Bücher

Forth als Philosophie

Es gibt auch unter Büchern Dauerbrenner, die es wert sind, daß man immer wieder einmal darauf hinweist. »In Forth denken« ist so ein Fall. Das Erscheinen dieser deutschen Übersetzung eines unter dem englischen Titel »Thinking Forth« bereits seit 1984 auf dem Markt befindlichen Buchs ist ein willkommener Anlaß. »Thinking Forth« ist längst »das« Standardwerk für die Programmierung in Forth. Woran liegt das? Der Autor Leo Brodie ist nicht einfach nur ein Forth-Experte, sondern ein »Forth-Philosoph«. Er versteht es, mit viel Witz und geistigem Tiefgang die Denkweise zu vermitteln, die hinter Forth steckt: Mit einem vernünftigen Maß an Komfort und einem Minimum an Programmcode ein Maximum an Programmeffizienz zu erreichen. Forth-Programmierer sind Leute, die immer noch dem zur Zeit so modernen Speicherprotz-Rausch wiederstehen. Bei den enorm gesunkenen Kosten für RAM mag man sich natürlich fragen, ob man hier nicht schon wieder vom anderen Extrem, einem Speicherplatz-Geiz, reden muß. Aber eine Aufgabe mit möglichst geringem Aufwand an Mitteln zu lösen ist auch ein sportlicher Erfolg, nach dem man süchtig werden kann.

Wem bisher die englischsprachige Originalausgabe zu schwierig zu lesen war, kann sich jetzt die deutschsprachige Ausgabe des Bestsellers vom Carl Hanser Verlag besorgen. Die Übersetzung ist leidlich gut geraten, wenn auch durch eine für die Branche typische Wortwahl (alles wird »erstellt«) die sprachliche Kraft des Originals nicht erreicht wird. Ebenfalls etwas zu kurz kommen viele Anspielungen und Sprachspiele im' Original. Aber das ist ohnehin ein ständiges Problem für Übersetzer. Lobenswert: Auch englische Fachausdrücke, die hierzulande viele Freaks (leider) recht unkritisch anwenden, wurden größtenteils übersetzt. (lg)

Leo Brodie, »In Forth denken«, Carl Hanser Verlag, ISBN 3-446-14334-3, Preis: 48 Mark

Computer »on air«

Funktechnik und Computer? Keine schlechte Kombination. Viele funkbegeisterte Elektroniker arbeiten mit Computern. Warum also nicht beides verbinden? Zwei Bücher sind in letzter Zeit zu diesem Thema erschienen: »Computergestützter Entwurf von Hochfrequenzschaltungen« von Professor Christian Dirks und »Funk & Computer« von Ing. Heinz Tiefenthaler.
Angenehm fällt bei beiden Büchern auf, daß alle Programme aus jeweils einer Hand stammen. Sie besitzen immer den gleichen Aufbau und Bedienungskomfort. Das erleichtert nicht nur die Bedienung - weiß man mit einem Programm umzugehen, schafft man alle - sondern auch eine Integration unter ein eigenes Menüprogramm.
Die Programme im Band »Computergestützter Entwurf von Hochfrequenzschaltungen« sind eher spartanisch, in der Bildschirm-Maske auf das allernotwendigste beschränkt. Dadurch fallen die Listings aber auch angenehm kurz aus. Dort allerdings, wo es Sinn hat, ist der Komfort sogar üppig: Jedes Programm erlaubt die Auswahl, welche Parameter einzugeben und welche zu berechnen sind. Hier zeigt sich die eigentliche Raffinesse der Programme. Durch die Wahlmöglichkeit ist der Leser in der Lage, SurplusBauteile mit vorgegebenen Werten in die Berechnungen einzubeziehen.
Die Themen der 12 Programme (im Spectrum-Basic) reichen .von der Berechnung einer einlagigen Zylinderspule bis zum Quarzfilter. Besonderes Lob verdient der Anhang, in dem (endlich einmal bei einem ListingBuch) die Berechnungsalgorithmen und Formeln vorgestellt werden. Mehr noch: Der Autor nennt zu jedem Programm die Randbedingungen.
Insgesamt ist das Buch »Computergestützter Entwurf von Hochfrequenzschaltungen« in Aufbau und Inhalt ein handwerklich solides, tadelloses Werk eines Profis, das für alle Hochfrequenz-Bastler geeignet ist, für den Radio/Fernsehtechniker im Werkstattbereich ebenso, wie für den Funkamateur oder »Nur«-Bastler. Das Umschreiben auf andere Basic-Dialekte dürfte dank der klaren Programmstrukturen leicht fallen.
Daß auch das zweite Buch »Funk & Computer« mit 33 Programmen für den C 64/C 128 von ausgezeichneter Qualität ist, dafür bürgt schon der Name des Verfassers, Ingenieur Heinz Tiefenthaler. Aus seiner Feder stammen zahlreiche Bücher und Veröffentlichungen im Amateurfunkbereich. Auch in diesem Buch sind Berechnungsprogramme zu Baugruppen und -teilen enthalten.. So findet man die Zylinderspule ebenso wieder, wie Pi-Filter. Aber die Themen reichen weiter. Amateurfunker werden vor allem QTH-, EME- und Oscar-10Programme reizen. Daneben behandelt Tiefenthaler auch allgemeine Sortier-, Drucker- und Elektronikroutinen, die für jeden Bastler interessant sind.
Der Bedienungskomfort dieser Programme ist höher als in Prof. Dirks Buch, da hier eine grafische Ausgabe der jeweiligen Schaltkreise vorgesehen ist. Dadurch sind aber auch die Programme selbst etwas länger (wiewohl immer noch angenehm kurz). Die Eingabe ist weniger flexibel, weil fest vorgegeben ist, welche Parameter der Anwender einzugeben hat. Ein ernsthaftes Handicap: Die zugrunde liegenden Algorithmen fehlen ganz. Anwender, die ein Programm an eigene Bedürfnisse anpassen wollen, müssen sie also erst mühsam aus dem Programmcode rekonstruieren.
Dennoch kann sich das Buch sehen lassen. Es ist sein Geld wert und für Hobby-Elektroniker empfehlenswert. (lg)

