Gauntlet (CPC)

 Grafik  79 ★
 Sound & Musik  34 ★
 Happy-Wertung  84 ★
Schneider CPC (C 64, Spectrum, Atari XL/XE/ST, MSX)
Action-Spiel
39 DM (Kassette), 59 bis 79 DM (Diskette)
Umsetzung des Spielautomaten
**Im Dungeon ist der Teufel los: Die Umsetzung des erfolgreichsten Spielautomaten des Jahres ist jetzt endlich da!**

Spielautomaten wurden in den letzten Monaten reihenweise umgesetzt. Da war leider auch oft mal eine graue Maus dabei oder ein Titel, der als Spielautomat hervorragend ankam, verlor bei der Adaption viel von seinem Reiz. Bei »Gauntlet« waren die Erwartungen besonders hoch, denn dieses Programm gilt als einer der erfolgreichsten Titel der gesamten Spielautomaten-Geschichte! Doch bei der Umsetzung des Superlative-Automaten ging der Spielspaß zum Glück nicht baden.

Gauntlet ist ein Action-Spiel für ein oder zwei Helden, die gleichzeitig antreten, wenn sie wollen. Beim Automaten können sogar vier Personen gleichzeitig spielen, was aber auf einem Heimcomputer mit nur zwei Joystick-Ports schlecht geht.

Gauntlet ist die Geschichte von vier Helden, die ausziehen, um in unterirdischen Labyrinthen (Dungeons) nach Schätzen zu suchen. Jede der vier Personen hat bestimmte Stärken und Schwächen. Thor ist ein Krieger, der sowohl im Umgang mit der Waffe als auch mit der Faust sehr stark ist. Seine magischen Fähigkeiten sind dafür sehr schwach. Die Valkyre Thyria ist besonders gut gegen gegnerische Angriffe geschützt. Ihr magisches Talent ist mittelmäßig und ihre Spezialität der Nahkampf. Merlin nennt sich ein Zauberer, der natürlich ausgezeichnete magische Fähigkeiten hat. Questor ist ein Elf, der ganz gut geschützt ist und auch recht stark im Umgang mit Magie ist. Zu Beginn kann sich jeder Spieler eine der vier Figuren aussuchen. Es wird sogar für jeden Spiel-Charakter eine eigene High Score-Liste geführt, die bei den Disketten-Versionen auch gespeichert wird.

Für Abwechslung ist gesorgt, denn es gibt sage und schreibe 512 Level — das sind sogar mehr als beim Spielautomaten, der laut Hersteller »nur« 163 hat. Die passen natürlich nicht alle gleichzeitig in den Arbeitsspeicher. Das Nachladen der Spielfelder geht aber erfreulich schnell. Es dauert sowohl von Kassette als auch von Diskette nur wenige Sekunden und hemmt den Spielfluß so gut wie gar nicht. Wer sowohl einen Kassetten-Recorder als auch ein Diskettenlaufwerk besitzt, sollte sich aber trotzdem die etwas teurere Disketten-Version zulegen. Man spart beim Laden doch einiges an Zeit und die gespeicherten High Scores sind für Freaks sowieso ein Leckerbissen.

Zu Beginn hat jede Spielfigur 2000 Health Points (Gesundheits-Punkte). Das Herumwandern in den Dungeons und die Angriffe von Monstern zehren an diesem Vorrat. Sind alle Health Points verbraucht, verliert die Spielfigur ihr einziges Leben. Durch das Aufsammeln von Flaschen und Lebensmitteln kann man die Anzahl der Health Points wieder aufstocken.

Von Speis und Trank abgesehen, wimmelt es nur so von anderen Gegenständen. Durch das Aufsammeln von bestimmten Dingen wird man widerstandsfähiger gegen Angriffe, erhält bessere magische Fähigkeiten, kann schneller und durchschlagkräftiger schießen und kämpfen, sowie mehr Gegenstände mit sich tragen. Es gibt auch Amulette, die eine Spielfigur eine Weile lang unsichtbar machen, Teleporter-Felder, Schlüssel und natürlich Ausgänge, um den nächsten Level zu erreichen oder gar einige Spielstufen zu überspringen.


