So geht's: Datex-P

Datex-P ist ein preiswerter Weg, mit weit entfernten Partnern Daten auszutauschen.

Ähnlich wie das Telefonnetz ist Datex-P ein bundesweiter digitales Netzwerk, das ausschließlich zur Datenübertragung benutzt werden kann. Durch seine besondere Konzeption erlaubt es die Vernetzung von verschiedenen Computern, gleich welcher Bauart und Geschwindigkeitsklassen. So kann ein Heimcomputer problemlos mit einem Großrechner kommunizieren.
Die Telefonleitung wird nur noch dazu gebraucht, um die Verbindung zum nächsten Datex-P-Knoten herzustellen, Bei mehr als 100 km Entfernung ist eine Datex-P-Verbindung deutlich günstiger als über Telefon. Das trifft bei Auslandsverbindungen in besonderem Maße zu, denn es können über sogenannte Gateways auch internationale Datenverbindungen hergestellt werden.
Die Zeitgebühr ist verschwindend gering: nur ein Pfennig pro Minute bei innerdeutschen Verbindungen, ganz gleich, ob von München nach München oder von Obersdorf nach Flensburg! Die eigentlichen Kosten entstehen durch die Daten selbst, das heißt die Menge der übertragen Daten wird dem Benutzer in Rechnung gestellt.

Um diese Datenmengen zu erfassen, wird der Datenstrom in kleine Teile gestückelt und so auf die Reise geschickt. Man spricht hier von einem Datenpaket - daher das P in der Bezeichnung Datex-P So ein Paket darf maximal 64 Zeichen lang sein und kostet in der Zeit von 8 bis 18 Uhr ganze 0,33 Pfennige. Nachts wird es noch billiger. Die Stückelung eines kontinuierlichen Datenstromes in Datenpakete geschieht nach dem sogenannten X.25-Protokoll. Eine Aufgabe, mit der ein Heimcomputer überfordert wäre. Eine spezielle Einrichtung, der PAD (Packet Assembly-Disassembly Facility), übernimmt diese Aufgabe. Einen PAD erreicht man entweder über das Telefonnetz in den wichtigsten Städten der BRD oder über einen Datex-P- Hauptanschluß, der für Hobby-Anwendungen aber zu teuer ist. Leider entstehen hier weitere (zeitabhängige) Kosten, nämlich 6 Pfennig je Minute für die Benutzung des PAD bei 300 Baud und 5 Pfennig für den Zugang über das Telefonnetz.
Ob die Anschaffung eines Hauptanschlusses für einen Benutzer interessant ist, hängt hauptsächlich von der monatlichen Benutzungsdauer ab. Für den gelegentlichen Anwender bleibt eigentlich nur der Weg über das Telefonnetz.
Da die Post wissen muß, wer einen PAD anwählt, damit die Gebühren erfaßt und die Rechnung zugestellt werden kann, identifiziert sich der Anrufer mit einer NUI (Network User Identifier), die für 15 Mark pro Monat bei jedem Fernmeldeamt beantragt werden kann. Eine NUI besteht aus dem offenen Teil A, der bei der Antragsstellung frei gewählt werden kann und dem streng geheimen Teil B, dem Paßwort. Diesen Teil B generierl die Post aus dem gewählten Teil A und stellt ihn per Einschreiben dem Antragsteller zu. Eine NUI beantragt man mit einem Formblatt, das bei jedem Fernmeldeamt erhältlich ist. Um eine Dateix-P-Verbindung herzustellen, benötigt man natürlich noch die »Rufnummer« der Gegenstelle, in Datex-P nennt man das NUA (Network User Address). Der eigentliche Verbindungsaufbau über Telefon und PAD-Einrichtung läuft dann folgendermaßen ab: Zuerst wird die Telefonnummer des nächstgelegenen PAD ausfindig gemacht. Eine Liste mit allen in Deutschland vorhandenen PADs bekommt jeder Inhaber einer NUI zugeschickt, Die Liste enthält die Rufnummern für verschiedene Geschwindigkeitsklassen. Wählen Sie die Nummer für 300 Baud.
Das Herstellen einer Verbindung zum PAD funktioniert genauso wie das Anwählen einer Mailbox: Wenn der Carrier-Ton (Pfeifton) empfangen wird, drückt man den Telefonhörer in den Koppler. Anstelle von mehreren Returns (wie bei Mailboxen üblich) muß ein Punkt mit Return eingetippt werden.
Als nächstes muß man sich durch Eingabe der NUI identifizieren. Hierzu geben Sie das Wort »NUI« gefolgt von einem Leerzeichen und dem Teil A Ihrer Teilnehmerkennung ein. Datex-P verlangt nun den Teil B, der aus Sicherheitsgründen nicht am Bildschirm angezeigt wird. Das korrekte Eintippen vom Teil B wird durch eine entsprechende Meldung quittiert.
Es folgt die Eingabe einer beliebigen NUA und eine Verbindung wird hergestellt.
Wie Sie sehen, ist die Benutzung von Datex-P wirklich sehr einfach und vor allem auch billig. Ein 15minütiges Gespräch per Telefon von München nach Hamburg kostet werktags 17,25 Mark. Das Gleiche über Datex-P mit 300 Baud per Telefon (reicht für rund 32 KByte Daten) knapp 4 Mark!
Noch ein extremeres Beispiel: Für eine halbstündige Datenbankrecherche in den USA wären via Telefongespräch stolze 111,89 Mark, über Datex-P bei 100 KByte Datenaustausch nur etwa 35 Mark zu berappen.

T. Freiberg/U. Reetz/lg



Aus: Happy Computer 11 / 1986, Seite 37

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