Prof. Dipl.-Ing. Christian Dirks, »Computergestützter Entwurf von Hochfrequenzschaltungen«, Franzis, ISBN 37723-8001-8, Preis: 48 Mark
Ing. Heinz Tiefenthaler, »Funk & Computer«, Verlag für Technik und Handwerk, ISBN 388180-301-7, Preis: 25 Mark

Intelligenz in Basic

Der Verfasser des Bandes »Künstliche Intelligenz in Basic« gab seinem Werk den Untertitel »Arbeitsbuch für Heimcomputer«, Dieser Untertitel ist gut gewählt. In der Tat enthält das Buch eine Menge Basic-Listings in Microsoft-Basic, anhand derer exemplarisch Grundprinzipien der Künstlichen Intelligenz erklärt werden. Und wer jetzt überlegen lächelt, im vollen Bewußtsein darüber, daß weder die, »EDV Laiensprache« Basic noch die Spielzeugmaschinen Marke Heimcomputer für dieses hehre Thema geeignet seien, täuscht sich. Natürlich behauptet auch der Autor nicht, daß seine Basic-Programme KI-Anwendungen sind. Aber er versteht es, alle Hauptgebiete der KI durch kleine Beispiele anzureißen - und zwar so, daß es Spaß macht und die prinzipiellen Lösungsansätze klar werden. Der Wert liegt darin, heute jenen Lesern mit ihren Heimcomputern das Rüstzeug zu vermitteln, die morgen in den Entwicklungslabors oder am Arbeitsplatz mit KIProgrammen umgehen. Auch Schreiben lernt man schließlich nicht mit der Schreibmaschine sondern mit dem Griffel.
Der Autor hat seine selbstgestellte Aufgabe, dieses schwierige Thema einfach zu erklären, voll gemeistert. Dabei
vermeidet er sogar im letzten, theoretischen Kapitel jene bedeutungsschwangeren Töne, die vielen Büchern zur
KI eher bibelartige Züge verleihen, als dem Charakter eines Sachbuchs gerecht zu werden. Mike James ist
erfrischend geradlinig und nüchtern im Stil. (lg)

Mike James, »Künstliche Intelligenz in Basic«, Moderne Verlagsgesellschaft, ISBN 3-478-09310-4, Preis: 29,80 Mark

