Aussagekräftige Bildsymbole statt verwirrende Wortkürzel als Befehle bietet GEM, die moderne »Bedieneroberfläche« des Schneider PC.
Der Name GEM (er steht für »Graphics Environment Manager«) ist vielen unserer Leser durch die Benutzeroberfläche des Atari ST bereits ein Begriff. Die zugrundeliegende Idee ist das Nachbilden eines elektronischen Schreibtisches (englisch »Desktop«), Mit der Maus bewegt man einen Zeiger auf dem Bildschirm hin und her und zeigt damit auf die entsprechenden Symbole (»Icons« genannt) für Diskettenlaufwerke, Programme und so weiter. Die Anweisung an den Computer, den durch ein solches Icon dargestellten Befehl auszuführen, erfolgt durch »Anklicken« mit den Druckknöpfen der Maus, wobei man die Knöpfe entweder einmal, zweimal (kurz hintereinander) oder beide gleichzeitig betätigen muß. Jeder Druck löst eine Aktion aus, so daß man mit nur einer Hand Programme starten, kopieren oder löschen kann.
Bei GEM unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei Programmtypen. Dies sind zum einen die »ganz normalen« Programme, die man auch ohne GEM-Desktop starten und benutzen kann. Die zweite Sorte von Software läßt sich ausschließlich unter dem GEM-System benutzen. Hiervon liegt GEM-Paint dem Schneider PC bei. Alle anderen Programme der GEM-Collection werden dem frischgebackenen Besitzer zu einem Sonderpreis (zirka 30 Prozent billiger als normal) auf einem beiliegenden Prospekt angeboten.
Alle Programme sind auf die gleiche bedienerfreundliche Art zu handhaben wie GEM-Desktop. Hierin liegt auch der Grund, weshalb sie nur unter dieser Benutzeroberfläche laufen, sie nutzen nämlich einen Großteil der Unterprogramme, die ihnen GEM-Desktop zur Verfügung stellt.
Kurze Zeit nach dem Start von GEM-Desktop meldet sich das System mit der Benutzeroberfläche, die von nun an das Bindeglied zu anderen Programmen ist. Auf der rechten Seite (Bild 1, Seite 48) sieht man die Icons für die Diskettenlaufwerke beziehungsweise die Festplatte. Bewegt man die Maus nun beispielsweise zum Symbol von Laufwerk A und klickt dieses mit der linken Maustaste zweimal an, so öffnet sich ein Fenster. Es kann beliebig vergrößert, verkleinert oder verschoben werden. Speichert man die einmal gewählte Darstellungsform auf Diskette, startet das Programm beim nächsten Mal automatisch mit der entsprechenden Aufteilung des »Schreibtisches«.
In den Fenstern werden die einzelnen Dateien und Programme ebenfalls in Form von Icons dargestellt. Auch hier genügt ein Doppelklick, um eine Anwendung aufzurufen. Startet man von GEM aus ein Programm, so schaltet sich die Benutzeroberfläche ab. Verläßt man das Programm wieder, tritt GEM-Desktop, das ja nach wie vor im Speicher steht, erneut in Aktion.
Desktop dient aber bei weitem nicht nur dazu Programme aufzurufen. Eine Fülle von Funktionen kann man über die obere Menüleiste abrufen. Man fährt mit der Maus einfach einen Begriff an und »rollt« durch das Festhalten der linken Maustaste den Menübalken (Bild 2) nach unten. Hiermit kann man zum Beispiel die Fenster schließen, Disketten formatieren und das Directory-Format (sortiert nach Namen, Extension, Datum und so weiter) festlegen. Das Programm ist so intelligent aufgebaut, daß es einige Funktionen nur zuläßt, wenn dies sinnvoll ist. So kann man beispielsweise den Menüpunkt »Fenster schließen« nur dann wählen, wenn tatsächlich ein Fenster geöffnet ist.
Ebenfalls über die obere Menüleiste wird ein Taschenrechner eingeblendet. Dieser beherrscht die vier Grundrechenarten und verfügt über einen einfachen Speicher. Auch die Uhr mit Weckfunktion wird über Desktop aufgerufen. Selbst Basic 2 arbeitet unter GEM (Bild 3).
Ein ganz besonderes Schmuckstück ist das Druckprogramm, das zusammen mit GEM-Desktop ausgeliefert wird. Es unterstützt alle gängigen Drucker, wie zum Beispiel die Epson-Familie, den Plotter HP7475 und einige Laserdrucker. Durch besondere Druckroutinen und eine sehr hohe Auflösung der Grafiken werden die Bilder und vor allem auch Textpassagen, in einer, für Matrixdrucker bestechend guten Qualität zu Papier gebracht.
GEM-Paint (Bild 4) ist ein pixelorientiertes Malprogramm, das jeden Bildschirmpunkt einzeln verändert. Das Gegenteil davon wäre ein vektororientiertes Zeichenprogramm wie GEM-Graph eines ist (hier wird nicht der Bildschirm, sondern das Bild in Form von Vektoren gespeichert). Dem Schneider liegt allerdings nur GEM-Paint bei.
Alle Funktionen wählt man über Menü-Icons, die sich links und rechts von der Zeichenfläche befinden, an. Als Zeichengeräte (tools) stehen »Stifte« und »Pinsel« in verschiedenen Strichstärken zur Verfügung. Das Zeichnen von geometrischen Figuren, wie Kreise, Rechtecke, Polygone und so weiter, wird durch die Tools wesentlich vereinfacht. Um Flächen zu füllen, gibt es zwei verschiedene Wege. Dies sind zum einen die Füllfunktion, die geschlossene Flächen mit beliebigen Farben und Mustern füllen kann, zum anderen steht dem Maler eine Spraydose zur Verfügung.
(Christoph Sauer/hg)