Ein wichtiges Gebiet der Computeranwendungen ist die Grafikprogrammierung. Die Fähigkeiten der verschiedenen Computer unterscheiden sich hier teilweise ganz beachtlich.
Eine der schönsten und beliebtesten Fähigkeiten der Heimcomputer ist die Erzeugung anspruchsvoller Grafiken mit recht einfachen Mitteln. Der Anwender benötigt weder Zeichenmaterial, wie Pinsel, Farbkasten oder Lineal, noch eine ruhige Hand, manchmal noch nicht einmal viel Talent. Dennoch kann er bereits nach mehr oder weniger kurzer Zeit anspruchsvolle Grafiken fertigen. Die genaue Zeitdauer ist neben dem Lerneifer des Computergrafikers allerdings von zwei wichtigen Faktoren abhängig. Einerseits spielen die technischen Eigenschaften des Computers eine große Rolle wie zum Beispiel Auflösung am Bildschirm und Zahl der darstellbaren Farben, andererseits ist die Qualität der Software beziehungsweise der zur Verfügung stehende Befehlssatz des Computers ziemlich wichtig. Unter diesen Gesichtspunkten haben wir für Sie die populären (Heim-)Computer einmal unter die Lupe genommen.
Wenn man von Commodore-Computern spricht, kommt man nicht umhin, in drei bis vier verschiedenen Kategorien zu werten. Zunächst ist da der ewig junge C 64. Obwohl er lange Zeit der Universal-Computer schlechthin war und vielleicht sogar noch ist, zeigt er gerade im Grafiksektor einige Tücken. Im C 64-Basic (Version 2.0) findet sich nämlich kein einziger Befehl, der die Programmierung von Grafiken unterstützt.
Computer: Commodore 64
Auflösung: 320 x 200 Punkte, 2 Farben; 160 x 200 Punkte, 4 Farben
Farben: 16
Besonderes: Sprites
Grafikfähigkeit: befriedigend
Grafikprogrammierung: katastrophal
Grafiksoftware: großes Angebot
Gesamturteil: befriedigend
Preis: zirka 600 Mark
Die Nachfolger des C 64, der C 128 und die Reihe C 16, C 116, Plus/4 verfügen über ein leistungsfähigeres Basic (Version 3.5 beim C 16, C 116 und Plus/4, Version 7.0 beim C 128). Beide Versionen sind aufwärtskompatibel zum C 64-Basic, Befehle zur Grafik- und Spriteprogrammierung sind implementiert. Auch die Zahl der darstellbaren Farben hat erfreulicherweise zugenommen. Dafür leidet das Angebot an verfügbarer Software gefährlich an Magersucht. Der Anwender tut sich leicht bei der Konstruktion komplizierter und farbenprächtiger Grafiken, Programme, die diese Fähigkeiten einsetzen, sind rar. Tröstlich, daß der C 128 im C 64-Modus betrieben werden kann. Allerdings sind die verbesserten Eigenschaften dort nicht nutzbar. Während der C 128 eine direkte Weiter- und Aufwärtsentwicklung des C 64 ist, verzichtete man bei der C 16-, C 116-, Plus/4-Reihe auf Sprites und den hervorragenden Soundchip. Ersatzweise werden dem Anwender sogenannte Shapes geboten, bewegte Grafikobjekte, die in Zeichenketten (Strings) abgelegt werden und nicht mehr unabhängig vom Hintergrund sind, sondern mit komplizierten logischen Verknüpfungen über den Bildschirm »geschoben« werden. Bei größeren Shapes kann das schon mal zu Lasten der Ausführungszeit gehen.
Computer: Commodore 16, 116, Plus/4
Auflösung; 320 x 200 Punkte, 2 Farben; 160 x 200 Punkte, 4 Farben
Farben: 121
Besonderes: Shapes
Grafikfähigkeit: befriedigend
Grafikprogrammierung: komfortabel
Grafiksoftware: geringes Angebot
Gesamturteil: befriedigend
Preis: unter 200 Mark (C 16/C116), ab 500 Mark (Plus/4 mit Laufwerk 1551)
Computer: Commodore 128
Auflösung: 320 x 200 Punkte, 2 Farben; 160 x 200 Punkte, 4 Farben; 640 x 200 Punkte (Text)
Farben: 16
Besonderes: Sprites, Shapes
Grafikfähigkeit: befriedigend
Grafikprogrammierung: komfortabel (320 x 200), schwierig (640 x 200)
Grafiksoftware: geringes Angebot
Gesamturteil: befriedigend
Preis: 848 Mark
Die absolute Krönung der Computergrafik, jedenfalls in einem für Heimanwender erschwinglichen Bereich, stellt der Amiga dar. Eine Auflösung von maximal 640 x 400 Punkten (640 x 512 Punkte in der deutschen Version) in der immerhin noch sechzehn von insgesamt 4096 Farben dargestellt werden können, acht Sprites sowie die Fähigkeit, verschiedene Grafiken übereinanderzulegen und Grafiken, die über die Größe des Bildschirms hinausgehen ohne Schwierigkeiten durch den Bildschirm zu rollen, sind die Leistungsmerkmale des Mediencomputers.
