Was niemand erwartete, ist eingetreten: Der CP/M-Computer Joyce entwickelte sich zum Verkaufshit bei Schneider. Folge: Die vierte Amstrad Consumer Show in London stand ganz im Zeichen des Joyce. Für Fans der Schneider CPC-Serie gab es einige sehr interessante Hardware-Neuheiten.
Seit knapp einem Jahr gibt es von Schneider (in England von Amstrad) einen Computer, der die traditionellen Grenzen zwischen Heim- und Personal Computer verschwimmen läßt. Eigentlich sollte der Joyce als Schreibsystem seine Käufer finden. Doch hat man sich erst mit dem Gerät vertraut gemacht, dann stellt man fest, daß der Joyce in jeder Hinsicht ein »richtiger« Computer ist.
Mit einem 5-1/4-Zoll-Laufwerk versteht der Joyce den IBM-PC
Das haben inzwischen auch viele Hard- und Software-Entwickler in England erkannt und sich auf diese neue Linie »eingeschossen«. Bekannte Peripherie-Geräte aus der CPC-Serie wurden für den Joyce adaptiert und kommen mit neuer Software in den Verkauf. »The Electric Studio« hat nach diesem Muster seinen Lightpen umgebaut. Er wird direkt an den Erweiterungs-Bus angeschlossen, braucht also kein spezielles Interface. Die Software kennt verschiedene Pinselbreiten, Kreise, Ellipsen, Vielecke und viele weitere Figuren. Alle Linien können durchgehend oder gestrichelt gezeichnet werden. Kopier- und Löschfunktionen runden das Zeichenpaket für 79,95 Pfund ab. In Deutschland soll der »Light Pen & Graphics Package« über Rushware vertrieben werden.
Ein weiteres Beispiel für diese »Umsetzpolitik« ist das Zeichentablett von Grafsales. Für knapp 150 Pfund bekommt man eine DIN A4-große Tafel mit CAD-Software. Routinen zum Zeichnen von Linien, Kreisen und Kreisbögen, Funktionen wie Rotation, Zoomen und natürlich auch Löschen sind in das Programm eingebaut. Die Hardcopy-Routine ist auf den Drucker des Joyce ausgelegt. Der erste Eindruck auf der Amstrad Consumer Show war überzeugend, Da das erste Zeichentablett für die Schneider CPC den Erwartungen bei einem ausführlichen Test in der Redaktion nicht gerecht werden konnte, muß man auch bei diesem Produkt einen ausführlichen Test abwarten. Der Vertrieb in Deutschland ist noch nicht geklärt, vielleicht übernimmt Vortex diese Aufgabe.
Fast ein CAD-System — der Joyce mit Zeichenbrett
Auch bei Amor war Vortex als deutscher Vertriebspartner im Gespräch. Amor ist bekannt für exzellente Software (beispielsweise Maxam und Protext) auf ROM für die Schneider CPCs. Für Locoscript, das Textverarbeitungsprogramm des Joyce, gibt es jetzt eine Routine, die einen Text auf Rechtschreibfehler untersucht, einen sogenannten Spell-Checker.
In der jetzigen englischen Version ist der Nutzen für deutsche Texte allerdings sehr begrenzt.
Die interessantesten Neuheiten für die »kleinen« Schneider-Computer fand man im Kellerraum der Show. Mirage und Romantic zeigten jeweils ein Interface, das es erlaubt, Kassetten- oder Disketten-Software zu übertragen. Knapp 50 Pfund muß man investieren, um endlich jeglicher Sorge, betreffend Sicherheitskopien oder langer Ladezeiten von Kassetten, ledig zu sein.
Beide Module sind mit einem 8 KByte großen RAM-Baustein ausgestattet, dessen Inhalt beim Zurücksetzen des Computers erhalten bleibt. Beide sind sehr einfach zu bedienen, da die Zusatzfunktionen mit Hilfe eines Schalters aufgerufen werden. Menüsteuerung. Abfangen aller Fehlermeldungen, verschiedene Geschwindigkeiten beim Laden und Speichern der Software und ein durchgeführter Erweiterungsbus sind die weiteren Merkmale, die beide Module gemeinsam haben.