Einführung in Forth

»Eine Einführung in das Programmieren mit Forth« wendet sich in erster Linie an den Einsteiger, der gerade die ersten Schritte in die Programmierung wagen will oder sich vorab über die Sprache informieren möchte. Das Buch beruht vollkommen auf dem 79er- (oder FIG-)Standard. Besitzer einer neueren Forth Version (83er-Standard) werden dadurch an vielen Stellen Probleme haben, denn auf die Unterschiede wird nirgends hingewiesen.
Nach einer kurzen Beschreibung der grundlegenden Merkmale von Forth folgt im zweiten Kapitel der Einstieg in das Arbeiten mit einem Forth-System. Es werden alle grundlegenden arithmetischen und stack-orientierten Funktionen beschrieben. Zügig geht es dann in den folgenden Kapiteln voran: Aufbau von Forth-Wörtern, Ein/Ausgabeoperationen, der Forth-Assembler und schließlich das Massenspeicher-Konzept von Forth. Zum besseren Verständnis des Textes sind eine Vielzahl von grafischen Darstellungen und Beispielen in den Text eingestreut, so daß'man eine deutliche Vorstellung davon bekommt, wie Forth denn nun funktioniert. Der Anhang mit der kompletten Kurz-Beschreibung des FIG-Forth-Standards rundet das Buch ab. Ein weiterer Anhang mit dem Titel »ProgrammBeispiel« verspricht allerdings mehr, als er hält: Hier sind auf knapp zweieinhalb Seiten nur einige weitere kleine Tips und Beispiele zu finden. Nach einigermaßen sinnvollen Programmen sucht man vergebens.
Insgesamt also ein Buch, das dem Einsteiger einen schnellen Überblick über Forth verschafft und wegen der vielen Beispiele gut zum Lernen der Sprache direkt am Computer geeignet ist.
(Volker Everts/hg)

Thomas Winzer, »Eine Einführung in das Programmieren mit Forth«, Mikro+Kleincomputer Informa Verlag, ISBN 390700704-2, Preis: 39,50 Mark

Prolog und fünfte Generation

Auf ein enormes Interesse stößt derzeit die Programmiersprache Prolog. Neben Borlands Turbo-Prolog sorgt auch Japans Technologie-Superprojekt der Fünften Computer-Generation für Prologs Popularität.
An entsprechender allgemeinverständlicher deutschsprachiger Literatur zu diesen Themen herrscht indessen immer noch Mangel. Um so erfreulicher, daß sich der Hanser-Verlag gleich mit zwei Titeln der interessierten Leser annimmt.
Für die » Praktiker« unter den Lesern ist besonders der Band »Prolog, Einführung in die Programmierpraxis« wichtig. Auf 315 Seiten gibt der Autor Peter. Schnupp eine recht umfassende Einführung in diese ungewöhnliche Sprache. Angenehm wirkt sich dabei aus, daß es sich nicht um eine Übersetzung aus dem Amerikanischen handelt. Der Sprachstil ist flüssiger und erleichtert das Erfassen des ohnehin komplizierten Themas. Schnupp bemühte sich darüber hinaus deutlich um einfache Formulierungen. Lediglich am Anfang geht er etwas zu schnell voran. Davon werden sich aber Leser, die an einem solchen Thema interessiert sind, nicht abhalten lassen.
Die von Schnupp gewählten Programmbeispiele sind ausreichend auf das grundsätzliche reduziert und formal als Lehrprogramme gut geeignet. Lediglich ihre Thematik erinnert noch sehr an Groß-EDV und trockene Büroanwendung. Der Stoff ist insgesamt handwerklich gut aufbereitet. Praxisgerecht sind vor allem die tadellos zusammengestellten Anhänge mit einer simulierten Datenbankschnittstelle in C (für die Anbindung von wissensbasierten Prolog-Programmen an Datenbanken), einer Übersicht der Standard-Prädikate (jeweils mit Syntax, Beschreibung und kurzem Programmbeispiel) und Operatoren. Dazu ein ausführliches Stichwortverzeichnis.
Nun zu den kleinen Einschränkungen: Die ganzen Beispiele sind auf IF-Prolog von Interface bezogen. Diesen teuren PrologInterpreter gibt es schon seit längerem für MS-DOS-Computer. Seine Syntax ist sehr nahe am Clocksin/Mellish-Standard angesiedelt, weicht aber erheblich von Turbo-Prolog ab. Hinzu kommt, daß der Autor einige der Beispiele unter Unix erläutert. Turbo-Prolog-Anwender stehen mit diesem Buch dennoch nicht im Regen, weil die Syntax bei Prolog einfacher ist und eine geringere Rolle spielt, als bei herkömmlichen Sprachen, wie Basic oder Pascal. Man kann dieses Buch also guten Gewissens allen Prolog-Interessierten empfehlen.
Wen die Geschichte der Computertechnologie interessiert, den begeistert G.L. Simons Buch »Die Fünfte Computer-Generation« dessen Titel etwas irreführend ist. Das Buch beschränkt sich nämlich keineswegs auf die Fünfte Computer-Generation sondern präsentiert eine vollständige Geschichte seit den Anfängen der Computertechnik, wenn auch Techniken der Künstlichen Intelligenz und deren Hauptsprachen Prolog und Lisp besondere Schwerpunkte darstellen.
Ein Geschichtsbuch, aber kein »Geschichten"-Buch erwartet den Leser. Simons sammelte eine Fülle an Fakten - Namen, Daten, Zahlen- und bietet damit fast ein Lexikon, eine Fundgrube für Leute zum Beispiel, die ein Referat, eine Rede oder ein Kreuzworträtsel über Computer planen.
Neben nackten Daten werden neueste Technologien kurz erklärt, Entwicklungen skizziert und weniger populäre Forschungsbereiche angerissen. Ein komprimiertes Kompendium also, das einen umfassenden Überblick darstellt, ohne den Ballast ausschmückender Texte. Und obwohl das englische Ori2 ginal bereits 1983 erschienen ist, vermißt man auch hochaktuelle Entwicklungen nicht. Zu den letzten drei Jahren fehlen lediglich konkrete Daten. Gerade dieses Buch aber wäre sogar eine ständige Aktualisierung wert und könnte dann zum echten Standardwerk wachsen. (lg)

