Die goldene Nase...

...hätten viele gern. Mit seinem Computer aber kann jeder bare Münze verdienen. Notwendig sind eigene Initiative und Ideen. Chancen, mit seinem Computer Geld zu verdienen, bieten sich auch dem Anwender, der sich mit einem Computer relativ wenig auskennt. Computerbenutzer, die mit Computern arbeiten (und das ist noch immer die Voraussetzung zum Geldverdienen) lassen sich ganz grob in zwei Gruppen einteilen: Zum einen in die Freaks, die Ihren Atari, Commodore oder IBM-PC etc. in-und auswendig kennen. Für diese Gruppe bietet sich die Chance, ihr spezielles Wissen zu vermarkten. Zu der zweiten Gruppe gehören all diejenigen, die den Computer lediglich als Werkzeug benutzen, also ihre Arbeit auf vorgefertigter Software aufbauen. Natürlich lassen sich beide Gruppen nicht immer klar voneinander trennen. Für beide Gruppen sind die Chancen Geld zu verdienen fast ebenso vielfältig, wie die Anwendungen, die ein Computer bietet.

Vor dem Start in den großen »Goldregen« sollte man sich zunächst der Hürden bewußt sein, die Vater Staat in den Weg gelegt hat, um sich seinen Anteil am finanziellen Kuchen zu sichern: Jeden Zusatzverdienst müssen Sie unbedingt beim Finanzamt melden. Darüber hinaus muß in bestimmten Fällen bei der Ausübung einer selbständigen Tätigkeit ein Gewerbeschein bei der zuständigen Behörde (Gewerbeamt, Rathaus) beantragt werden. Genaue Auskünfte hierzu erteilt das Finanzamt. Doch keine Angst vor Behördengängen: Einen Gewerbeschein bekommen Sie hierzulande unbürokratisch für 10 bis 50 Mark.

Wer in der Mikrocomputer-Branche Verdienstchancen sucht, der sollte nicht nur Produkte kennen. Er muß auch einiges über die Menschen wissen, denn die sitzen schließlich hinter den Computern. Es ist wichtig, genau seine Zielgruppe und deren Interessen zu kennen. Viele Menschen sind beispielsweise lediglich daran interessiert, welchen Nutzen sie aus Computern ziehen können. Die Funktionsweise eines Computers ist für sie zweitran-gig. Wenn sich diese Leute einen Computer kaufen, brauchen Sie jemanden, der Ihnen eine Einführung in die Benutzung geben und meistens auch noch programmieren kann. In dieser Gruppe vertreten sind zum Beispiel Ärzte, Rechtsanwälte, Makleragenturen und viele andere kleine selbständige Unternehmer. Dieser Markt ist groß. Füi freiberufliche Programmierer bietet sich einerseits die Beratung an außerdem wünschen sich viele dei Anwender eine auf sie zugeschnittene Software. Wer Kontakt zu der angesprochenen Berufsgrupper sucht, findet diesen am besten übe] die Berufsverbände.

Ferner lohnt es sich immer der Markt genau zu beobachten, will man erfolgreich sein. So bietet das Erscheinen neuer Mikrocomputer ständig neue Verdienstchancen. Wer frühzeitig Trends erkennt, welcher Computer sich auf breiter Front durchsetzen wird, kann mit Programmen, die bei der Markteinführung noch Mangelware sind, viel verdienen.

Wissen ist wertvoll

Die Erfolgsaussichten werden stark von einem soliden Grundwissen bestimmt. Bücher sind die beste Quelle für Hintergrund wissen, dagegen bereiten Zeitschriften brandheiße Neuheiten auf und tragen zur Beobachtung des Marktes wesentlich bei, indem sie über neue Produkte, Dienstleistungen und Unternehmen berichten. Artikel bergen ebenso wie Anzeigen wertvolle Informationen für denjenigen, der am Markt verdienen will.

Im Bereich der Zeitschriften und Bücher finden sich andererseits vornehmlich für den Freak hervorragende Gelegenheiten mit Schreiben Geld zu verdienen. Allerdings: Neben technischem Wissen ist dazu ein guter Schreibstil und ausgeprägtes Sprachgefühl nötig. Auch der technisch weniger versierte Anwender kann sich hier betätigen: Für ihn bieten sich allgemeingehaltene, nichttechnische Artikel an. Typische Themen sind hier »Mein Leben mit dem Computer« oder »Mein Computer — Mädchen für alles« etc. Lesen Sie einmal derartige Artikel. Eventuell werden Sie feststellen, daß die Autoren weniger von Computern verstehen als Sie. Warum sollten also nicht auch Sie mit solchen Artikeln Geld verdienen? Grundsätzlich ist jede Redaktion dankbar für Themenvorschläge und fertig geschriebene Artikel aus dem Kreise der Leser.

Eine weit größere Auswahl an Themen bietet sich dem echten Freak, dem Computer-Enthusiasten also. In Computerfachzeitschriften findet sich eine Fülle von Themen, die großteils von Gastautoren für die Redaktionen verfaßt werden. Hierzuzählen Erfahrungsberichte ebenso wie Soft- und Hardwaretests, selbstgeschriebene Programme und vieles mehr. Um sich als Gastautor zu verdingen, genügt oft schon ein Telefonat oder ein kurzes Gespräch mit einem Redakteur.