Das Multiface von Romantic Robot erlaubt das Analysieren und Ändern von Programmen. Der Bildschirm kann unabhängig vom zugehörigen Programm gespeichert werden. The Mirage Imager von Mirage bietet als Spezialität die Behandlung aller Erweiterungs-ROMs. Es kann beim CPC 464 ohne Diskettenstation benutzt werden.
Während bei Romantic Robot der deutsche Vertrieb (TS Datensysteme) schon geklärt ist, konnte man bei Mirage noch keinen Partner präsentieren. Welches Interface das bessere ist, wird ein Test in einer der nächsten Ausgaben von Happy-Computer belegen.
Eine ROM-Modul-Box mit eingebauten EPROM-Programmiergerät hat Timatic Systems entwickelt. Die Software wird mit RSX-Befehlen gesteuert und erlaubt auch, Basic-Programme fest im ROM zu speichern. Maschinencode-Kenntnisse sind also nicht erforderlich. EPROMs für 8 oder 16 KByte können mit XROM (so der Name der Erweiterung) beschrieben werden. Und zwar 16 KByte in 5 Minuten. Vier Steckplätze stehen für die Erweiterungen zur Verfügung. Preis und deutscher Anbieter waren noch nicht zu erfahren.
Anders war dies auf der Rückseite des Stands von Timatic. Hier gab es ein 5 1/4-Zoll-Zweitlaufwerk für den Joyce. 209 Pfund kostet es einschließlich Software die MS-DOS/PC-DOS-Dateien ins Joyce-Format — und umgekehrt — überträgt. Für den CPC 6128 ist das gleiche Paket für 249 Pfund zu haben.
3-Zoll-Zweitlaufwerke, nicht tiefer als das eingebaute Laufwerk im 664 und 6128, gibt es für 79.99 Pfund bei Magnetic Memory Systems. Neben der Version für den 464,664 und 6128 soll ab Juli die Version für den Joyce erhältlich sein.Transporttaschen bei Vidix (19 Pfund) und Monitor-Ständer bei TMEC (11 bis 22 Pfund je nach Ausführung) rundeten die Neuheitenshow für den Joyce ab,
Lightpen — endlich auch für Joyce
Das Midi-Interface für knapp 130 Pfund von EMR gibt es bis jetzt nur für die Computer der CPC-Serie (die Joyce-Version soll aber auch bald fertig sein). »Miditrack- verspricht mit allen Midi-Instrumenten zusammenzuarbeiten. Die Software wird mit dem Joystick gesteuert und ist, wie verschiedene Musik-Freaks auf der Messe versicherten, »brauchbar-. Sicherlich reichen dem absoluten Profi 8 Stimmen polyphon, 16 Midi-Kanäle gleichzeitig oder die Fähigkeit, bis zu 64 Sequenzen miteinander zu verknüpfen und verschiedene Spuren zusammenzukopieren nicht aus. Die Synchronisations-Signale von Roland und Korg können zum Steuern des Computers benutzt werden. Für musikinteressierte Schneider-Besitzer ist zumindest das Datenblatt dieses Gerätsein absolutes »Muß«.
»Warten auf Godot«, so könnte man die Situation an den Ständen der Software-Hersteller bezeichnen. Einen ersten Schritt in das professionelle Lager haben Schneider und Amstrad mit dem Joyce gemacht. Das hat dazu geführt, daß Software-Häuser, die sich eigentlich auf sogenannte professionelle Programme festgelegt hatten, sich auf einmal mitten im Heimcomputermarkt wiederfanden. Der IBM-Kompatible, der schon lange in der Gerüchteküche gehandelt wird, rief dann auch Entwickler solcher Software auf die Messe. Mehr recht als schlecht wurde die Situation »Fehl am Platz zu sein« (denn Amstrad zeigte keinen neuen Computer) mit Übertragungsprogrammen zwischen Joyce und der MS-DOS-Welt »vertuscht«.
Tasman hat »Tasword«, eine der meist verkauftesten Textverarbeitungen, für den Joyce umgeschrieben. »Tasword 8000« hat alle Eigenschaften, die von den anderen Versionen für den CPC und den Spectrum her bekannt sind. Für englische Texte ist eine Fehlerkontrolle auf der Diskette vorhanden. Mit 24.95 Pfund ist das Paket seinen Preis wert, wenn man nicht in Locoscript einsteigen will.