Peter Schnupp, »Prolog, Einführung in die Programmierpraxis., Carl Hanser Verlag, ISBN 3-446-14582-6, Preis: 48 Mark
G. L. Simons, »Die Fünfte Computer-Generation«, Carl Hanser Verlag, ISBN 3-44614426-9, Preis: 32 Mark

Daten sichern: mehr als Backups

Datensicherung war in der Groß- EDV immer ein wichtiger Bestandteil. Bei Heim- und Personal Computer aber gab es lange Zeit kaum Sichernswertes; man traute ihnen nichts zu und vertraute ihnen daher auch nichts Wichtiges an. Heute ist das anders. PCs stehen in Büros, Heimcomputer dienen manchen Selbständigen als PCErsatz und selbst Taschencomputer Werden nicht selten zu wichtigen Datenspeichern umfunktioniert. Datensicherung tut also zunehmend auch bei den » Kleinen« not. Nur bedienen diese Geräte keine EDV-Fachleute, sondern Laien oder engagierte Amateure. Ihnen will der Autor Edgar Pohle Methoden. für die Datensicherung zur Hand geben. Dabei geht es ihm weniger um die Theorie als vielmehr um die Praxis. Das Buch wendet sich ja auch nicht nur an Computerfachleute. Selbst absolute Laien, die den Computer lediglich als Mittel zum Zweck einsetzen, kommen voll auf ihre Kosten. Mehr noch: sie erhalten in konzentrierter Form eine ganze Reihe von Tips für den Umgang mit dem Gerät, die nur indirekt mit dem eigentlichen Thema zu tun haben, darunter auch Tips zur Auswahl. So gesehen liegt der ideale Zeitpunkt, das Buch zu lesen, bereits vor dem Kauf. Der Inhalt des Buchs ist auffallend sorgfältig ausgearbeitet, die Sprache trotz der hohen Fachlichkeit des Themas leicht verständlich. Ein Anhang mit Begriffslexikon, Literaturverzeichnis und zwei Basic-Listings zur Prüfung einer Datenzugriffsberechtigung vervollständigen den Band. Auch in den einzelnen Kapiteln sind immer wieder Hinweise auf weiterführende Veröffentlichungen, Bezugsquellen und Servicefirmen eingestreut. Ein Buch für die Praxis also, das eigentlich allen Computeranwendern nur nützen kann. (lg)

Edgar Pohle, »Praktikable Datensicherung bei Kleincomputern«, Datakontext Verlag, ISBN 3-921899-77-X, Preis: 38 Mark



Aus: Happy Computer 10 / 1986, Seite 91

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