Die Helden Thyria und Merlin werden von Geistern umzingelt

Das Herumschlendern und Schätze-Sammeln in diversen Labyrinthen wäre eine sehr gemütliche Angelegenheit, wenn da nicht die Monster wären. Und bei Gauntlet gibt es viele Monster. Sogar sehr viele Monster. Geister, Dämonen, Zauberer und Gevatter Tod persönlich treiben ihr Unwesen. Die meiste Zeit des Spiels ist man damit beschäftigt. sich der Gegner zu erwehren, die ein Labyrinth durch viereckige Generator-Kästchen betreten. Vernichtet man so einen Generator, wird der Nachschub an Monstern gestoppt. Es gibt zwei Kampfarten: Im Nahkampf berührt eine Spielfigur einfach ein Monster und durch Feuerknopfdruck kann man auch ein Geschoß schleudern.

Beim Betreten von einigen Leveln erhalten Sie am Eingang eine Aufgabe wie etwa: »Finde den Zaubertrank«. Kann man diese Aufgabe erledigen, winkt nach dem Ausgang erst einmal ein Bonus-Level. Innerhalb von dreißig Sekunden kann man Schätze gleich schubkarrenweise einsacken. Ist man aber nicht rechtzeitig im Ziel, gibt es dafür keinen einzigen Punkt.

Der zweite Spieler kann jederzeit, also auch nachträglich, ins Spiel einsteigen. Sollte eine der beiden Spielfiguren sterben, kann der Überlebende alle Besitztümer des Verschiedenen, mit Ausnahme der Punktzahl, aufsammeln. Nachdem der Verstorbene sich ordnungsgemäß in die High Score-Liste eingetragen hat, darf er vom Spieler wiedererweckt werden. Ohne irgendwelche Reichtümer, aber immerhin wieder mit 2000 Gesundheits-Punkten, geht die Jagd nach den Schätzen weiter. So können zwei Spieler in einem Gauntlet-Marathon von einigen Stunden durch alle Level jagen. Die Spiel-Motivation sinkt dadurch nicht, weil man ja immer noch nach neuen Höchstpunktzahlen streben kann.

Getestet wurde die Schneider CPC-Version, die durchschnittliche Sound-Effekte hat. Die Grafik ist dafür recht detailreich, farbenfroh und flott. Lediglich wenn einige Dutzend Monster auf dem Schirm sind, wird sie recht langsam und der Spielfluß ziemlich zäh. Zu Redaktionsschluß lag die Commodore 64-Version noch nicht vor. Sie soll zusätzlich eine gut verständliche Sprachausgabe enthalten. Unsere Wertungen beziehen sich aber alle auf die Schneider CPC-Version.

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Oben warten acht Schätze, die aber gut bewacht werden

Den Programmierern ist die Umsetzung der Spielautomaten-Legende glänzend gelungen. Wer den Automaten mochte, kann seine Markstücke ab sofort wieder in andere Dinge investieren. Bis auf den Vier-Spieler-Modus ist in den Heimcomputer-Versionen jedes Detail des Automaten vorhanden. Und wer von Gauntlet immer noch nicht genug bekommen kann, spitze jetzt die Ohren: Für den Frühling 1987 hat der Hersteller noch ein Erweiterungs-Programm angekündigt, mit dem man einige hundert neue Level in das Programm laden kann. Die Käufer von Gauntlet werden sogar aufgefordert, ihre Ideen für neue Levels einzusenden. Wenn eine Einsendung in diesem Gauntlet-Zusatzspiel (Arbeitstitel: »The deeper Dungeons«) berücksichtigt wird, winken dem geistigen Vater ein T-Shirt und eine Kopie vom Erweiterungs-Programm.

Der Spielwert von Gauntlet ist ausgesprochen hoch. Vor allem zu zweit machen Schatzsuche und Monsterkampf ungeheuer viel Spaß. Wir kommen nicht drumherum, den Programmierern mal ein ganz dickes Lob auszusprechen. Die haben nämlich an so ziemlich alle wichtigen Details gedacht (High Score-Listen, Wiederbelebung etc.) und nichts verschludert, was bei vielen anderen Spielen ja den Gesamteindruck gründlich ruiniert. Gauntlet ist das erhoffte prachtvolle Action-Spiel mit Fantasy-Touch geworden, das kaum einen kalt läßt, der gerne am Joystick wirbelt. Wir können das komplexe Spiel wärmstens empfehlen und nur einen guten Rat geben: Schwerter gewetzt und rein in die Dungeons! (hl/bs)



Aus: Happy Computer 02 / 1987, Seite 78

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