»Comstell« ist ein Programm, das Fahrstraßen auf der Modellbahnanlage komfortabel verwaltet. Modelleisenbahn und Computer gehen eine sinnvolle Verbindung ein.
Märklin Digital HO heißt das Zauberwort, das seit eineinhalb Jahren die Modellbahnwelt fasziniert. Seit Herbst letzten Jahres können auch die Computer-Fans mit diesem Begriff etwas anfangen. Damals stellte Märklin das Interface für den Anschluß eines Computers vor (Test in Ausgabe 11/85). Bis es die erste Software für diese Steuerung zu kaufen gab, verging allerdings fast ein Jahr. Der Grund ist einfach. Jede Anlage ist anders aufgebaut. Somit muß jedes Programm zur Steuerung der Signale, Weichen — und damit auch der Züge — individuell geschrieben werden. Damit scheiden fertige Komplettlösungen natürlich aus.
Das einzige, was man dem computerbegeisterten Modellbahner in die Hand zu geben vermag, ist ein Konstruktionsprogramm, mit dem er seine Anlage nach eigenen Fahrwünschen steuern kann. Der Modellbahninteressierte fortgeschrittene Computer-Freak braucht so etwas natürlich nicht, denn er schreibt sich die notwendige Software selbst.
»Construction-Set«, wie diese Software im »Computer-Deutsch« genannt wird, heißt also das Stichwort für den Eisenbahner, der mit seinem Computer die Züge automatisch durch die Lande fahren lassen will. Für den Commodore 64 ist jetzt das erste Programm-Modul auf den Markt gekommen, das es erlaubt, eine Eisenbahn automatisiert zu überwachen. Weitere sollen folgen.
Mit »Comstell« kann der C 64 alle Funktionen übernehmen, die beim Digital HO-System vom Keybord (Digital-Stellpult) und dem Control 80 (Fahrgerät) ausgeführt werden. Wer also seine Eisenbahnanlage nur noch per Computer steuern will, der kann sich diese beiden Einheiten (und damit natürlich auch Geld) sparen. »Comstell« erlaubt dabei die gleichen Funktionen, wie die originalen Fahrelemente.
Die eigentliche Neuerung ist aber die Eingabe von bis zu 100 Fahrstraßen. Dabei werden bestimmten definierten Punkten auf der Anlage Namen aus ein oder zwei Buchstaben beziehungsweise Ziffern zugeteilt. Zum Festlegen des Weges gibt man nun die zu stellenden Weichen und Signale ein. Nach dem Aufruf der Fahrstraße werden die ausgewählten Weichen und Signale der Reihe nach angesprochen.
Bis zu 25 Magnetartikel (das können Weichen, Signale, Bahnübergänge, Drehscheiben und so weiter sein) können gemeinsam in einer Fahrstraße zusammengefaßt werden, das reicht auch für größte Modellbahnanlagen. In einem Punkt allerdings unterscheidet sich das Programm von einer echten Fahrstraßenregelung, wie sie bei der Bundesbahn zu finden ist. Es ist keine Verriegelung eingebaut. Das bedeutet, daß eine einmal gelegte Straße nicht gesichert ist, sondern durch die Eingabe einer anderen zerstört werden kann.
Der Stellvorgang wird durch zirka 0,2 Sekunden lange Impulse ausgelöst. Somit dauert es einige Zeit, bis die Straße richtig liegt. Also Vorsicht: Die Lokomotive darf nicht zu früh losfahren.
Alle einmal angelegten Straßen können je nach Programmversion auf Diskette oder Kassette gespeichert werden. Damit ist der etwas mühevolle Eingabevorgang nur einmal notwendig.
Die Prüffunktion und der Nothalt vervollkommnen das Programm. Dabei wird an jede Lokomotive die Fahrstufe 0 gesendet und nicht die Funktion Stop der digitalen Zugsteuerung benutzt.
Mit einem Preis von 148 Mark für die Kassettenversion (die Diskette kostet 10 Mark mehr) bekommt man den ersten Baustein einer Programmserie, die den Spaß an der Modellbahn stark vergrößert. Zwar gibt es inzwischen auch das Modul »Memory« von Märklin zur Fahrstraßenschaltung. Aber bei diesem Element — das übrigens nicht preiswerter ist — kann man nur 24 Straßen gleichzeitig festlegen. Und ein späterer Ausbau auf eine vollautomatische Computer-Steuerung ist auch nicht möglich. Bei dem Programm »Comstell« sind weitere Module geplant. Auch an andere Computer soll das Programm angepaßt werden. Dann wird das Spiel mit der Eisenbahn noch komfortabler, (hg)