Wenn Sie über ein großes Fachwissen verfügen, oder an einem Thema ausgiebig gearbeitet haben, bietet es sich ebenfalls an, ein Buch zu schreiben. Ob ein Verlag ein Buch in sein Programm aufnimmt, hangt natürlich davon ab, ob das Buch gute Verkaufschancen hat und ob es bis zu einem gewissen Grad einzigartig ist. Themen, die zwar anspruchsvoll sind, aber voraussichtlich nur wenige Interessenten als Leser finden werden, sind für einen Verlag; uninteressant.

Darüber hinaus bieten sich noch einige weitere lukrative Tätigkeiten, bei denen man sein »schriftstellerisches Geschick« unter Beweis stellen kann. Hierzu zählt das Schreiben von Gebrauchsanweisungen oder das Verfassen von Berichten für Experten. Einige Verlage bezahlen auch das Korrekturlesen von Buchmanuskripten. Derartige Aufträge erfragt man am besten direkt bei den jeweiligen Unternehmen.

Computershops, Softwarehäuser und Fachzeitschriften suchen gleichermaßen händeringend nach freiberuflichen Programmierern. Und der Bedarf steigt mit dem anhaltenden Computer-Boom ständig. Vorausgesetzt, man besitzt einige Kenntisse in Assembler und den wichtigsten Programmiersprachen, gibt es kaum einen einfacheren Weg in den Nebenjob. Programmierer erhalten ein Pauschalhonorar oder eine Stundenvergütung.

Häufige Anwendungen in diesem Bereich ist die Erstellung von Lohnlisten, Buchhaltung und die Verwaltung des Warenbestandes. Oft geht es bei den Aufträgen gar nicht darum, neue Software zu schreiben, sondern einfach nur darum, vorhandene Programme auf die anwenderspezifischen Bedürfnisse zuzuschneiden. Sprechen Sie doch einfach mit den Computershops Ihrer Umgebung, oder geben Sie eine Kleinanzeige in einer Fachzeitschrift auf, in der Sie Ihre Dienste anbieten. Wahrscheinlich werden Sie über die Resonanz erstaunt sein.

Wenn Sie mit einem selbstgeschriebenen Programm an einen Softwareverlag herantreten, so muß Ihr Produkt natürlich bereits professionelle Merkmale vorweisen. Denken Sie in diesem Fall daran, daß Ihr Programm mit den Produkten anderer Programmierer verglichen wird. Außerdem haben die Programme größere Aussichten, je weiter der Computer verbreitet ist, für den sie geschrieben wurden. Die meisten Verlage vertreiben die Programme auf Provisionsbasis, wobei die Provisionen von Verlag zu Verlag erheblich schwanken können. Dabei sind Beteiligungsprozente für sich gesehen wenig aussagekräftig. Unter Umständen ist ein einmaliger Betrag günstiger. Schätzen Sie zusammen mit den Verlagsexperten die verkaufbare Stückzahl realistisch ab und machen Sie eine Gesamtrechnung auf. Was zählt, ist der erzielbare Endbetrag. Und denken Sie daran: Der Programmschlager, der seinen Schöpfer über Nacht zum Millionär macht, ist ebenso ein Märchen, wie das vom Froschkönig!

Programmieren als Freiberufler

Ein ganz anderes Kapitel ist der Verkauf von Dienstleistungen. Lassen Sie sich Ihre Kenntnisse im Umgang mit Computern und der Software bezahlen! Volkshochschulen und andere Bildungseinrichtungen suchen beispielsweise ständig Lehrkräfte für dieses Gebiet und halten dem Ansturm auf die angebotenen Informatikkurse für Anfänger kaum stand. Ferner bieten kleine und mittlere Unternehmen viele Gelegenheiten bei denen Fachwissen gefragt ist, so beispielsweise beim Einkauf der Geräte und der Software.

Jeder hat irgendwann in seinem Leben etwas zu verkaufen oder ist auf der Suche nach einem sehr speziellen Gegenstand. Vermittlungsgeschäfte sind die Lösung dieses Problems. Hier sind nun wirklich alle angesprochen, denn bei dieser Art Geschäft werden in der Regel käufliche Programme (Datenbanken) verwendet. In diesen Bereich fällt die Vermittlung gebrauchter Autos oder Möbelstücke, Briefmarken etc. ebenso wie die Heiratsvermittlung per Computer. Bei dieser Art von Tätigkeit ist allerdings immer ein Gewerbeschein nötig. Auch gibt es für manche Vermittlungsgeschäfte Einschränkungen.

Dienstleistungen erstrecken sich ebenso in den Bereich des Verkaufs eigener Hardware-Entwicklungen und Erfindungen. Die Vergangenheit hat oft gezeigt, daß findigen Bastlern mit einer kleinen sinnvollen Erweiterung, großer finanzieller Erfolg beschert war.

Die Betätigungsfelder sind ungeheuer vielfältig und ließen sich noch lange fortsetzen. Um alle Ideen und Anregungen erschöpfend zu behandeln, müßten wir dem Kapitel »Geldverdienen mit dem Computer« eine ganze Ausgabe widmen. Es existiert jedoch bereits ein umfangreiches Literaturangebot zum Thema. Eine Auswahl stellen wir im folgenden Beitrag vor.


Matthias Rosin
Aus: Happy Computer 09 / 1986, Seite

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