Einer der IBM-Umsteiger ist Iansyst. Programme, die den Einstieg in dBase, Pascal (speziell Turbo-Pascal), C und viele andere Programme erleichtern sollen, werden jetzt für den CPC 6128 und den Joyce in einer CP/M Plus-Version vertrieben. Wer Englisch kann, für den sind die Lernprogramme ab 50 Pfund eine wirksame Einstiegshilfe in ein neues Softwaregebiet. Vielleicht findet sich ein Vertrieb in Deutschland, der die Programme übersetzt und auf Deutsch anbietet. Spezielle Lernsoftware für den Amstrad-Einsteiger zum Experimentieren mit seinem neuen Computer gibt es für etwas über 20 Pfund.
Wandern mit Joyce
Joyce und Spiele sind bei Level 9 (in Deutschland bei Rush-ware im Vertrieb) kein Fremdwort mehr. Die erste Diskette mit drei Spielen kommt noch im Sommer für 19,95 Pfund in die englischen Geschäfte. Der Joyce liegt also doch im Spiele- und Heimcomputertrend. Aber auch die CPCs werden zur Zeit mit neuer Software ausgestattet. Interessante Routinen gibt es von Pride Utilities. »Super Sprite« (7,95 Pfund auf Kassette) hält das, was der Titel verspricht — hervorragende Sprites auf dem Schneider. »8 Bit Printer Port« (17.95 Pfund) ist ein Hardwarezusatz für den Druckeranschluß am Schneider. Ohne weiteren Umbau wird das achte Bit für den Drucker bereitgestellt. Das bekannte Programm »Oddjob« gibt es jetzt auch auf ROM.
Die restlichen Software-Angebote der Londoner Messe sind für den deutschen Markt nicht so interessant, da sie entweder der englischen Gesetzgebung angepaßt sind (beispielsweise Kassenbuch und Finanzbuchhaltungen), sprachabhängig sind (Rechtschreibkorrektur mit Hilfe des Computers) oder technische Probleme bieten (FTZ-Nummer beispielsweise bei Modem-Betrieb). Die Spielefront war auf der 4. Amstrad Consumer Show ruhig. Was neu war, kennen Sie schon aus dem Spieleteil der Happy-Computer. (hg)
Die deutsche Regierung stoppte die Inflation. Schneider geht noch einen Schritt weiter: Die Preise purzeln. Absofort ist der CPC 6128 mit monochromem Monitor zum Komplettpreis von sage und schreibe 999 Mark zu haben. Allerdings wird der Sprung zur Farbversion damit größer, denn mit Colormonitor beträgt der Preis jetzt 1699 Mark. Die Differenz liegt nun also bei 700 Mark -was darauf schließen läßt, daß der farbige Bildschirm teurer geworden ist.
Im Preis gesenkt sind auch die 3-Zoll-Diskettenlaufwerke. Das DDI-1 (mit Controller für CPC 464) kostet in Zukunft das gleiche wie das Zweitlaufwerk FD-1, nämlich 498 Mark.
Amor, The Studio, Ledbury Place. Croydon, CRO 1ET, England
EMR, 14 Mount Close, Wickford. Essex SS11 8HG, England
Giafsales, Unit 8 Derby Works, Carey Place, Watford, Herta, England Iansyst. 41 North Road, London N79DP, England
Level 9, 7 Kings Road, Reading, Berks RG1 3AR, England
Magnetic Memory Systems, 308 Slade Lane, Levenshulme, Manchester, M19 2BY, England
Mirage Microcomputers, 24 Bank Street, Bramtree, Essex CM7 7UL, England
Pride Utilities, Unit 14 Whitehill House. 6 Union Street. Luton, Beds. England
Romantic Robot, 77 Dyne Road. London NW6 7DR, England
Rushware, An der Gumpgesbrücke 24, 4044 Kaarst 2
Tasman, Springfield House, Hyde Terrae, Leeds LS2 9LN, England
The Electric Studio, PO Box 96, Luton, Beds LU3 2JP England
Timatic Systems, Fareham Market, Fareham, Hampshire, England
TMEC Trading, 68 New Road Clifton. Bedfordshire, England
TS Dalensysteme Stephan Triebner, ???. 8500 Nürnberg ??
Vidix Case, Tech West Centre, 10 Warple Way, London W3 ORQ England
Vortex, Falterstr. 51-53, 7101 Flein
(ja)