Alle obengenannten Fähigkeiten werden durch Basic-Befehle unterstützt und sind dem Anwender somit leicht zugänglich.
Besonderes Bonbon: Im Hold-and-Modify«-Betrieb ist die Darstellung von allen 4096 Farben gleichzeitig möglich.
Computer: Amiga
Auflösung: Interlace-Modus: 640 x 400 (640 x 512) Punkte, 16 Farben; 320 x 400 (320 x 512) Punkte, 32 Farben. Normalbetrieb: 640 x 200 (640 x 256) Punkte, 16 Farben; 320 x 200 (320 x 256) Punkte, 32 Farben
Farben: 4096
Besonderes: Sprites
Grafikfähigkeit: ausgezeichnet
Grafikprogrammierung: komfortabel
Grafiksoftware: wachsendes Angebot
Gesamturteil: sehr gut
Preis: 3995 Mark (Einführungspreis)
Grafik leicht gemacht, so könnte man die Programmierung dieses Spezialgebiets auf den Schneider CPCs wohl nennen. Ein umfassender Basic-Befehlssatz, 640 x 200 Bildpunkte Auflösung und 27 Farben stehen dem Anwender zur Verfügung. Die hohe Auflösung gehört im AchtBit-Bereich zur Spitzenklasse, wobei dem Anwender jedoch im 640 x 200 Punkte-Modus nur zwei Farben zur Verfügung stehen. Etwas störend macht sich das Fehlen eines » Circle«-Befehls zur Kreiserzeugung bemerkbar. Allerdings gibt es aufgrund des guten Befehlssatzes kaum Schwierigkeiten beim Selbstprogrammieren dieser Routine. Auf Sprites muß der Schneider-Besitzer leider verzichten, dafür stehen ihm Shapes zur Verfügung, die ebenfalls eine gelungene Animation ermöglichen.
Computer: Schneider CPC 464, CPC 664, CPC 6128
Auflösung: 640 x 200 Punkte, 2 Farben; 320 x 200 Punkte, 4 Farben; 160 x 200 Punkte, 16 Farben
Farben: 27
Besonderes: Shapes
Grafikfähigkeit: gut
Grafikprogrammierung: komfortabel
Grafiksoftware: mittleres Angebot
Gesamturteil: gut
Preis: ab 800 Mark
Wohl kein anderer Computer bietet soviel frei zugängliche Programmierungs-Arten auf grafischem Gebiet wie der Atari 800XL und sein größerer Bruder, der 130XE. Die maximale Auflösung von 320 x 192 Punkten ist zwar nur durchschnittlich hoch, allerdings bietet der Atari insgesamt 256 verschiedene Farben, von denen im hochauflösenden Modus wiederum nur zwei gleichzeitig verwendet werden können.
Nicht selten wird der C 64, für den es im 8-Bit-Bereich die tollsten Spiele und Grafiken gibt, von Atari-Grafiken und Spielszenen übertroffen - wenn der Programmierer die Fähigkeiten des 800XL voll ausreizt. Grund ist neben der großen Farbpalette die Existenz eines programmierbaren Grafikchips. Zeile für Zeile kann hier die Art der Bildschirmdarstellung gewählt werden, so daß man die einzelnen Grafikmodi zeilenweise mischen kann. Sprites bietet der Atari nicht hardwaremäßig, jedoch lassen sich bewegte Objekte programmieren (Player-Missile-Grafik).
Computer: Atari 800XL, 13OXE
Auflösung: 320 x 192 Punkte, 2 Farben; 160 x 192 Punkte, 4 Farben
Farben: 256
Besonderes: Player-Missile-Grafik
Grafikfähigkeit: gut
Grafikprogrammierung: komfortabel
Grafiksoftware: mittleres Angebot
Gesamturteil: gut
Preis: ab 300 Mark
Ähnlich gut wie der Amiga schneidet der Atari ST ab. Während er im Bereich der Auflösung mit dem Amiga konkurrieren kann und ihn in der Genauigkeit und Schärfe der Darstellung sogar übertrifft, die Farbenpracht des Commodore erreicht er jedoch nicht. Im höchstauflösenden Modus (640 x 400 Punkte) muß sich der Anwender mit zwei Farben begnügen, in der niedrigauflösenden Betriebsart stehen ihm 16 Farben zur Verfügung. Mit programmiertechnischen Tricks ist es jedoch möglich, alle 512 Farben des ST gleichzeitig auf den Bildschirm zu bringen. Das Basic unterstützt durch einen großzügigen Befehlssatz die Grafikprogrammierung, ist jedoch recht langsam.
