezielles DOS und ein Programm zur Anpassung der Speedy auf die eigenen Bedürfnisse hin zum Lieferumfang.
Dieses menügesteuerte Anpassungsprogramm erlaubt die bequeme Einstellung aller Parameter für die aufgerüstete Diskettenstation. Von der Ausschaltung des Vergleichsbefehls beim Schreiben auf Diskette bis zur kompletten Zurückschaltung der Speedy 1050 auf normale 1050er-Betriebsart läßt sich alles per Tastendruck vom Computer aus erledigen. So können auch Anwender, die sich nicht mit den Geheimnissen der Speedy beschäftigen wollen, ihre Station ganz nach Wunsch anpassen.
Die hier geschilderten Vorteile bietet manch anderer Aufrüstsatz auch. Wie sieht es nun aber aus, wenn man die Speedy selber programmieren möchte? Hier kann man nur sagen: Alles bestens! Daß sie die üblichen Diskettenbefehle des Atari-Betriebssystems beherrscht ist klar. Darüber hinaus bietet die Speedy 1050 aber noch eine Menge zusätzlicher Kommandos. Mit insgesamt 20 Befehlen statt der üblichen sechs läßt sich das Arbeiten mit der aufgerüsteten Diskettenstation wesentlich erleichtern. Außerdem darf man eigene Befehle in die Kommandoliste des Betriebssystems der Speedy 1050 einreihen.
Erfahrenen Maschinenspracheprogrammierern und solchen, die es werden wollen, sei das Speedy-1050-Entwicklungssystem empfohlen. Es kostet zwar geringfügig mehr, enthält dafür aber ein komplettes Handbuch mit Details über den internen Aufbau der Speedy 1050. Dazu gehört natürlich ein Speicherplan mit den Systemadressen. Ein komplettes, dokumentiertes ROM-Listing des Speedy-Betriebssystems ist ebenfalls enthalten. Alle wichtigen Einsprungadressen werden mit ihren Funktionen erklärt. Man erfährt auch alles über eine neue Datenübertragungsroutine, die für die erhöhte Geschwindigkeit verwendet wird. Diese kann per Software-Befehl in den Atari-Computer geladen werden, um die dort vorhandene langsame Routine des Atari-Betriebssystems zu ersetzen!
Mit 14 kleinen Beispielprogrammen werden die wichtigsten neuen Diskettenkommandos verdeutlicht. Eigene Kommandoroutinen können mit einem Assembler, wie zum Beispiel dem MAC/65, programmiert und in die Speedy 1050 übertragen werden. In den 8 KByte RAM der Aufrüstung ist dafür ausreichend Platz. Wie die Kommandotabelle in der Speedy mit eigenen Befehlen ergänzt werden kann, steht im Handbuch. Mit den Tips und Angaben im Entwicklungspaket sind alle Programmierer hervorragend bedient, die ihr vorhandenes DOS anpassen oder ein neues DOS programmieren wollen. Es ist nun auch möglich, einen eigenen neuen Kopierschutz zu entwickeln.
Auch die Hardware-Spezialisten werden im Entwicklungspaket fündig. Alle erforderlichen Angaben für die Erweiterung einer Speedy 1050 um eine digitale Spuranzeige und den Fehlersummer sind hier zu finden!
Alles in allem hinterläßt der Speedy-1050-Aufrüstsatz einen hervorragend guten und sehr zuverlässigen Eindruck. Der Preis für die Grundversion ohne digitale Spuranzeige und Summer ist angemessen. Statt der Spuranzeige und des Fehlersummers wäre vielleicht ein Druckerport mit Centronics-Schnittstelle besser gewesen. Platz im EPROM auf der Platine ist ja noch vorhanden.
Name: Speedy 1050
Art: Hardwarezusatz für Atari 1050-Diskettenstation
Preis für Grundversion: 198 Mark
Ausbauversion: 298 Mark
Entwicklungsunterlagen: 50 Mark