Hardware-Sprites gibt es beim Atari ST nicht, jedoch kann man in allen Grafikmodi bewegte Objekte programmieren (wenn man's kann).
Computer: Atari ST
Auflösung: 640 x 400 Punkte, 2 Farben; 640 x 200 Punkte, 4 Farben; 320 x 200 Punkte, 16 Farben
Farben: 512
Besonderes: Software-Sprites
Grafikfähigkeit: sehr gut
Grafikprogrammierung:
Grafiksoftware: wachsendes Angebot (Programm »Neochrome« beim Kauf mitgeliefert)
Gesamturteil: sehr gut
Preis: ab 1000 Mark
Standard, so lautet die Bezeichnung, die die Gruppe der MSX-Computer verbindet. Standard sind auch die Grafikfähigkeiten der einzelnen Geräte, zumindest was die MSX-1-Generation betrifft; 256 x 192 Punkte und 16 Farben zeugen von einer eher durchschnittlichen Grafikbegabung. Allerdings ist es den MSX-Computern möglich, alle 16 Farben gleichzeitig im Grafikmodus darzustellen. Da ein bestimmter Bildschirmbereich (acht Bit) aber immer nur zwei Farben gleichzeitig enthalten kann, kommt es zu » Farbregionen«, die den Wert der vielfarbigen Darstellung beträchtlich schmälern. Sprites bietet der MSX Computer bis zu 64 gleichzeitig. Allerdings sind diese nur 8 x 8 Bildpunkte groß (im Gegensatz beispielsweise zu den 21 x 24 Punkte großen Sprites des C 64).
Computer: MSX-1
Auflösung: 256 x 192 Punkte, 16 Farben
Farben: 16
Besonderes: Sprites
Grafikfähigkeit: befriedigend
Grafikprogrammierung: komfortabel
Grafiksoftware: geringes Angebot
Gesamturteil: befriedigend
Preis: ab 350 Mark
Die MSX-2-Generation hat in Bezug auf die Grafikfähigkeiten einen großen Sprung vorwärts getan. 512 x 212 Punkte Auflösung und insgesamt 512 verschiedene Farben rücken diese Computer dicht hinter die 68000-Maschinen Amiga und Atari ST. Trotz des im Vergleich zum Motorola 68000 recht langsamen Z80A Prozessors gelingen mit den MSX 2-Computern ansprechende Grafiken. Dies ist nicht zuletzt ein Verdienst des eigens bereitgestellten 64 KByte großen Video-RAMs. Wahlweise 2, 4, 16 oder 256 Farben können gleichzeitig dargestellt werden. Die Anzahl der verfügbaren Sprites beläuft sich auf 256.
Computer: MSX-2
Auflösung: 512 x 212 Punkte, 16 Farben; 256 x 212 Punkte, 256 Farben
Farben: 512
Besonderes: Sprites
Grafikfähigkeit: gut
Grafikprogrammierung: komfortabel
Grafiksofware: geringes Angebot
Gesamturteil: gut
Preis: 1499 Mark
Gegenüber den vorgenannten Computern zeigt sich der Spectrum etwas schwach auf der Brust. Bei einer Auflösung von 256 x 192 Punkten und nur acht Farben sind die grafischen Fähigkeiten des Spectrums recht begrenzt. Dennoch verfügt das Spectrum-Basic über einen guten Grafik-Wortschatz, der die Ausnutzung der bescheidenen Fähigkeiten unterstützt. Die Zahl der Farben kann man verdoppeln indem man den sogenannten Bright-Modus benutzt. Hier scheinen die Farben heller. Die acht (sechzehn) Farben können gleichzeitig auf dem Bildschirm dargestellt werden, jedoch nur jeweils zwei in einem 8 x 8 Punkte großen Feld. Wie bei den MSX 1-Computern ist also auch hier beim Programmieren einer Grafik Vorsicht geboten. Bewegung ist beim Spectrum nur durch fortwährendes Zeichnen und Löschen der Grafik zu realisieren, Sprites oder Shapes kennt er nicht.
Computer: Spectrum
Auflösung: 256 x 192 Bildpunkte, 8 (16) Farben
Farben: 8 (16)
Besonderes: Bnght-Modus
Grafikfähigkeit: nicht befriedigend
Grafikprogrammierung: komfortabel
Grafiksoftware: mittleres Angebot
Gesamturteil: nicht befriedigend
Preis: ab 250 Mark
Alle Bewertungen beziehen sich ausschließlich auf die Grafikfähigkeiten der aufgeführten Computer. Das Gesamturteil stellt keine Aussage über die allgemeine Qualität von Hard- und Software dar. Außerdem ist es keine allgemeingültige Wertung, sondern ein Vergleich zu den anderen vorgestellten Geräten. (ue)